Die Orks
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Interviewmit StanNicholls
Der Anführer der Orks, HauptmannStryke, hat die Mission, ein magisches Instrument zu beschaffen, und muss sichdabei mit allerhand Kobolden und menschlichen Wesen auseinandersetzen. Dabei scheintder Alltag der Krieger vor allem aus Gemetzeln und Essen zu bestehen?!
Ich habe jagerade deshalb über die Orks geschrieben, weil ich ausdrücken wollte, dass siemehr tun, als nur zu kämpfen und zu essen. Mir schien es, als seien sie in derFantasy-Literatur immer als eindimensionale Figuren dargestellt worden - wiePappfiguren, die einzig und allein Schwertfutter" sind. Aber wie jede andereSpezies auch haben sie vermutlich eine eigene Kultur; sie haben eineGeschichte, Glauben, Hoffnungen, Ängste, Ambitionen, Träume Ich machte es mirzur Aufgabe, diese Leerstellen auszufüllen und den Orks zu einer Zivilisation -ein besseres Wort fällt mir nicht ein - zu verhelfen. Ausserdem dachte ich, eswäre eine gute Idee, ihnen Gefühle zu verleihen, die über Boshaftigkeit undHass, die üblichen Zuschreibungen also, hinausgehen. Mein Ziel war es, ihrenCharakter abzurunden". Und ich wollte sie auf alle Fälle sympathischer machen.
Sie treten also an, um die Orks zurehabilitieren, nachdem sie im Herr der Ringe" ja zum Inbegriff des Bösengeworden waren. Woher kommt diese Affinität zu den Vielfrassen?
Es sind dieGewinner, die Geschichte machen. Als ich meine Romane konzipierte, war einGedanke, dass die Orks so geschmäht wurden, weil sie auf der Verliererseite sind.Sie bekamen schlechte Presse", wie Sie vielleicht sagen würden. Also wollteich die Welt aus ihrer Perspektive betrachten und sie stärken, indem ich zurAbwechslung die Menschen als Bösewichter darstellte. Dass ich die Orkssympathischer darstellen will, hat wohl mit meiner Begeisterung für Aussenseiterzu tun. Die meisten Schriftsteller sind bis zu einem bestimmten GradAussenseiter, wenn nicht sogar ausgesprochene Soziopathen. Das ist eines derDinge, die ich mit meinen Büchern zum Ausdruck bringen will: Es ist in Ordnung,anders zu sein! In einer Zeit, in der viele Politiker und die Medienmeute unsdazu auffordern, misstrauisch und sogar ablehnend zu Leuten aus anderen Ländernoder fremden Kulturen zu sein, ist es meiner Ansicht nach wichtig, Unterschiedezu verteidigen. Es wird eine Menge Druck - wirtschaftlicher und anderer Natur -auf jeden von uns ausgeübt, sich konform zu verhalten; du weisst, du musst einenbestimmten Markenartikel tragen, eine bestimmte Musikrichtung hören, eine akzeptable" Figur haben usw. Wir werden in Schafe verwandelt. Ich glaube, dassmeine Aussage, dass es in Ordnung ist, anders zu sein und seinen eigenen Kopfzu haben, einer der Gründe ist, warum meine Bücher so viele junge Lesergefunden hat.
Wie würden Sie den Charakter eines Orksbeschreiben?
Mmh, ich glaube,Ärger möchte man nicht haben mit einem Ork! Andererseits wäre man froh, imKampf einen Ork an seiner Seite zu wissen. Meine Orks sind nicht einfachhirnlose Tötungsmaschinen. Sie sind auf jeden Fall harte und grausame Kämpfer.Aber sie haben auch eine gewisse Vornehmheit. Sie wurden geboren um zu kämpfen,aber das macht sie nicht schlecht oder boshaft. Eine Frau zum Beispiel brauchtsich vor meinen Orks nicht zu fürchten. Es sei denn, sie erhebt das Schwert.Dann wird man auf jeden Fall ohne Gnade niedergemacht. Die Orks mögen einekriegerische Spezies sein, aber sie haben Ehre.
Wie entstehen Ihre Geschichten? Steht die Handlung einesBuches, gar einer Trilogie, schon von Anfang an fest, oder entwickelt sie sichbeim Schreiben? Was inspiriert Sie?
In vielen Details plane ich die Storys durch. Aber ich habegelernt, dass es ein Fehler ist, zu genau zu planen. Man muss vom Plot lernen,die Geschichten sollten sich organisch" weiterentwickeln. Und es sollten Ideeneinfliessen können, die einem beim Schreiben kommen.
Die ursprüngliche Konzeption und das Endergebnis sind alsoalles andere als identisch. Das muss man zulassen. Ich denke, dass ein Buch"leblos wirkt, das sich zu stark an einem Leitfaden orientiert. Inspirationbeziehe ich aus dem Willen, dass das nächste Buch immer das beste sein möge.
Sie haben Ihre Liebe zur SF- und Fantasy-Literatur schonfrüh entdeckt und sich diesen Genres sehr intensiv gewidmet. Was fasziniert Sieso sehr daran?
