Der König von Olten
Alex Capus erzählt von seiner Heimatstadt Olten: von der Schönheit des Bahnhofs und dem Duft der Schokoladefabrik, von wilden Kerlen und bösen Mädchen, braven Bürgern und dem ganz alltäglichen Wahnsinn, der uns alle Tag...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der König von Olten “
Alex Capus erzählt von seiner Heimatstadt Olten: von der Schönheit des Bahnhofs und dem Duft der Schokoladefabrik, von wilden Kerlen und bösen Mädchen, braven Bürgern und dem ganz alltäglichen Wahnsinn, der uns alle Tag für Tag am Leben erhält. Eine Liebeserklärung des grossen Erzählers an die Kleinstadt - wobei klar ist, dass Grossstädte wie Zürich oder Berlin "auch nichts weiter sind als zehn oder hundert Mal Olten hintereinander."
Die in diesem Band versammelten Text sind 2002 - 2009 in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien erschienen.
"Alex Capus hat einen Sinn für sichere Pointen und zaubert wie ein Impresario der Historie Bilderbögen von Abenteuern und Moritaten."
NZZ
"Alex Capus hat sich etwas ganz Seltenes bewahrt: Sanftmut, Freundlichkeit, Nachsicht, Toleranz. Und wenn einer dann auch noch so schwebend leicht, liebevoll und genau erzählen kann wie er, dann sind wir Leser glücklich."
Elke Heidenreich, Literaturkritikerin
Klappentext zu „Der König von Olten “
Alex Capus erzählt von seiner Heimatstadt Olten: von der Schönheit des Bahnhofs und dem Duft der Schokoladefabrik, von wilden Kerlen und bösen Mädchen, braven Bürgern und dem ganz alltäglichen Wahnsinn, der uns alle Tag für Tag am Leben erhält. Eine Liebeserklärung des grossen Erzählers an die Kleinstadt ¿ wobei klar ist, dass Grossstädte wie Zürich oder Berlin «auch nichts weiter sind als zehn oder hundert Mal Olten hintereinander.»
Lese-Probe zu „Der König von Olten “
Der König von Olten (1) Zuweilen sagen mir die Leute, worüber ich eine Geschichte schreiben soll. Darüber freue ich mich, und manchmal versuche ich es auch, aber meistens schreibe ich dann doch etwas anderes. Herr Zeltner zum Beispiel, dem ich häufig auf meinem allmorgendlichen Gang zum Postamt begegne, empfahl mir kürzlich, doch etwas über den schwarzweissen Kater der Familie Köpfli zu schreiben, der in sämtlichen Häusern der Altstadt ein und aus geht, als wäre er der König von Olten. Ich versprach, mir die Sache zu überlegen, denn Herr Zeltner ist der gütigste Stadtpolizist, den Olten je gehabt hat. Generationen von Kindern haben bei ihm Verkehrsunterricht gehabt, und alle haben ihn geliebt und niemand musste ihn fürchten. Seit er pensioniert ist, fliegt er zweimal jährlich nach New York, weil seine Tochter da mit einem Kadermann der UBS verheiratet ist. Dann spielt er mit den Enkeln und macht sich im Haus nützlich, und manchmal besucht er aus beruflicher Neugier die Kollegen von der New Yorker Polizei, zeigt seinen alten Oltner Polizeiausweis und lässt sich auf der Wache herumführen. Einmal durfte er sogar in einem amerikanischen Polizeiwagen fahren. In letzter Zeit aber gefällt ihm Amerika nicht mehr. Die Kontrollen, das Misstrauen, die Bürokratie. Letztmals musste er am Airport stundenlange Durchsuchungen und Verhöre über sich ergehen lassen, weil er eine metallene Fischerspule im Handgepäck hatte. Drei, fünf, sieben Sicherheitsmänner hintereinander musste er mühsam von der Harmlosigkeit des Gegenstands überzeugen, der original in Zellophan verpackt in seinem Koffer lag, und immer kam noch ein Sicherheitsmann zum Vorschein, der die Fischerspule misstrauisch beäugte, während die Abflugzeit bedrohlich näher rückte. In höchster Not griff Herr Zeltner schliesslich in die
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Brieftasche und wies sich mitten im Kennedy Airport als pensionierter Oltner Stadtpolizist aus – und dann war plötzlich alles in Ordnung: Die Fischerspule war keine Bombe mehr und Herr Zeltner kein Terrorist, und der Flug verlief ruhig und Herr Zeltner traf wohlbehalten wieder in Olten ein. Was nun die schwarzweisse Altstadtkatze, den König von Olten betrifft, so wäre die ein ergiebiges Thema, da hat Herr Zeltner recht.
