Die Hand des Teufels
Toll erzählt, temporeich und hinreissend komisch - eben typisch Gabaldon!
...
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Toll erzählt, temporeich und hinreissend komisch - eben typisch Gabaldon!
Den unzähligen Fans ist Lord John Grey aus den Highland-Sagas bestens bekannt. Als treuer Freund des Helden Jamie Fraser werden seine Auftritte in jedem neuen Roman begierig erwartet. Doch der englische Offizier führt ein faszinierendes Eigenleben - im England des 18. Jahrhunderts.
In drei fesselnden Romanen muss Lord John eine Reihe dramatischer Abenteuer bestehen.
"Eine neue Triumph-Reihe von Diana Gabaldon kündigt sich an."
Augsburger Allgemeine
Den Millionen Fans von Diana Gabaldons Highland-Saga ist Lord John Grey seit langem bestens bekannt. Von den Lesern als treuer Freund des Helden Jamie Fraser geschätzt und geliebt, werden seine Auftritte in jedem neuen Roman mit Begeisterung erwartet. Doch auch zwischen seinen Erlebnissen in der Welt von Jamie und Claire führt der englische Offizier im London des 18. Jahrhunderts ein faszinierendes Eigenleben! - In diesen drei fesselnden Kurzromanen hat Lord John wieder einmal eine Reihe von dramatischen Abenteuern zu bestehen - und sieht sich schliesslich sogar mit einer übersinnlichen Mordserie konfrontiert...
Die Hand des Teufels von Diana Gabaldon
LESEPROBE
London, 1756.
Die Gesellschaft zur Wertschätzungdes
englischen Beefsteaks, einHerrenclub
Lord John Greyriss seinen Blick von der Tür los. Nein,
nein, er durfte sich nicht umdrehen,nicht dort hinstarren.
Da er einen anderen Fixpunkt fürseinen Blick brauchte,
heftete er ihn stattdessen auf Quarrys Narbe.
»Trinkt Ihr ein Glas mit mir, Sir?« Kaum hatte der Steward
des Clubs seinem Begleitereingeschenkt, als Harry
Quarry seinen Becher Rotwein auch schonleerte und ihn
zum Nachfüllen hinhielt. »Undvielleicht noch eins, zur
Feier Eurer Rückkehr aus demfrostigen Exil?« Quarry
grinste, wobei die Narbe seinenAugenwinkel zu einem
anzüglichen Zwinkern verzog, und hoberneut sein Glas.
Lord John nahm das Prosit entgegen,indem er seinen
eigenen Becher neigte, doch erschmeckte den Inhalt
kaum. Mit Mühe hielt er seinen Blickauf Quarrys Gesicht
gerichtet und zwang sich, sich nichtumzudrehen
und dem feurigen Blitznachzustarren, der ihm im Korridor
ins Auge gefallen war.
Quarrys Narbe war verblichen, sie hattesich zusammengezogen
und war zu einem dünnen, weissenSchlitz
geschrumpft, dessen wahren Ursprung man nur noch an
seiner Position erkannte, denn erzog sich im spitzen
Winkel über seine rote Wange. Unteranderen Umständen
hätte er sich unter den Linien einesharten Lebens
verlieren können, doch stattdessenblieb er als das Ehrenmal
sichtbar, als das ihn sein Besitzereindeutig betrachtete.
»Es ist ausgesprochen freundlich vonEuch, von meiner
Rückkehr Notiz zu nehmen, Sir«,sagte Grey. Das
Herz hämmerte ihmin den Ohren und dämpfte Quarrys
Worte - kein grosser Verlust für dieUnterhaltung.
Es ist nichts, erinnerte ihn seinVerstand. Es kann nicht
sein. Doch war nichts Verständigesan dem Aufruhr seiner
Emotionen, diesem Gefühl, das überseinen ganzen
Rücken brandete, als wollte es ihnhochheben und ihn
mit Gewalt umdrehen, um demrothaarigen Mann zu folgen,
den er nur so kurz erspäht hatte.