Sciencefiction und Fantasy sind unglaublich flexibleGenres. Innerhalb ihrer weit gesteckten Grenzen ist dem Autor eine Mengeerlaubt. Die einzigen Grenzen sind die eigene Vorstellungskraft und natürlichdeine Möglichkeiten, dem Leser deine Ideen zugänglich zu machen. Ich mag es,wie du in fantastischer Literatur versinken kannst.
War Ihre Zukunft als Fantasy-Autor eigentlichschon vorgezeichnet? Sie waren seit Ihrer Kindheit Fantasy-begeistert und habendanach als Buchhändler und Forschungsassistent in diesem Bereich gearbeitet.
Ich wollte immerSchriftsteller werden. Und tatsächlich habe ich bereits mit neun Jahren meinenersten Versuch unternommen, einen Roman zu schreiben. Es war eineScience-Fiction-Geschichte, in der es eine Gruppe Kinder mit UFOs zu tun bekam.Ich schrieb diesen so genannten Roman in ein Notizbuch, wie es Reporterbenutzen. Es hatte linierte Seiten, die ich mit roten Buntstiften füllte. Mirwar bekannt, dass Bücher gewöhnlich über etwas verfügten, dass man Kapitelnennt. Aber ich hatte keine Ahnung, wie lang die sein müssten. Also begann ichauf jeder Seite ein neues Kapitel. Natürlich war das alles kompletter Müll! Wasich aber damit sagen will, ist, dass ich schon immer den Drang hatte, Geschichtenzu erzählen und zu schreiben. Darüber hinaus war ich immer sehr fasziniert vonfantastischen und wundersamen Dingen. Allerdings würde ich nicht sagen, es wärenur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich ein professioneller Schriftsteller war- es ist einfach so schwer, eine Karriere als Autor zu machen. Ich beschäftigemich seit mehr als 20 Jahren ausschliesslich mit dem Schreiben. Und so lange hates auch gedauert, mich zu etablieren.
In einem Interview haben Sie einmal gesagt, Sie würdendie Geschichten schreiben, die Sie selbst gern lesen möchten. Sie sind damitsehr erfolgreich. Gibt es ein Projekt ausserhalb der Fantasy-Literatur, welchesSie auch noch gern verwirklichen würden?
Mir geht es eigentlich nur ums Schreiben. Ich brenne nichtdarauf, zum Beispiel fürs Kino oder das Fernsehen zu arbeiten. Nun, obwohl ichdas so sehe, ist die Filmindustrie auf mich zugekommen und hat mich dazueingeladen, Ideen für Scripte abzuliefern. Das ist eine interessanteHerausforderung, aber ich finde diese Arbeit lange nicht so befriedigend wiedas Bücherschreiben. Vielleicht empfinde ich das so, weil man zu sehr unterKontrolle arbeitet. Ausserdem hat man weniger Einfluss auf das Arbeitsergebnis.Ich hoffe, bald zusammen mit einem renommierten britischen Künstler die Arbeitan einem Comic-Roman aufnehmen zu können. Ich kann noch nicht so viel darübererzählen, ausser dass es um Sciencefiction geht. Es ist ein neues Konzept undkeine Adaption eines meiner früheren Bücher. In der Vergangenheit habe ich auchKriminalromane geschrieben, und ich würde das gern wieder einmal probieren.Mein Gedanke ist, eine Kriminalgeschichte in einem Fantasy-Plot zu verarbeiten.Ansonsten ist und bleibt mein grösster Wunsch, weiter schreiben zu können.
Während Ihrer verschiedenen Tätigkeiten alsLektor, Buchhändler etc. hatten Sie ausreichend Gelegenheit, Fantasy-Literaturzu lesen. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach das Lesen für jemanden, derschreibt?
Wenn manSchriftsteller werden will, muss man zwei Dinge tun - viel schreiben und viellesen. Man sollte nicht lesen, um andere zu kopieren, sondern um von ihnen zulernen und zu sehen, wie sie ihre Arbeit machen. Ich muss hinzufügen, dass ichimmer seltener die Werke anderer Leute lese, seit ich selber schreibe. Das hatzum Teil damit zu tun, dass das Schreiben sehr zeitaufwendig ist und ich garnicht zum Lesen komme. Es hat aber auch mit der Angst zu tun, einen anderenSchriftsteller unbewusst nachzuahmen. Ganz zu schweigen von dem Risiko, einenanderen Autor so gut zu finden, dass man an seinen eigenen Fähigkeiten zweifelt.Unsere Zivilisation gründet sich auf dem geschriebenen Wort, und ich binbesorgt darüber, dass in manchen Teilen der Bevölkerung das Interesse am Lesenzurückgeht. Besonders deprimierend ist es, wenn junge Leuten damit prahlen,niemals ein Buch gelesen zu haben. Das ist wirklich eine Schande. Wenn man sichselbst vom geschriebenen Wort abkoppelt, verpasst man es, in ein Universum desVergnügens und der Fantasie eintauchen zu können.
Die Fragen stellten Ulrike Künnecke und Henrik Flor, Literaturtest.
- Autor: Stan Nicholls
- 2004, 799 Seiten, 1 Schwarz-Weiss-Abbildungen, Masse: 12 x 21,6 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Piper Taschenbuch
- ISBN-10: 3492700772
- ISBN-13: 9783492700771
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