Der fünfte Krieger
Thriller
Eine zerstörerische Sonne droht alles menschliche Leben zu vernichten. Fieberhaft versuchen Captain Jack West und sein Team die Katastrophe abzuwenden. Wie sollen sie den Himmelskörper aufhalten? Den entscheidenden Hinweis liefert ihnen eine alte Inschrift....
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Produktinformationen zu „Der fünfte Krieger “
Klappentext zu „Der fünfte Krieger “
Eine zerstörerische Sonne droht alles menschliche Leben zu vernichten. Fieberhaft versuchen Captain Jack West und sein Team die Katastrophe abzuwenden. Wie sollen sie den Himmelskörper aufhalten? Den entscheidenden Hinweis liefert ihnen eine alte Inschrift. Sie kündet von den grössten Kriegern der Geschichte. Vier sind schnell entschlüsselt, doch wer ist der Fünfte, der den Planeten diesmal retten kann?
Lese-Probe zu „Der fünfte Krieger “
Der fünfte Krieger von Matthew ReillyDER ZWEITE ECKPUNKT
UNTER DEM KAP DER GUTEN HOFFNUNG • SÜDAFRIKA
17. DEZEMBER 2007, 3:25 UHR
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Jack West fiel.
Rasend schnell.
Hinab in den schwarzen Abgrund unter der riesigen auf dem Kopf stehenden Pyramide, die der Zweite Eckpunkt war.
Während Jack unaufhaltsam in das bodenlose Dunkel stürzte, schaute er zu der Pyramide hinauf, die in der Ferne kleiner und kleiner wurde, während die zerklüfteten Wände des Abgrunds immer näher an ihn heranrückten.
Mit ihm stürzte Switchblade in die Tiefe, der japanisch-amerikanische Marineinfanterist, der kurz zuvor Wolf verraten und fast seinen Plan vereitelt hätte, die Zweite Säule an der dafür vorgesehenen Stelle an der Spitze der Pyramide einzusetzen. Wie sich herausstellte, war Switchblade sein japanisches Blut wichtiger als seine amerikanische Abstammung.
Nach einem erbitterten Kampf über dem Abgrund war es Jack schließlich gelungen, die Säule in ihre Vertiefung zu rammen, doch dann waren sie beide von der nach unten zeigenden Pyramiden-spitze gefallen und in das unendliche Dunkel darunter gestürzt.
Jack nahm die Felswände des Abgrunds nur verschwommen wahr, so schnell schossen sie an ihm vorbei. Immer noch in erbittertem Kampf ineinander verschlungen, stürzten er und Switch - blade zusammen in die Tiefe.
Switchblade trat und schlug und kratzte unaufhörlich weiter, dann packte er Jack an seinem Hemd und schrie ihn mit hass - erfülltem Blick an: »Du! Du bist an allem schuld! Aber wenigstens wirst du jetzt mit mir sterben!«
Jack wehrte die Angriffe des um sich schlagenden Marine ab, während sie immer weiter in die Tiefe stürzten.
»Nein, werde ich nicht ... «, stieß er grimmig hervor und trat Switchblade unvermutet in den Bauch, um sich von ihm loszureißen - gleichzeitig griff er nach etwas, was Switchblade mit einem Geschirr an seinen Rücken geschnallt trug, etwas, was jeder bei der Force Reconnaissance Marine bei sich hatte.
Seinen Maghook.
Switchblade riss entsetzt die Augen auf, als er den Maghook in Jacks Händen sah. Verzweifelt versuchte er, danach zu greifen, aber er kam nicht mehr an Jack heran.
»Nein! Nein!«
Jack drehte sich im Fallen von Switchblade weg und den Wänden des Abgrunds zu.
Dann feuerte er den Maghook ab.
Womp!
Der Hightech-Enterhaken schoss aus seiner pistolenähnlichen Abschussvorrichtung, seine Metallklauen spreizten sich, und das fünfzig Meter lange Polyäthylenseil schlackerte wie ein Schwanz hinter ihm her.
