Die Kugel und das Opium
Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens. Mit einer Liste von 202 Todesopfern des Massaker auf dem Tiananmen
Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens. Die chinesische Regierung gab nie bekannt, wie viele Studenten während der friedlichen Demonstration am 4. Juni 1989 ermordet wurden. Die Ereignisse inspirierten Liao Yiwu zu seinem Gedicht »Massaker«, für...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Kugel und das Opium “
Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens. Die chinesische Regierung gab nie bekannt, wie viele Studenten während der friedlichen Demonstration am 4. Juni 1989 ermordet wurden. Die Ereignisse inspirierten Liao Yiwu zu seinem Gedicht »Massaker«, für das er vier
Jahre inhaftiert und gefoltert wurde. Hier fasst er die grausame Wahrheit über diesen 4. Juni zusammen.
Jahre inhaftiert und gefoltert wurde. Hier fasst er die grausame Wahrheit über diesen 4. Juni zusammen.
Klappentext zu „Die Kugel und das Opium “
»Die ruhelosen Seelen von 1989, die Opfer von 1989, meine Brüder, die Väter und Mütter von 1989, im Himmel, unter der Erde, im Regen und vom Wind davongeweht, wie sie waren, ich verneige mich vor euch.« Liao YiwuAm frühen Morgen des 4. Juni 1989 mobilisierte die chinesische Regierung die Volksbefreiungsarmee, um die friedlichen Demonstrationen Zehntausender Studenten niederzuschlagen, die mehr Freiheit und Demokratie forderten. Am Platz des Himmlischen Friedens richteten sie ein Massaker an, das die Welt schockierte. Wie viele Menschen die Panzer niederrollten, wie viele Studenten von Soldaten erschossen oder zu Tode geprügelt wurden, gab die chinesische Regierung nie bekannt.
Liao Yiwu, der über das Massaker ein Gedicht verfasste und dafür vier Jahre inhaftiert wurde, führte über Jahre hinweg heimlich Interviews mit Augenzeugen und Angehörigen der Opfer. Entstanden ist ein ebenso schockierendes wie bewegendes Zeugnis der unfassbaren Ereignisse vom 4. Juni und eine Verneigung vor den mutigen Menschen, die für ihre Überzeugungen mit ihrem Leben einstanden.
Lese-Probe zu „Die Kugel und das Opium “
Die Kugel und das Opium von Liao YiwuVorwort
Am frühen Morgen des 4. Juni 1989 hat die chinesische Regierung über 200000 Soldaten der Volksbefreiungsarmee mobilisiert, um die friedlichen Demonstrationen Zehntausender Studenten niederzuschlagen. Am Platz des Himmlischen Friedens richteten sie ein Massaker an, das die Welt schockierte. Die Zahl der Toten ist bis heute nicht genau erfasst.
Offizielle Stellen sprechen von weniger als 200 »irrtümlich Betroffenen «.
Schätzungen internationaler Menschenrechtsorganisationen und inoffizieller chinesischer Schätzungen zufolge kamen bis zu 3000 Menschen ums Leben.
Ehe sie sich versahen, stoben zig Millionen von Bürgern auf Hunderten von Demonstrationen in Dutzenden von Städten auseinander. Alles war zugeklebt mit Steckbriefen, die »politischen Verbrecher« wurden zu Zehntausenden in die Gefängnisse geworfen, während Hunderttausende »politische Flüchtlinge« ihr Heil im Ausland suchten.
Das war ein Wendepunkt in der chinesischen Geschichte. Anschließend fiel die Berliner Mauer, und Ost-und Westdeutschland wurden wiedervereinigt. Das rote Sowjetreich brach dröhnend in sich zusammen. Der Kalte Krieg war zu Ende. Eine neue Seite der Geschichte wurde aufgeschlagen.
Die Welt ist ein schmaler Steg
1
Es ist der 2. Juli 2011, zehn Uhr, als ich in der Stadt Hekou in Yunnan über die Grenze gehe. Wie ein Schlafwandler erreiche ich die alten Straßen von Vietnam. Als ich unvermittelt noch einmal auf mein Heimatland zurückschaue, kommt mir ein Lied in den Sinn:
Die Welt ist ein schmaler Steg
keine Angst
man kommt hinüber
... mehr
Dieses Gedicht ist ein alter Text aus dem Mittelmeerraum; ein alter Fischer, der vor einigen Jahren eine Reise durch China machte und der mir in Lijiang in Sichuan, wo ich ihn traf, auf Anhieb ein Freund war, hat mir beigebracht, es auf Hebräisch zu singen. Wie man sagt, sind viele Juden mit diesem Lied auf den Lippen in die Gaskammern der Nazis gegangen.
Ich bin in keine Gaskammer gegangen. Ich habe die unbarmherzige Hitze von Vietnam durchquert und bin weiter nach Warschau geflogen und schließlich auf einem Flughafen mitten in Berlin gelandet. Ich habe die Zunge herausgestreckt, um die Luft zu schmecken, sie war süß. Die Luft der Freiheit ist süß. Peter Sillem vom S. Fischer Verlag, ein hochaufgeschossener Mann, kam mit offenen Armen auf mich zu. Meine Augen wurden feucht. Wie sollte ich in einem fremden Land, dessen Sprache ich nicht spreche, erzählen, was und wer mir in den vergangenen Jahren begegnet war?
2
Vor dem Massaker am 4. Juni 1989 war ich ein Dichter, der gegen die Tradition rebellierte, besessen davon, mich herumzutreiben, zu prügeln, die Nacht zum Tage zu machen und viel Unsinn zu reden. Ich hatte über 20 offizielle Literaturpreise bekommen und war überzeugt davon, es früher oder später zu einem gewissen Erfolg in der internationalen Literaturszene zu bringen. Und dann wurde ich wegen meiner Gedichte bestraft und saß im Gefängnis. Meine romantische Dichterhaut ist mir bei lebendigem Leibe abgezogen worden. Dann wurde ich aus dem Gefängnis entlassen. Es war, als sei die Welt binnen einer einzigen Nacht auf den Kopf gestellt und ich zum Abfall geworfen worden.
Das Massaker vom 4. Juni ist ein Trennstrich, vorher haben alle wie ein Bienenvolk ihr Vaterland, danach haben alle wie ein Bienenvolk das Geld geliebt. Als aus Gefängnis und Umerziehungslager entlassener Krimineller und ohne Geld war ich eine Unperson. Als ich in meine Heimat zurückkam und meine frühere Frau, meine Eltern, Schwestern und alten Freunde wiedersah, geschah das alles in einer übertriebenen Stille und nicht in solch bewegten Szenen, wie in manchen Büchern beschrieben. Meine Tochter wurde ein halbes Jahr nach meiner Inhaftierung geboren, das Kind, das jetzt über drei Jahre alt war, war außer sich vor Entsetzen, als ich ihm zum ersten Mal meinen kahlgeschorenen Schädel zeigte; es schrie, versteckte sich hinter der Tür und spuckte heimlich aus.