Der König von Olten (2)
Der König von Olten also ist ein schwarzweisser Kater, der die Altstadt beherrscht und aus mir unbekannten Gründen «Toulouse» heisst. Seit ich auf Anregung von Herrn Zeltner über ihn zu berichten begonnen habe, erfahre ich täglich Neues über Toulouse, und mehr noch über Stadtpolizisten, nette wie böse. Die Leute halten mich auf der Strasse an, oder sie winken mich in der Kneipe zu sich. Dabei soll ich interessanterweise die Geschichten über den Kater immer alle unbedingt aufschreiben, die Polizeiaffären hingegen besser für mich behalten. Daran halte ich mich natürlich. Ein Geheimnis aber, das nur der Wirt der Walliser Kanne kennt, weil ein pensionierter Polizist bei ihm Kochtipps einholt, muss ich jetzt aber doch berichten. Einem Kollegen jenes Polizisten widerfuhr es nämlich gelegentlich, dass er die Strafzettel, die er ausgestellt hatte, aus der eigenen Tasche bezahlte. Als er beispielsweise einem widerrechtlich vor der Stadtkirche abgestellten Auto einen Strafzettel unter den Scheibenwischer klemmte, sah er im selben Augenblick, wie eine Frau mit drei kleinen Kindern aus dem Vögele-Schuhladen kam und auf den Wagen zuhielt. Das Auto war alt und klapprig, die Kinder trugen abgetragene Kleider, und die Frau war schon lange nicht mehr beim Coiffeur gewesen. Der Stadtpolizist sah, dass die Frau das Strafgeld nicht würde bezahlen können und dass sie das Auto nur kurz abgestellt hatte, um für die Kinder im Ausverkauf möglichst preiswerte Schuhe zu kaufen. Da schnappte er sich den Strafzettel und machte sich davon, bevor die Frau ihn bemerkte.Weil er den Strafzettel aber korrekterweise nicht verschwinden lassen konnte, ging er zur Post und zahlte den Betrag eigenhändig ein. Ich weiss, das ist jetzt indiskret, aber es ist die reine Wahrheit, und manchmal muss die einfach an den Tag. Jetzt will ich aber von Toulouse, dem König von Olten, berichten.
Der König von Olten (3)
Wie ich schon zweimal zu erzählen versuchte, ist der König von Olten ein schwarzweisser Kater namens Toulouse, der dank aussergewöhnlicher Fähigkeiten die Altstadt beherrscht. So kann er beispielsweise Türen öffnen. Er springt aus dem Stand hoch zur Klinke, klammert sich fest und stösst sich gleichzeitig mit einer Hinterpfote vom Türrahmen ab. Das ist wirklich wahr, jeder Bewohner der Oltner Altstadt kann das bestätigen. Auf diese Weise besucht Toulouse nach Belieben Privatwohnungen und Restaurants, am liebsten den Ratskeller und die Waadtländerhalle. Gelegentlich lässt er sich einschliessen und löst, wenn er wieder ins Freie möchte, zu nachtschlafender Stunde die Alarmanlage aus. Wenn man ihm draussen begegnet, huscht er nicht nach Katzenart den Wänden entlang, sondern bleibt mitten auf der Gasse stehen und schaut einem herausfordernd hinterher, als ob er mindestens ein Leopard wäre. Das ist manchmal richtig unheimlich. Und wenn gar ein Auto kommt – die Oltner Altstadt ist eigentlich eine verkehrsfreie Fussgängerzone, aber doch immer zugeparkt mit Motorfahrzeugen, weil irgendwie jeder, der das möchte, unabhängig von seiner tatsächlichen Wohnadresse eine Anwohnerkarte zu bekommen scheint, was manche Leute damit erklären, dass der zuständige Polizeikommandant deswegen ein derart offenes Ohr für die Altstadtgastronomie habe, weil er selber deren bester Stammkunde sei, wobei man dazu sagen muss, dass der Polizeikommandant unmöglich allein für die grosszügige Verteilung von Anwohnerkarten verantwortlich sein kann, wo er doch seit bald einem Jahr krankgeschrieben ist, weil er und seine sozialdemokratische Chefin sich in den Haaren liegen… ich schweife schon wieder ab, diesmal wollte ich wirklich keine Polizeigeschichten breitschlagen. Was ich sagen wollte, ist dies: Wenn Toulouse ein Auto entgegenkommt, spreizt er sprungbereit die Vorderbeine und faucht, bis der erschreckte Automobilist vor dieser Machtdemonstration kapituliert und demütig den Rückwärtsgang einlegt.