Die Klauen des Enterhakens schlugen gegen die Felswand, scharrten daran entlang, suchten Halt, bis sie - zack! - ein vorspringendes Stück Fels fanden und sich festkrallten. Sofort spannte sich Jacks Seil, und sein Fall wurde so abrupt gebremst, dass ihm das Abschussgerät des Maghook beinahe aus den Händen gerissen wurde.
Aber er schaffte es, sich mit aller Kraft daran festzuhalten, und das Letzte, was er unter sich sah, als er zwischen den senkrechten Wänden des Abgrunds hin und her pendelte, war der schockierte, wütende, machtlose, entsetzte, untröstliche und resignierte Blick, mit dem Switchblade immer weiter in das bodenlose dunkle Nichts hinabstürzte. Jetzt war er endgültig mit seinem üblen Vorhaben gescheitert - und sein Scheitern wurde noch um ein Hundertfaches schlimmer, weil Jack West sich mit einer seiner eigenen Waffen gerettet hatte und er jetzt allein sterben würde.
Jack prallte mit solcher Wucht gegen die senkrechte Felswand, dass er sich fast die linke Schulter ausrenkte.
Stille.
Einen Moment hing Jack am Seil von Switchblades Maghook in der senkrechten Felswand des gewaltigen Abgrunds, hoch über dem Mittelpunkt der Erde und mindestens dreihundert Meter unter der umgekehrten Bronzepyramide des Eckpunkts. Trotz ihrer enormen Ausmaße sah sie von hier unten winzig aus.
Jack schloss die Augen und stieß den erleichtertsten Seufzer seines ganzen Lebens aus.
»Was hast du dir dabei eigentlich gedacht, Jack? «, flüsterte er, noch völlig außer Atem, während sich das Adrenalin in seinem Körper langsam abzubauen begann.
Plötzliches Gefiederflattern ließ ihn aufschauen, und im selben Moment ließ sich ein kleiner brauner Wanderfalke auf seiner Schulter nieder.
Horus.
Voller Zuneigung pickte der treue Vogel zärtlich nach seinem Ohr.
Jack lächelte erschöpft, aber erleichtert. »Danke, Vogel. Ich bin auch froh, dass ich noch lebe.«
Hoch über ihm, am Eckpunkt, wurden aufgeregte Rufe laut. Er schaute nach oben - Wolfs Leute hatten anscheinend bemerkt, dass die Säule eingesetzt worden war, und versuchten jetzt, sie an sich zu bringen.
Jack seufzte. Er konnte unmöglich rasch genug wieder nach oben klettern, um ihnen zuvorzukommen oder sie gar davon abzuhalten. Er hatte zwar die Welt vor dem Untergang bewahrt und ihnen allen das Leben gerettet und auch noch den Verräter in ihrer Mitte getötet, aber die Nutznießer des Ganzen waren einzig und allein sie, die Bösen. Die Belohnung für das erfolgreiche Einsetzen der Zweiten Säule, die rätselhaft als Hitze bezeichnet wurde, fiel nun ihnen in die Hände.
Im Moment gab es jedoch nichts, was Jack dagegen hätte unternehmen können.
Er wandte sich Horus zu. »Kommst du mit?«
Damit blickte er zu der Pyramide hinauf, holte tief Luft und begann, sich am Seil des Maghook die zerklüftete Felswand hin - aufzuziehen.
Jack brauchte über eine Stunde für den mühsamen Aufstieg - immer wieder musste er den Maghook nach oben schießen und dann an seinem fünfzig Meter langen Seil die senkrechte Wand des Abgrunds hinaufklettern.
Weil die steile Wand größtenteils glatt und glitschig war, kam er nur langsam voran, und manchmal fanden die Metallklauen des Maghook überhaupt keinen Halt im Fels und fielen immer wieder auf ihn zurück.