Quarry stiess ihn unsanft mit dem Ellbogenan, ein gar
nicht so unwillkommener Ruf, der ihnin die Gegenwart
zurückbrachte.
» bei den Damen, was?«
»Häh?«
»Ich sage, Eure Rückkehr ist auch ananderer Stelle bemerkt
worden. Meine Schwägerin bittetmich, Euch Grüsse
auszurichten und Euren gegenwärtigenAufenthaltsort
in Erfahrung zu bringen. Bewohnt Ihrein Regimentsquartier?«
»Nein, im Augenblick wohne ich imHaus meiner
Mutter auf der JermynStreet.« Grey stellte fest, dass sein
Becher immer noch voll war. Er hobihn und trank in vollen
Zügen. Der Rotwein im Beefsteak warexzellent,
doch er nahm sein Bouquet kaum zurKenntnis. Draussen
im Flur erklangen Stimmen, die sichim Disput erhoben
hatten.
»Ah. Dann werde ich sie davonunterrichten; Ihr
könnt davon ausgehen, dass Ihr inder Morgenpost eine
Einladung vorfinden werdet. Lucinda hat Euch für eine
ihrer Cousinen im Visier, fürchteich - sie verfügt über
eine ganze Horde armer, aber gutbestückter weiblicher
Verwandter, für die sie guteEhemänner zu finden beabsichtigt.
« QuarrysZähne blitzten kurz auf. »Seid gewarnt.«
Grey nickte höflich. Er war an solcheAnnäherungsversuche
gewöhnt. Als jüngster von vierBrüdern konnte
er nicht auf einen Titel hoffen,doch der Name seiner
Familie war alt und ehrbar, seinePerson und Erscheinung
nicht unansprechend - und erbedurfte keiner Erbin,
da er selbst über hinlänglicheMittel verfügte.
Die Tür flog auf, und es entstandein Luftzug im
Raum, der das Feuer im Kaminaufflackern liess wie die
Flammen des Hades, so dass dieFunken nur so über den
türkischen Teppich stoben. Grey war dankbar für die
Hitzewelle, denn sie entschuldigtedie Farbe, die er in seinen
Wangen aufsteigen fühlte.
Überhaupt nicht ähnlich. Natürlichist er ihm nicht
ähnlich. Wer könnte das schon sein?Und doch war das
Gefühl, das ihm die Brust erfüllte,genauso sehr Enttäuschung
wie Erleichterung.
Der Mann war gross, ja, aber nichtauffallend. Leicht
gebaut, fast zerbrechlich. Und jung,fast zehn Jahre jün-
ger als er selbst, schätzte Grey, der Mitte dreissig war.
Aber das Haar - ja, das Haar warsehr ähnlich.
»Lord John Grey.«Quarry legte dem jungen Mann die
Hand auf den Ärmel und drehte ihnherum, um ihn vorzustellen.
»Darf ich Euch mit meinemangeheirateten
Vetter bekannt machen? Mr. RobertGerald.«
Mr. Gerald nickte knapp, dann schiener sich unter
Kontrolle zu bekommen. Was auchimmer es war, das
ihm das Blut unter seiner hellenHaut aufsteigen liess, er
unterdrückte es und verbeugte sich.Dann heftete er den
Blick auf Greyund erwiderte höflich dessen Gruss.
»Euer Diener, Sir.«
»Ebenso.« Nicht Kupfer, nichtKarotte; ein tiefes Rot,
fast rotbraun, mit Schlaglichternund Strähnen in Zinnober
und Gold. Die Augen waren nicht blau- Gott sei
Dank -, sondern von sanftem,leuchtendem Braun.
Greys Mund war trocken geworden. Zuseiner Erleichterung
bot Quarryihnen etwas zu trinken an, und
als Gerald zustimmte, schnippte ermit den Fingern nach
dem Steward und führte dieDreiergruppe zu einer Ecke
mit Armsesseln, wo der Tabakdunstwie ein schützender
Vorhang über den weniger geselligenMitgliedern des
Beefsteak-Clubs hing.
