Die fremde Braut
Eine Türkin in Deutschland erklärt, woran die Integration türkischer Frauen immer wieder scheitert. Eine extrem hohe Zahl von Musliminnen, die als Braut zum Teil aus ihrer Heimat weggekauft...
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Eine Türkin in Deutschland erklärt, woran die Integration türkischer Frauen immer wieder scheitert. Eine extrem hohe Zahl von Musliminnen, die als Braut zum Teil aus ihrer Heimat weggekauft wurden, leben in Deutschland, mitten unter uns.
Zeynep ist 28 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und lebt seit zwölf Jahren in Hamburg. Sie versorgt den Haushalt ihrer Grossfamilie und spricht kein Wort Deutsch. Die Wohnung verlässt sie nur zum Koranunterricht. Sie ist eine »Import-Gelin«, eine Importbraut, eine moderne Sklavin. Tausende junger türkischer Frauen werden jedes Jahr durch arrangierte Ehen nach Deutschland gebracht. Die demokratischen Grundrechte gelten für sie nicht, und niemand interessiert sich für ihr Schicksal. Die türkisch-muslimische Gemeinde redet von kulturellen Traditionen, beruft sich auf Glaubensfreiheit und grenzt sich von der deutschen Gesellschaft ab. Und findet dafür Verständnis bei den liberalen Deutschen, die eher bereit sind, ihre Verfassung zu ignorieren als sich den Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit machen zu lassen.
Necla Kelek, Türkin mit deutschem Pass, deckt die Ursachen dieses Skandals auf. Sie ist in die Moscheen gegangen und hat mit den »Importbräuten« gesprochen, sie forscht den Traditionen nach und zeigt, wie sich die Parallelgesellschaft verfestigt, an der die Integration immer wieder scheitert. Sie erzählt von ihrem Urgrossvater, einem Tscherkessen, der mit dem Verkauf von Sklavinnen an den Harem des Sultans zu Reichtum kam. Ihr Grossvater raubte als Partisan seine junge Frau; der Vater kaufte seine Frau für zwei Ochsen und wurde als einer der ersten Türken »Gastarbeiter« in Deutschland. Und sie erzählt von ihrem eigenen Weg in die Freiheit.
»Necla Kelek enthüllt eines der bestgehüteten Tabus: die extrem hohe Anzahl gekaufter Bräute mitten in Deutschland. Und sie erzählt am Beispiel des eigenen Lebens vom
Die fremdeBraut von Necla Kelek
LESEPROBE
Dies ist eine wahre Geschichte. Sie handelt von Liebe und Sklaverei,von Ehre und Respekt, von türkischem Mocca und verkauften Bräuten. Sie erzähltvon meiner Familie, die aus Anatolien über Istanbul nach Deutschland kam, und sieerzählt von meinem Weg in die Freiheit. Sie berichtet von türkischen Frauen,die in arrangierten Ehen von ihrer Familie nach Deutschland verheiratet werden -gegen den Brautpreis Deutschland - und hier Fremde in der Fremde bleiben, oftgenug wie Sklavinnen gehalten. Sie beschreibt und ergründet, woran und warumdie Integration meiner türkischen Landsleute in Deutschland immer wieder scheitert.Ich möchte, dass sich das ändert.
Türkischen Mocca rührt man besser nicht um, heisst es, dennder Kaffeesatz am Grund ist bitter. Ich habe kräftig darin herumgerührt, unddie Geschichten, die ich Ihnen hier erzählen werde, enthalten einige bittereWahrheiten, die vielen nicht schmecken werden: meinen türkischen Landsleutennicht, meinen deutschen Mitbürgern nicht. Mein Buch richtet sich an beideGruppen, denn beide müssen manches ändern, soll die Integration künftiggelingen.