Aber nach etwa siebzig anstrengenden Minuten konnte Jack sich endlich über die Kante der steinernen Balustrade am Rand des Abgrunds ziehen. Schwer atmend blieb er auf dem Rücken liegen. Horus landete neben ihm.
Als Jack sich aufsetzte, sah er die prächtige unterirdische Stadt, die in Verehrung der umgekehrten Pyramide erbaut worden war. Die hohlen Türme, die Straßen aus tintiger schwarzer Flüssigkeit und die Zikkurat, die sich aus der Mitte dieses Gewirrs von Brücken und Türmen erhob, wurden von Wolfs erlöschenden Fackeln in bernsteinfarbenes Licht getaucht.
Die gigantische Höhle war inzwischen verlassen, denn Wolf hatte sich mit seinen Leuten längst aus dem Staub gemacht.
Verschwunden, stellte Jack traurig fest, waren auch seine Gefährten, die Adamson-Zwillinge und Sea Ranger. Jack nahm an, dass sie ihn tot glaubten und in Sea Rangers U-Boot durch den langen Unterwassertunnel schleunigst aufs offene Meer hinausgefahren waren ...
Plötzlich nahm er Bewegung wahr.
Jack wirbelte herum. Sein Blick fiel auf die Spitze der Zikkurat, die zwischen den vielen Türmen der Stadt emporragte.
»Mein Gott ... «, flüsterte er, als er erkannte, wer es war.
Mit hängendem Kopf, den Arm in einer Schlinge, saß auf der Spitze der gewaltigen Zikkurat ein kleiner Junge. Alby Calvin, der beste Freund seiner Tochter.
Alby hatte alle Hoffnung aufgegeben. Seine Schulter schmerzte heftig, und er war ganz allein in der riesigen Höhle zurückgelassen worden. Jetzt saß er mit Jack Wests verbeultem Feuerwehrhelm im Schoß da und wartete nur noch darauf, dass die letzten Fackeln zischend erloschen - als er plötzlich laute Rufe hörte.
NAlby! Albiii!«
Sein Kopf zuckte hoch - seine Wangen waren immer noch tränenüberströmt - und dann sah er die winzige Gestalt, die am Rand des Abgrunds stand und mit den Armen wedelte.
Jack.
Alby fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Mühsam kämpfte Jack sich durch die unterirdische Mini-Metropole zu der Zikkurat in ihrer Mitte vor.
Um die mit zähflüssigem schwarzem Schlick gefüllten Straßen der Stadt zu überqueren, benutzte er die von Wolf zurückgelassenen Plankenbrücken, und wenn es gar nicht anders ging, schwang er sich an einem Seil über die breiteren Straßen. Wenn man nämlich in die klebrige Substanz fiel, kam man nicht mehr heraus.
Während er sich seinen Weg durch die unterirdische Stadt bahnte, versuchte er über Funk, seine Gefährten zu erreichen. »Sea Ranger, bitte kommen? Kannst du mich hören?«
Keine Antwort.
Das kleine Funkgerät verfügte nicht über die nötige Sendestärke, um zu Sea Ranger in seinem U-Boot durchzudringen.
Mit seiner unkonventionellen Fortbewegungsart eilte Jack weiter durch die unterirdische Stadt.
Endlich erreichte er den Fuß der Zikkurat und stürmte die Treppe hinauf. Oben angelangt, setzte er sich neben Alby auf den Boden und nahm ihn wie einen eigenen Sohn in die Arme.
Alby legte seinen heilen Arm um Jack und schloss die Augen, während weiter Tränen über sein Gesicht strömten.