»Wer war das, den ich da im Flurgehört habe?«, wollte
Quarry wissen, sobald sie sich gesetzthatten. »Das
war doch Bubb-Dodington,oder? Der Mann hat eine
Stimme wie ein Strassenhändler.«
»Ich er ja, so war es.« Mr. Geralds blasse Haut,
die sich von der vorausgegangenenAufregung noch nicht
ganz erholt hatte, blühte zu Quarrys unverhohlener Belustigung
erneut auf.
»Oho! Und was für einen perfidenAntrag hat er dir
gemacht, mein lieber Bob?«
»Gar keinen. Er eine Einladung, dieich nicht anzunehmen
wünschte, das ist alles. Musst du sobrüllen,
Harry?« In dieser Ecke des Zimmerswar es kühl, doch
Grey glaubte, sich an dem Feuer inGeralds glatten Wangen
die Hände wärmen zu können.
Quarry prustete amüsiert und warf einenBlick auf die
umstehenden Sessel.
»Wer soll es denn hören? Der alte Cotterill ist stocktaub,
und der General ist halb tot. Undwas kümmert es
dich überhaupt, wenn dieAngelegenheit so harmlos ist,
wie du vorgibst?«Quarry liess den Blick - plötzlich intelligent
und durchdringend - zu seinemangeheirateten
Vetter schweifen.
»Ich habe nicht gesagt, dass sieharmlos war«, erwiderte
Gerald trocken. »Ich sagte, ich habees abgelehnt,
darauf einzugehen. Und mehr, lieberHarry, bekommst
du nicht zu hören, also lass diedurchdringenden Blicke.
Sie mögen ja bei deinen Untergebenenfunktionieren,
aber nicht bei mir.«
Grey lachte, und einen Augenblick späterfiel Quarry
ein. Er klopfte Gerald auf dieSchulter, und seine Augen
funkelten.
»Mein Vetter ist die Diskretion inPerson, Lord John.
Aber so sollte es ja auch sein,nicht wahr?«
»Ich habe die Ehre, demPremierminister als zweiter
Sekretär zu dienen«, erklärteGerald, der wohl das Unverständnis
in GreysGesicht sah. »Und Regierungsgeheimnisse
mögen zwar langweilig sein -zumindest für
Harrys Verhältnisse« - er warfseinem Vetter ein boshaf-
tes Grinsen zu -, »doch es steht mirdennoch nicht zu, sie
auszuplaudern.«
»Na ja, sie würden Lord John sowiesonicht interessieren«,
sagte Quarryphilosophisch und stürzte sein
drittes Glas alten Rotweins miteiner respektlosen Hast
hinunter, als hätte er es mitPortwein zu tun. Grey sah,
wie der Chefsteward in stummemEntsetzen über dieses
Sakrileg die Augen schloss, undlächelte vor sich hin -
und zwar nicht als Einziger, denn erfing einen Blick
von Mr. Gerald auf, der ihn mitseinen sanften, braunen
Augen ansah und ein ähnliches, komplizenhaftes Lächeln
auf den Lippen trug.
»Solche Dinge sind für niemanden vongrossem Interesse,
ausser denen, die direkt davonbetroffen sind«,
sagte Gerald, der Grey immer noch anlächelte. »Wisst
Ihr, die heftigsten Schlachtenwerden über Dinge ausgefochten,
bei denen nur wenig auf dem Spielsteht. Aber
wo liegen denn Eure Interessen, LordJohn, wenn nicht
bei der Politik.«
»Oh, es mangelt mir nicht anInteresse«, erwiderte
Grey und sah Robert Gerald direkt in dieAugen. Oh,
nein, es mangelt mir wirklich nichtan Interesse. »Sondern
eher an Information. Ich bin eineganze Zeit nicht
in London gewesen; ich habe völlig den Anschluss verloren.«
Ohne es zu wollen, umschloss er seinGlas mit einer
Hand, und sein Daumen wandertelangsam aufwärts
und strich über die glatte, kühleOberfläche, als wäre sie
die Haut eines Menschen. Hastigstellte er das Glas ab
und sah dabei den Saphirring anseiner Hand blau aufblitzen.