Häftlinge sind Hagestolze, ausnahmslos. Manche bekommen für Jahre oder gar Jahrzehnte keine Frau zu Gesicht, deshalb ist in den Gefängnissen Sex Thema Nummer eins. Dem entgehen auch politische Gefangene nicht, trotz ihrer Ideale und ihrem Verantwortungsgefühl. Der einzige Unterschied ist, dass bei den kollektiven Masturbationsaktionen der Straftäter, die die Zellen in dampfende Sümpfe verwandeln, die Politischen sich entweder taub stellen oder sich zurückziehen. Ich habe mir einmal mit einem Menschenhändler den oberen und unteren Schlaf- platz geteilt. Jedes Mal, wenn das Gefängnis uns etwas Gutes gönnte, musste der Kerl sich selbst befriedigen; manchmal waren seine Bewegungen so heftig, dass ich, der ich über ihm lag, es nicht mehr aushielt und gegen das eiserne Bettgestell schlug. Dann hob er den Kopf und brüllte, wobei seine Hand weitermachte: Man muss das Messer schleifen, sonst setzt es Rost an, das solltest du wissen!
Ich rümpfte die Nase. Doch als ich wieder draußen war, war ich auf einmal »eingerostet«. Die Wiedervereinigung mit meiner Frau, die ich so lange ersehnt hatte, war eine einzige Katastrophe, kaum berührten wir uns, war es zu Ende. Meine frühere Frau kroch hoch und sagte kalt: Ich wollte das sowieso nicht, aber wo du doch gerade erst heimgekommen bist, konnte ich es schlecht nicht machen.
Äußerlich hockte ich da wie eine Glucke bei Donner, innerlich jedoch war ich am Boden zerstört. Hastig zog ich mich wieder an. Nach gut drei Monaten haben wir uns nach einem hysterischen Krach scheiden lassen. Die Welt war wirklich eine Hölle, ein Mann mit starkem sexuellen Verlangen, der ständig unter ejaculatio praecox litt, eine verlassene Missgeburt, ein glanzloses politisches Relikt, das nicht aus noch ein wusste.
Die Freunde von früher haben einmal angerufen und dann nicht wieder; sie kamen eigens vorbei, um mich zum Essen einzuladen, dann haben sie sich nicht mehr sehen lassen. Meine Exfrau brachte für einen Nachtclub in Chengdu eine Unterhaltungszeitschrift heraus; sie befürchtete, dass mein kahler Schädel jemanden provozieren könnte, und hat mir eine Perücke gekauft, die ich aufsetzen musste.
Einmal mitten in der Nacht machte ich mir Sorgen um sie, habe mir die Perücke über den Kopf gestülpt und bin in den Nachtclub, um sie abzuholen. Doch als ich zur Tür hineinkam, bin ich mit zwei Generalmanagern, einem dicken und einem dünnen, zusammengeprallt. Früher waren beide Dichter und beide waren Freunde von mir gewesen. Wir hatten zusammen eine Untergrundzeitschrift für Lyrik herausgebracht und uns gemeinsam über die Kommunistische Partei lustig gemacht. Natürlich waren beide viel patriotischer als ich. Bei den Studentenunruhen von 1989 sind sie auf den Campus der Universität gerannt und haben Lesungen veranstaltet, Lesungen mit politischen Gedichten gegen Korruption. Und am Abend des 4. Juni ist ihre Begeisterung noch höher geschlagen, und sie rannten zum Tianfu-Platz und unterstützten die Studenten, die der bewaffneten Polizei gegenüberstanden, schafften Wasser und etwas zu essen ran und die Leute mit ihren blutigen Kopfverletzungen ins Krankenhaus.
Sie erkannten mich, der Dicke riss mir mit einem Ruck die Perücke vom Kopf und meinte: Guck mal, unser Konterrevolutionär hat sich verkleidet! Der Dünne schrie: Bringt dem Konterrevolutionär ein Mädchen!
Ich war vor Schreck schweißgebadet. Die beiden brachen in schallendes Gelächter aus und zerrten mich in einen Nebenraum, sie wollten mit mir anstoßen.
Eine Gruppe von Prostituierten umrundete uns und fing an, Karaoke zu singen. Der Dicke fasste sie um die Hüften und gab jeder ein Trinkgeld von 100 Yuan; es war, als verteile er Bonbons.
Der Dünne fragte, ob ich noch Gedichte schreibe.
Ich sagte, ich kann nicht schreiben.
Der Dünne sagte: Wenn du noch schreibst, dann such dir einen anderen Stil und andere Themen, schreib was über Nachtclubs, Hymnen auf das Nachtleben von Chengdu, Hymnen auf die schönen Frauen von Chengdu und seine scharfen Fondues, das können wir in unsere Zeitschrift bringen, unter anderem Namen natürlich, in der Beilage, die deine Alte macht.
Ich sagte blöde: Früher ward ihr arme Lyriker, da konntet ihr euch nicht einmal einen etwas besseren Fusel leisten, wie seid ihr so schnell zu Geld gekommen? So ein aufwendiges Lokal kostet doch sicher ein paar Hunderttausend Miete im Jahr.
Der Dicke sagte: Kredit, Kredit und Verschwendung, ich kenne einen bei der Bank, und wenn es hart auf hart kommt, dann akzeptieren sie das Haus und die Einrichtung als Sicherheit. Nur die Miezen, auf die kann man leider keine Hypothek aufnehmen.
Der Dünne sagte: Seit der Reise von Deng Xiaoping in den Süden, du weißt schon, wo er die Reformen verkündet hat und dass ihm die Farbe der Katze egal ist, solange sie Mäuse fängt, seit dieser Reise ist Armut nicht mehr sozialistisch. Eine Demokratiebewegung ist schwierig, Geld machen nicht.
In dieser Nacht bin ich mit meiner früheren Frau nach Hause gegangen. Unwillkürlich stöhnte ich auf bei dem Gedanken, wie schnell meine Mitbürger ihre Fähnchen in den Wind gehängt hatten. Was da mit dem Dicken und dem Dünnen über den 4. Juni hinweg vor sich gegangen war, war wie eine Kehrtwende um 180 Grad. Meine damalige Frau sagte: Du bist wohl neidisch? Wenn du ein Kerl bist, dann kämpfst du und tust es ihnen gleich.
Mir verschlug es die Sprache, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Es war mitten im Winter, ich hatte Angst, meine Frau zu stören, also saß ich gelangweilt auf dem Balkon herum, eine ganze Ewigkeit, dann nahm ich meine Flöte und begann zu spielen. Ich war innerlich zu erschöpft, um einen Ton aus dem Bambusrohr herauszuholen. Ich erkältete mich. Am nächsten Tag schrieb ich unter heftigem Husten an meine langjährige alte Freundin Liu Xia, die Frau des berühmten politischen Gefangenen Liu Xiaobo, einen Brief. Ich schrieb:
»Das Elend nimmt kein Ende. Die Frau, die Du kennst, war immer schon eine, die im wirklichen Leben alles ans Überleben setzt, dann noch die Sorge um unsere Tochter und dann noch etwas, worüber man zwischen Freunden nicht sprechen kann. Sie sagt, sie sei nun über 30 und habe noch immer kein sicheres Nest, sie sagt, ich müsse Geld verdienen und für meine Tochter aufkommen. Sie verachtet unsere Vergangenheit, das braucht Mut, am meisten hasst sie es, wenn ich Flöte spiele, also lasse ich es. In meinem tiefsten Inneren liebe ich sie noch immer, aber ich kann sie nicht auf die Weise lieben, die sie von mir verlangt [...]
