Der Janson-Befehl / Paul Janson Bd.1
Robert Ludlum gilt...
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Robert Ludlum gilt als einer der gössten Thrillerautoren aller Zeiten.
Der JansonBefehl von Robert Ludlum
LESEPROBE
Die Konzernzentrale der Harnett Corporation breitete sich aufden beiden obersten Stockwerken eines schwarzen Glasturms an der DearbornStreet im Loop von Chicago aus. Harnett war ein internationales Bauunternehmen,freilich keines von der Art, das Wolkenkratzer in amerikanischen Metropolen baute.Die meisten Projekte, mit denen sich das Unternehmen befasste, waren in Ländernausserhalb der Vereinigten Staaten angesiedelt, wo die Firma mit grossenGesellschaften wie Bechtel, Vivendi und Suez Lyonnaise des Eaux zusammenarbeitete.Die Gesellschaft organisierte den Bau von Staudämmen, Abwasseranlagen undGasturbinen-Kraftwerken - alles nicht gerade glanzvolle, aber notwendigeInfrastruktur. Projekte dieser Art stellten Herausforderungen im Ingenieurbauund nicht so sehr in der Ästhetik dar, setzten dafür aber die Fähigkeit voraus,in dem in stetigem Fluss befindlichen Bereich zwischen dem Behördengeschäft undder Privatwirtschaft zu operieren. Länder der Dritten Welt, die unter demständigen Druck der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds standen, imStaatsbesitz befindliche Unternehmen zu verkaufen, waren fortwährend auf derSuche nach Anbietern für Telefonsysteme, Wasserwerke, Kraftwerke, Eisenbahnenund Bergwerksanlagen. Der Eigentümerwechsel brachte häufig die Notwendigkeitfür neue Bautätigkeit mit sich, ein Bereich, in dem hoch spezialisierte Firmen wiedie Harnett Corporation inzwischen eine bedeutende Rolle spielten. »Ich bin mitRoss Harnett verabredet«, erklärte der Mann dem Angestellten am Empfang. »Ichheisse Paul Janson.« Der Angestellte, ein junger, sommersprossiger Mann mitrotem Haar, nickte und informierte das Büro des Vorstandsvorsitzenden. Ermusterte den Besucher ohne sonderliches Interesse. Wieder einmal ein Weisser inmittleren Jahren in einem grauen Anzug und mit einer gelben Krawatte. Was gabes da schon zu sehen? Janson hielt sich einiges darauf zugute, dass man ihnselten eines zweiten Blickes würdigte. Trotz seines athletischen Körperbaus waran ihm nichts Auffälliges. Mit seiner gefurchten Stirn und dem kurz gestutztenstahlgrauen Haar konnte er seine fünfzig Jahre nicht verleugnen. Und erverstand es, sich praktisch unsichtbar zu machen, sei es nun an der Wall Streetoder an der Börse. Selbst sein teurer Massanzug aus grauem Worsted bildete eineperfekte Tarnung und passte ebenso gut in den Dschungel der Finanzwelt wieeinstmals die grüne und schwarze Tarnfarbe, die er sich früher einmal inVietnam, im echten Dschungel, ins Gesicht geschmiert hatte. Es brauchte schonein geschultes Auge, um zu erkennen, dass echte Muskeln und nicht etwaWattepolster die Schulterpartie seines Anzugs ausfüllten. Und man musste einigeZeit mit ihm verbracht haben, um seine ruhige, etwas ironische Art wahrzunehmenoder um zu bemerken, wie seine schiefergrauen Augen jede Einzelheit in seinerUmgebung registrierten. »Es dauert nur ein paar Minuten«, erklärte der Angestellteam Empfangspult gleichgültig, und Janson schlenderte durch die Eingangshalle,um die dort ausgestellte Fotogalerie zu betrachten. Man konnte dort sehen, dassdie Harnett Corporation augenblicklich am Bau einer Wasseraufbereitungsanlage inBolivien, an der Fertigstellung von Staudämmen in Venezuela, Brücken inSaskatchewan und Kraftwerken in Ägypten beteiligt war. Das dokumentiertenBilder einer erfolgreichen und wohlhabenden Baugesellschaft. Und wohlhabend warsie tatsächlich - oder war es zumindest bis vor kurzem gewesen. Der für dasTagesgeschäft zuständige Vizepräsident Steven Burt war der Meinung, dass dieGeschäfte eigentlich wesentlich besser laufen sollten. Im Zusammenhang mit demGewinnrückgang der letzten Zeit waren da Aspekte aufgetreten, die ihnargwöhnisch gemacht hatten, und er hatte deshalb Paul Janson dazu veranlasst,sich mit