»Ich habe schon gedacht, ich muss hier sterben«, schluchzte er. »Ganz allein und im Dunkeln.«
»Das hätte ich nie zugelassen, Alby. « Jack sah den Jungen an. »Du bist doch Lilys Freund ... und meiner auch. Außerdem würde mich dann deine Mutter umbringen.«
Alby starrte ihn fassungslos an. »Sie sind doch gerade mit einem Mann, der jeden auf der Welt umbringen wollte, in einen Abgrund gestürzt, und da fürchten Sie sich vor meiner Mam?«
»Und wie. Wenn es um dein Wohlergehen geht, ist mit deiner Mam nicht zu spaßen.«
Alby musste grinsen. Dann griff er nach dem Feuerwehrhelm in seinem Schoß und reichte ihn Jack. »Der gehört, glaube ich, Ihnen.«
Jack nahm den Helm, setzte ihn auf und zog den Kinnriemen fest. Er brauchte ihn nur aufzusetzen, und schon fühlte er sich wiederhergestellt, und so sah er auch aus. »Danke, Alby. Der Helm hat mir sehr gefehlt.«
Er deutete mit dem Kopf auf Albys Schlinge. »Was ist denn da passiert?«
»Ich habe einen Schuss abbekommen.«
»Um Himmels willen, deine Mam wird mich tatsächlich umbringen. Von wem? «
»Von dem Kerl, der mit Ihnen in den Abgrund gestürzt ist. Das war in Afrika, bei den Neetha. «
»Vielleicht gibt es ja doch noch so etwas wie Gerechtigkeit auf der Welt«, murmelte Jack. »Aber jetzt komm, mein Junge. Wir müssen los. Wir müssen Sea Ranger und die Zwillinge finden.«
Er zog Alby hoch.
»Wie sollen wir das anstellen?«, fragte der Junge skeptisch. »Auf die altmodische Tour«, sagte Jack.
Jack nahm Alby Huckepack und machte sich mit ihm auf den beschwerlichen Weg durch die Stadt zum Nordosthafen.
Nach zwanzig Minuten hatten sie den Hügel aus Steinstufen erreicht, der zum Hafen hinunterführte.
»Hoffentlich sind sie noch im Tunnel und nicht schon draußen auf dem offenen Meer.« Jack nahm seinen Helm ab und stieg bis zu den Knien ins Wasser.
Dann begann er, mit dem Helm gegen die erste Steinstufe unter der Wasseroberfläche zu schlagen.
Ein dreimaliges dumpfes Dröhnen ertönte: lang, kurz und noch einmal lang.
Ploooong - plong- ploooong!
Ein Morsezeichen, stellte Alby fest.
Jack schlug wieder mehrere Male mit dem Helm gegen die Steinstufe. Aber diesmal in einer anderen Abfolge. Ein anderes Zeichen.
»Hoffentlich kann der Mann am Sonar das Morsealphabet«, bemerkte er dazu.
»Woher wissen sie im U-Boot überhaupt, dass dieses Signal von Ihnen kommt?«, fragte Alby. »Vielleicht glauben sie, es ist eine Falle, dass Wolf versucht, sie zurückzulocken.«
»Ich rufe die Zwillinge: ›COWBOYS ZURÜCKKOMMEN, JACK.‹ Und weil sie ihren Spitznamen gerade erst bekommen haben, kann Wolf ihn nicht kennen.«
»Und woher wollen Sie wissen, dass sie Sie überhaupt hören?«
Jack setzte sich auf die oberste Stufe und hielt den Helm locker in der Hand. »Was das angeht, kann ich nur warten und hoffen, dass sie sich noch nicht außer Hörweite befinden.«
Im schwächer werdenden gelben Schein von Wolfs Fackeln saßen Jack und Alby auf der obersten Stufe des Treppenhügels, der aus dem alten gemauerten Hafen ragte.
Die Schatten wurden immer länger, je weiter die Fackeln her - unterbrannten und eine nach der anderen zischend erlosch. Es würde nicht mehr lange dauern, und die majestätische unterirdische Stadt mit der Pyramide darüber, die jahrhundertelang in undurchdringlichem Dunkel gelegen hatte, würde wieder in tiefes Schwarz getaucht. Als auch die letzte Fackel zu flackern begann und erlosch, legte Jack den Arm um Alby. »Tut mir leid, Kleiner.«
Die Fackel ging ganz aus.
