Der Seele weisses Blut / Louis & Salomon Bd.1
Thriller. Originalausgabe
Eine zu Tode gesteinigte Frau im Wald und rätselhafte Zeichen am Tatort. Der Beginn einer alptraumhaften Mordserie
Nach einer durchzechten Nacht wird Hauptkommissarin Lydia Louis im Morgengrauen zum Tatort gerufen: Eine grauenvoll zugerichtete...
Nach einer durchzechten Nacht wird Hauptkommissarin Lydia Louis im Morgengrauen zum Tatort gerufen: Eine grauenvoll zugerichtete...
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Produktinformationen zu „Der Seele weisses Blut / Louis & Salomon Bd.1 “
Eine zu Tode gesteinigte Frau im Wald und rätselhafte Zeichen am Tatort. Der Beginn einer alptraumhaften Mordserie
Nach einer durchzechten Nacht wird Hauptkommissarin Lydia Louis im Morgengrauen zum Tatort gerufen: Eine grauenvoll zugerichtete Frauenleiche, halb im Waldboden eingegraben und zu Tode gesteinigt. Schnell scheint klar: Hier handelt es sich um einen Ehrenmord. Doch das Opfer hat keinen muslimischen Hintergrund. Und wie passen die rätselhaften Zeichen dazu, die in den Baumstamm neben der Leiche eingeritzt sind? Louis und ihr neuer Partner Christopher Salomon sind dem Mörder dicht auf den Fersen. Doch der Killer hat sein Werk längst nicht vollendet und die Kommissarin fällt genau in sein Beuteschema.
Klappentext zu „Der Seele weisses Blut / Louis & Salomon Bd.1 “
Eine zu Tode gesteinigte Frau im Wald und rätselhafte Zeichen am Tatort. Der Beginn einer alptraumhaften MordserieNach einer durchzechten Nacht wird Hauptkommissarin Lydia Louis im Morgengrauen zum Tatort gerufen: Eine grauenvoll zugerichtete Frauenleiche, halb im Waldboden eingegraben und zu Tode gesteinigt. Schnell scheint klar: Hier handelt es sich um einen Ehrenmord. Doch das Opfer hat keinen muslimischen Hintergrund. Und wie passen die rätselhaften Zeichen dazu, die in den Baumstamm neben der Leiche eingeritzt sind? Louis und ihr neuer Partner Christopher Salomon sind dem Mörder dicht auf den Fersen. Doch der Killer hat sein Werk längst nicht vollendet - und die Kommissarin fällt genau in sein Beuteschema ...
Lese-Probe zu „Der Seele weisses Blut / Louis & Salomon Bd.1 “
Der Seele weißes Blut von Sabine KleweProlog
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Angst ist die dunkle Schwester der Liebe. Wie ein Schatten folgt sie ihr auf Schritt und Tritt.
Sandra Thierse stand am Gartentor und kaute nervös an ihren Fingernägeln. In der letzten Viertelstunde hatte sie beobachtet, wie die Konturen des Waldes immer mehr mit dem Horizont verschmolzen und die Nacht hereinbrach, die hier am Rand der Großstadt nie wirklich schwarz wurde. Die Straßenlaternen gossen trübes Gelb auf den regenfeuchten Asphalt, die Wolkendecke, die den Sternenhimmel verbarg, schimmerte rötlich. Allein der Wald ragte vor ihr auf wie der Eingang zu einer gewaltigen lichtlosen Höhle.
Irgendwo in diesem gähnenden Loch trieb Jakob sich herum. Hundert Mal hatte sie ihm eingeschärft, rechtzeitig zu Hause zu sein. Nach seiner letzten Verspätung hatte er eine Woche Stubenarrest bekommen, aber das hatte den Jungen nicht davon abgehalten, sich gleich nach Ablauf der Strafe wieder davonzustehlen. Die Verlockungen des Waldes waren unwiderstehlich. Knorrige Kletterbäume. Kaninchenhöhlen. Tausende geheime Verstecke.
Sandra seufzte. Sie verstand ihren Sohn nur zu gut. Wie gern hätte sie als Kind in einem solchen Paradies herumgetollt, sich einen Unterschlupf aus Ästen und Zweigen gebaut, in dem sie die Prinzessin war, die Herrscherin eines magischen Reiches. Aber sie hatte Angst. Der Wald war nicht nur ein aufregender Spielplatz, er war auch Hort zahlloser Gefahren: frei umherlaufender, angriffslustiger Köter, für die ein fünfjähriger Junge eine leichte Beute war. Oder schlimmer noch, Menschen, die grausame Dinge anstellten mit hilflosen Kindern. Die psychiatrische Klinik war kaum mehr als einen Steinwurf von hier entfernt. Niemand wusste, wer dort alles untergebracht war. Nicht die gefährlichen Fälle, das hatte Daniel ihr versichert, bevor sie hierher gezogen waren. In Grafenberg saßen keine Straftäter ein. Doch möglicherweise waren einige Patienten lediglich noch nicht straffällig geworden.
»Jakob!«, rief sie in die Dunkelheit. »Jakob, komm sofort her!«
Endlose Minuten lang geschah nichts. Der rote Kombi der Schröders passierte sie. Erika Schröder glotzte neugierig durch das Seitenfenster. Ein Uhu schrie. In der Ferne klingelte die Straßenbahn. Die Zivilisation war zum Greifen nah. Und doch so fern.
Da knackte es und eine helle Gestalt tauchte zwischen den schwarzen Stämmen auf.
»Jakob, na endlich! Du solltest doch längst zu Hause sein.« Sie breitete die Arme aus. Eigentlich sollte sie streng sein, mit ihm schimpfen, doch die Erleichterung, dass er wohlauf war, fegte all ihren Ärger hinweg.
»Mama, guck mal, was ich gefunden habe!« Er rannte auf sie zu, etwas Langes, Helles schwenkend.
»Was ist das, ein Stock?« Sie ließ die Arme sinken.
Er wurde langsamer. »Aber du darfst ihn mir nicht wegnehmen«, forderte er.
»Wir legen den Stock in den Garten, okay? Dann kannst du morgen wieder damit spielen. Heute ist es zu spät. Jetzt geht es in die Wanne und danach ins Bett.« »Das ist aber kein Stock«, maulte Jakob.
»Was denn dann?«
Er war fast bei ihr, das Ding in seiner Hand nahm Gestalt an. Sandra stutzte. Dann schluckte sie. »Wo hast du das her?«, stieß sie entsetzt hervor.
»Nicht wegnehmen!«, schrie Jakob, als sie den Arm
ausstreckte. »Das ist meiner. Ich hab ihn gefunden.« »Wo hast du das her?«, wiederholte sie. »Ausgegraben«, erklärte Jakob. »Zusammen mit Tim.
Aber ich hab ihn zuerst gesehen. Er gehört mir.«
»Wo ist Tim denn?« Beunruhigt heftete sie ihren Blick
auf den Waldsaum. Aber da war niemand.