Wenn ich allein bin, sitze ich oft da, und dann stelle ich mir Fragen und gebe mir Antworten, es sind zwei oder drei Stimmen, die da sprechen: Guten Tag! Von wegen gut! Was soll das! Scheiße! Mist! Du Vieh! Ich bin der Mann! Ihr Papa! Der Nachtclub! Geld, das Geld ist dein Schicksal! Ich will mein Schicksal ändern, will eine Revolution! [...]
Meine Flöte ist ganz sanft, nur tief in der Nacht ist sie wie eine dünne Klinge. Liu Xia, meine Freundin, werde ich eines Tages nicht mehr spielen können? Ich mache mir wirklich Sorgen, dass ich eines Tages nicht mehr spielen kann.«
Der Brief trägt das Datum des 26. März 1994. Danach habe ich mit meiner Frau nicht mehr zusammengewohnt. Ich bin an das andere Ende der Stadt gezogen, zu meinen Eltern. Es war, als sei ich wieder ein Kind, um dessen Essen und Wohnen sich die Großen kümmern. Ich hatte oft nur ein bisschen Kleingeld in der Tasche, ich habe nicht einmal den Mut aufgebracht, vor die Tür zu gehen. Die 10 000 Kuai, die mir mein großer Bruder Damao lieh, habe ich fast vollständig als Alimente für meine Tochter verbraucht - ich war bereits ein halbes Jahr im Gefängnis, als sie zur Welt kam, heute ist sie schon 21, doch mit mir hat sie, wenn man alles zusammenzählt, keine zwei Monate verbracht.
3
Ich trieb mich herum und kam herunter, lebte als Straßenmusiker von meinem Flötenspiel. Wenn ich Zeit hatte, Luft zu holen, schrieb ich heimlich meine Erfahrungen im Gefängnis nieder. Was vor dem 4. Juni 1989 geschehen war, rückte allmählich in immer weitere Ferne. Die Zeit verging mit nichts, ein lautloses Dahinfließen, ich hielt mich für den bedauernswertesten Menschen auf der Welt. Sogar dem Geheimpolizisten tat ich leid, er suchte mir einen Laden und stand mir auf den Füßen, ich solle Klamotten verkaufen. Ich sagte, ich sei kein Verkäufer.
Er sagte, so etwas Einfaches kannst du nicht? Ich nehme dich einmal mit zu dem Flohmarkt am Lotusteich neben dem Beimen-Bahnhof, da kaufen wir dir dann einen Packen Klamotten und Hosen, dann noch ein paar Logos von bekannten Marken, die nimmst du mit. Ein paar Spritzer Wasser drüber, ausgebürstet, ausgeschüttelt, ausgelüftet, dann noch gründlich mit dem Bügeleisen drüber, und sie sind von echten nicht zu unterscheiden. Und dann fasst du dir ein Herz, du musst mit den Kunden feilschen, verlass dich auf dich selbst, Zeug für um die zehn Kuai kannst du für fünfzig oder hundert weiterverkaufen, ist das nichts?
Ich sagte, die Kunden sind doch nicht auf den Kopf gefallen.
Er sagte, aber auch wenn sie nicht auf den Kopf gefallen sind, du musst sie dafür halten. Geschäfte machen, das ist psychologische Kriegführung.
Ich sagte, und wenn sie den Braten riechen?
Er sagte, wenn sie das an Ort und Stelle durchschauen, dann musst du auf Teufel komm raus alles abstreiten. Und wenn sie anfangen, Krach zu schlagen, nicht nachgeben, keine Draufgaben, du rufst mich an.
Damit die Polizei den Saustall aufräumt? Ich lachte bitter. So einen Job kann ich nicht machen.
Er sagte, das kannst du, damit ist gutes Geld zu verdienen. Die ersten beiden Jahre werde ich sehen, dass dir die Standmiete erlassen wird; und wenn das Feuer einmal brennt, dann schmiedest du das Eisen, solange es heiß ist, dann machst du eine Kette auf, in fünf Jahren hast du zehn Läden, wenn du dich anstrengst, in zehn Jahren fünfzig, dann bist du ganz oben, der Modeboss der Stadt. Und wenn du noch ein wenig die Treppe rauffällst, dann heuerst du ein paar Gelegenheitsarbeiter an und machst deine eigene Weiterverarbeitung auf, fälschst internationale Marken und verkaufst sie wieder auf dem internationalen Markt. Dann wirst du sicher der Großboss von einem Multi, und dann haben die Westler ohne dich keine Hose am Hintern.
Das brachte mich zum Lachen, doch kaum hatte ich den Mund zu, hatte ich das Gefühl, ich sollte mich schämen.
In dieser Nacht haben wir beide kräftig angestoßen, wir waren voll wie die Eimer, lagen uns in den Armen oder starrten uns feindselig an. Als wir auseinandergingen, wurde es schon fast hell, und er sagte noch einmal, alter Liao, du überlegst dir das noch mal, ja?
Ich sagte, lass mal, geh du deinen breiten Weg, ich gehe über meinen einsamen Holzsteg.
Mein einsamer Holzsteg bestand in meiner heimlichen Schreiberei. Und eines Nachmittags ein Jahr später hat ausgerechnet mein Geheimpolizist, mein Saufkumpan, mit einem Trupp aus heiterem Himmel meine Wohnung gestürmt und verkündet, das sei eine »gesetzliche Maßnahme«. Anschließend zeigte er mir einen Polizeiausweis, verlas den Durchsuchungsbefehl und tastete Zentimeter für Zentimeter Bett, Tisch, Zimmerdecke, Bodenbelag ab und ließ auch solche Winkel nicht aus, mit denen ich normalerweise kaum in Kontakt kam. Jede Schublade wurde aufgezogen. Jede Hosentasche nach außen gekehrt. Und auch wenn mein alter Wachhund Yuzui, Jadeschnauze, bellend protestierte, wurde auch sein Nest auf den Kopf gestellt. Alles, was irgendwie nach Text aussah, wurde auf der Stelle konfisziert, darunter auch Briefe, Notizen, eine Hundesuchanzeige und das fast fertige Manuskript meines Gefängnisberichts*.
Ich setzte meinen Namen unter eine Liste mit dem belastenden Material. Dann wurde ich mit einem Polizeiwagen in das nahe gelegene Revier gebracht und bis tief in die Nacht hinein verhört. Und derselbe, der mich einmal hatte Hosen verkaufen lassen wollen, brachte mich zur Tür, schüttelte mir die Hand, klopfte mir auf die Schulter und schärfte mir ein: »In diesem Monat darfst du die Stadt nicht verlassen!«
Auf einen Schlag waren ein paar hunderttausend Zeichen** weg! Vollkommen erledigt legte ich mich hin und bediente mich eine Weile der obszönsten Schimpfwörter, die der Sichuan-Dialekt kennt. Aber mir blieb nichts anderes übrig, ich musste von vorne anfangen. Man muss mich nicht bemitleiden, wir quälen uns alle in den engen Nischen unserer Existenzen ab, für so einen Furz im Wind hat niemand Mitleid. Aber vielleicht konnte der alte Himmelsvater es einfach nicht mehr mit
ansehen, jedenfalls hat er mir als Wiedergutmachung einen Engel geschickt: meine Freundin. Als Kind wurde sie Song Yu gerufen, ihre Worte waren mild und sanft, sie war bei mir, sie ließ mich nicht im Stich, sie half mir über diese erbärmlichsten und mutlosesten Tage meines Lebens hinweg - und so wurde auch meine Praecox allmählich besser, auch wenn sich nichts grundsätzlich änderte. Ich war launisch, himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, und wenn ich in den Kneipen Musik machte, schaute ich düster um mich oder gab meinem Affen Zucker. Einmal ging ich spontan so hoch, dass ich einem der Suffköppe eine Schnapsflasche auf dem Kopf zerschlug, was die Öffentliche Sicherheit auf den Plan rief.
