Der geliehene Engel - Meine viel zu kurze Zeit mit Marion
In ihrem zweiten Buch erzählt Verena Wermuth, Bestsellerautorin von «Die verbotene Frau», die aufwühlende Geschichte ihrer Nichte Marion, die das Leben der ganzen Familie auf einen Schlag veränderte. Diagnose bei der Geburt:...
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Produktinformationen zu „Der geliehene Engel - Meine viel zu kurze Zeit mit Marion “
In ihrem zweiten Buch erzählt Verena Wermuth, Bestsellerautorin von «Die verbotene Frau», die aufwühlende Geschichte ihrer Nichte Marion, die das Leben der ganzen Familie auf einen Schlag veränderte. Diagnose bei der Geburt: Down-Syndrom, komplizierter Herzfehler – Lebenserwartung vier bis sieben Wochen. Doch die Prognose der Ärzte sollte sich als Irrtum erweisen...
"Nicht die Veröffentlichung dieses Buches ist aussergewöhnlich, wohl aber die Menschen von denen es erzählt." H. ELIAS FRÖHLICH, GLÜCKSPOST
"Nicht die Veröffentlichung dieses Buches ist aussergewöhnlich, wohl aber die Menschen von denen es erzählt." H. ELIAS FRÖHLICH, GLÜCKSPOST
Lese-Probe zu „Der geliehene Engel - Meine viel zu kurze Zeit mit Marion “
Der geliehene EngelDu bist vor sieben Jahren gegangen, und seit jenem Freitag habe ich, abgesehen von einer Kassette, auf der du Lieder für mich singst, nie mehr deine Stimme, dein Lachen, etwas von dir gehört. Heute Morgen bin ich auf dem Friedhof lange vor deinem Grab stehen geblieben. Der schneeweisse Marmor engel, der dich Tag und Nacht beschützt, strahlte im frühen Sonnenlicht. Schelmisch lachtest du mich aus dem Foto an, das, umrahmt von weissen Rosen, auf dem Sockel steht. Weisst du noch, wie verrückt du nach Fotos warst? Kaum liess ich dich eine Minute aus den Augen, bist du nach oben in die Bibliothek geschlichen und hast mir sämtliche Regale mit den Fotoboxen auf den Kopf gestellt.
Auf meinen Einwand, wir hätten doch schon tausendmal dieselben Fotos angeschaut, hast du geantwortet: «Sitz ab, Veni – da, sitz. Oh, lueg, Hund!» Voll Vergnügen hast du dem Hund auf dem Foto den Mittelfi nger gezeigt und dich vor Lachen geschüttelt. Immer wieder. Bis ich deine Spaghettisauce auf dem Herd vergass und plötzlich der Geruch von Angebranntem in die Bibliothek stieg. Ja, ja, Hunde. Deinen hast du geliebt und abgeküsst, fremde höllisch gefürchtet. «Chris und ich möchten einen Hund, einen mit schwarzen Tupfen – wie der auf dem Video mit der bösen Frau», sagtest du eines Tages zu Mama. Auf die Frage, wer denn den Hund Gassi führe, gingen deine wunderschönen blauen Augen weit auf, du hast auf dich gezeigt und geantwortet: «Ich, Mama.» Natürlich wolltest du nach dem Hund auch ein Pferd – einen Isländer. Wie sollten dir Mama und Papa das Pferd abschlagen können, nachdem sie dir den Hund zugestanden hatten, und erst noch zu einem Zeitpunkt, wo du ganz plötzlich immer ruhiger, müder und appetitloser wurdest? Wo du scheinbar oft grundlos zur Toilette liefst und dich übergeben
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musstest.
Gäll, Mami, ich bin än arme Siech», sagtest du immer öfter, wenn sie neben dir kniete und deine langen blonden Haare aus dem Gesicht strich. Zu einem Zeitpunkt, als du bereits elf warst, und wo jeder längst dachte: «Die Ärzte müssen sich kolossal geirrt haben bei deiner Geburt.» In der Nacht, bevor wir Demantur, dein Pferd empfi ngen, hast du kein Auge zugetan. Alle paar Stunden bist du ins Zimmer von Mama und Papa gelaufen und hast gesagt: «Wann kommt Demantur?» Morgens um sieben warst du schon angezogen, hast Äpfel und Würfelzucker in deine Tasche gesteckt. Abends um halb neun war es dann endlich soweit: der Pferdetransporter aus Luxemburg traf ein. Gespannt hatten wir schon eine volle Stunde im Stall gewartet. Als Demantur wiehernd aus dem Transporter stolperte, schrakst du zusammen und liefst schnurstracks zum Stall. Von der Sattelkammer aus warfst du skeptische Blicke durchs Fenster, verfolgtest ganz genau, wie Mama den grauweiss gefl eckten Isländer am Halfter über den Platz führte. Als die Hufe über den Stallboden klapperten, fi ngst du sogleich, zwischen der Tür hindurch spähend an, zu kommandieren. «Mama, chum da, – pass uf, oh Gott! Mis Rössli …» Als Demantur endlich in seiner Box untergebracht war, kamst du mit strahlendem Gesicht daher.
