Der Schweizversteher
Ein Engländer unter Eidgenossen
Brite: "Brrr, ist das heute kalt." Schweizer: "Es ist Winter." Der Engländer Diccon Bewes hat die Schweiz zu seiner Wahlheimat gemacht. Aber wie heimisch werden unter Menschen, die nicht gern übers Wetter reden und beim Anstellen keine ordentliche...
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Produktinformationen zu „Der Schweizversteher “
Brite: "Brrr, ist das heute kalt." Schweizer: "Es ist Winter." Der Engländer Diccon Bewes hat die Schweiz zu seiner Wahlheimat gemacht. Aber wie heimisch werden unter Menschen, die nicht gern übers Wetter reden und beim Anstellen keine ordentliche Schlange bilden? Am besten mit einer Reise. Zu den Wahlen unter freiem Himmel in Appenzell, zum Heidihaus nach Maienfeld, an die Wiege des roten Taschenmessers in Schwyz und zu einer Wiese namens Rütli, Geburtsort der Schweiz. Bewes' Reisebericht, 2010 das meistgelesene englischsprachige Buch in der Schweiz, ist eine hintergründige und humorvolle Liebeserklärung an die Eidgenossen und ein Leitfaden, wie man unter ihnen (sogar als Deutscher) immer eine gute Figur macht.
Gratis-Download: Sind Sie ein Schweizversteher? Der Schweizer-Test. mehr...
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Lese-Probe zu „Der Schweizversteher “
Diccon Bewes "Der Schweizversteher"Der Wind weht, wohin er will
Fragen Sie einen Schweizer nach dem Wetter und … Nein, lassen Sie es lieber bleiben. Das Wetter ist kein Thema, über das die Eidgenossen so gern reden wie andere Völker, zum Beispiel die Briten. Das liegt teilweise an der Abneigung des Schweizers gegen Small Talk, aber auch daran, dass er keinen Sinn in dem Gespräch sieht. Hier ist ein typisch schweizerisch-britischer Plausch über das Wetter:
Brite (kommt von draußen rein): »Brrr, ist das heute kalt draußen.«
Schweizer: »Es ist Winter.«
Für den Briten könnte ein solcher Auftakt einen kleinen Meinungsaustausch über das Wetter einleiten, sei es, um das Eis zu brechen, oder einfach, um ins Gespräch zu kommen; der Schweizer aber sieht darin nur eine Tatsachenfeststellung, und zwar keine besonders intelligente: Es ist Winter, also ist es kalt, und damit ist das Thema erschöpft. Auch wenn man die letzten drei Wochen noch im T-Shirt herumlaufen konnte oder die Wettervorhersage fürs Wochenende 30 Zentimeter Schnee prophezeit hat oder es nicht annähernd so kalt ist wie letztes Jahr (jede dieser Bemerkungen könnte ganz selbstverständlich in einem britischen Small Talk fallen). Dass die Schweizer immer direkt sagen, was Sache ist, könnte den Eindruck vermitteln, sie seien unhöflich oder nicht an ihrem Gesprächspartner interessiert, obwohl beides – bei den meisten jedenfalls – nicht stimmt. Sie sind es nur nicht gewohnt, dass andere über Belanglosigkeiten reden oder ihr Privatleben ausbreiten möchten, schon gar nicht vor Fremden. Für den Schweizer und die Schweizerin ist es angenehmer, neben jemandem zu stehen und schweigend den Regen zu beobachten, als darüber zu sprechen. Die Ironie dabei ist, dass das Schweizer Wetter durchaus der Rede wert ist.
Im Schatten der höchsten
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Berge Europas zu leben heißt, dass das Wetter einerseits bemerkenswert beständig, andererseits extrem wechselhaft sein kann. Hoch- oder Tiefdruckgebiete können sich tagelang über der Schweiz halten und ihre Bewohner grillen oder tiefkühlen. Dann aber kommt es zu einem Wetterumschwung, und die Temperaturen ändern sich binnen Stunden um 20 Grad. Umgeben von Bergen und ohne Meer, das im Sommer für Abkühlung und im Winter für Wärme sorgt, schlägt das Wetter hier in beide Extreme aus: Den Schweizer Kälte- und Hitzerekord, minus 41,8 Grad beziehungsweise plus 41,5 Grad, verbindet man eher mit Sibirien beziehungsweise der Sahara.