Ich war ganz unten, ich trieb mich herum, die Zahl derer, die kein Zuhause haben, geht in die Tausende. Es war, als wäre ich in einen bodenlosen Abgrund gefallen, da war keine Richtung, da war keine Freiheit. Wenn das Gefängnis in einem drin ist, wird man nie frei - das hatte mein Flötenlehrer zu mir gesagt. Aber wo war er in diesem Augenblick? Ich fing an, mich Tag für Tag zuzusaufen, verfluchte den Staat, die Polizei, verfluchte Deng Xiaoping und Li Peng, ich fluchte sogar auf die Elite unseres Landes und die Demokratiebewegung im Ausland, ich verfluchte die Hunderttausenden, die 1989 auf die Straße gegangen waren. Warum musste ich am Morgen des 4. Juni dieses Gedicht vortragen, dieses »Massaker«? War es das wert? Die Leute waren tot, sauber zugrunde gerichtet. Die überlebt hatten, würden für immer wie die Hunde leben. Das war es, was bei der Lesung des »Massakers« herausgekommen war.
Mein Geheimpolizist stand weiter vor der Tür und besuchte mich. Keine Ahnung, ob es in meinen vier Wänden irgendwelche Abhörvorrichtungen gab, aber wohin ich ging, mit wem ich Umgang hatte, selbst meine Träume waren für die Geheimpolizei ein offenes Buch. Ich träumte immer wieder, ich würde fliehen, in den Himmel oder in die Erde, ich schlug mit den Armen wie mit Flügeln, bis ich ganz außer Atem war. Ich hatte mir angewöhnt, zusammengerollt wie ein Embryo zu schlafen, mich möglichst klein zu machen, und noch kleiner, als könnte ich so in den Mutterleib zurück. Dort wäre ich vor neugierigen Blicken sicher! Song Yu hat mich oft wachgerüttelt und mich wie eine Mutter in den Arm genommen. Bis ein weiterer Albtraum von Tag heraufkam.
Davor hatte mir Liu Xiaobo per Fax aus Beijing eine unleserliche »Petition« zugeschickt, etwas zur »Wahrheit über den 4. Juni«. Dumpf unterschrieb ich und schickte es zurück. Zwei Tage später wurde ich in dem gleichen Zustand von der Geheimpolizei abgeholt und blieb 20 Tage im Gästehaus des Amtes für Öffentliche Sicherheit in Gewahrsam. Song Yu rannte von Pontius zu Pilatus und holte mich schließlich nach Hause. Ihre erste Frage war: Wenn das so weitergeht, wie soll es dann weitergehn?
Ich schwieg. Auf einmal nahm in meinem Kopf ein Satz von Dylan Thomas Gestalt an: On whom a world of ills came down like snow ...
4
Ein paar Jahre gingen ins Land, und ich machte die Bekanntschaft von Ding Zilin, einer der Angehörigen der Opfer vom 4. Juni. Als sie sich meine Geschichte angehört hatte, sagte sie: Da kannst du noch von Glück sagen!
Ein paar Jahre gingen ins Land, und ich machte die Bekanntschaft von Wu Wenjian, dem Maler des Massakers. Er hatte sich meine Geschichte noch nicht zu Ende angehört, als er meinte, ich könne noch von Glück sagen!
Ich sagte, im Verhältnis zu den Opfern habe ich Glück gehabt.
Sie meinten, das stimme nicht, ich hätte auch im Verhältnis zu den Überlebenden Glück gehabt.
Jiang Lianjie, der einzige Sohn von Frau Professor Ding Zilin, war 1989 erst 17 Jahre alt, er ging noch auf die höhere Schule, als er von der Welle des Patriotismus erfasst wurde und sich mit brennendem Herzen in die Straßenpolitik stürzte - das Herz, das in der Nacht zum 4. Juni von einer Kugel durchbohrt worden ist und für das jede Hilfe zu spät kam. Das Ehepaar Ding hat in seinem Schmerz beschlossen, aufzustehen und vor der Welt Klage zu erheben. Unter seiner Führung sind nach und nach auch die Angehörigen anderer Opfer aufgestanden und haben die »Bewegung der Mütter vom Tiananmen« gebildet. Über 20 Jahre sind vergangen, aber die Mörder herrschen weiter über dieses Land, während die Eltern, die ihre Kinder verloren haben, unter der Überwachung der Geheimpolizei alt werden und sterben.
Wu Wenjian war 1989 gerade 19, gehörte also zu derselben Generation wie der einzige Sohn der Familie Ding. In der Nacht auf den 4. Juni ging er, ohne auf die Vorhaltungen seiner Eltern zu hören, auf die Straße, um die Bewegung zu unterstützen; er hatte Glück, denn die Kugel streifte nur seine Kopfhaut, sie traf nicht sein Herz. Voller gerechtem Zorn hielt er öffentlich eine Rede, in der er die »Blutschuld« einforderte, und verschwand für Jahre hinter Gittern.
Wu Wenjian ist der Erste der Straßenkämpfer vom 4. Juni, den ich interviewte. Offiziell bezeichnet man uns in unserem Land als Rowdys, sagte er. Immerhin, damals, an diesem Abend, standen ein paar Millionen solcher Rowdys mit leeren Händen einer bis an die Zähne bewaffneten Armee gegenüber. Am Anfang bahnten sich Panzer und gepanzerte Fahrzeuge einzeln den Weg. Wo sie auf eine Straßensperre stießen, haben sie sie einfach überrollt; nachher haben sie wahllos um sich geschossen, alles schrie vor Entsetzen, eine Salve, eine Blutlache, die Menschen wurden knatternd hingemäht wie Gras.
Im Westen kennt man nur Wang Weilin, weil er sich auf der Straße als Einzelner den Panzern in den Weg gestellt hat. Eine lange Reihe von Panzern, die qualmend herandröhnten, wie riesige, unablässig flatulierende Käfer rollten sie nach rechts, nach links und wurden doch von diesem einzelnen Mann aufgehalten. Ihr seid aus Eisen, ich bin aus Fleisch und Blut, überrollt mich doch, ihr Bastarde! Dieses Bild ist in die Geschichte eingegangen, weil westliche Journalisten es aufgenommen haben, ein Glück! Es heißt, dem alten Präsidenten Bush seien bei der Liveübertragung die Tränen über das Gesicht gelaufen. Aber in dieser Nacht gab es in China unzählige Wang Weilins, die nicht von Kameras festgehalten wurden.