Er hätte das Feuer eines Leuchtturmssein kön-
nen, sinnierte er voller Ironie, eineWarnung vor rauer
See in der Zukunft.
Und doch verlief die Unterhaltungweiterhin reibungslos,
trotz Quarrysscherzhafter Erkundigungen nach
Greys jüngstem Posten in der schottischenWildnis und
seiner Spekulationen über dieweitere Offizierslaufbahn
seines Bruders. Da Ersteres Terra prohibita und Letzteres
Terra incognita war, hatte Grey nur wenig zu erwidern,
und das Gespräch ging zu anderenDingen über: Pferden,
Hunden, Armeegerüchten undähnlichen, harmlosen
Männerthemen.
Allerdings spürte Grey dann und wann die braunen
Augen auf sich ruhen. Sie trugen einenAusdruck der
Spekulation, den Anstand undVorsicht ihm zu interpretieren
verbaten. Es überraschte ihn jedochnicht, dass er
sich nach dem Verlassen des Clubsmit Gerald allein im
Vestibül wiederfand- Quarry war von einem Bekannten
aufgehalten worden, dem sie imVorübergehen begegnet
waren.
»Es ist aufdringlich von mir, Sir«,sagte Gerald und
trat so nah an ihn heran, dass derTürsteher seine leisen
Worte nicht verstehen konnte. »Dochich würde Euch
gern um einen Gefallen bitten, wennEuch das nicht allzu
sehr widerstrebt.«
»Ich stehe ganz zu Eurer Verfügung,das versichere ich
Euch«, sagte Greyund spürte, wie die Wärme des Rotweins
in seinem Blut dem Ansturm einertieferen Hitze
wich.
»Ich möchte das heisst, ich hegeZweifel bezüglich
eines Umstandes, auf den ichaufmerksam geworden bin.
Da Ihr gerade erst nach Londongekommen seid - das
heisst, Ihr habt den Vorteil derPerspektive, die mir aufgrund
meiner Vertrautheit mit den Dingenhier fehlen
muss. Es gibt niemanden « Geraldsuchte nach Worten,
dann sah er Lord John an, und seinBlick war plötzlich
zutiefst unglücklich. »Ich kann michniemandem anvertrauen!
«, sagte er in plötzlichem,leidenschaftlichem
Flüsterton. Mit überraschender Kraftergriff er Lord
Johns Arm. »Vielleicht ist esnichts, gar nichts. Aber ich
brauche Hilfe.«
»Wenn es in meiner Macht steht,sollt Ihr sie bekommen.
« GreysFinger berührten die Hand, die seinen Arm
umklammerte; Geralds Finger warenkalt. Quarrys Stimme
hallte laut und jovial hinter ihnendurch den Flur.
»Die Change in der Nähe derArkade«, sagte Gerald
rasch. »Heute Abend, gleich nachAnbruch der Dunkelheit.
« Der Griff liess von Greys Arm ab, und Gerald verschwand.
Sein locker fallendes Haar hob sichlebhaft von
seinem blauen Umhang ab.
© BlanvaletVerlag
Übersetzung: Barbara Schnell
Diana Gabaldon war Honorarprofessorin für Tiefseebiologie und Zoologie an der Universität von Arizona, bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben widmete. Bereits ihr erster Roman Feuer und Stein wurde international zu einem gigantischen Erfolg und führte dazu, dass Millionen von Lesern zu begeisterten Fans ihrer Romane wurden. Zuletzt wurde Gabaldons Highland-Saga unter dem Titel Outlander hochkarätig fürs Fernsehen verfilmt. Diana Gabaldon ist Mutter dreier erwachsener Kinder und lebt mit ihrem Mann in Scottsdale, Arizona.
- Autor: Diana Gabaldon
- 2006, 414 Seiten, Masse: 12,4 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Schnell, Barbara
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442365619
- ISBN-13: 9783442365616
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4 von 5 Sternen
5 Sterne 3Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Hand des Teufels".
Kommentar verfassen