Allerdings gibt es ein Wetterphänomen, das die Eidgenossen für sich beanspruchen und über das sie auch gern plaudern:
den Föhn. Erwähnen Sie den Föhn, und Sie werden die nächsten Minuten nicht mehr zu Wort kommen. Der Föhn ist ein Wind, der von Süden über die Alpen kommt und normalerweise im April und Mai und auch im Herbst weht. Er bringt warme trockene Luft, daher der Name. Es ist wohl kein Zufall, dass er nach dem Haartrockner benannt ist – oder war es umgekehrt? Haare trocknen jedenfalls schnell bei Windgeschwindigkeiten um die 100 Kilometer pro Stunde und einer jähen Wärme, die zu dramatischen Temperaturunterschieden führt. So kann es sein, dass bei Föhn 25 Grad herrschen, während man ein paar Täler weiter bei sechs Grad friert.
Vielleicht ist es diese atmosphärische Störung, die dem Föhn seinen schlechten Ruf eingetragen hat. Angeblich gehen Kopfschmerzattacken, Selbstmorde und eine generelle Verstörung der Bevölkerung auf sein Konto. Wahrscheinlich ist es aber einfach nur eine Übertragungsneurose, denn die Schweizer hassen Zugluft in jeder Form und Gestalt. Was für Sie und mich nur eine leise Brise ist, kann für einen Schweizer Ursache sämtlicher, die Menschheit befallenden Krankheiten sein. Häuser sind meist hermetisch versiegelt, damit keine Zugluft eindringt; Fenster- und Türschlangen oder schwere Vorhänge sind in einem Schweizer Heim nicht nötig. Dessen ungeachtet werden täglich für ein paar Minuten die Fenster aufgestoßen, um die verbrauchte Luft hinauszulassen; hierbei spielt Zugluft offenkundig keine Rolle, denn das ist gesund. Aber wenn Sie im Zugabteil ein Fenster öffnen wollen, und es ist nicht gerade der heißeste Tag des Jahrhunderts, vergessen Sie’s.
Es ist Ende Juli, blauer Himmel, das Thermometer arbeitet sich auf 30 Grad hinauf, und die Sonne knallt durch die Fenster. Der Waggon erinnert an eine mobile Sauna, Sie sind schweißgebadet und Ihre Mitreisenden rot wie Tomaten; es gibt keine Wahl: Sie öffnen das Fenster. Sie haben gerade mal drei Atemzüge frische Gebirgsluft abbekommen, da nähert sich schon eine Schweizerin und fordert Sie unmissverständlich auf, es wieder zu schließen. Sie zieht sich sogar effekthascherisch den Schal enger um den Hals, wenn auch für Ihren Geschmack nicht eng genug. Anscheinend stört sie die Zugluft, obwohl sie vier Reihen vor Ihnen sitzt; es muss sich um einen kräftigen Zug handeln, der es schafft, gegen die Fahrtrichtung das gesamte Großraumabteil zu durchstreifen. Alle anderen Fahrgäste beobachten Sie mit angehaltenem Atem, wahrscheinlich wegen Luftmangels. Also bieten Sie einen Kompromiss an und schieben das Fenster halb zu, was Ihnen für den Rest der Fahrt böse Blicke der zuggeplagten Dame einträgt.
Natürlich bringen Schweizer Zeitungen und das Fernsehen Wettervorhersagen, in der Regel in Form einer vereinfachten Karte. Und schon das ist erhellend. Ein Blick auf die Schweizer Wetterkarte, und es wird klar, wie die Schweizer ihr Land sehen. Zumindest in geografischer Hinsicht.
ISBN 978-3-89029-403-2
© Piper Verlag GmbH, München 2012
© Diccon Bewes 2010
Allerdings gibt es ein Wetterphänomen, das die Eidgenossen für sich beanspruchen und über das sie auch gern plaudern:
den Föhn. Erwähnen Sie den Föhn, und Sie werden die nächsten Minuten nicht mehr zu Wort kommen. Der Föhn ist ein Wind, der von Süden über die Alpen kommt und normalerweise im April und Mai und auch im Herbst weht. Er bringt warme trockene Luft, daher der Name. Es ist wohl kein Zufall, dass er nach dem Haartrockner benannt ist – oder war es umgekehrt? Haare trocknen jedenfalls schnell bei Windgeschwindigkeiten um die 100 Kilometer pro Stunde und einer jähen Wärme, die zu dramatischen Temperaturunterschieden führt. So kann es sein, dass bei Föhn 25 Grad herrschen, während man ein paar Täler weiter bei sechs Grad friert.