Zheng Yi, ein nach Amerika geflohener Schriftsteller, schreibt in seinen Erinnerungen: Am 3. Juni 1989, es muss gegen neun Uhr abends gewesen sein, haben die Menschen, die sich auf Höhe der Muxi-Hochstraßenkreuzung auf der ganzen Breite der Chang'an den Truppen entgegenstellten, Hand in Hand eine Menschenkette von zwei-, dreihundert Meter Länge gebildet und rückten unter ohrenbetäubenden Parolen vor. Die anrückenden Soldaten hatten Stahlhelme auf, hielten Schilde und Schlagstöcke in Händen und schlugen wie von Sinne um sich. Die Menge ging mit Steinen zum Gegenangriff über und wich zögernd zurück. Gegen zehn waren sie bei der Hochstraßenkreuzung, beide Seiten
* Der Bericht heißt im Chinesischen: Meine Zeugenaussage, der deutsche Titel ist Für ein Lied und hundert Lieder - Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen, übers. von Hans Peter Hoffmann, S. Fischer Verlag, Frankfurt / Main 2011. 2011 wurde Liao Yiwu für dieses Buch in München mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. (Anm. d. Übers.) ** Fünfhundert Schriftzeichen entsprechen in etwa einer durchschnittlichen Druckseite in deutscher Sprache. (Anm. d. Übers.)
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Dieses Gedicht ist ein alter Text aus dem Mittelmeerraum; ein alter Fischer, der vor einigen Jahren eine Reise durch China machte und der mir in Lijiang in Sichuan, wo ich ihn traf, auf Anhieb ein Freund war, hat mir beigebracht, es auf Hebräisch zu singen. Wie man sagt, sind viele Juden mit diesem Lied auf den Lippen in die Gaskammern der Nazis gegangen.
Ich bin in keine Gaskammer gegangen. Ich habe die unbarmherzige Hitze von Vietnam durchquert und bin weiter nach Warschau geflogen und schließlich auf einem Flughafen mitten in Berlin gelandet. Ich habe die Zunge herausgestreckt, um die Luft zu schmecken, sie war süß. Die Luft der Freiheit ist süß. Peter Sillem vom S. Fischer Verlag, ein hochaufgeschossener Mann, kam mit offenen Armen auf mich zu. Meine Augen wurden feucht. Wie sollte ich in einem fremden Land, dessen Sprache ich nicht spreche, erzählen, was und wer mir in den vergangenen Jahren begegnet war?
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Vor dem Massaker am 4. Juni 1989 war ich ein Dichter, der gegen die Tradition rebellierte, besessen davon, mich herumzutreiben, zu prügeln, die Nacht zum Tage zu machen und viel Unsinn zu reden. Ich hatte über 20 offizielle Literaturpreise bekommen und war überzeugt davon, es früher oder später zu einem gewissen Erfolg in der internationalen Literaturszene zu bringen. Und dann wurde ich wegen meiner Gedichte bestraft und saß im Gefängnis. Meine romantische Dichterhaut ist mir bei lebendigem Leibe abgezogen worden. Dann wurde ich aus dem Gefängnis entlassen. Es war, als sei die Welt binnen einer einzigen Nacht auf den Kopf gestellt und ich zum Abfall geworfen worden.
Das Massaker vom 4. Juni ist ein Trennstrich, vorher haben alle wie ein Bienenvolk ihr Vaterland, danach haben alle wie ein Bienenvolk das Geld geliebt. Als aus Gefängnis und Umerziehungslager entlassener Krimineller und ohne Geld war ich eine Unperson. Als ich in meine Heimat zurückkam und meine frühere Frau, meine Eltern, Schwestern und alten Freunde wiedersah, geschah das alles in einer übertriebenen Stille und nicht in solch bewegten Szenen, wie in manchen Büchern beschrieben. Meine Tochter wurde ein halbes Jahr nach meiner Inhaftierung geboren, das Kind, das jetzt über drei Jahre alt war, war außer sich vor Entsetzen, als ich ihm zum ersten Mal meinen kahlgeschorenen Schädel zeigte; es schrie, versteckte sich hinter der Tür und spuckte heimlich aus.
Häftlinge sind Hagestolze, ausnahmslos. Manche bekommen für Jahre oder gar Jahrzehnte keine Frau zu Gesicht, deshalb ist in den Gefängnissen Sex Thema Nummer eins. Dem entgehen auch politische Gefangene nicht, trotz ihrer Ideale und ihrem Verantwortungsgefühl. Der einzige Unterschied ist, dass bei den kollektiven Masturbationsaktionen der Straftäter, die die Zellen in dampfende Sümpfe verwandeln, die Politischen sich entweder taub stellen oder sich zurückziehen. Ich habe mir einmal mit einem Menschenhändler den oberen und unteren Schlaf- platz geteilt. Jedes Mal, wenn das Gefängnis uns etwas Gutes gönnte, musste der Kerl sich selbst befriedigen; manchmal waren seine Bewegungen so heftig, dass ich, der ich über ihm lag, es nicht mehr aushielt und gegen das eiserne Bettgestell schlug. Dann hob er den Kopf und brüllte, wobei seine Hand weitermachte: Man muss das Messer schleifen, sonst setzt es Rost an, das solltest du wissen!
Ich rümpfte die Nase. Doch als ich wieder draußen war, war ich auf einmal »eingerostet«. Die Wiedervereinigung mit meiner Frau, die ich so lange ersehnt hatte, war eine einzige Katastrophe, kaum berührten wir uns, war es zu Ende. Meine frühere Frau kroch hoch und sagte kalt: Ich wollte das sowieso nicht, aber wo du doch gerade erst heimgekommen bist, konnte ich es schlecht nicht machen.
Äußerlich hockte ich da wie eine Glucke bei Donner, innerlich jedoch war ich am Boden zerstört. Hastig zog ich mich wieder an. Nach gut drei Monaten haben wir uns nach einem hysterischen Krach scheiden lassen. Die Welt war wirklich eine Hölle, ein Mann mit starkem sexuellen Verlangen, der ständig unter ejaculatio praecox litt, eine verlassene Missgeburt, ein glanzloses politisches Relikt, das nicht aus noch ein wusste.
Die Freunde von früher haben einmal angerufen und dann nicht wieder; sie kamen eigens vorbei, um mich zum Essen einzuladen, dann haben sie sich nicht mehr sehen lassen. Meine Exfrau brachte für einen Nachtclub in Chengdu eine Unterhaltungszeitschrift heraus; sie befürchtete, dass mein kahler Schädel jemanden provozieren könnte, und hat mir eine Perücke gekauft, die ich aufsetzen musste.
