Die dunkle Unermesslichkeit des Todes
Roman
Oktober 2008 auf der KrimiWelt-Bestenliste von WELT, ARTE und Nordwestradio
(Weitere Informationen mit den Jury-Rezensionen unter: www.arte.tv/krimiwelt)
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Produktinformationen zu „Die dunkle Unermesslichkeit des Todes “
Oktober 2008 auf der KrimiWelt-Bestenliste von WELT, ARTE und Nordwestradio
(Weitere Informationen mit den Jury-Rezensionen unter: www.arte.tv/krimiwelt)
Klappentext zu „Die dunkle Unermesslichkeit des Todes “
Silvio Contin, Weinhändler in einer venezianischen Kleinstadt, führt ein unbeschwertes Leben mit seiner hübschen Frau und einem kleinen Sohn. Doch eines Tages nehmen zwei Männer bei einem Raubüberfall Frau und Sohn als Geiseln und töten sie kaltblütig. Der Verlust lässt Contin tief fallen, bis ihn 15 Jahre nach der Tragödie ein Gnadengesuch des inhaftierten und mittlerweile schwer kranken Mörders, Raffaello Beggiato, erreicht. Langsam begreift Contin, dass dies die Chance seines Lebens ist: Rache. »Die dunkle Unermesslichkeit des Todes« ist ein Roman von erzählerischer Radikalität und rasender Spannung.
Lese-Probe zu „Die dunkle Unermesslichkeit des Todes “
Silvano
Kommissar Valiani war überrascht. Ich war schon lange nicht mehr im Präsidium gewesen, um nach Neuigkeiten zu fragen. Er stand hinter seinem mit Akten überhäuften Schreibtisch auf und streckte mir seine vom Nikotin gelbe Hand hin.
»Guten Tag, Signor Contin«, begrüsste er mich misstrauisch.
»Ich muss mit Ihnen reden.«
»Der Fall ist seit einer Weile zu den Akten gelegt.«
»Das ist mir bekannt. Aber Beggiato hat jetzt Krebs und erhält vielleicht Haftverschonung.«
»Möglicherweise ...«
»Ich habe mit dem zuständigen Richter gesprochen, die Möglichkeit ist gross.«
»Und?«
»Wenn er draussen ist, nimmt er vielleicht Kontakt zu seinem Komplizen auf.«
»Wir werden ihn im Auge behalten. Wir haben den Fall nicht vergessen, auch wenn wir den anderen bisher nicht ermitteln konnten. In ein paar Jahren gehe ich in Pension und möchte ungern offene Fälle zurücklassen.«
»Ich kann mich also auf Sie verlassen?«
»Ich werde mich persönlich darum kümmern.«
Beim Abschied dachte ich, ein jüngerer, ehrgeizigerer Beamter würde mir mehr Zutrauen einflössen. Ich hatte nur noch den Komplizen im Kopf, schien doch jetzt seine Verhaftung wenigstens denkbar. Aber nur, wenn Beggiato es aus dem Zuchthaus raus schaffen würde, und nur, wenn er dann Kontakt zu ihm aufnähme. Sein beharrliches Schweigen war für mich ein Zeichen dafür, dass der andere noch am Leben war, frei und in Italien lebte, vielleicht sogar in der Stadt. Sonst hätte er ohne Gewissensbisse reden können. Je länger ich darüber nachdachte, desto gewisser war ich, dass Beggiato ihn aufsuchen würde, sobald er aus dem Gefängnis kam. Aber diesmal würde die Polizei ihn nicht wieder entkommen lassen. Meine Drohung, Beggiatos Freilassung zu verhindern, war nur ein Bluff. In Wirklichkeit sehnte ich den Moment herbei, in dem er Valianis Männer zu seinem Komplizen führte. Er musste mehr oder weniger so alt sein wie Beggiato selbst. Er würde bis zu seinem Tod im Zuchthaus schmoren. Beggiato wäre dann schon lange tot. Tot.
... mehr
Alle tot. Die Verbrecher, Clara, Enrico. Und irgendwann würde auch ich selbst an die Reihe kommen.
Don Silvio wartete, bis ich eine Kundin fertig bedient hatte.
»Was ist passiert?«, fragte er besorgt.
»In welchem Sinne?«
»Beggiato ist verzweifelt und hat mir nicht erzählen wollen, wie Ihr Treffen gelaufen ist.«
»Vielleicht, weil es nichts zu erzählen gibt.«
»Sie werden der Begnadigung nicht zustimmen, oder?«
Ich zuckte mit den Schultern und schaltete die Maschine an, mit der ich Absätze befestigte. Nach ein paar Minuten gab der Priester auf. Mit einem müden, resignierten Winken verabschiedete er sich.
An diesem Abend hatte ich eine Vorladung der Carabinieri im Briefkasten. Ich ging sofort auf die Wache. Ein Beamter in Zivil erklärte mir, es handele sich um Beggiatos Gnadengesuch.