Bei den Eingangssätzen dieses Kapitels höre ich schon die erstenempörten Zwischenrufe: »Ja, kennen Sie denn nicht die vielen tausend Türken,die seit Jahren in Deutschland leben, hier Geschäfte aufgemacht haben, ihreKinder an deutschen Universitäten studieren lassen und deren zweite HeimatDeutschland ist?«
Ja, die kenne ich. Und ich gehöre dazu. Aber gerade wer es»geschafft« hat, in diesem Land anzukommen, darf am wenigsten die Augen vor denSchwierigkeiten verschliessen, die andere haben und deren Ursachengesellschaftlich, kulturell und politisch begründet sind. Wir Migranten haben einedoppelte Verantwortung - dem Land gegenüber, das uns aufgenommen hat, undunseren türkischen Landsleuten gegenüber, damit es nicht nur einNebeneinander, sondern ein Miteinander gibt.
Aus einer anderen Ecke kommt der nächste Zwischenruf: »Beiuns kann jeder nach seiner Fasson selig werden. Wir können doch unserenAusländern nicht vorschreiben, wen sie heiraten. Das ist deren Angelegenheit.Und ausserdem: Unterschiede machen ein Land erst lebendig.« Eben da liegt dasProblem. Alles, was »anders« ist, steht bei vielen gutmeinenden Deutschenunter Naturschutz. Das ist heilig, daran darf nicht gerührt werden, imGegenteil: Es bedarf besonderer Obhut und Pflege. Zumal hierzulande jedwedeKritik an Ausländern sehr schnell als Diskriminierung, womöglich gar alsRassismus unter Verdacht steht. Kritik an fremden Kulturen ist politisch nichtkorrekt. Denn jede Kultur wird »an sich« als Bereicherung erachtet. Auch wennsie barbarische Praktiken gutheisst, wie Zwangsheirat oder Ehrenmorde. Für michendet diese Seligkeit, wo Menschenrechte missachtet werden.
Ich möchte den Teufelskreis von falscher Toleranz und Schweigenaus Solidarität aufbrechen und helfen, Vorurteile und Abgrenzung durch einenoffenen Dialog abzubauen.
Ich mische mich ein, weil ich die Integration will. Allerdingshat Integration auch ihren Preis. »You can't have the cake and eat lt« giltauch hier. Integration ist keine wechselseitige Liebeserklärung, eher schoneine Art Vertragsverhältnis. Für beide Seiten gelten bestimmte Bedingungen, unddie müssen eingehalten werden. Und daran hapert es. Auf beiden Seiten.
Unvermeidlich wird dieses Buch vielen Leserinnen und Lesernnahe treten. Den Türken und Muslimen, weil ich aus dem Inneren ihrerGesellschaft berichte, was versteckt, verschwiegen, verdrängt wird - weil siemeinen, dies ginge niemanden etwas an. Und auch einigen Deutschen nicht, diesich seit Jahren redlich um den Abbau von Ausländerfeindlichkeit bemühen unddenen ich sage: Verschenkt euch und vor allem eure Verfassung nicht. Und eswird die »falschen Freunde« geben, die triumphieren werden: »Wir habendas doch immer schon gewusst!« Wer gegen lieb gewonnene politische Vorurteileverstösst, ist vor ungebetenem Beifall nicht gefeit. Aber mir geht es nichtdarum, Vorurteile zu bestätigen. Es geht um Klarheit und darum, einen gemeinsamenWeg zu finden. Integration ist keine Einbahnstrasse.
Es ist das Schicksal von Migranten, in einem fremden Land zuleben. Das deutsche Wort »Elend« spielt etymologisch darauf an - E-Lend, ausdem Land, in der Fremde. Wir verstehen dieses Schicksal heute als einenbeklagenswerten Zustand. Aber das muss nicht zwangsläufig so sein. Zuweilengibt es auch ein Happy End - und damit möchte ich beginnen. (...)
© 2005 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
- Autor: Necla Kelek
- 2007, 10. Aufl., 272 Seiten, Masse: 14 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- ISBN-10: 3462034693
- ISBN-13: 9783462034691
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