Einmal mitten in der Nacht machte ich mir Sorgen um sie, habe mir die Perücke über den Kopf gestülpt und bin in den Nachtclub, um sie abzuholen. Doch als ich zur Tür hineinkam, bin ich mit zwei Generalmanagern, einem dicken und einem dünnen, zusammengeprallt. Früher waren beide Dichter und beide waren Freunde von mir gewesen. Wir hatten zusammen eine Untergrundzeitschrift für Lyrik herausgebracht und uns gemeinsam über die Kommunistische Partei lustig gemacht. Natürlich waren beide viel patriotischer als ich. Bei den Studentenunruhen von 1989 sind sie auf den Campus der Universität gerannt und haben Lesungen veranstaltet, Lesungen mit politischen Gedichten gegen Korruption. Und am Abend des 4. Juni ist ihre Begeisterung noch höher geschlagen, und sie rannten zum Tianfu-Platz und unterstützten die Studenten, die der bewaffneten Polizei gegenüberstanden, schafften Wasser und etwas zu essen ran und die Leute mit ihren blutigen Kopfverletzungen ins Krankenhaus.
Sie erkannten mich, der Dicke riss mir mit einem Ruck die Perücke vom Kopf und meinte: Guck mal, unser Konterrevolutionär hat sich verkleidet! Der Dünne schrie: Bringt dem Konterrevolutionär ein Mädchen!
Ich war vor Schreck schweißgebadet. Die beiden brachen in schallendes Gelächter aus und zerrten mich in einen Nebenraum, sie wollten mit mir anstoßen.
Eine Gruppe von Prostituierten umrundete uns und fing an, Karaoke zu singen. Der Dicke fasste sie um die Hüften und gab jeder ein Trinkgeld von 100 Yuan; es war, als verteile er Bonbons.
Der Dünne fragte, ob ich noch Gedichte schreibe.
Ich sagte, ich kann nicht schreiben.
Der Dünne sagte: Wenn du noch schreibst, dann such dir einen anderen Stil und andere Themen, schreib was über Nachtclubs, Hymnen auf das Nachtleben von Chengdu, Hymnen auf die schönen Frauen von Chengdu und seine scharfen Fondues, das können wir in unsere Zeitschrift bringen, unter anderem Namen natürlich, in der Beilage, die deine Alte macht.
Ich sagte blöde: Früher ward ihr arme Lyriker, da konntet ihr euch nicht einmal einen etwas besseren Fusel leisten, wie seid ihr so schnell zu Geld gekommen? So ein aufwendiges Lokal kostet doch sicher ein paar Hunderttausend Miete im Jahr.
Der Dicke sagte: Kredit, Kredit und Verschwendung, ich kenne einen bei der Bank, und wenn es hart auf hart kommt, dann akzeptieren sie das Haus und die Einrichtung als Sicherheit. Nur die Miezen, auf die kann man leider keine Hypothek aufnehmen.
Der Dünne sagte: Seit der Reise von Deng Xiaoping in den Süden, du weißt schon, wo er die Reformen verkündet hat und dass ihm die Farbe der Katze egal ist, solange sie Mäuse fängt, seit dieser Reise ist Armut nicht mehr sozialistisch. Eine Demokratiebewegung ist schwierig, Geld machen nicht.
In dieser Nacht bin ich mit meiner früheren Frau nach Hause gegangen. Unwillkürlich stöhnte ich auf bei dem Gedanken, wie schnell meine Mitbürger ihre Fähnchen in den Wind gehängt hatten. Was da mit dem Dicken und dem Dünnen über den 4. Juni hinweg vor sich gegangen war, war wie eine Kehrtwende um 180 Grad. Meine damalige Frau sagte: Du bist wohl neidisch? Wenn du ein Kerl bist, dann kämpfst du und tust es ihnen gleich.
Mir verschlug es die Sprache, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Es war mitten im Winter, ich hatte Angst, meine Frau zu stören, also saß ich gelangweilt auf dem Balkon herum, eine ganze Ewigkeit, dann nahm ich meine Flöte und begann zu spielen. Ich war innerlich zu erschöpft, um einen Ton aus dem Bambusrohr herauszuholen. Ich erkältete mich. Am nächsten Tag schrieb ich unter heftigem Husten an meine langjährige alte Freundin Liu Xia, die Frau des berühmten politischen Gefangenen Liu Xiaobo, einen Brief. Ich schrieb:
»Das Elend nimmt kein Ende. Die Frau, die Du kennst, war immer schon eine, die im wirklichen Leben alles ans Überleben setzt, dann noch die Sorge um unsere Tochter und dann noch etwas, worüber man zwischen Freunden nicht sprechen kann. Sie sagt, sie sei nun über 30 und habe noch immer kein sicheres Nest, sie sagt, ich müsse Geld verdienen und für meine Tochter aufkommen. Sie verachtet unsere Vergangenheit, das braucht Mut, am meisten hasst sie es, wenn ich Flöte spiele, also lasse ich es. In meinem tiefsten Inneren liebe ich sie noch immer, aber ich kann sie nicht auf die Weise lieben, die sie von mir verlangt [...]
Wenn ich allein bin, sitze ich oft da, und dann stelle ich mir Fragen und gebe mir Antworten, es sind zwei oder drei Stimmen, die da sprechen: Guten Tag! Von wegen gut! Was soll das! Scheiße! Mist! Du Vieh! Ich bin der Mann! Ihr Papa! Der Nachtclub! Geld, das Geld ist dein Schicksal! Ich will mein Schicksal ändern, will eine Revolution! [...]
Meine Flöte ist ganz sanft, nur tief in der Nacht ist sie wie eine dünne Klinge. Liu Xia, meine Freundin, werde ich eines Tages nicht mehr spielen können? Ich mache mir wirklich Sorgen, dass ich eines Tages nicht mehr spielen kann.«
Der Brief trägt das Datum des 26. März 1994. Danach habe ich mit meiner Frau nicht mehr zusammengewohnt. Ich bin an das andere Ende der Stadt gezogen, zu meinen Eltern. Es war, als sei ich wieder ein Kind, um dessen Essen und Wohnen sich die Großen kümmern. Ich hatte oft nur ein bisschen Kleingeld in der Tasche, ich habe nicht einmal den Mut aufgebracht, vor die Tür zu gehen. Die 10 000 Kuai, die mir mein großer Bruder Damao lieh, habe ich fast vollständig als Alimente für meine Tochter verbraucht - ich war bereits ein halbes Jahr im Gefängnis, als sie zur Welt kam, heute ist sie schon 21, doch mit mir hat sie, wenn man alles zusammenzählt, keine zwei Monate verbracht.
3
Ich trieb mich herum und kam herunter, lebte als Straßenmusiker von meinem Flötenspiel. Wenn ich Zeit hatte, Luft zu holen, schrieb ich heimlich meine Erfahrungen im Gefängnis nieder. Was vor dem 4. Juni 1989 geschehen war, rückte allmählich in immer weitere Ferne. Die Zeit verging mit nichts, ein lautloses Dahinfließen, ich hielt mich für den bedauernswertesten Menschen auf der Welt. Sogar dem Geheimpolizisten tat ich leid, er suchte mir einen Laden und stand mir auf den Füßen, ich solle Klamotten verkaufen. Ich sagte, ich sei kein Verkäufer.