»Es tut mir leid, dass wir Sie wegen dieser Sache behelligen müssen.« Er klang aufrichtig.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe das schon erwartet.«
»Was soll ich schreiben? Positive oder negative Stellungnahme?«
»Negative.«
Am Ausgang wurde ich von einem Mann in den Vierzigern erwartet. Er sagte, sein Name sei Presotto, er arbeite für eine Tageszeitung. In unserer Stadt gab es drei Blätter, eines, das Mitte rechts stand, eines Mitte links und das dritte als Beilage zu einer grossen landesweiten Tageszeitung. Presotto arbeitete für das erste.
»Wir haben erfahren, dass Raffaello Beggiato ein Gnadengesuch gestellt hat«, sagte er. »Ich kann mir nur vorstellen, dass Sie dagegen sind.«
Ich betrachtete sein Doppelkinn, die gelbliche Gesichtsfarbe und die dicke Brille. Ich hatte jetzt keine Lust, mit ihm zu reden, aber sein entschlossenes Auftreten machte mir klar, dass ich ihn nicht so leicht loswerden würde.
Don Silvio wartete, bis ich eine Kundin fertig bedient hatte.
»Was ist passiert?«, fragte er besorgt.
»In welchem Sinne?«
»Beggiato ist verzweifelt und hat mir nicht erzählen wollen, wie Ihr Treffen gelaufen ist.«
»Vielleicht, weil es nichts zu erzählen gibt.«
»Sie werden der Begnadigung nicht zustimmen, oder?«
Ich zuckte mit den Schultern und schaltete die Maschine an, mit der ich Absätze befestigte. Nach ein paar Minuten gab der Priester auf. Mit einem müden, resignierten Winken verabschiedete er sich.
An diesem Abend hatte ich eine Vorladung der Carabinieri im Briefkasten. Ich ging sofort auf die Wache. Ein Beamter in Zivil erklärte mir, es handele sich um Beggiatos Gnadengesuch.
»Es tut mir leid, dass wir Sie wegen dieser Sache behelligen müssen.« Er klang aufrichtig.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe das schon erwartet.«
»Was soll ich schreiben? Positive oder negative Stellungnahme?«
»Negative.«
Am Ausgang wurde ich von einem Mann in den Vierzigern erwartet. Er sagte, sein Name sei Presotto, er arbeite für eine Tageszeitung. In unserer Stadt gab es drei Blätter, eines, das Mitte rechts stand, eines Mitte links und das dritte als Beilage zu einer grossen landesweiten Tageszeitung. Presotto arbeitete für das erste.
»Wir haben erfahren, dass Raffaello Beggiato ein Gnadengesuch gestellt hat«, sagte er. »Ich kann mir nur vorstellen, dass Sie dagegen sind.«
Ich betrachtete sein Doppelkinn, die gelbliche Gesichtsfarbe und die dicke Brille. Ich hatte jetzt keine Lust, mit ihm zu reden, aber sein entschlossenes Auftreten machte mir klar, dass ich ihn nicht so leicht loswerden würde.
... weniger
Autoren-Porträt von Massimo Carlotto
Massimo Carlotto, geboren 1956 in Padua, ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Italiens. Als Sympathisant der extremen Linken wurde er in den 1970er Jahren zu Unrecht wegen Mordes verurteilt. Nach fünfjähriger Flucht und einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren wurde er 1993 begnadigt. Er lebt heute auf Sardinien.
Bibliographische Angaben
- Autor: Massimo Carlotto
- 2008, 2. Aufl. 2008, 188 Seiten, Masse: 14,9 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Hinrich Schmidt-Henkel
- Verlag: Tropen
- ISBN-10: 3608502009
- ISBN-13: 9783608502008
- Erscheinungsdatum: 25.08.2008
Rezension zu „Die dunkle Unermesslichkeit des Todes “
"Massimo Carlotto ist in seiner Heimat längst ein Star. Bei uns ein noch zu entdeckender. ... Wenn er auftaucht sinkt der Illusionsspiegel schlagartig. ... In seinen düsteren Kriminalromanen ist der Tod allgegenwärtig. ... Er ist der unsentimentale Chronist eines anderen, geheimen, schwarzen Italien. ..."(ARD-ttt, titel, thesen, temperamente, 17.08.2008)"... dramaturgisch grandios installiert, psychologisch packend, von beklemmender Intensität ..."Hendrik Werner (Die Welt, 29.08.2008)"Contin soll das Gnadengesuch befürworten, doch der Mord an seiner Familie hat sein Leben ruiniert, er denkt nur an Rache. Und dafür wird er böser, als Begiato es je war. Carlotto beweist sich mit dem Roman wieder als Experte für niederträchtige Zeitgenossen."Marianne Wellershoff (Der Spiegel, Kulturspiegel, 25.8.2008)
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