Dunkelheit umhüllte sie.
Jack West fiel.
Rasend schnell.
Hinab in den schwarzen Abgrund unter der riesigen auf dem Kopf stehenden Pyramide, die der Zweite Eckpunkt war.
Während Jack unaufhaltsam in das bodenlose Dunkel stürzte, schaute er zu der Pyramide hinauf, die in der Ferne kleiner und kleiner wurde, während die zerklüfteten Wände des Abgrunds immer näher an ihn heranrückten.
Mit ihm stürzte Switchblade in die Tiefe, der japanisch-amerikanische Marineinfanterist, der kurz zuvor Wolf verraten und fast seinen Plan vereitelt hätte, die Zweite Säule an der dafür vorgesehenen Stelle an der Spitze der Pyramide einzusetzen. Wie sich herausstellte, war Switchblade sein japanisches Blut wichtiger als seine amerikanische Abstammung.
Nach einem erbitterten Kampf über dem Abgrund war es Jack schließlich gelungen, die Säule in ihre Vertiefung zu rammen, doch dann waren sie beide von der nach unten zeigenden Pyramiden-spitze gefallen und in das unendliche Dunkel darunter gestürzt.
Jack nahm die Felswände des Abgrunds nur verschwommen wahr, so schnell schossen sie an ihm vorbei. Immer noch in erbittertem Kampf ineinander verschlungen, stürzten er und Switch - blade zusammen in die Tiefe.
Switchblade trat und schlug und kratzte unaufhörlich weiter, dann packte er Jack an seinem Hemd und schrie ihn mit hass - erfülltem Blick an: »Du! Du bist an allem schuld! Aber wenigstens wirst du jetzt mit mir sterben!«
Jack wehrte die Angriffe des um sich schlagenden Marine ab, während sie immer weiter in die Tiefe stürzten.
»Nein, werde ich nicht ... «, stieß er grimmig hervor und trat Switchblade unvermutet in den Bauch, um sich von ihm loszureißen - gleichzeitig griff er nach etwas, was Switchblade mit einem Geschirr an seinen Rücken geschnallt trug, etwas, was jeder bei der Force Reconnaissance Marine bei sich hatte.
Seinen Maghook.
Switchblade riss entsetzt die Augen auf, als er den Maghook in Jacks Händen sah. Verzweifelt versuchte er, danach zu greifen, aber er kam nicht mehr an Jack heran.
»Nein! Nein!«
Jack drehte sich im Fallen von Switchblade weg und den Wänden des Abgrunds zu.
Dann feuerte er den Maghook ab.
Womp!
Der Hightech-Enterhaken schoss aus seiner pistolenähnlichen Abschussvorrichtung, seine Metallklauen spreizten sich, und das fünfzig Meter lange Polyäthylenseil schlackerte wie ein Schwanz hinter ihm her.
Die Klauen des Enterhakens schlugen gegen die Felswand, scharrten daran entlang, suchten Halt, bis sie - zack! - ein vorspringendes Stück Fels fanden und sich festkrallten. Sofort spannte sich Jacks Seil, und sein Fall wurde so abrupt gebremst, dass ihm das Abschussgerät des Maghook beinahe aus den Händen gerissen wurde.
Aber er schaffte es, sich mit aller Kraft daran festzuhalten, und das Letzte, was er unter sich sah, als er zwischen den senkrechten Wänden des Abgrunds hin und her pendelte, war der schockierte, wütende, machtlose, entsetzte, untröstliche und resignierte Blick, mit dem Switchblade immer weiter in das bodenlose dunkle Nichts hinabstürzte. Jetzt war er endgültig mit seinem üblen Vorhaben gescheitert - und sein Scheitern wurde noch um ein Hundertfaches schlimmer, weil Jack West sich mit einer seiner eigenen Waffen gerettet hatte und er jetzt allein sterben würde.