Er sagte, so etwas Einfaches kannst du nicht? Ich nehme dich einmal mit zu dem Flohmarkt am Lotusteich neben dem Beimen-Bahnhof, da kaufen wir dir dann einen Packen Klamotten und Hosen, dann noch ein paar Logos von bekannten Marken, die nimmst du mit. Ein paar Spritzer Wasser drüber, ausgebürstet, ausgeschüttelt, ausgelüftet, dann noch gründlich mit dem Bügeleisen drüber, und sie sind von echten nicht zu unterscheiden. Und dann fasst du dir ein Herz, du musst mit den Kunden feilschen, verlass dich auf dich selbst, Zeug für um die zehn Kuai kannst du für fünfzig oder hundert weiterverkaufen, ist das nichts?
Ich sagte, die Kunden sind doch nicht auf den Kopf gefallen.
Er sagte, aber auch wenn sie nicht auf den Kopf gefallen sind, du musst sie dafür halten. Geschäfte machen, das ist psychologische Kriegführung.
Ich sagte, und wenn sie den Braten riechen?
Er sagte, wenn sie das an Ort und Stelle durchschauen, dann musst du auf Teufel komm raus alles abstreiten. Und wenn sie anfangen, Krach zu schlagen, nicht nachgeben, keine Draufgaben, du rufst mich an.
Damit die Polizei den Saustall aufräumt? Ich lachte bitter. So einen Job kann ich nicht machen.
Er sagte, das kannst du, damit ist gutes Geld zu verdienen. Die ersten beiden Jahre werde ich sehen, dass dir die Standmiete erlassen wird; und wenn das Feuer einmal brennt, dann schmiedest du das Eisen, solange es heiß ist, dann machst du eine Kette auf, in fünf Jahren hast du zehn Läden, wenn du dich anstrengst, in zehn Jahren fünfzig, dann bist du ganz oben, der Modeboss der Stadt. Und wenn du noch ein wenig die Treppe rauffällst, dann heuerst du ein paar Gelegenheitsarbeiter an und machst deine eigene Weiterverarbeitung auf, fälschst internationale Marken und verkaufst sie wieder auf dem internationalen Markt. Dann wirst du sicher der Großboss von einem Multi, und dann haben die Westler ohne dich keine Hose am Hintern.
Das brachte mich zum Lachen, doch kaum hatte ich den Mund zu, hatte ich das Gefühl, ich sollte mich schämen.
In dieser Nacht haben wir beide kräftig angestoßen, wir waren voll wie die Eimer, lagen uns in den Armen oder starrten uns feindselig an. Als wir auseinandergingen, wurde es schon fast hell, und er sagte noch einmal, alter Liao, du überlegst dir das noch mal, ja?
Ich sagte, lass mal, geh du deinen breiten Weg, ich gehe über meinen einsamen Holzsteg.
Mein einsamer Holzsteg bestand in meiner heimlichen Schreiberei. Und eines Nachmittags ein Jahr später hat ausgerechnet mein Geheimpolizist, mein Saufkumpan, mit einem Trupp aus heiterem Himmel meine Wohnung gestürmt und verkündet, das sei eine »gesetzliche Maßnahme«. Anschließend zeigte er mir einen Polizeiausweis, verlas den Durchsuchungsbefehl und tastete Zentimeter für Zentimeter Bett, Tisch, Zimmerdecke, Bodenbelag ab und ließ auch solche Winkel nicht aus, mit denen ich normalerweise kaum in Kontakt kam. Jede Schublade wurde aufgezogen. Jede Hosentasche nach außen gekehrt. Und auch wenn mein alter Wachhund Yuzui, Jadeschnauze, bellend protestierte, wurde auch sein Nest auf den Kopf gestellt. Alles, was irgendwie nach Text aussah, wurde auf der Stelle konfisziert, darunter auch Briefe, Notizen, eine Hundesuchanzeige und das fast fertige Manuskript meines Gefängnisberichts*.
Ich setzte meinen Namen unter eine Liste mit dem belastenden Material. Dann wurde ich mit einem Polizeiwagen in das nahe gelegene Revier gebracht und bis tief in die Nacht hinein verhört. Und derselbe, der mich einmal hatte Hosen verkaufen lassen wollen, brachte mich zur Tür, schüttelte mir die Hand, klopfte mir auf die Schulter und schärfte mir ein: »In diesem Monat darfst du die Stadt nicht verlassen!«
Auf einen Schlag waren ein paar hunderttausend Zeichen** weg! Vollkommen erledigt legte ich mich hin und bediente mich eine Weile der obszönsten Schimpfwörter, die der Sichuan-Dialekt kennt. Aber mir blieb nichts anderes übrig, ich musste von vorne anfangen. Man muss mich nicht bemitleiden, wir quälen uns alle in den engen Nischen unserer Existenzen ab, für so einen Furz im Wind hat niemand Mitleid. Aber vielleicht konnte der alte Himmelsvater es einfach nicht mehr mit
ansehen, jedenfalls hat er mir als Wiedergutmachung einen Engel geschickt: meine Freundin. Als Kind wurde sie Song Yu gerufen, ihre Worte waren mild und sanft, sie war bei mir, sie ließ mich nicht im Stich, sie half mir über diese erbärmlichsten und mutlosesten Tage meines Lebens hinweg - und so wurde auch meine Praecox allmählich besser, auch wenn sich nichts grundsätzlich änderte. Ich war launisch, himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, und wenn ich in den Kneipen Musik machte, schaute ich düster um mich oder gab meinem Affen Zucker. Einmal ging ich spontan so hoch, dass ich einem der Suffköppe eine Schnapsflasche auf dem Kopf zerschlug, was die Öffentliche Sicherheit auf den Plan rief.
Ich war ganz unten, ich trieb mich herum, die Zahl derer, die kein Zuhause haben, geht in die Tausende. Es war, als wäre ich in einen bodenlosen Abgrund gefallen, da war keine Richtung, da war keine Freiheit. Wenn das Gefängnis in einem drin ist, wird man nie frei - das hatte mein Flötenlehrer zu mir gesagt. Aber wo war er in diesem Augenblick? Ich fing an, mich Tag für Tag zuzusaufen, verfluchte den Staat, die Polizei, verfluchte Deng Xiaoping und Li Peng, ich fluchte sogar auf die Elite unseres Landes und die Demokratiebewegung im Ausland, ich verfluchte die Hunderttausenden, die 1989 auf die Straße gegangen waren. Warum musste ich am Morgen des 4. Juni dieses Gedicht vortragen, dieses »Massaker«? War es das wert? Die Leute waren tot, sauber zugrunde gerichtet. Die überlebt hatten, würden für immer wie die Hunde leben. Das war es, was bei der Lesung des »Massakers« herausgekommen war.
Mein Geheimpolizist stand weiter vor der Tür und besuchte mich. Keine Ahnung, ob es in meinen vier Wänden irgendwelche Abhörvorrichtungen gab, aber wohin ich ging, mit wem ich Umgang hatte, selbst meine Träume waren für die Geheimpolizei ein offenes Buch. Ich träumte immer wieder, ich würde fliehen, in den Himmel oder in die Erde, ich schlug mit den Armen wie mit Flügeln, bis ich ganz außer Atem war. Ich hatte mir angewöhnt, zusammengerollt wie ein Embryo zu schlafen, mich möglichst klein zu machen, und noch kleiner, als könnte ich so in den Mutterleib zurück. Dort wäre ich vor neugierigen Blicken sicher! Song Yu hat mich oft wachgerüttelt und mich wie eine Mutter in den Arm genommen. Bis ein weiterer Albtraum von Tag heraufkam.
