Die Befreiung
Deutsche, Amerikaner, Briten und Franzosen haben die Ereignisse hier erstmals gemeinsam...
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Deutsche, Amerikaner, Briten und Franzosen haben die Ereignisse hier erstmals gemeinsam aufgearbeitet: von der Landung in der Normandie bis hin zur Befreiung Deutschlands vom Nazi-Regime.
Eindringliche persönliche (Über-)Lebensberichte vom Ende der nationalsozialistischen Herrschaft.
Die Befreiung von Guido Knopp
LESEPROBE
Der längste Tag
Dienstag,6. Juni 1944.
DieMorgendämmerung tauchte die weite Heckenlandschaft der Normandie in eindüsteres Licht. Graue Wolken hingen tief. An der Küste peitschte der starkeWind das grünliche Wasser des Kanals zu meterhohen Wellen auf. Seit mehrerenStunden schon standen die deutschen Soldaten in ihren Bunkerstellungen inerhöhter Alarmbereitschaft. Ungewöhnlich heftig waren in dieser Nacht diealliierten Bombenangriffe auf die Befestigungsanlagen des Atlantikwallsgewesen. Seit Mitternacht gab es sehr widersprüchliche Meldungen über die Landungvon feindlichen Fallschirmjägern. Es lag etwas in der Luft. Ob wohl die langerwartete Invasion bevorstand? Immer wieder schauten die deutschen Posten aufdie See hinaus. Gegen 5.30 Uhr hatte das lange Warten dann ein Ende. Diegewaltigste Armada der Weltgeschichte tauchte aus dem Dunst auf. Die deutschenSoldaten trauten ihren Augen nicht: Vor lauter Schiffen war kein Wasser mehr zusehen - so etwas konnte es doch gar nicht geben. "Der Horizont war schwarz vorSchiffen", erinnert sich Heinz Bongart, der die Invasion am Strand von St.Laurent erlebte. Kurz darauf blitzte es aus der Riesenflotte auf und ein wahrerFeuerorkan ergoss sich auf die Strandlinie. Schlachtschiffe, Kreuzer undZerstörer begannen, die deutschen Stellungen sturmreif zu schiessen.Tonnenschwere Granaten rissen gewaltige Krater in die normannische Erde,zermalmten Stacheldrahtverhaue, Bunkerstellungen und Laufgräben. Die Erde bebteund es war unvorstellbar, dass irgendjemand in diesem Geschosshagel würdeüberleben können.
Hinter denKriegsschiffen zeichneten sich die Silhouetten mächtiger Transporter ab, inihnen zehntausende kampfbereiter Soldaten. Die Armada war von hektischerBetriebsamkeit ergriffen. Sturmboote wurden von riesigen Kränen zu Wassergelassen, Patrouillenboote flitzten zwischen den grossen Landungsschiffen hinund her und in waghalsigen Manövern kletterten voll gepackte Soldaten vonFallreeps in ihre Landungsboote. Die erste Welle brauste nun mit voller Fahrtauf den Strand zu. Die Invasion hatte begonnen!
Doch kaumeiner der Soldaten, die zur Befreiung Frankreichs und Europas von derSchreckensherrschaft Hitlers zum Kampf angetreten waren, hatten in diesem Augenblickeinen Sinn für den historischen Moment. Dicht gedrängt standen die Soldaten inden Sturmbooten. Die schwere See warf sie hin und her. Klatschnass und durchgefroren,waren die meisten seekrank und hofften, nur bald an Land zu kommen, damit dieHöllenfahrt endlich ein Ende nehmen würde.
Immer näherschoben sich die Landungsfahrzeuge an die Küste heran. "Utah" und "Omaha"hiessen die Strandabschnitte der Amerikaner im Westen der Seine-Bucht. "Gold","Juno" und "Sword" jene der Briten und Kanadier, zwischen Bayeux undOrne-Mündung. Bald hörten die Männer der ersten Sturmwelle nicht nur denFeuerorkan der Schiffsartillerie, sondern auch das dumpfe Dröhnen vonFlugzeugmotoren. Über ihren Köpfen bot sich ein atemberaubendes Schauspiel:Aberhunderte von Flugzeugen überflogen die Landungsflotte und stürzten sich aufdie deutschen Stellungen. Schwärme von einmotorigen Jagdbombern undzweimotorigen B-26 "Maraudern" griffen immer wieder die Strandlinie an. Überden Wolken flogen die schweren viermotorigen Bomber und warfen ihretodbringende Fracht ab.
Vielleichtwürde es doch eine leichte Landung werden, dachte so mancher. Man hatte dieMänner zwar auf einen schweren Kampf vorbereitet, aber nach diesemBombardement, so ihre Hoffnung, müsste es eigentlich ein Leichtes sein, HitlersAtlantikwall zu durchbrechen. Als die Männer der 1. und 29.US-Infanteriedivision auf den Landeabschnitt Omaha zuhielten, konnten sie nichtahnen, dass 329 schwere Bomber ihre Fracht aufgrund der schlechten Sicht hinterden deutschen Stellungen abgeladen hatten. "Die alliierten Flugzeuge haben soviele Bomben abgeworfen, dass man glaubte, ein schwarzer Vorhang rauscht aufdie Erde nieder. Aber der ganze Regen schlug im Hinterland ein und wir sind vonkeiner einzigen Bombe getroffen worden", erinnert sich Heinz Bongart, der imWiderstandsnest 65 direkt an der Steilküste lag. Noch 1000 Meter bis zur Küste.Die GIs konnten jetzt das in Rauch gehüllte Steilufer erkennen, das sich etwa50 Meter über den flachen Sandstrand erhob. Kein einziges deutsches Geschützfeuerte, kein Maschinengewehr schoss auf sie, Noch 500 Meter - deutlich warennun die minenbesetzten Vorstrandhindernisse auszumachen, dahinter lag derbreite Sandstrand. Nichts rührte sich. Doch dann, als die kleinen Sturmbootenoch 400 Meter entfernt waren, eröffnete die deutsche Artillerie aus allenRohren das Feuer. Granatwerfer bellten, Pak schoss. Als die Landungsbooteendlich den Strand erreicht hatten und ihre Rampen herunterliessen, steigertesich das Feuer noch. Im brusthohen Wasser wateten die mit Munition undAusrüstung schwer beladenen Männer ohne Deckung langsam an Land und boten dabeiideale Zielscheiben. Maschinengewehrsalven mähten hunderte von GIs nieder. Eswar ein Inferno. ( )
© Ullstein Buchverlage
- Autor: Guido Knopp
- 2005, 1. Auflage., 272 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Masse: 13 x 20 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548367526
- ISBN-13: 9783548367521
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