»Abgehauen. War sauer, weil ich den Schatz gefunden habe und nicht er.«
»Das ist kein Schatz.«
»Ist es wohl.«
»Jakob, gib ihn mir!«
Er versuchte wegzurennen, doch sie erwischte ihn, entriss ihm den Gegenstand. »Bestimmt ist er von einem Tier«, murmelte sie, doch sie ahnte, dass sie sich irrte.
1
Zwei Wochen später Dienstag, 8. September
Die Morgendämmerung kroch eben erst über die Hügel. Ein feiner Dunstschleier verbarg das Tal mit der langsam erwachenden Stadt. Es roch nach Moder und feuchtem Laub.
Ellen Dankert ließ sich in einen gemächlichen Trab fallen. Mit jedem Schritt, den sie sich von der Haustür entfernte, bröckelte Last von ihren Schultern, so als würde sie kleine Gewichte auf dem Waldweg verstreuen. Tief sog sie die kalte Luft ein, bis ihre Lungen brannten. Sie liebte diese Morgenstunde, die einzige des Tages, die ihr ganz allein gehörte. Und das auch nur, wenn Philipp Frühschicht hatte. Dann konnte sie laufen, bevor sie die Kinder wecken musste. Sobald die Rücklichter seines Wagens um die Straßenecke verschwunden waren, hatte sie sich in aller Eile umgezogen und war aus dem Haus geschlichen. In der Einfahrt hatte noch der Geruch nach Abgasen gehangen wie eine letzte Erinnerung an Philipps Präsenz.
Plötzlich durchzuckte sie der Gedanke, er könne etwas vergessen haben und noch einmal zurückkehren. Ins Haus stürmen, sie überall suchen, die Kinder aus dem Schlaf reißen. Nein, er war noch nie umgekehrt. Sie durfte sich nicht verrückt machen. Vielleicht sollte sie ihm einfach erzählen, dass sie morgens gern eine Runde durch den Wald lief. Womöglich hatte er gar nichts dagegen. Warum sollte er auch? Joggen war schließlich vollkommen harmlos. Andererseits, wenn sie ihm nichts sagte, und er kam ihr auf die Schliche, konnte sie immer noch die Ahnungslose spielen. Ihm versichern, dass sie nicht gewusst habe, dass er es missbillige. Allerdings würde das seine Wut kaum eindämmen.
Ellen erreichte die Gabelung unterhalb der großen Weide und bog nach rechts ab. Inzwischen hatte sich eine angenehme Wärme in ihrem Körper ausgebreitet, ihre Beine liefen wie von allein. Sie ließ ihre Gedanken schweifen, stellte sich vor, wie sie immer weiter rannte, aus der Stadt hinaus, durch mannshohe Maisfelder, dichte Laubwälder, fremde Dörfer und Städte. Weiter und weiter. Wie sie nicht zurückkehrte, ein neues Leben anfing. Einfach so. Sie würde sich Carola nennen. Als Kind hatte sie immer Carola heißen wollen. Carola war die Starke, die Mutige, die alles schaffte, was sie sich vornahm. Carola ließ sich von niemandem herumkommandieren, alle respektierten und achteten sie. Als Nachname wäre ein Allerweltsname am besten. Müller oder Meier. Dahinter konnte man sich gut verstecken. Müller oder Meier, das war wie eine Tarnkappe. Carola Müller. Das klang gut. Sie würde einfach behaupten, sie habe ihre Papiere verloren. Oder besser noch: ihr Gedächtnis. Carola Müller, die Frau ohne Vergangenheit. Die mutige, starke Frau ohne Vergangenheit. Der Gedanke gefiel ihr.
Ellen hatte die kleine Holzbrücke am Bach erreicht. Von hier aus ging es im Bogen nach Hause zurück. Der Weg stieg leicht an, doch sie merkte es kaum. Sie kam in der Nähe der Landstraße vorbei, Autos rauschten heran, nur durch das anschwellende Brüllen des Motors und das umherzuckende Licht der Scheinwerfer zu erkennen, und tauchten zurück ins Dämmerlicht. Endlich führte der Weg von der Straße weg, es wurde stiller, die Geräusche des Waldes, das Knacken der Äste und das leise Stöhnen der mächtigen Baumstämme, übernahmen wieder das Regiment. Ellen hörte ein Rascheln neben sich im Unterholz. Sie zuckte zusammen und beschleunigte ihre Schritte. Ein Reh brach aus dem Dickicht hervor, starrte sie einen Moment lang verschreckt an und verschwand behände zwischen den Stämmen auf der anderen Seite des Weges. Erleichtert drosselte Ellen das Tempo. Ihr war jetzt heiß, Schweiß stand kalt auf ihrer Stirn.
Eine kleine Lichtung tauchte vor ihr auf. In der Mitte lag ein eigenartiges schwarzes Bündel. Ellen warf einen flüchtigen Blick darauf und rannte weiter. Vermutlich ein totes Tier, dachte sie. Aber schwarz? Sie stockte, stolperte und wäre beinahe gestürzt. Die Lichtung lag bereits hinter ihr. Sie zögerte, dann lief sie das kurze Stück zurück. Nur eben nachschauen, sagte sie sich. Sonst würde sie den ganzen Tag herumrätseln, was sie da wohl Merkwürdiges gesehen hatte.
Dort lag es. Ein Tier war es nicht, das erkannte Ellen jetzt. Vielleicht eine Decke, die jemand liegen gelassen hatte, oder eine Jacke. Nein, es sah eher aus wie Fell. Langes dunkles Fell. Behutsam schlich Ellen näher. Eine unerklärliche Furcht lähmte mit einem Mal ihre Glieder und ließ jeden Schritt zu einem ungeheuren Willensakt werden. Unter dem schwarzen Fell schimmerte eine unförmige Masse. Braun. Oder Rot. Sie erinnerte ein wenig an einen Klumpen rohes Fleisch.
Magen vorübergehend. Erleichtert atmete sie durch. Als sie die Augen wieder öffnete, war die Ampel auf Grün gesprungen.
Lydia umklammerte das Lenkrad, gab Gas und versuchte, sich auf den Weg zu konzentrieren. Irgendwo hier musste sie abbiegen. Was hatte der Kollege über Funk gesagt? Nach dem Baumarkt die zweite Kreuzung links und dann auf die Landstraße. Das Pochen in ihrem Schädel verstärkte sich. Verdammt! Warum war sie nicht erst nach Hause gefahren? Sie hätte kurz duschen, sich umziehen und zwei Aspirin nehmen können. Auch wenn ihr Magen ihr Letzteres vermutlich übel genommen hätte.
Schon von Ferne sah sie das blinkende Blaulicht. Sie schlug das Lenkrad ein und rollte langsam auf den holprigen Waldweg. Ein Kollege in Uniform trat auf ihren Wagen zu. Sie ließ die Scheibe herunter und kramte in ihrer Jacke nach dem Dienstausweis, doch das erwies sich als unnötig.