Der König von Olten (2)
Der König von Olten also ist ein schwarzweisser Kater, der die Altstadt beherrscht und aus mir unbekannten Gründen «Toulouse» heisst. Seit ich auf Anregung von Herrn Zeltner über ihn zu berichten begonnen habe, erfahre ich täglich Neues über Toulouse, und mehr noch über Stadtpolizisten, nette wie böse. Die Leute halten mich auf der Strasse an, oder sie winken mich in der Kneipe zu sich. Dabei soll ich interessanterweise die Geschichten über den Kater immer alle unbedingt aufschreiben, die Polizeiaffären hingegen besser für mich behalten. Daran halte ich mich natürlich. Ein Geheimnis aber, das nur der Wirt der Walliser Kanne kennt, weil ein pensionierter Polizist bei ihm Kochtipps einholt, muss ich jetzt aber doch berichten. Einem Kollegen jenes Polizisten widerfuhr es nämlich gelegentlich, dass er die Strafzettel, die er ausgestellt hatte, aus der eigenen Tasche bezahlte. Als er beispielsweise einem widerrechtlich vor der Stadtkirche abgestellten Auto einen Strafzettel unter den Scheibenwischer klemmte, sah er im selben Augenblick, wie eine Frau mit drei kleinen Kindern aus dem Vögele-Schuhladen kam und auf den Wagen zuhielt. Das Auto war alt und klapprig, die Kinder trugen abgetragene Kleider, und die Frau war schon lange nicht mehr beim Coiffeur gewesen. Der Stadtpolizist sah, dass die Frau das Strafgeld nicht würde bezahlen können und dass sie das Auto nur kurz abgestellt hatte, um für die Kinder im Ausverkauf möglichst preiswerte Schuhe zu kaufen. Da schnappte er sich den Strafzettel und machte sich davon, bevor die Frau ihn bemerkte.Weil er den Strafzettel aber korrekterweise nicht verschwinden lassen konnte, ging er zur Post und zahlte den Betrag eigenhändig ein. Ich weiss, das ist jetzt indiskret, aber es ist die reine Wahrheit, und manchmal muss die einfach an den Tag. Jetzt will ich aber von Toulouse, dem König von Olten, berichten.
Der König von Olten (3)
Wie ich schon zweimal zu erzählen versuchte, ist der König von Olten ein schwarzweisser Kater namens Toulouse, der dank aussergewöhnlicher Fähigkeiten die Altstadt beherrscht. So kann er beispielsweise Türen öffnen. Er springt aus dem Stand hoch zur Klinke, klammert sich fest und stösst sich gleichzeitig mit einer Hinterpfote vom Türrahmen ab. Das ist wirklich wahr, jeder Bewohner der Oltner Altstadt kann das bestätigen. Auf diese Weise besucht Toulouse nach Belieben Privatwohnungen und Restaurants, am liebsten den Ratskeller und die Waadtländerhalle. Gelegentlich lässt er sich einschliessen und löst, wenn er wieder ins Freie möchte, zu nachtschlafender Stunde die Alarmanlage aus. Wenn man ihm draussen begegnet, huscht er nicht nach Katzenart den Wänden entlang, sondern bleibt mitten auf der Gasse stehen und schaut einem herausfordernd hinterher, als ob er mindestens ein Leopard wäre. Das ist manchmal richtig unheimlich. Und wenn gar ein Auto kommt – die Oltner Altstadt ist eigentlich eine verkehrsfreie Fussgängerzone, aber doch immer zugeparkt mit Motorfahrzeugen, weil irgendwie jeder, der das möchte, unabhängig von seiner tatsächlichen Wohnadresse eine Anwohnerkarte zu bekommen scheint, was manche Leute damit erklären, dass der zuständige Polizeikommandant deswegen ein derart offenes Ohr für die Altstadtgastronomie habe, weil er selber deren bester Stammkunde sei, wobei man dazu sagen muss, dass der Polizeikommandant unmöglich allein für die grosszügige Verteilung von Anwohnerkarten verantwortlich sein kann, wo er doch seit bald einem Jahr krankgeschrieben ist, weil er und seine sozialdemokratische Chefin sich in den Haaren liegen… ich schweife schon wieder ab, diesmal wollte ich wirklich keine Polizeigeschichten breitschlagen. Was ich sagen wollte, ist dies: Wenn Toulouse ein Auto entgegenkommt, spreizt er sprungbereit die Vorderbeine und faucht, bis der erschreckte Automobilist vor dieser Machtdemonstration kapituliert und demütig den Rückwärtsgang einlegt.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Alex Capus
- 2009, 1, 114 Seiten, Masse: 10,8 x 17,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Knapp Verlag
- ISBN-10: 3905848171
- ISBN-13: 9783905848175
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