Der Kurier
Kriminalroman
Jobst Grau, Redakteur bei einer Bonner Tageszeitung, hat genug von seinem Job; selbst die Aussicht auf Urlaub hebt seine Stimmung nicht. Da erhält er einen Anruf von Al White, einem Mitarbeiter der DEA, des US-amerikanischen Geheimdienstes zur...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Kurier “
Jobst Grau, Redakteur bei einer Bonner Tageszeitung, hat genug von seinem Job; selbst die Aussicht auf Urlaub hebt seine Stimmung nicht. Da erhält er einen Anruf von Al White, einem Mitarbeiter der DEA, des US-amerikanischen Geheimdienstes zur Drogenbekämpfung. Die beiden Männer kennen sich zwar nur flüchtig, doch als White dem Journalisten einen lukrativen Job anbietet, sagt Grau nicht Nein. Er soll Ulrich Steeben ausfindig machen, einen Kurier des Auswärtigen Amtes, der angeblich mit 10 Millionen Dollar und 50 Pfund reinem Kokain von Rio nach Berlin geflogen und nun nicht mehr auffindbar ist. Grau reist nach Berlin, um sich dort in der Szene umzuhören. Seine erste Anlaufstelle ist Nachtklubbesitzer Timo Sundern, der überall seine Finger im Spiel hat. Außerdem war Sunderns Exfrau Meike Kern mit dem verschwundenen Ulrich Steeben gut befreundet - weiß sie etwas über den Verbleib des Kuriers? Und sagt Sundern die Wahrheit, wenn er behauptet, nichts mit den Dollars und dem Koks zu tun zu haben? Schnell gerät Grau zwischen die Fronten - und auf welcher Seite steht White?
Klappentext zu „Der Kurier “
Jobst Grau, Redakteur bei einer Bonner Tageszeitung, hat genug von seinem Job; selbst dieAussicht auf Urlaub hebt seine Stimmung nicht. Da erhält er einen Anruf von Al White, einemMitarbeiter der DEA, des US-amerikanischen Geheimdienstes zur Drogenbekämpfung. Diebeiden Männer kennen sich zwar nur flüchtig, doch als White dem Journalisten einenlukrativen Job anbietet, sagt Grau nicht Nein. Er soll Ulrich Steeben ausfindig machen, einenKurier des Auswärtigen Amtes, der angeblich mit 10 Millionen Dollar und 50 Pfund reinemKokain von Rio nach Berlin geflogen und nun nicht mehr auffindbar ist.Grau reist nach Berlin, um sich dort in der Szene umzuhören. Seine erste Anlaufstelle istNachtklubbesitzer Timo Sundern, der überall seine Finger im Spiel hat. Ausserdem warSunderns Exfrau Meike Kern mit dem verschwundenen Ulrich Steeben gut befreundet - weisssie etwas über den Verbleib des Kuriers? Und sagt Sundern die Wahrheit, wenn erbehauptet, nichts mit den Dollars und dem Koks zu tun zu haben?Schnell gerät Grau zwischen die Fronten - und auf welcher Seite steht White?
Lese-Probe zu „Der Kurier “
Der Kurier von Jacques Berndorf Onkel Hermann spricht aus dem Off
Es ist still. Ich bin wütend und hilflos. Normalerweise gehe ich in solchen Momenten hinaus auf den Flur, laufe irgendjemand über den Weg, schwätze ein paar Worte oder steige in den Aufzug, fahre hinunter in die Cafeteria, trinke etwas, sehe irgendwelche Leute, rede belangloses Zeug und spüre, wie sich die Spannung in meinem Bauch langsam aufzulösen beginnt.
Heute funktioniert diese Taktik nicht, das riesige Gebäude ist leer, nirgendwo ein Mensch. Mit Sicherheit hocken ein paar Bundesbedienstete in einem Gemeinschaftsraum im Keller und trinken behaglich eine Flasche Bier. Wahrscheinlich grinsen sie über mich und fragen sich scheinheilig: Wie kann sich ein Abgeordneter in der Silvesternacht mit seinen Scheißakten beschäftigen?
Nein, nein, das werden sie nicht fragen, denn sie sind abgebrüht.
Sie haben die Damen und Herren sinnlos betrunken erlebt, weinend oder haltlos schreiend, nur weil sie lächerliche Machtpositionen verloren haben. Nein, sie kann nichts mehr erschüttern, nicht einmal ein Geschlechtsakt auf dem Flur zwischen Bündnis 90/Die Grünen und Christlich- Sozialer Union.
So etwas soll sich unlängst ereignet haben, nachts um drei.
Der die Stille kontrollierende Bedienstete hat blubbernd vor Vergnügen nur verlauten lassen: »Oh, Verzeihung, ich wusste nicht, dass Sie noch arbeiten.«
... mehr
Die Dame von den Alternativen hat hysterisch gekreischt, und der Christlich-Soziale war augenblicklich impotent. Sic transit gloria mundi.