»Guten Morgen, Frau Louis.« Er tippte sich in einer militärischen Geste an die Mütze. »Einfach dem Weg folgen. An der Gabelung links, danach sind es nur noch ein paar Meter. Ist nicht zu verfehlen.«
Sie brummte ein Danke und schloss das Fenster. Hier im Wald war es noch dämmrig, Zweige knisterten unter den Reifen, ein Schatten huschte vor ihr über den Weg. An der Gabelung kam die Übelkeit wieder. Sie fluchte. Das würde ihr gerade noch fehlen, auf die Leiche zu kotzen! Es hatte sie Jahre gekostet, sich bei den männlichen Kollegen Respekt zu verschaffen, ihnen zu beweisen, dass sie eine gute Ermittlerin war, dass sie Instinkt hatte, Ausdauer und starke Nerven. Doch eine kleine Panne, ein winziges Aufblitzen weiblicher Schwäche, und die jahrelange mühevolle Arbeit wäre zunichte gemacht. Von dem Moment an, wo sie an einem Tatort ihr Frühstück ins Gebüsch spuckte, hätte sie ihren Spitznamen weg: »das Sensibelchen«, »unsere Zarte« oder einfach nur »die kotzende Lydia«.
Funkstreifen, Notarzt und Leichenwagen tauchten vor ihr auf. Kreuz und quer parkten die Fahrzeuge auf dem schmalen geschotterten Waldweg. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Ohne allzu große Eile lenkte sie den Toyota hinter den BMW ihres Chefs und stellte den Motor ab.
Bevor sie ausstieg, warf sie einen raschen Blick in den Rückspiegel. Glücklicherweise hatte sie einen Haarschnitt, dem man nicht ansah, ob sie frisch frisiert war oder drei Tage keine Bürste in die Hand genommen hatte. Sie fuhr sich mit den Fingern ein paarmal durch die dunkelblonden, kurzen Strähnen und kniff sich in die Wangen, um nicht so blass auszusehen. Kurz schloss sie die Augen und massierte ihre hämmernden Schläfen. Danach stieß sie mit einem Seufzer die Wagentür auf.
Weynrath löste sich aus dem Gewusel, als sie über den knirschenden Untergrund lief. Er war einen halben Kopf kleiner als Lydia, von behäbiger Statur und wirkte immer ein wenig elektrisiert. Manchmal erinnerte er sie an den Schauspieler Danny de Vito, heute jedoch sah er eher wie einer von diesen Aufziehweihnachtsmännern aus, die Jingle Bells dudelnd über den Wohnzimmerteppich marschierten. Dabei trug er weder Bart noch einen roten Mantel.
»Louis! Da sind Sie ja! Verdammt beschissene Sache.« Sie straffte die Schultern. »Was ist passiert?«
»Leiche. Vermutlich weiblich. Da vorne auf der Lichtung. Kommen Sie mit!«
»Vermutlich weiblich?«, fragte Lydia, während sie ihrem Chef durch das Unterholz folgte.
»Warten Sie's ab.«
Sie gelangten an den Bereich, der mit Flatterband abgesperrt war. Gestalten in weißen Overalls huschten zwischen den Stämmen umher. Jemand machte Fotos. Überall im Boden steckten kleine Schildchen. Obwohl es inzwischen fast hell war, tauchten zwei riesige Scheinwerfer das Waldstück in grelles Kunstlicht.
Einer der weiß Gewandeten löste sich aus der Menge.
»Morgen, Louis. Schöne Scheiße.«
Sie nickte. »Kann ich durch, Spunte?«
Spunte hieß mit vollem Namen Gerald Spuntenmayer und war Chef der Spurensicherung. Er allein bestimmte, wer sich wo an einem Tatort aufhalten durfte.
»Hier vorne ist der Pfad markiert«, antwortete er und deutete vor sich auf den Boden. »Aber wir sind sowieso gleich durch. Hansi macht gerade noch die letzten Bilder.«
Lydia stieg über die Absperrung und folgte Spunte in die Mitte einer kleinen Lichtung, wo eine Frau mit Pferdeschwanz über einem dunklen Bündel kauerte.
»Was haben wir denn?«, fragte Lydia.
Die Rechtsmedizinerin blickte zu ihr hoch. Sie war nur wenige Jahre älter als Lydia, vielleicht Anfang vierzig, hatte große ausdrucksvolle Augen und ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen. Lydia wusste, dass sie unter den Kollegen einen ähnlichen Ruf genoss wie sie selbst. Spröde, aber kompetent. Eigentlich hätte sie so etwas wie Solidarität ihr gegenüber empfinden müssen, immerhin waren sie Leidensgenossinnen in dieser brutalen Männerwelt. Doch das Gegenteil war der Fall. Lydia konnte Maren Lahnstein nicht ausstehen. Und sie wusste nicht einmal, warum.
»Gute Frage«, antwortete die Ärztin. Sie deutete auf das Bündel zu ihren Füßen. Jetzt erkannte Lydia, dass es Haare waren, an denen eine blutige Masse haftete. Das Pochen in ihren Schläfen verstärkte sich, sie kniff die Augen zu, um den Schmerz einzudämmen.
Maren Lahnstein sprach inzwischen weiter. »Ein vollkommen zertrümmerter Schädel, ein Ohrring, langes dunkles Haar, vermutlich eine Frau. Der Rest des Körpers ist in den Waldboden eingegraben, deshalb kann ich noch nicht viel zur Todesursache sagen. Die Verletzungen am Kopf hätten aber in jedem Fall ausgereicht, um sie zehnmal zu töten.«
»Irgendeine Vorstellung, wie ihr die Verletzungen beigebracht wurden?« Lydia bückte sich, um sich den zertrümmerten Schädel näher anzusehen. Sie erkannte die ovale Gesichtsform, ein zerfetztes Ohr mit einem kleinen Perlenohrring. Ein Auge war blutunterlaufen, das andere fehlte.
»Ich halte es für möglich, dass sie gesteinigt wurde«, sagte Maren Lahnstein zögernd. »Aber das ist zunächst einmal eine vorsichtige Hypothese. Ihre Kollegen haben jedenfalls haufenweise blutverschmierte Steine rings um den Schädel sichergestellt.«
»Was für ein Mist.« Lydia richtete sich wieder auf. Ihrem Magen ging es erstaunlich gut angesichts des grausigen Anblicks, doch ihr Schädel fühlte sich an, als hätte man ihr Ähnliches angetan wie dem Opfer.