Ross Harnett, dem Vorstandsvorsitzenden und CEO der Firma,zu treffen. Janson hatte gewisse Vorbehalte, einen neuen Mandanten anzunehmen: Erwar zwar erst seit fünf Jahren als Sicherheitsberater für grössere Wirtschaftsunternehmentätig, hatte sich aber von Anfang an den Ruf ungewöhnlicher Effizienz undDiskretion erworben, und das hatte die Nachfrage nach seinen Diensten weit überseine Zeit und sein Interesse hinaus ansteigen lassen. Wenn Steven Burt nichtein alter Freund gewesen wäre, hätte Janson diesen Auftrag nicht in Erwägunggezogen. Aber Burt hatte ebenso wie er früher einmal ein anderes Leben geführt- eines, das er hinter sich gelassen hatte, als er in die zivile Welt eingetretenwar -, und Janson wollte den Freund nicht enttäuschen. Zumindest wollte er sichmit ihm unterhalten. Harnetts Direktionsassistentin, eine freundlich wirkende Frauum die dreissig, kam in die Empfangshalle und führte ihn in Harnetts Büro, einenmodernen, beinahe spartanisch eingerichteten Raum mit vom Boden bis zur Deckereichenden Fenstern, die nach Süden und Osten blickten. Die Wand aus polarisierendemGlas reduzierte das Licht der hellen Nachmittagssonne auf ein kühles Leuchten.Harnett sass hinter seinem Schreibtisch und telefonierte, und die Frau blieb mitfragender Miene in der Tür stehen. Harnett bedeutete Janson mit einer fastherablassend wirkenden Handbewegung Platz zu nehmen. »Dann werden wir eben dieVerträge mit Ingersoll-Rand neu verhandeln müssen«, sagte Harnett. Er trug einhellblaues, monogrammbesticktes Hemd mit weissem Kragen, dessen Ärmelhochgekrempelt waren, sodass man seine kräftigen Arme sehen konnte. »Wenn siedie zugesagten Preise nicht halten wollen, müssen wir ihnen eben klar machen,dass wir uns dann frei fühlen, die Teile anderweitig zu beschaffen. Zum Teufel mitihnen. Dann ist der Vertrag eben hinfällig.« Janson nahm auf dem schwarzenLedersessel vor dem Schreibtisch Platz. Er war etwas niedriger als HarnettsSessel - primitive Regie, die Janson eher Unsicherheit als Autorität signalisierte.Er warf einen unverhohlenen Blick auf seine Uhr, schluckte die in ihmaufkommende Verstimmung hinunter und sah sich um. Das im siebenundzwanzigstenStockwerk gelegene Eckbüro Harnetts bot einen weiten Blick auf den Michigan- Seeund die Innenstadt von Chicago. Ein hoher Stuhl, ein hohes Stockwerk: Harnettwollte keine Zweifel daran aufkommen lassen, dass er alle Höhen erklommenhatte. Harnett war so etwas wie ein Kraftpaket, klein und kräftig gebaut, miteiner Reibeisenstimme. Janson hatte gehört, dass Harnett seinen Stolz dareinsetzte, regelmässig die laufenden Bauprojekte seiner Firma zu besuchen und dabeimit den Vorarbeitern zu reden, als ob er selbst einmal einer gewesen wäre. Inseinem ganzen Gehabe wirkte er jedenfalls wie jemand, der seine Karriere aufBaustellen begonnen und den Aufstieg in sein Eckbüro im siebenundzwanzigstenStockwerk mit dem Schweiss seiner Hände geschafft hatte. Aber das entsprach nichtganz den Tatsachen. Janson wusste, dass Harnett an der Northwestern Universitydie Kellogg School of Management mit einem MBA absolviert hatte und dass seineFähigkeiten eher in komplizierten Finanzkonstruktionen als im Baustellenbetrieblagen. Die Harnett Corporation aufzubauen war ihm gelungen, weil er ihreTochtergesellschaften zu einer Zeit aufgekauft hatte, als diese in finanziellenSchwierigkeiten steckten und daher billig zu haben gewesen waren. Da die Bauwirtschaftständig von den Konjunkturzyklen abhängt, hatte Harnett begriffen, dass diesseine Chance war, mit gut platzierten Tauschoperationen zu Ausverkaufspreiseneine reichlich mit Bargeldreserven ausgestattete Gesellschaft ins Leben zurufen. (...)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Heinz Zwack
- Autor: Robert Ludlum
- 2012, 7. Aufl., 741 Seiten, Masse: 12 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Heinz Zwack
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453431057
- ISBN-13: 9783453431058
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