Ich habe mir für ein paar hundert Mark diese Schreibmaschine
gekauft, eine japanische Brother AX, das meistge kaufte Modell der Welt. Ich will nicht, dass man mich über solche Lächerlichkeiten wie Papier und Schreibmaschinentyp identifizieren kann, denn garantiert wird mich eine Horde von Journalisten suchen.
Ich kann jetzt schon mit Sicherheit voraussagen, dass der Generalbundesanwalt dieses Manuskript Zeile für Zeile untersuchen lassen wird: Hat da jemand das Vaterland verraten? Selbstverständlich werde ich als Nestbeschmutzer gelten, und ebenso selbstverständlich wird jemand auf die Idee kommen, mir nachzusagen, ich hätte Millionen für diesen Bericht kassiert. Die Boulevardzeitungen werden titeln: BONN ZITTERT.
Der Verkäufer der Schreibmaschine hat versichert, dieser Typ sei robust, nicht kaputtzukriegen und im Falle eines Falles leicht zu reparieren. Seltsamerweise habe ich erwartet, dass dieses Maschinchen nahezu lautlos das Papier mit Zeichen belegt. Das ist nicht so. Es rattert enorm in die Stille, aber es vermittelt mir immerhin das Gefühl, wirklich zu arbeiten.
Drüben auf der anderen Rheinseite vor dem niedrig hingestreckten Buckel des Siebengebirges schießen die ersten Raketen hoch. Väter werden ihre Söhne anschreien: »Kannst du denn nicht bis Mitternacht warten?« Was liegt dort drüben eigentlich? Das südliche Ende von St. Augustin? Ist das Oberdollendorf oder Vinkel? Ich weiß es nicht, ich arbeite seit zwei Jahrzehnten hier und weiß es nicht.
Ich bin sehr unsicher, oder besser gesagt: Ich schwanke. Soll ich diese Schmuddelgeschichte öffentlich machen oder schweigen? Zuweilen schießen mir Formulierungen in den Sinn, wie etwa: »Sie waren verdammt gründlich, sie setzten ein Zeichen. Sie schnitten ihm den Schwanz und die Hoden ab und stopften sie ihm in den Mund.« Ich weiß, das klingt schockierend, und ich weiß, das hat etwas von klebriger Effekthascherei. Aber das war eine Realität in einer ganzen Kette brutaler Realitäten, und es geschah in dieser Welt. Wenn ich Ihnen versichere, dass ich wütend bin, so hat das viele Gründe. Wütend bin ich, dass das alles überhaupt passiert ist, weil Behörden versagten, weil wie üblich jeder jedem die Verantwortung zuschob, um die eigene Haut zu retten. Wütend bin ich auch, weil der Untersuchungsausschuss des Bundestages so elegant am Rande der Wahrheit entlangtänzelte und dabei jede einfache Erkenntnis unter Wortblasen verbarg. Und wütend bin ich zudem über mich selbst. Warum quäle ich mich seit Tagen, warum frage ich mich überhaupt, ob das, was ich tun will, richtig ist? Ich muss es tun.
Ich gelte als ein Zeitgenosse, der mit allen Dingen sehr leise, fast behutsam umgeht. Was werden meine Gefährten sagen, wenn sie erfahren, dass ich diesen Bericht geschrieben habe? Sie werden es zunächst nicht glauben, das ist ganz sicher. Die Erkenntnis wird über sie kommen, wie es in dieser kleinen Stadt so oft geschehen ist. Es wird sein, als eröffnete ihnen einer der Geheimdienste: Er war jahrelang ein Spion!
Zwar kann ich jedes Detail beweisen, aber ich bin ein zu alter Hase, um nicht Vorverurteilungen zu befürchten. Bekanntlich gehe ich einem Gewerbe nach, das in hohem Maße mit Vorverurteilungen lebt. Ich muss für diesen Bericht sogar in eine Branche einsteigen, die in einem ungebührlich hohen Maß Vorurteile in Bargeld umsetzt: in den Journalismus. Wie Sie sehen, ist meine Lage vertrackt, denn eben diese Journalisten werden schneller zu atmen beginnen und hektisch nachfragen: »Wer hat das geschrieben?« Ich merke, ich bin es nicht mehr gewohnt, mit der Schreibmaschine umzugehen, ich tippe »Satd« statt »Stadt« und »veilleicht« statt »vielleicht«. Ich könnte alles diktieren und die Bänder in ein anonymes Schreibbüro bringen. Das ist mir jedoch zu riskant. Ich will mich also verbergen – mit der Option, eines Tages aufzutauchen und zu bekennen: Ich bin es gewesen!…
© 2009 by Grafit Verlag GmbH
Ich habe mir für ein paar hundert Mark diese Schreibmaschine
gekauft, eine japanische Brother AX, das meistge kaufte Modell der Welt. Ich will nicht, dass man mich über solche Lächerlichkeiten wie Papier und Schreibmaschinentyp identifizieren kann, denn garantiert wird mich eine Horde von Journalisten suchen.