Hinter ihr räusperte sich Weynrath. »Sie wissen, was ich denke?«
Lydia drehte sich um. »Wenn ich das wüsste, würde ich nicht hier stehen.«
»Haha. Das ist weder der Ort noch der Zeitpunkt für Scherze. Frau. Jung. Dunkelhaarig. Todesursache Steinigung. Dämmert es jetzt?«
»Sie meinen, das war ein Ehrenmord?«
»Was sonst? Islamisten. Terroristen. Dieses durchgeknallte Pack. Bomben werfen. Hände abhacken. Steinigen. Die stehen doch auf so was.«
»Ich glaube, in der Bibel ist auch von Steinigungen die Rede.«
»Sparen Sie sich ihre religionsphilosophischen Betrachtungen für nach dem Dienst auf, Louis. Das hier ist ein beschissener Ehrenmord. Darauf verwette ich meinen Arsch. Sie müssen nur die Tote identifizieren und sich ihre Brüder vorknöpfen.«
»Am besten den jüngsten, der noch nicht strafmündig ist. Meinen Sie das?«
»Ich kann nichts dafür, dass diese Kameltreiber so fanatisch drauf sind.«
»Kameltreiber?«
»Verdammt, Louis.« Er trat näher und fixierte sie von unten. Lydia konnte riechen, dass er mit einem starken Mundwasser gegurgelt hatte. Vielleicht hatte er ähnliche Probleme wie sie. »Ich möchte, dass Sie diesen Fall ganz schnell wasserdicht machen. Bevor er großes Aufsehen erregt. Verstanden?«
Er wandte sich ab und stiefelte durch den Wald davon, bevor sie etwas erwidern konnte. Sie wollte ihm hinterherlaufen, aber Maren Lahnstein hielt sie zurück.
»Frau Louis? Was ist mit der Leiche?«
Irritiert drehte sie sich um. Dann warf sie einen kurzen Blick zu Spunte, der dem Schlagabtausch zwischen ihr und Weynrath schweigend gelauscht hatte. Er nickte stumm.
»Okay.« Sie winkte ein paar Kollegen, die, mit Klappspaten bewaffnet, hinter der Absperrung warteten. »Ausgraben!«
Sie blieb nicht, um zuzusehen, sondern folgte ihrem Chef, der irgendwo zwischen den Einsatzwagen verschwunden war. Sie entdeckte ihn, ins Gespräch mit einem Mann vertieft, den sie noch nie gesehen hatte. Der Fremde lehnte an einem der Streifenwagen und hatte die Hände lässig in den Taschen seiner Lederjacke vergraben. Lydia runzelte die Stirn. Ein neuer Staats- anwalt?
Danny de Vito winkte ihr.
Sie trat zu den beiden und stellte fest, dass der Fremde sie an den jungen Paul Newman erinnerte. Nur dass seine Augen nicht stahlblau waren, sondern braun.
»Das ist Kriminalhauptkommissar Christopher Salomon«, erklärte ihr Chef. »Ihr neuer Partner, Louis. Seien Sie nett zu ihm. Er ist aus Köln.«
Lydia unterdrückte mühsam einen Fluch. »Ich dachte . «, begann sie. Ihr Magen meldete sich plötzlich wieder vehement zu Wort. Säure fraß sich ihre Kehle hinauf. Sie hatte eine Vereinbahrung mit Weynrath. Was dachte dieser Scheißkerl sich dabei, sich einfach nicht daran zu halten und ihr diesen Schönling aufs Auge zu drücken? Wollte er damit seine Macht demonstrieren?
»Ich weiß, was Sie dachten, Louis«, fuhr Weynrath dazwischen. »Vergessen Sie's. Glauben Sie mir, Salomon ist genau der Richtige für Sie. Sie beide werden ein wunderbares Paar abgeben.« Er grinste anzüglich.
Lydia ignorierte seine kindliche Freude. Sie würde sich nicht die Blöße geben, hier vor allen Kollegen eine Diskussion mit ihm anzufangen. Sie würde Paul Newman schon loswerden. Auf ihre Art. Rasch wechselte sie das Thema.
»Wie viele Leute kriege ich für die Moko?«
»Meier und Schmiedel. Und der Köster kann die Akte führen.«
»Meier, Schmiedel und Köster?« Lydia sah ihn ungläubig an, Salomon zeigte zum ersten Mal eine Regung und zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
»Gibt es damit ein Problem?« Weynrath fingerte ein Taschentuch aus der Jacketttasche und fuhr sich damit über die Stirn.
»Drei Leute für einen Mord mit einer noch nicht identifizierten Leiche, die grausam verstümmelt wurde? Allerdings gibt es da ein Problem.«
»Fünf Leute«, korrigierte Weynrath. »Mit Ihnen und dem Kölner sind es fünf.«
Er zwinkerte Salomon zu, der jedoch ernst blieb. »Verdammt, das reicht nicht!«, fluchte Lydia. »Und das wissen Sie ganz genau.«
»Das sehe ich anders. Sobald Sie rausgefunden haben, wer die Frau ist, haben Sie Ihren schönen kleinen Kreis von Tatverdächtigen. Vielleicht hat sie ja sogar nur einen Bruder. Dann geht das ratzfatz.«
»Ist Ihnen vielleicht schon mal in den Sinn gekommen, dass auch etwas ganz anderes dahinterstecken könnte? Die Leiche ist noch nicht mal ausgegraben, und Sie wissen bereits, was passiert ist!«
»Okay, okay.« Weynrath hob abwehrend die Hände. Er schaute sich suchend um und entdeckte einen jungen Kollegen, der etwas linkisch eine der Lampen im Wagen verstaute.
»Hey, Sie!«
Der junge Beamte sah verwirrt zu ihnen herüber, nicht sicher, ob er gemeint war.
»Ja, Sie«, schrie Weynrath. »Nun kommen Sie schon.«
Der Mann knallte die Wagentür zu und trat näher. Er hatte glatt gekämmtes, rotblondes Haar und ein rundes Kindergesicht.
»Wie heißen Sie, junger Mann?«
»Kommissaranwärter Sebastian Mörike.«
»Oh, ein Dichter.« Weynrath lachte schallend. Mörike blinzelte verängstigt. »Verstehe ich nicht.«
»Macht nichts, mein Freund«, erklärte Weynrath jovial. »Sie dürfen sich freuen. Ab sofort gehören Sie zur >Moko Kameltreiber<. Frau Louis wird Ihnen sagen, was Sie zu tun haben.« Er blickte triumphierend in die Runde. »Viel Vergnügen allerseits!«
Ohne sich noch einmal umzudrehen marschierte er auf seinen BMW zu, stieg ein und brauste davon. »Netter Zeitgenosse«, stellte Salomon fest.
Lydia zuckte mit den Schultern. Eine erneute Schmerzwelle wogte durch ihren Schädel, und sie biss sich auf die Unterlippe. Was für ein beschissener Morgen. Eine Leiche ohne Gesicht, eine Mordkommission, die aus drei Kommissaren, einem grinsenden Kölner und einem Praktikanten bestand, und ein Chef, der von nichts eine Ahnung hatte, aber alles besser wusste. Am liebsten hätte sie ihre Dienstwaffe gezückt und Weynraths schickem Wagen ein paar Kugeln hinterhergeschickt.
Mörike sah sie verunsichert an. »Was soll ich jetzt tun?«
Lydia zwang sich, ein paarmal tief ein- und auszuatmen. »Finden Sie raus, wer die Tote entdeckt hat.«
»Das weiß ich.« Ein Funken Stolz blitzte in seinen blauen Augen auf.