Vielleicht ist es diese atmosphärische Störung, die dem Föhn seinen schlechten Ruf eingetragen hat. Angeblich gehen Kopfschmerzattacken, Selbstmorde und eine generelle Verstörung der Bevölkerung auf sein Konto. Wahrscheinlich ist es aber einfach nur eine Übertragungsneurose, denn die Schweizer hassen Zugluft in jeder Form und Gestalt. Was für Sie und mich nur eine leise Brise ist, kann für einen Schweizer Ursache sämtlicher, die Menschheit befallenden Krankheiten sein. Häuser sind meist hermetisch versiegelt, damit keine Zugluft eindringt; Fenster- und Türschlangen oder schwere Vorhänge sind in einem Schweizer Heim nicht nötig. Dessen ungeachtet werden täglich für ein paar Minuten die Fenster aufgestoßen, um die verbrauchte Luft hinauszulassen; hierbei spielt Zugluft offenkundig keine Rolle, denn das ist gesund. Aber wenn Sie im Zugabteil ein Fenster öffnen wollen, und es ist nicht gerade der heißeste Tag des Jahrhunderts, vergessen Sie’s.
Es ist Ende Juli, blauer Himmel, das Thermometer arbeitet sich auf 30 Grad hinauf, und die Sonne knallt durch die Fenster. Der Waggon erinnert an eine mobile Sauna, Sie sind schweißgebadet und Ihre Mitreisenden rot wie Tomaten; es gibt keine Wahl: Sie öffnen das Fenster. Sie haben gerade mal drei Atemzüge frische Gebirgsluft abbekommen, da nähert sich schon eine Schweizerin und fordert Sie unmissverständlich auf, es wieder zu schließen. Sie zieht sich sogar effekthascherisch den Schal enger um den Hals, wenn auch für Ihren Geschmack nicht eng genug. Anscheinend stört sie die Zugluft, obwohl sie vier Reihen vor Ihnen sitzt; es muss sich um einen kräftigen Zug handeln, der es schafft, gegen die Fahrtrichtung das gesamte Großraumabteil zu durchstreifen. Alle anderen Fahrgäste beobachten Sie mit angehaltenem Atem, wahrscheinlich wegen Luftmangels. Also bieten Sie einen Kompromiss an und schieben das Fenster halb zu, was Ihnen für den Rest der Fahrt böse Blicke der zuggeplagten Dame einträgt.
Natürlich bringen Schweizer Zeitungen und das Fernsehen Wettervorhersagen, in der Regel in Form einer vereinfachten Karte. Und schon das ist erhellend. Ein Blick auf die Schweizer Wetterkarte, und es wird klar, wie die Schweizer ihr Land sehen. Zumindest in geografischer Hinsicht.
ISBN 978-3-89029-403-2
© Piper Verlag GmbH, München 2012
© Diccon Bewes 2010
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Autoren-Porträt von Diccon Bewes
Diccon Bewes, Jg. 1967, wuchs an der Südküste Englands auf. Nach seinem Studium arbeitete er als Marketingmanager. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Bern.Gerlinde Schermer-Rauwolf, geboren 1959, übersetzt seit mehr als 25 Jahren zusammen mit Robert A. Weiss im Kollektiv Druck-Reif Belletristik, politische und kunsthistorische Sachbücher sowie Reiseliteratur. Sie lebt in München.
Bibliographische Angaben
- Autor: Diccon Bewes
- 2012, 336 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Masse: 2 x 1,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Schermer-Rauwolf, Gerlinde; Schuhmacher, Sonja
- Übersetzer: Gerlinde Schermer-Rauwolf, Sonja Schuhmacher
- Verlag: Malik
- ISBN-10: 3890294030
- ISBN-13: 9783890294032
Rezension zu „Der Schweizversteher “
»Ein wahres Feuerwerk, in dem sich Überraschungen und Platitüden, echte Trouvaillen und Déjà-vus munter abwechseln. « Berner Zeitung (online) »Der Schweizversteher ist ein unterhaltsamer und abwechslungsreicher Reiseführer. Er bietet manch lohnenswerten Blick hinter Kulissen und Klischees.« Berner Zeitung (online)
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