Jack prallte mit solcher Wucht gegen die senkrechte Felswand, dass er sich fast die linke Schulter ausrenkte.
Stille.
Einen Moment hing Jack am Seil von Switchblades Maghook in der senkrechten Felswand des gewaltigen Abgrunds, hoch über dem Mittelpunkt der Erde und mindestens dreihundert Meter unter der umgekehrten Bronzepyramide des Eckpunkts. Trotz ihrer enormen Ausmaße sah sie von hier unten winzig aus.
Jack schloss die Augen und stieß den erleichtertsten Seufzer seines ganzen Lebens aus.
»Was hast du dir dabei eigentlich gedacht, Jack? «, flüsterte er, noch völlig außer Atem, während sich das Adrenalin in seinem Körper langsam abzubauen begann.
Plötzliches Gefiederflattern ließ ihn aufschauen, und im selben Moment ließ sich ein kleiner brauner Wanderfalke auf seiner Schulter nieder.
Horus.
Voller Zuneigung pickte der treue Vogel zärtlich nach seinem Ohr.
Jack lächelte erschöpft, aber erleichtert. »Danke, Vogel. Ich bin auch froh, dass ich noch lebe.«
Hoch über ihm, am Eckpunkt, wurden aufgeregte Rufe laut. Er schaute nach oben - Wolfs Leute hatten anscheinend bemerkt, dass die Säule eingesetzt worden war, und versuchten jetzt, sie an sich zu bringen.
Jack seufzte. Er konnte unmöglich rasch genug wieder nach oben klettern, um ihnen zuvorzukommen oder sie gar davon abzuhalten. Er hatte zwar die Welt vor dem Untergang bewahrt und ihnen allen das Leben gerettet und auch noch den Verräter in ihrer Mitte getötet, aber die Nutznießer des Ganzen waren einzig und allein sie, die Bösen. Die Belohnung für das erfolgreiche Einsetzen der Zweiten Säule, die rätselhaft als Hitze bezeichnet wurde, fiel nun ihnen in die Hände.
Im Moment gab es jedoch nichts, was Jack dagegen hätte unternehmen können.
Er wandte sich Horus zu. »Kommst du mit?«
Damit blickte er zu der Pyramide hinauf, holte tief Luft und begann, sich am Seil des Maghook die zerklüftete Felswand hin - aufzuziehen.
Jack brauchte über eine Stunde für den mühsamen Aufstieg - immer wieder musste er den Maghook nach oben schießen und dann an seinem fünfzig Meter langen Seil die senkrechte Wand des Abgrunds hinaufklettern.
Weil die steile Wand größtenteils glatt und glitschig war, kam er nur langsam voran, und manchmal fanden die Metallklauen des Maghook überhaupt keinen Halt im Fels und fielen immer wieder auf ihn zurück.
Aber nach etwa siebzig anstrengenden Minuten konnte Jack sich endlich über die Kante der steinernen Balustrade am Rand des Abgrunds ziehen. Schwer atmend blieb er auf dem Rücken liegen. Horus landete neben ihm.
Als Jack sich aufsetzte, sah er die prächtige unterirdische Stadt, die in Verehrung der umgekehrten Pyramide erbaut worden war. Die hohlen Türme, die Straßen aus tintiger schwarzer Flüssigkeit und die Zikkurat, die sich aus der Mitte dieses Gewirrs von Brücken und Türmen erhob, wurden von Wolfs erlöschenden Fackeln in bernsteinfarbenes Licht getaucht.
Die gigantische Höhle war inzwischen verlassen, denn Wolf hatte sich mit seinen Leuten längst aus dem Staub gemacht.
Verschwunden, stellte Jack traurig fest, waren auch seine Gefährten, die Adamson-Zwillinge und Sea Ranger. Jack nahm an, dass sie ihn tot glaubten und in Sea Rangers U-Boot durch den langen Unterwassertunnel schleunigst aufs offene Meer hinausgefahren waren ...