»Und?«
»Eine junge Frau, die oben in Erkrath wohnt. Sie war joggen, und dabei ist ihr aufgefallen, dass etwas auf der Lichtung lag.«
»Und wo steckt sie?«, fragte Lydia ungeduldig. »Ich sehe hier keine junge Frau.«
»Ich glaube, sie ist erst nach Hause gelaufen und hat von dort die Kollegen angerufen.«
»Aha. Wer hat ihre Adresse?«
»Ich weiß nicht.« Er zögerte. »Aber ich kümmere mich drum.« Er eilte davon.
Lydia schaute zu Salomon. Der nahm die Hände aus der Jackentasche und streckte ihr die rechte entgegen. »Chris.«
Lydia ignorierte die ausgestreckte Hand.
»Ich werfe noch mal einen Blick auf die Leiche. Müsste ja inzwischen ausgegraben sein.«
Sie wandte sich ab.
»Lydia?«
Sie fuhr herum.
»Ich darf Sie doch Lydia nennen?«
»Alle nennen mich Louis. Wäre nett, wenn Sie sich auch daran halten würden.«
Er zuckte mit den Schultern. »Kein Problem. Louis, also.«
Wieder streckte er ihr die Hand entgegen. Diesmal lag etwas Silbernes darin.
...
Copyright © dieser Ausgabe 2012
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Angst ist die dunkle Schwester der Liebe. Wie ein Schatten folgt sie ihr auf Schritt und Tritt.
Sandra Thierse stand am Gartentor und kaute nervös an ihren Fingernägeln. In der letzten Viertelstunde hatte sie beobachtet, wie die Konturen des Waldes immer mehr mit dem Horizont verschmolzen und die Nacht hereinbrach, die hier am Rand der Großstadt nie wirklich schwarz wurde. Die Straßenlaternen gossen trübes Gelb auf den regenfeuchten Asphalt, die Wolkendecke, die den Sternenhimmel verbarg, schimmerte rötlich. Allein der Wald ragte vor ihr auf wie der Eingang zu einer gewaltigen lichtlosen Höhle.
Irgendwo in diesem gähnenden Loch trieb Jakob sich herum. Hundert Mal hatte sie ihm eingeschärft, rechtzeitig zu Hause zu sein. Nach seiner letzten Verspätung hatte er eine Woche Stubenarrest bekommen, aber das hatte den Jungen nicht davon abgehalten, sich gleich nach Ablauf der Strafe wieder davonzustehlen. Die Verlockungen des Waldes waren unwiderstehlich. Knorrige Kletterbäume. Kaninchenhöhlen. Tausende geheime Verstecke.
Sandra seufzte. Sie verstand ihren Sohn nur zu gut. Wie gern hätte sie als Kind in einem solchen Paradies herumgetollt, sich einen Unterschlupf aus Ästen und Zweigen gebaut, in dem sie die Prinzessin war, die Herrscherin eines magischen Reiches. Aber sie hatte Angst. Der Wald war nicht nur ein aufregender Spielplatz, er war auch Hort zahlloser Gefahren: frei umherlaufender, angriffslustiger Köter, für die ein fünfjähriger Junge eine leichte Beute war. Oder schlimmer noch, Menschen, die grausame Dinge anstellten mit hilflosen Kindern. Die psychiatrische Klinik war kaum mehr als einen Steinwurf von hier entfernt. Niemand wusste, wer dort alles untergebracht war. Nicht die gefährlichen Fälle, das hatte Daniel ihr versichert, bevor sie hierher gezogen waren. In Grafenberg saßen keine Straftäter ein. Doch möglicherweise waren einige Patienten lediglich noch nicht straffällig geworden.
»Jakob!«, rief sie in die Dunkelheit. »Jakob, komm sofort her!«
Endlose Minuten lang geschah nichts. Der rote Kombi der Schröders passierte sie. Erika Schröder glotzte neugierig durch das Seitenfenster. Ein Uhu schrie. In der Ferne klingelte die Straßenbahn. Die Zivilisation war zum Greifen nah. Und doch so fern.
Da knackte es und eine helle Gestalt tauchte zwischen den schwarzen Stämmen auf.
»Jakob, na endlich! Du solltest doch längst zu Hause sein.« Sie breitete die Arme aus. Eigentlich sollte sie streng sein, mit ihm schimpfen, doch die Erleichterung, dass er wohlauf war, fegte all ihren Ärger hinweg.
»Mama, guck mal, was ich gefunden habe!« Er rannte auf sie zu, etwas Langes, Helles schwenkend.
»Was ist das, ein Stock?« Sie ließ die Arme sinken.
Er wurde langsamer. »Aber du darfst ihn mir nicht wegnehmen«, forderte er.
»Wir legen den Stock in den Garten, okay? Dann kannst du morgen wieder damit spielen. Heute ist es zu spät. Jetzt geht es in die Wanne und danach ins Bett.« »Das ist aber kein Stock«, maulte Jakob.
»Was denn dann?«
Er war fast bei ihr, das Ding in seiner Hand nahm Gestalt an. Sandra stutzte. Dann schluckte sie. »Wo hast du das her?«, stieß sie entsetzt hervor.
»Nicht wegnehmen!«, schrie Jakob, als sie den Arm
ausstreckte. »Das ist meiner. Ich hab ihn gefunden.« »Wo hast du das her?«, wiederholte sie. »Ausgegraben«, erklärte Jakob. »Zusammen mit Tim.
Aber ich hab ihn zuerst gesehen. Er gehört mir.«
»Wo ist Tim denn?« Beunruhigt heftete sie ihren Blick
auf den Waldsaum. Aber da war niemand.
»Abgehauen. War sauer, weil ich den Schatz gefunden habe und nicht er.«
»Das ist kein Schatz.«
»Ist es wohl.«
»Jakob, gib ihn mir!«
Er versuchte wegzurennen, doch sie erwischte ihn, entriss ihm den Gegenstand. »Bestimmt ist er von einem Tier«, murmelte sie, doch sie ahnte, dass sie sich irrte.
1
Zwei Wochen später Dienstag, 8. September
Die Morgendämmerung kroch eben erst über die Hügel. Ein feiner Dunstschleier verbarg das Tal mit der langsam erwachenden Stadt. Es roch nach Moder und feuchtem Laub.
Ellen Dankert ließ sich in einen gemächlichen Trab fallen. Mit jedem Schritt, den sie sich von der Haustür entfernte, bröckelte Last von ihren Schultern, so als würde sie kleine Gewichte auf dem Waldweg verstreuen. Tief sog sie die kalte Luft ein, bis ihre Lungen brannten. Sie liebte diese Morgenstunde, die einzige des Tages, die ihr ganz allein gehörte. Und das auch nur, wenn Philipp Frühschicht hatte. Dann konnte sie laufen, bevor sie die Kinder wecken musste. Sobald die Rücklichter seines Wagens um die Straßenecke verschwunden waren, hatte sie sich in aller Eile umgezogen und war aus dem Haus geschlichen. In der Einfahrt hatte noch der Geruch nach Abgasen gehangen wie eine letzte Erinnerung an Philipps Präsenz.
