Deutscher Bürger und verfolgter Jude
Novemberpogrom und KZ Sachsenhausen 1937 bis 1939. Bearb. v. Michael Wildt
Hans Reichmann, ehemals Syndikus des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, schildert in seinen Aufzeichnungen aus dem Londoner Exil eindringlich die Verfolgung der deutschen Juden in den Jahren 1939 bis 1939. Reichmann wurde wie...
Jetzt vorbestellen
versandkostenfrei
Buch (Gebunden)
Fr. 121.90
inkl. MwSt.
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Produktdetails
Produktinformationen zu „Deutscher Bürger und verfolgter Jude “
Klappentext zu „Deutscher Bürger und verfolgter Jude “
Hans Reichmann, ehemals Syndikus des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, schildert in seinen Aufzeichnungen aus dem Londoner Exil eindringlich die Verfolgung der deutschen Juden in den Jahren 1939 bis 1939. Reichmann wurde wie Zehntausende anderer Juden 1938 im Zuge des November-Pogroms, der sogenannten Reichskristallnacht, verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Sein schon im Sommer 1939 niedergeschriebener Bericht über das Lagersystem und die besonderen körperlichen und seelischen Misshandlungen an den jüdischen Häftlingen ist in seiner Unmittelbarkeit ein eindruckvolles und erschütterndes Dokument deutsch-jüdischer Geschichte unter nationalsozialistischer Herrschaft. Leseprobe: "Das Lachen wird ihnen inzwischen in der Kehle erstickt sein." Das Wort schneidet wie ein Messer. Ein kleiner Mann rächt sich. Sonderbar! Ein kleiner Mann erschüttert die Welt. Sie zittert vor ihm. Und ich kann mich noch immer nicht verstehen, den kleinen Mann gross zu sehen, so gross, wie ihn seine Propaganda oder der Hass seiner Feinde macht. Ich weiss, was er angerichtet hat, ich spüre die Realität seiner Macht an mir, nichts und niemand, der solchen Einfluss auf meinen Lebensgang genommen hätte. Der erste Gedanke, wenn ich erwachte und der letzte, wenn endlich der Schlaf kam, den mir sein Wüten so selten liess. Er hat mir alles genommen, was ich besass, zweimal den Beruf, Freunde, Familie, Wohnung und Vermögen, er treibt mich aus meinem Vaterland, er wird mich weiter treiben, sein Krieg wird mich verfolgen, seine Bomben und das Giftgas seiner Propaganda, und doch vermag ich nicht, die Persönlichkeit Hitler ernst zu nehmen, den Hysteriker, den Judenfresser, den rachsüchtigen Bösewicht. Die Welt sieht Genialität und Dämonie, ich sehe nur einen genial-dämonischen Zug: die infernalische Verachtung des Menschen, seines eigenen Volkes, dem er schonungslos jede Brutalität, jedes Opfer an Gut, Gesinnung und Leben, jede Gefolgschaft für Abenteuer Jules
... mehr
Vernescher Phantasie zumutet und mit seinem Terror aufzwingt. Der Führer hat das Signal aufgenommen, dass sein 10.November gellend gegeben hat: "Deutschland muss judenrein werden". Entmachtung, Entrechtung, Enteignung - jede Forderung so ungeheuerlich, dass kaum die Radikalsten der Radikalen sie auszusprechen wagten. Aber als das deutsche Volk die Hetzer währen liess, als kein Proteststurm sie hinwegfegte, als die Auslands-Antwort zwar störte, aber doch nicht realpolitisch gefährlich wurde, da steigerten sich die Hass- und Vernichtungsgelüste des regierenden Pöbels ins Sinnlos-Masslose. Und was kein Nazipogrom je gefordert, wurde zur Regierungsparole: "Deutschland muss judenrein werden - die Juden müssen raus!" In hundert Abwandlungen tönte sie uns nun entgegen, bald mitleidsvoll, bald schadenfroh, bald gleichgültig das Unabänderliche feststellend, bald hasserfüllt triumphierend.
... weniger
Lese-Probe zu „Deutscher Bürger und verfolgter Jude “
"Das Lachen wird ihnen inzwischen in der Kehle erstickt sein." Das Wort schneidet wie ein Messer. Ein kleiner Mann rächt sich. Sonderbar! Ein kleiner Mann erschüttert die Welt. Sie zittert vor ihm. Und ich kann mich noch immer nicht verstehen, den kleinen Mann gross zu sehen, so gross, wie ihn seine Propaganda oder der Hass seiner Feinde macht. Ich weiss, was er angerichtet hat, ich spüre die Realität seiner Macht an mir, nichts und niemand, der solchen Einfluss auf meinen Lebensgang genommen hätte. Der erste Gedanke, wenn ich erwachte und der letzte, wenn endlich der Schlaf kam, den mir sein Wüten so selten liess. Er hat mir alles genommen, was ich besass, zweimal den Beruf, Freunde, Familie, Wohnung und Vermögen, er treibt mich aus meinem Vaterland, er wird mich weiter treiben, sein Krieg wird mich verfolgen, seine Bomben und das Giftgas seiner Propaganda, und doch vermag ich nicht, die Persönlichkeit Hitler ernst zu nehmen, den Hysteriker, den Judenfresser, den rachsüchtigen Bösewicht. Die Welt sieht Genialität und Dämonie, ich sehe nur einen genial-dämonischen Zug: die infernalische Verachtung desMenschen, seines eigenen Volkes, dem er schonungslos jede Brutalität, jedes Opfer an Gut, Gesinnung und Leben, jede Gefolgschaft für Abenteuer Jules Vernescher Phantasie zumutet und mit seinem Terror aufzwingt. Der Führer hat das Signal aufgenommen, dass sein 10.November gellend gegeben hat: "Deutschland muss judenrein werden". Entmachtung, Entrechtung, Enteignung - jede Forderung so ungeheuerlich, dass kaum die Radikalsten der Radikalen sie auszusprechen wagten. Aber als das deutsche Volk die Hetzer währen liess, als kein Proteststurm sie hinwegfegte, als die Auslands-Antwort zwar störte, aber doch nicht realpolitisch gefährlich wurde, da steigerten sich die Hass- und Vernichtungsgelüste des regierenden Pöbels ins Sinnlos-Masslose. Und was kein Nazipogrom je gefordert, wurde zur Regierungsparole: "Deutschland muss judenrein werden - die Juden müssen raus!" In hundert Abwandlungen
... mehr
tönte sie uns nun entgegen, bald mitleidsvoll, bald schadenfroh, bald gleichgültig das Unabänderliche feststellend, bald hasserfüllt triumphierend."
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Hans Reichmann
- 1998, Reprint 2015, 293 Seiten, Masse: 16 x 23,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: Michael Wildt
- Verlag: OLDENBOURG
- ISBN-10: 3486563394
- ISBN-13: 9783486563399
- Erscheinungsdatum: 22.07.1998
Kommentar zu "Deutscher Bürger und verfolgter Jude"
0 Gebrauchte Artikel zu „Deutscher Bürger und verfolgter Jude“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Deutscher Bürger und verfolgter Jude".
Kommentar verfassen