Ich kann jetzt schon mit Sicherheit voraussagen, dass der Generalbundesanwalt dieses Manuskript Zeile für Zeile untersuchen lassen wird: Hat da jemand das Vaterland verraten? Selbstverständlich werde ich als Nestbeschmutzer gelten, und ebenso selbstverständlich wird jemand auf die Idee kommen, mir nachzusagen, ich hätte Millionen für diesen Bericht kassiert. Die Boulevardzeitungen werden titeln: BONN ZITTERT.
Der Verkäufer der Schreibmaschine hat versichert, dieser Typ sei robust, nicht kaputtzukriegen und im Falle eines Falles leicht zu reparieren. Seltsamerweise habe ich erwartet, dass dieses Maschinchen nahezu lautlos das Papier mit Zeichen belegt. Das ist nicht so. Es rattert enorm in die Stille, aber es vermittelt mir immerhin das Gefühl, wirklich zu arbeiten.
Drüben auf der anderen Rheinseite vor dem niedrig hingestreckten Buckel des Siebengebirges schießen die ersten Raketen hoch. Väter werden ihre Söhne anschreien: »Kannst du denn nicht bis Mitternacht warten?« Was liegt dort drüben eigentlich? Das südliche Ende von St. Augustin? Ist das Oberdollendorf oder Vinkel? Ich weiß es nicht, ich arbeite seit zwei Jahrzehnten hier und weiß es nicht.
Ich bin sehr unsicher, oder besser gesagt: Ich schwanke. Soll ich diese Schmuddelgeschichte öffentlich machen oder schweigen? Zuweilen schießen mir Formulierungen in den Sinn, wie etwa: »Sie waren verdammt gründlich, sie setzten ein Zeichen. Sie schnitten ihm den Schwanz und die Hoden ab und stopften sie ihm in den Mund.« Ich weiß, das klingt schockierend, und ich weiß, das hat etwas von klebriger Effekthascherei. Aber das war eine Realität in einer ganzen Kette brutaler Realitäten, und es geschah in dieser Welt. Wenn ich Ihnen versichere, dass ich wütend bin, so hat das viele Gründe. Wütend bin ich, dass das alles überhaupt passiert ist, weil Behörden versagten, weil wie üblich jeder jedem die Verantwortung zuschob, um die eigene Haut zu retten. Wütend bin ich auch, weil der Untersuchungsausschuss des Bundestages so elegant am Rande der Wahrheit entlangtänzelte und dabei jede einfache Erkenntnis unter Wortblasen verbarg. Und wütend bin ich zudem über mich selbst. Warum quäle ich mich seit Tagen, warum frage ich mich überhaupt, ob das, was ich tun will, richtig ist? Ich muss es tun.
Ich gelte als ein Zeitgenosse, der mit allen Dingen sehr leise, fast behutsam umgeht. Was werden meine Gefährten sagen, wenn sie erfahren, dass ich diesen Bericht geschrieben habe? Sie werden es zunächst nicht glauben, das ist ganz sicher. Die Erkenntnis wird über sie kommen, wie es in dieser kleinen Stadt so oft geschehen ist. Es wird sein, als eröffnete ihnen einer der Geheimdienste: Er war jahrelang ein Spion!
Zwar kann ich jedes Detail beweisen, aber ich bin ein zu alter Hase, um nicht Vorverurteilungen zu befürchten. Bekanntlich gehe ich einem Gewerbe nach, das in hohem Maße mit Vorverurteilungen lebt. Ich muss für diesen Bericht sogar in eine Branche einsteigen, die in einem ungebührlich hohen Maß Vorurteile in Bargeld umsetzt: in den Journalismus. Wie Sie sehen, ist meine Lage vertrackt, denn eben diese Journalisten werden schneller zu atmen beginnen und hektisch nachfragen: »Wer hat das geschrieben?« Ich merke, ich bin es nicht mehr gewohnt, mit der Schreibmaschine umzugehen, ich tippe »Satd« statt »Stadt« und »veilleicht« statt »vielleicht«. Ich könnte alles diktieren und die Bänder in ein anonymes Schreibbüro bringen. Das ist mir jedoch zu riskant. Ich will mich also verbergen – mit der Option, eines Tages aufzutauchen und zu bekennen: Ich bin es gewesen!…
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Autoren-Porträt von Jacques Berndorf
Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt seit 1984 in der Eifel. Er arbeitete viele Jahre als Journalist, u. a. für den "Spiegel" und den "stern", bevor er sich ganz dem Krimischreiben widmete. Besonders bekannt wurde er mit seinen Eifel-Krimis; für seine Verdienste um die deutschsprachige Kriminalliteratur erhielt er 2003 den "Ehrenglauser".
Bibliographische Angaben
- Autor: Jacques Berndorf
- 2009, 1., Aufl., 409 Seiten, Masse: 11,3 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Grafit
- ISBN-10: 3894253568
- ISBN-13: 9783894253561
- Erscheinungsdatum: 16.03.2009
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