Plötzlich durchzuckte sie der Gedanke, er könne etwas vergessen haben und noch einmal zurückkehren. Ins Haus stürmen, sie überall suchen, die Kinder aus dem Schlaf reißen. Nein, er war noch nie umgekehrt. Sie durfte sich nicht verrückt machen. Vielleicht sollte sie ihm einfach erzählen, dass sie morgens gern eine Runde durch den Wald lief. Womöglich hatte er gar nichts dagegen. Warum sollte er auch? Joggen war schließlich vollkommen harmlos. Andererseits, wenn sie ihm nichts sagte, und er kam ihr auf die Schliche, konnte sie immer noch die Ahnungslose spielen. Ihm versichern, dass sie nicht gewusst habe, dass er es missbillige. Allerdings würde das seine Wut kaum eindämmen.
Ellen erreichte die Gabelung unterhalb der großen Weide und bog nach rechts ab. Inzwischen hatte sich eine angenehme Wärme in ihrem Körper ausgebreitet, ihre Beine liefen wie von allein. Sie ließ ihre Gedanken schweifen, stellte sich vor, wie sie immer weiter rannte, aus der Stadt hinaus, durch mannshohe Maisfelder, dichte Laubwälder, fremde Dörfer und Städte. Weiter und weiter. Wie sie nicht zurückkehrte, ein neues Leben anfing. Einfach so. Sie würde sich Carola nennen. Als Kind hatte sie immer Carola heißen wollen. Carola war die Starke, die Mutige, die alles schaffte, was sie sich vornahm. Carola ließ sich von niemandem herumkommandieren, alle respektierten und achteten sie. Als Nachname wäre ein Allerweltsname am besten. Müller oder Meier. Dahinter konnte man sich gut verstecken. Müller oder Meier, das war wie eine Tarnkappe. Carola Müller. Das klang gut. Sie würde einfach behaupten, sie habe ihre Papiere verloren. Oder besser noch: ihr Gedächtnis. Carola Müller, die Frau ohne Vergangenheit. Die mutige, starke Frau ohne Vergangenheit. Der Gedanke gefiel ihr.
Ellen hatte die kleine Holzbrücke am Bach erreicht. Von hier aus ging es im Bogen nach Hause zurück. Der Weg stieg leicht an, doch sie merkte es kaum. Sie kam in der Nähe der Landstraße vorbei, Autos rauschten heran, nur durch das anschwellende Brüllen des Motors und das umherzuckende Licht der Scheinwerfer zu erkennen, und tauchten zurück ins Dämmerlicht. Endlich führte der Weg von der Straße weg, es wurde stiller, die Geräusche des Waldes, das Knacken der Äste und das leise Stöhnen der mächtigen Baumstämme, übernahmen wieder das Regiment. Ellen hörte ein Rascheln neben sich im Unterholz. Sie zuckte zusammen und beschleunigte ihre Schritte. Ein Reh brach aus dem Dickicht hervor, starrte sie einen Moment lang verschreckt an und verschwand behände zwischen den Stämmen auf der anderen Seite des Weges. Erleichtert drosselte Ellen das Tempo. Ihr war jetzt heiß, Schweiß stand kalt auf ihrer Stirn.
Eine kleine Lichtung tauchte vor ihr auf. In der Mitte lag ein eigenartiges schwarzes Bündel. Ellen warf einen flüchtigen Blick darauf und rannte weiter. Vermutlich ein totes Tier, dachte sie. Aber schwarz? Sie stockte, stolperte und wäre beinahe gestürzt. Die Lichtung lag bereits hinter ihr. Sie zögerte, dann lief sie das kurze Stück zurück. Nur eben nachschauen, sagte sie sich. Sonst würde sie den ganzen Tag herumrätseln, was sie da wohl Merkwürdiges gesehen hatte.
Dort lag es. Ein Tier war es nicht, das erkannte Ellen jetzt. Vielleicht eine Decke, die jemand liegen gelassen hatte, oder eine Jacke. Nein, es sah eher aus wie Fell. Langes dunkles Fell. Behutsam schlich Ellen näher. Eine unerklärliche Furcht lähmte mit einem Mal ihre Glieder und ließ jeden Schritt zu einem ungeheuren Willensakt werden. Unter dem schwarzen Fell schimmerte eine unförmige Masse. Braun. Oder Rot. Sie erinnerte ein wenig an einen Klumpen rohes Fleisch.
Magen vorübergehend. Erleichtert atmete sie durch. Als sie die Augen wieder öffnete, war die Ampel auf Grün gesprungen.
Lydia umklammerte das Lenkrad, gab Gas und versuchte, sich auf den Weg zu konzentrieren. Irgendwo hier musste sie abbiegen. Was hatte der Kollege über Funk gesagt? Nach dem Baumarkt die zweite Kreuzung links und dann auf die Landstraße. Das Pochen in ihrem Schädel verstärkte sich. Verdammt! Warum war sie nicht erst nach Hause gefahren? Sie hätte kurz duschen, sich umziehen und zwei Aspirin nehmen können. Auch wenn ihr Magen ihr Letzteres vermutlich übel genommen hätte.
Schon von Ferne sah sie das blinkende Blaulicht. Sie schlug das Lenkrad ein und rollte langsam auf den holprigen Waldweg. Ein Kollege in Uniform trat auf ihren Wagen zu. Sie ließ die Scheibe herunter und kramte in ihrer Jacke nach dem Dienstausweis, doch das erwies sich als unnötig.
»Guten Morgen, Frau Louis.« Er tippte sich in einer militärischen Geste an die Mütze. »Einfach dem Weg folgen. An der Gabelung links, danach sind es nur noch ein paar Meter. Ist nicht zu verfehlen.«
Sie brummte ein Danke und schloss das Fenster. Hier im Wald war es noch dämmrig, Zweige knisterten unter den Reifen, ein Schatten huschte vor ihr über den Weg. An der Gabelung kam die Übelkeit wieder. Sie fluchte. Das würde ihr gerade noch fehlen, auf die Leiche zu kotzen! Es hatte sie Jahre gekostet, sich bei den männlichen Kollegen Respekt zu verschaffen, ihnen zu beweisen, dass sie eine gute Ermittlerin war, dass sie Instinkt hatte, Ausdauer und starke Nerven. Doch eine kleine Panne, ein winziges Aufblitzen weiblicher Schwäche, und die jahrelange mühevolle Arbeit wäre zunichte gemacht. Von dem Moment an, wo sie an einem Tatort ihr Frühstück ins Gebüsch spuckte, hätte sie ihren Spitznamen weg: »das Sensibelchen«, »unsere Zarte« oder einfach nur »die kotzende Lydia«.
Funkstreifen, Notarzt und Leichenwagen tauchten vor ihr auf. Kreuz und quer parkten die Fahrzeuge auf dem schmalen geschotterten Waldweg. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Ohne allzu große Eile lenkte sie den Toyota hinter den BMW ihres Chefs und stellte den Motor ab.