Ein Gesicht, das gleichzeitig von Schmerz und Erschöpfung gezeichnet war. Nie werde ich diesen Ausdruck vergessen. Am nächsten Morgen stürmten die Nachbarskinder voller Erwartung ins Haus. Doch Mama vertröstete Angi und Philipp auf später. Die Tür zu deinem Zimmer blieb angelehnt. Du hattest wieder mal Bauchschmerzen, wurdest von Übelkeit und Schwindel geplagt und warst sehr, sehr müde. Gleich darauf fl ogen draussen Schneebälle hin und her, die Kinder haben herumgetollt und gelacht, getan, als wäre nichts geschehen. Doch wer weiss, wie es wirklich aussah in ihren Herzen? Mit deinem Schalk und den unverkennbaren Kraftausdrücken hast du sie immer wieder alle zum Lachen gebracht und um den Finger gewickelt. Insbesondere Philipp, der dich einmal heiraten wollte, wenn du gross bist.
Gäll, Mami, ich bin än arme Siech», sagtest du immer öfter, wenn sie neben dir kniete und deine langen blonden Haare aus dem Gesicht strich. Zu einem Zeitpunkt, als du bereits elf warst, und wo jeder längst dachte: «Die Ärzte müssen sich kolossal geirrt haben bei deiner Geburt.» In der Nacht, bevor wir Demantur, dein Pferd empfi ngen, hast du kein Auge zugetan. Alle paar Stunden bist du ins Zimmer von Mama und Papa gelaufen und hast gesagt: «Wann kommt Demantur?» Morgens um sieben warst du schon angezogen, hast Äpfel und Würfelzucker in deine Tasche gesteckt. Abends um halb neun war es dann endlich soweit: der Pferdetransporter aus Luxemburg traf ein. Gespannt hatten wir schon eine volle Stunde im Stall gewartet. Als Demantur wiehernd aus dem Transporter stolperte, schrakst du zusammen und liefst schnurstracks zum Stall. Von der Sattelkammer aus warfst du skeptische Blicke durchs Fenster, verfolgtest ganz genau, wie Mama den grauweiss gefl eckten Isländer am Halfter über den Platz führte. Als die Hufe über den Stallboden klapperten, fi ngst du sogleich, zwischen der Tür hindurch spähend an, zu kommandieren. «Mama, chum da, – pass uf, oh Gott! Mis Rössli …» Als Demantur endlich in seiner Box untergebracht war, kamst du mit strahlendem Gesicht daher.
Ein Gesicht, das gleichzeitig von Schmerz und Erschöpfung gezeichnet war. Nie werde ich diesen Ausdruck vergessen. Am nächsten Morgen stürmten die Nachbarskinder voller Erwartung ins Haus. Doch Mama vertröstete Angi und Philipp auf später. Die Tür zu deinem Zimmer blieb angelehnt. Du hattest wieder mal Bauchschmerzen, wurdest von Übelkeit und Schwindel geplagt und warst sehr, sehr müde. Gleich darauf fl ogen draussen Schneebälle hin und her, die Kinder haben herumgetollt und gelacht, getan, als wäre nichts geschehen. Doch wer weiss, wie es wirklich aussah in ihren Herzen? Mit deinem Schalk und den unverkennbaren Kraftausdrücken hast du sie immer wieder alle zum Lachen gebracht und um den Finger gewickelt. Insbesondere Philipp, der dich einmal heiraten wollte, wenn du gross bist.
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Inhaltsverzeichnis zu „Der geliehene Engel - Meine viel zu kurze Zeit mit Marion “
Inhalt- Vorwort 9
- Der geliehene Engel 13
- Albtraum 19
- Das grosse Bangen 29
- Das grosse Staunen 33
- Das Wunder Marion 39
- Der Shunt 51
- Glück und Tränen 55
- Quipi 67
- Das Sirtaki Mädchen 75
- Samichlaus 91
- Tintenblaue Lippen 93
- Schrecken ohne Ende 97
- Demantur 121
- Wut und Ohnmacht 141
- Das Unfassbare 155
- Wie Engel heimkehren 175
- Kindertexte 179
- Gespräch mit Antonis 183
- Epilog 201
- Briefe der Lehrerin und Kindergärtnerin 203
- Erläuterungen zur Notoperation 205
- Dank 207
Autoren-Porträt von Verena Wermuth
Verena Wermuth, geboren 1956, lebt heute in der Schweiz in der Nähe von Zürich. Ihr gelang mit ihrem Lebensbericht «Die verbotene Frau» über ihre Beziehung zu einem arabischen Scheich ein internationaler Bestseller, der in zwölf Sprachen übersetzt wurde. Mit ihrem zweiten Buch «Der geliehene Engel» gibt die Autorin Kindern mit Down-Syndrom und ihren Familien ein Gesicht. Seit dem Tod ihrer Nichte 2001 liess sie «Der geliehene Engel» nicht mehr los.
Bibliographische Angaben
- Autor: Verena Wermuth
- 224 Seiten, teilweise farbige Abbildungen, teilweise Schwarz-Weiss-Abbildungen, Masse: 12,5 x 20,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: BECHTERMÜNZ-WBV EIGENAUF.
- ISBN-10: 3038125733
- ISBN-13: 9783038125730
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