Davor hatte mir Liu Xiaobo per Fax aus Beijing eine unleserliche »Petition« zugeschickt, etwas zur »Wahrheit über den 4. Juni«. Dumpf unterschrieb ich und schickte es zurück. Zwei Tage später wurde ich in dem gleichen Zustand von der Geheimpolizei abgeholt und blieb 20 Tage im Gästehaus des Amtes für Öffentliche Sicherheit in Gewahrsam. Song Yu rannte von Pontius zu Pilatus und holte mich schließlich nach Hause. Ihre erste Frage war: Wenn das so weitergeht, wie soll es dann weitergehn?
Ich schwieg. Auf einmal nahm in meinem Kopf ein Satz von Dylan Thomas Gestalt an: On whom a world of ills came down like snow ...
4
Ein paar Jahre gingen ins Land, und ich machte die Bekanntschaft von Ding Zilin, einer der Angehörigen der Opfer vom 4. Juni. Als sie sich meine Geschichte angehört hatte, sagte sie: Da kannst du noch von Glück sagen!
Ein paar Jahre gingen ins Land, und ich machte die Bekanntschaft von Wu Wenjian, dem Maler des Massakers. Er hatte sich meine Geschichte noch nicht zu Ende angehört, als er meinte, ich könne noch von Glück sagen!
Ich sagte, im Verhältnis zu den Opfern habe ich Glück gehabt.
Sie meinten, das stimme nicht, ich hätte auch im Verhältnis zu den Überlebenden Glück gehabt.
Jiang Lianjie, der einzige Sohn von Frau Professor Ding Zilin, war 1989 erst 17 Jahre alt, er ging noch auf die höhere Schule, als er von der Welle des Patriotismus erfasst wurde und sich mit brennendem Herzen in die Straßenpolitik stürzte - das Herz, das in der Nacht zum 4. Juni von einer Kugel durchbohrt worden ist und für das jede Hilfe zu spät kam. Das Ehepaar Ding hat in seinem Schmerz beschlossen, aufzustehen und vor der Welt Klage zu erheben. Unter seiner Führung sind nach und nach auch die Angehörigen anderer Opfer aufgestanden und haben die »Bewegung der Mütter vom Tiananmen« gebildet. Über 20 Jahre sind vergangen, aber die Mörder herrschen weiter über dieses Land, während die Eltern, die ihre Kinder verloren haben, unter der Überwachung der Geheimpolizei alt werden und sterben.
Wu Wenjian war 1989 gerade 19, gehörte also zu derselben Generation wie der einzige Sohn der Familie Ding. In der Nacht auf den 4. Juni ging er, ohne auf die Vorhaltungen seiner Eltern zu hören, auf die Straße, um die Bewegung zu unterstützen; er hatte Glück, denn die Kugel streifte nur seine Kopfhaut, sie traf nicht sein Herz. Voller gerechtem Zorn hielt er öffentlich eine Rede, in der er die »Blutschuld« einforderte, und verschwand für Jahre hinter Gittern.
Wu Wenjian ist der Erste der Straßenkämpfer vom 4. Juni, den ich interviewte. Offiziell bezeichnet man uns in unserem Land als Rowdys, sagte er. Immerhin, damals, an diesem Abend, standen ein paar Millionen solcher Rowdys mit leeren Händen einer bis an die Zähne bewaffneten Armee gegenüber. Am Anfang bahnten sich Panzer und gepanzerte Fahrzeuge einzeln den Weg. Wo sie auf eine Straßensperre stießen, haben sie sie einfach überrollt; nachher haben sie wahllos um sich geschossen, alles schrie vor Entsetzen, eine Salve, eine Blutlache, die Menschen wurden knatternd hingemäht wie Gras.
Im Westen kennt man nur Wang Weilin, weil er sich auf der Straße als Einzelner den Panzern in den Weg gestellt hat. Eine lange Reihe von Panzern, die qualmend herandröhnten, wie riesige, unablässig flatulierende Käfer rollten sie nach rechts, nach links und wurden doch von diesem einzelnen Mann aufgehalten. Ihr seid aus Eisen, ich bin aus Fleisch und Blut, überrollt mich doch, ihr Bastarde! Dieses Bild ist in die Geschichte eingegangen, weil westliche Journalisten es aufgenommen haben, ein Glück! Es heißt, dem alten Präsidenten Bush seien bei der Liveübertragung die Tränen über das Gesicht gelaufen. Aber in dieser Nacht gab es in China unzählige Wang Weilins, die nicht von Kameras festgehalten wurden.
Zheng Yi, ein nach Amerika geflohener Schriftsteller, schreibt in seinen Erinnerungen: Am 3. Juni 1989, es muss gegen neun Uhr abends gewesen sein, haben die Menschen, die sich auf Höhe der Muxi-Hochstraßenkreuzung auf der ganzen Breite der Chang'an den Truppen entgegenstellten, Hand in Hand eine Menschenkette von zwei-, dreihundert Meter Länge gebildet und rückten unter ohrenbetäubenden Parolen vor. Die anrückenden Soldaten hatten Stahlhelme auf, hielten Schilde und Schlagstöcke in Händen und schlugen wie von Sinne um sich. Die Menge ging mit Steinen zum Gegenangriff über und wich zögernd zurück. Gegen zehn waren sie bei der Hochstraßenkreuzung, beide Seiten
* Der Bericht heißt im Chinesischen: Meine Zeugenaussage, der deutsche Titel ist Für ein Lied und hundert Lieder - Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen, übers. von Hans Peter Hoffmann, S. Fischer Verlag, Frankfurt / Main 2011. 2011 wurde Liao Yiwu für dieses Buch in München mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. (Anm. d. Übers.) ** Fünfhundert Schriftzeichen entsprechen in etwa einer durchschnittlichen Druckseite in deutscher Sprache. (Anm. d. Übers.)
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Autoren-Porträt von Liao Yiwu
Liao YiwuLiao Yiwu, geboren 1958 in der Provinz Sichuan, wuchs als Kind in grosser Armut auf. 1989 verfasste er das Gedicht »Massaker«, wofür er vier Jahre inhaftiert und schwer misshandelt wurde. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis »Freiheit zum Schreiben« ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2009 erschien sein Buch »Fräulein Hallo und der Bauernkaiser«. 2011, als »Für ein Lied und hundert Lieder« in Deutschland erschien, gelang es Liao Yiwu, China zu verlassen. Seit seiner Ausreise nach Deutschland erschienen die Titel »Die Kugel und das Opium« (2012), »Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch« (2013), »Gott ist rot« (2014), »Drei wertlose Vita und ein toter Reisepass« (2018), »Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand« (2019) sowie der Roman »Die Wiedergeburt der Ameisen« (2016). Er wurde mit dem Geschwister-Scholl-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Liao Yiwu lebt in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Liao Yiwu
- 2012, 1. Auflage., 432 Seiten, Masse: 14,9 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Bereitgestellt von Ding Zilin und Jiang Peikun
- Übersetzer: Hans Peter Hoffmann
- Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
- ISBN-10: 3100448154
- ISBN-13: 9783100448156
- Erscheinungsdatum: 09.10.2012
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