Bevor sie ausstieg, warf sie einen raschen Blick in den Rückspiegel. Glücklicherweise hatte sie einen Haarschnitt, dem man nicht ansah, ob sie frisch frisiert war oder drei Tage keine Bürste in die Hand genommen hatte. Sie fuhr sich mit den Fingern ein paarmal durch die dunkelblonden, kurzen Strähnen und kniff sich in die Wangen, um nicht so blass auszusehen. Kurz schloss sie die Augen und massierte ihre hämmernden Schläfen. Danach stieß sie mit einem Seufzer die Wagentür auf.
Weynrath löste sich aus dem Gewusel, als sie über den knirschenden Untergrund lief. Er war einen halben Kopf kleiner als Lydia, von behäbiger Statur und wirkte immer ein wenig elektrisiert. Manchmal erinnerte er sie an den Schauspieler Danny de Vito, heute jedoch sah er eher wie einer von diesen Aufziehweihnachtsmännern aus, die Jingle Bells dudelnd über den Wohnzimmerteppich marschierten. Dabei trug er weder Bart noch einen roten Mantel.
»Louis! Da sind Sie ja! Verdammt beschissene Sache.« Sie straffte die Schultern. »Was ist passiert?«
»Leiche. Vermutlich weiblich. Da vorne auf der Lichtung. Kommen Sie mit!«
»Vermutlich weiblich?«, fragte Lydia, während sie ihrem Chef durch das Unterholz folgte.
»Warten Sie's ab.«
Sie gelangten an den Bereich, der mit Flatterband abgesperrt war. Gestalten in weißen Overalls huschten zwischen den Stämmen umher. Jemand machte Fotos. Überall im Boden steckten kleine Schildchen. Obwohl es inzwischen fast hell war, tauchten zwei riesige Scheinwerfer das Waldstück in grelles Kunstlicht.
Einer der weiß Gewandeten löste sich aus der Menge.
»Morgen, Louis. Schöne Scheiße.«
Sie nickte. »Kann ich durch, Spunte?«
Spunte hieß mit vollem Namen Gerald Spuntenmayer und war Chef der Spurensicherung. Er allein bestimmte, wer sich wo an einem Tatort aufhalten durfte.
»Hier vorne ist der Pfad markiert«, antwortete er und deutete vor sich auf den Boden. »Aber wir sind sowieso gleich durch. Hansi macht gerade noch die letzten Bilder.«
Lydia stieg über die Absperrung und folgte Spunte in die Mitte einer kleinen Lichtung, wo eine Frau mit Pferdeschwanz über einem dunklen Bündel kauerte.
»Was haben wir denn?«, fragte Lydia.
Die Rechtsmedizinerin blickte zu ihr hoch. Sie war nur wenige Jahre älter als Lydia, vielleicht Anfang vierzig, hatte große ausdrucksvolle Augen und ein schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen. Lydia wusste, dass sie unter den Kollegen einen ähnlichen Ruf genoss wie sie selbst. Spröde, aber kompetent. Eigentlich hätte sie so etwas wie Solidarität ihr gegenüber empfinden müssen, immerhin waren sie Leidensgenossinnen in dieser brutalen Männerwelt. Doch das Gegenteil war der Fall. Lydia konnte Maren Lahnstein nicht ausstehen. Und sie wusste nicht einmal, warum.
»Gute Frage«, antwortete die Ärztin. Sie deutete auf das Bündel zu ihren Füßen. Jetzt erkannte Lydia, dass es Haare waren, an denen eine blutige Masse haftete. Das Pochen in ihren Schläfen verstärkte sich, sie kniff die Augen zu, um den Schmerz einzudämmen.
Maren Lahnstein sprach inzwischen weiter. »Ein vollkommen zertrümmerter Schädel, ein Ohrring, langes dunkles Haar, vermutlich eine Frau. Der Rest des Körpers ist in den Waldboden eingegraben, deshalb kann ich noch nicht viel zur Todesursache sagen. Die Verletzungen am Kopf hätten aber in jedem Fall ausgereicht, um sie zehnmal zu töten.«
»Irgendeine Vorstellung, wie ihr die Verletzungen beigebracht wurden?« Lydia bückte sich, um sich den zertrümmerten Schädel näher anzusehen. Sie erkannte die ovale Gesichtsform, ein zerfetztes Ohr mit einem kleinen Perlenohrring. Ein Auge war blutunterlaufen, das andere fehlte.
»Ich halte es für möglich, dass sie gesteinigt wurde«, sagte Maren Lahnstein zögernd. »Aber das ist zunächst einmal eine vorsichtige Hypothese. Ihre Kollegen haben jedenfalls haufenweise blutverschmierte Steine rings um den Schädel sichergestellt.«
»Was für ein Mist.« Lydia richtete sich wieder auf. Ihrem Magen ging es erstaunlich gut angesichts des grausigen Anblicks, doch ihr Schädel fühlte sich an, als hätte man ihr Ähnliches angetan wie dem Opfer.
Hinter ihr räusperte sich Weynrath. »Sie wissen, was ich denke?«
Lydia drehte sich um. »Wenn ich das wüsste, würde ich nicht hier stehen.«
»Haha. Das ist weder der Ort noch der Zeitpunkt für Scherze. Frau. Jung. Dunkelhaarig. Todesursache Steinigung. Dämmert es jetzt?«
»Sie meinen, das war ein Ehrenmord?«
»Was sonst? Islamisten. Terroristen. Dieses durchgeknallte Pack. Bomben werfen. Hände abhacken. Steinigen. Die stehen doch auf so was.«
»Ich glaube, in der Bibel ist auch von Steinigungen die Rede.«
»Sparen Sie sich ihre religionsphilosophischen Betrachtungen für nach dem Dienst auf, Louis. Das hier ist ein beschissener Ehrenmord. Darauf verwette ich meinen Arsch. Sie müssen nur die Tote identifizieren und sich ihre Brüder vorknöpfen.«
»Am besten den jüngsten, der noch nicht strafmündig ist. Meinen Sie das?«
»Ich kann nichts dafür, dass diese Kameltreiber so fanatisch drauf sind.«
»Kameltreiber?«
»Verdammt, Louis.« Er trat näher und fixierte sie von unten. Lydia konnte riechen, dass er mit einem starken Mundwasser gegurgelt hatte. Vielleicht hatte er ähnliche Probleme wie sie. »Ich möchte, dass Sie diesen Fall ganz schnell wasserdicht machen. Bevor er großes Aufsehen erregt. Verstanden?«
Er wandte sich ab und stiefelte durch den Wald davon, bevor sie etwas erwidern konnte. Sie wollte ihm hinterherlaufen, aber Maren Lahnstein hielt sie zurück.
»Frau Louis? Was ist mit der Leiche?«
Irritiert drehte sie sich um. Dann warf sie einen kurzen Blick zu Spunte, der dem Schlagabtausch zwischen ihr und Weynrath schweigend gelauscht hatte. Er nickte stumm.
»Okay.« Sie winkte ein paar Kollegen, die, mit Klappspaten bewaffnet, hinter der Absperrung warteten. »Ausgraben!«
Sie blieb nicht, um zuzusehen, sondern folgte ihrem Chef, der irgendwo zwischen den Einsatzwagen verschwunden war. Sie entdeckte ihn, ins Gespräch mit einem Mann vertieft, den sie noch nie gesehen hatte. Der Fremde lehnte an einem der Streifenwagen und hatte die Hände lässig in den Taschen seiner Lederjacke vergraben. Lydia runzelte die Stirn. Ein neuer Staats- anwalt?
