Die Kunst immer kreativ zu sein

Prolog"Ich würde auch gerne malen ... oder wieder etwas malen, aber mir fällt einfach nichts ein. Manchmal sitze ich ein halbes Jahr vor einer weissen Leinwand. Du bist so kreativ - wie machst du das? Für dich ist es leicht - du bist eben kreativ ...". Immer wieder kommen Menschen mit solchen oder ähnlichen Worten, auf Ausstellungen oder im privaten Kreis, auf mich zu. Vor einigen Jahren las ich - wenn es in der Kunstwelt auf die Menge der Verkäufe ankäme, wäre Ikea einer der grössten Kunsthändler der Welt. So viele Leinwände werden dort verkauft - leider bleiben viele davon für immer weiss ...Für mich stellt sich die Frage nach Kreativität, nach dem "woher mit den Ideen" tatsächlich nicht. Deswegen dachte ich, das geht jedem so. Nun erzählen mir aber Menschen, wie gerne sie etwas schaffen wollen, jedoch blockiert sind.Bei einem meiner Kunstprojekte mit 100 Frauen und später mit 100 Männern konnte ich nun etwas Überraschendes beobachten: Alle Teilnehmer, 100 Frauen aus 100 Berufen und aus allen Altersgruppen, bekamen die Aufgabe, ihre 10 wichtigsten Werte aufzuschreiben und künstlerisch, auf welche Art auch immer, auszudrücken. Jede bekam die selbe Tafel in einem schwarzen Sack mit der Bitte bedingungslos ehrlich zu sein. Die Tafeln sollten anonym nach drei Wochen im schwarzen Sack zurückgegeben werden. Was passierte: Es entstand eine Flutwelle an Kreativität, die die Schaffenden selbst am glücklichsten machte. Gründe für diese enorme, geballte Kreativität waren sicher die Auseinandersetzung mit sich selbst, die Absichtslosigkeit und die Angstfreiheit (da anonym) ...

Informationen zum Autor Evelyn PröllEvelyn Pröll wurde 1964 in Bregenz / Österreich geboren. Sie lebt und arbeitet in Bregenz und Afrika als Künstlerin und Werbefachfrau.Neben ihren Acrylbildern https://www.instagram.com/evelyns.art arbeitet sie am liebsten an Projekten, bei denen sie die Menschen zum Anfassen und Ausprobieren, zum Hingreifen, Eingreifen, zum Berühren und Mitmachen auffordert. Beispiel Willwerdung - hier zeigten 100 Frauen/ später 100 Männer aus 100 Berufen und jeder Altersgruppe auf die Frage Wie will ich sein ... deren wichtigsten Werte. Durch totale Offenheit, Ehrlichkeit und wirkliche Auseinandersetzung mit sich selbst wird hier das Sichtbare - die Tafel - zum Ausdruck und Träger des Unsichtbaren.Oder bei Bitte berühren wird klar: Bilder werden immer durch den Betrachter erzeugt.Der Mensch steht bei Evelyn Pröll im Vordergrund und das Bestreben über Kunst zu Wahrheiten zu finden und diese über Kunst zu kommunizieren: Was treibt uns an? Wie viel Einfluss habenwir tatsächlich selbst auf unser Tun? Wie viel Einfluss haben wir dadurch auf unser Leben? Was geht in uns vor? Was macht uns gut oder schlecht? Wie viel Veränderung ist möglich?