Danny de Vito winkte ihr.
Sie trat zu den beiden und stellte fest, dass der Fremde sie an den jungen Paul Newman erinnerte. Nur dass seine Augen nicht stahlblau waren, sondern braun.
»Das ist Kriminalhauptkommissar Christopher Salomon«, erklärte ihr Chef. »Ihr neuer Partner, Louis. Seien Sie nett zu ihm. Er ist aus Köln.«
Lydia unterdrückte mühsam einen Fluch. »Ich dachte . «, begann sie. Ihr Magen meldete sich plötzlich wieder vehement zu Wort. Säure fraß sich ihre Kehle hinauf. Sie hatte eine Vereinbahrung mit Weynrath. Was dachte dieser Scheißkerl sich dabei, sich einfach nicht daran zu halten und ihr diesen Schönling aufs Auge zu drücken? Wollte er damit seine Macht demonstrieren?
»Ich weiß, was Sie dachten, Louis«, fuhr Weynrath dazwischen. »Vergessen Sie's. Glauben Sie mir, Salomon ist genau der Richtige für Sie. Sie beide werden ein wunderbares Paar abgeben.« Er grinste anzüglich.
Lydia ignorierte seine kindliche Freude. Sie würde sich nicht die Blöße geben, hier vor allen Kollegen eine Diskussion mit ihm anzufangen. Sie würde Paul Newman schon loswerden. Auf ihre Art. Rasch wechselte sie das Thema.
»Wie viele Leute kriege ich für die Moko?«
»Meier und Schmiedel. Und der Köster kann die Akte führen.«
»Meier, Schmiedel und Köster?« Lydia sah ihn ungläubig an, Salomon zeigte zum ersten Mal eine Regung und zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
»Gibt es damit ein Problem?« Weynrath fingerte ein Taschentuch aus der Jacketttasche und fuhr sich damit über die Stirn.
»Drei Leute für einen Mord mit einer noch nicht identifizierten Leiche, die grausam verstümmelt wurde? Allerdings gibt es da ein Problem.«
»Fünf Leute«, korrigierte Weynrath. »Mit Ihnen und dem Kölner sind es fünf.«
Er zwinkerte Salomon zu, der jedoch ernst blieb. »Verdammt, das reicht nicht!«, fluchte Lydia. »Und das wissen Sie ganz genau.«
»Das sehe ich anders. Sobald Sie rausgefunden haben, wer die Frau ist, haben Sie Ihren schönen kleinen Kreis von Tatverdächtigen. Vielleicht hat sie ja sogar nur einen Bruder. Dann geht das ratzfatz.«
»Ist Ihnen vielleicht schon mal in den Sinn gekommen, dass auch etwas ganz anderes dahinterstecken könnte? Die Leiche ist noch nicht mal ausgegraben, und Sie wissen bereits, was passiert ist!«
»Okay, okay.« Weynrath hob abwehrend die Hände. Er schaute sich suchend um und entdeckte einen jungen Kollegen, der etwas linkisch eine der Lampen im Wagen verstaute.
»Hey, Sie!«
Der junge Beamte sah verwirrt zu ihnen herüber, nicht sicher, ob er gemeint war.
»Ja, Sie«, schrie Weynrath. »Nun kommen Sie schon.«
Der Mann knallte die Wagentür zu und trat näher. Er hatte glatt gekämmtes, rotblondes Haar und ein rundes Kindergesicht.
»Wie heißen Sie, junger Mann?«
»Kommissaranwärter Sebastian Mörike.«
»Oh, ein Dichter.« Weynrath lachte schallend. Mörike blinzelte verängstigt. »Verstehe ich nicht.«
»Macht nichts, mein Freund«, erklärte Weynrath jovial. »Sie dürfen sich freuen. Ab sofort gehören Sie zur >Moko Kameltreiber<. Frau Louis wird Ihnen sagen, was Sie zu tun haben.« Er blickte triumphierend in die Runde. »Viel Vergnügen allerseits!«
Ohne sich noch einmal umzudrehen marschierte er auf seinen BMW zu, stieg ein und brauste davon. »Netter Zeitgenosse«, stellte Salomon fest.
Lydia zuckte mit den Schultern. Eine erneute Schmerzwelle wogte durch ihren Schädel, und sie biss sich auf die Unterlippe. Was für ein beschissener Morgen. Eine Leiche ohne Gesicht, eine Mordkommission, die aus drei Kommissaren, einem grinsenden Kölner und einem Praktikanten bestand, und ein Chef, der von nichts eine Ahnung hatte, aber alles besser wusste. Am liebsten hätte sie ihre Dienstwaffe gezückt und Weynraths schickem Wagen ein paar Kugeln hinterhergeschickt.
Mörike sah sie verunsichert an. »Was soll ich jetzt tun?«
Lydia zwang sich, ein paarmal tief ein- und auszuatmen. »Finden Sie raus, wer die Tote entdeckt hat.«
»Das weiß ich.« Ein Funken Stolz blitzte in seinen blauen Augen auf.
»Und?«
»Eine junge Frau, die oben in Erkrath wohnt. Sie war joggen, und dabei ist ihr aufgefallen, dass etwas auf der Lichtung lag.«
»Und wo steckt sie?«, fragte Lydia ungeduldig. »Ich sehe hier keine junge Frau.«
»Ich glaube, sie ist erst nach Hause gelaufen und hat von dort die Kollegen angerufen.«
»Aha. Wer hat ihre Adresse?«
»Ich weiß nicht.« Er zögerte. »Aber ich kümmere mich drum.« Er eilte davon.
Lydia schaute zu Salomon. Der nahm die Hände aus der Jackentasche und streckte ihr die rechte entgegen. »Chris.«
Lydia ignorierte die ausgestreckte Hand.
»Ich werfe noch mal einen Blick auf die Leiche. Müsste ja inzwischen ausgegraben sein.«
Sie wandte sich ab.
»Lydia?«
Sie fuhr herum.
»Ich darf Sie doch Lydia nennen?«
»Alle nennen mich Louis. Wäre nett, wenn Sie sich auch daran halten würden.«
Er zuckte mit den Schultern. »Kein Problem. Louis, also.«
Wieder streckte er ihr die Hand entgegen. Diesmal lag etwas Silbernes darin.
...
Copyright © dieser Ausgabe 2012
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Sabine Klewe
Klewe, SabineSabine Klewe, Jahrgang 1966, arbeitet als Schriftstellerin, Übersetzerin und Dozentin in Düsseldorf und hat zahlreiche erfolgreiche Kriminalromane veröffentlicht. »Der Nachtjäger« ist der Auftakt einer neuen Reihe um den Privatermittler Linus Roth.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sabine Klewe
- 2012, 347 Seiten, Masse: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442474132
- ISBN-13: 9783442474134
- Erscheinungsdatum: 17.04.2012
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