Plötzlich nahm er Bewegung wahr.
Jack wirbelte herum. Sein Blick fiel auf die Spitze der Zikkurat, die zwischen den vielen Türmen der Stadt emporragte.
»Mein Gott ... «, flüsterte er, als er erkannte, wer es war.
Mit hängendem Kopf, den Arm in einer Schlinge, saß auf der Spitze der gewaltigen Zikkurat ein kleiner Junge. Alby Calvin, der beste Freund seiner Tochter.
Alby hatte alle Hoffnung aufgegeben. Seine Schulter schmerzte heftig, und er war ganz allein in der riesigen Höhle zurückgelassen worden. Jetzt saß er mit Jack Wests verbeultem Feuerwehrhelm im Schoß da und wartete nur noch darauf, dass die letzten Fackeln zischend erloschen - als er plötzlich laute Rufe hörte.
NAlby! Albiii!«
Sein Kopf zuckte hoch - seine Wangen waren immer noch tränenüberströmt - und dann sah er die winzige Gestalt, die am Rand des Abgrunds stand und mit den Armen wedelte.
Jack.
Alby fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Mühsam kämpfte Jack sich durch die unterirdische Mini-Metropole zu der Zikkurat in ihrer Mitte vor.
Um die mit zähflüssigem schwarzem Schlick gefüllten Straßen der Stadt zu überqueren, benutzte er die von Wolf zurückgelassenen Plankenbrücken, und wenn es gar nicht anders ging, schwang er sich an einem Seil über die breiteren Straßen. Wenn man nämlich in die klebrige Substanz fiel, kam man nicht mehr heraus.
Während er sich seinen Weg durch die unterirdische Stadt bahnte, versuchte er über Funk, seine Gefährten zu erreichen. »Sea Ranger, bitte kommen? Kannst du mich hören?«
Keine Antwort.
Das kleine Funkgerät verfügte nicht über die nötige Sendestärke, um zu Sea Ranger in seinem U-Boot durchzudringen.
Mit seiner unkonventionellen Fortbewegungsart eilte Jack weiter durch die unterirdische Stadt.
Endlich erreichte er den Fuß der Zikkurat und stürmte die Treppe hinauf. Oben angelangt, setzte er sich neben Alby auf den Boden und nahm ihn wie einen eigenen Sohn in die Arme.
Alby legte seinen heilen Arm um Jack und schloss die Augen, während weiter Tränen über sein Gesicht strömten.
»Ich habe schon gedacht, ich muss hier sterben«, schluchzte er. »Ganz allein und im Dunkeln.«
»Das hätte ich nie zugelassen, Alby. « Jack sah den Jungen an. »Du bist doch Lilys Freund ... und meiner auch. Außerdem würde mich dann deine Mutter umbringen.«
Alby starrte ihn fassungslos an. »Sie sind doch gerade mit einem Mann, der jeden auf der Welt umbringen wollte, in einen Abgrund gestürzt, und da fürchten Sie sich vor meiner Mam?«
»Und wie. Wenn es um dein Wohlergehen geht, ist mit deiner Mam nicht zu spaßen.«
Alby musste grinsen. Dann griff er nach dem Feuerwehrhelm in seinem Schoß und reichte ihn Jack. »Der gehört, glaube ich, Ihnen.«
Jack nahm den Helm, setzte ihn auf und zog den Kinnriemen fest. Er brauchte ihn nur aufzusetzen, und schon fühlte er sich wiederhergestellt, und so sah er auch aus. »Danke, Alby. Der Helm hat mir sehr gefehlt.«
Er deutete mit dem Kopf auf Albys Schlinge. »Was ist denn da passiert?«
»Ich habe einen Schuss abbekommen.«
»Um Himmels willen, deine Mam wird mich tatsächlich umbringen. Von wem? «
»Von dem Kerl, der mit Ihnen in den Abgrund gestürzt ist. Das war in Afrika, bei den Neetha. «
»Vielleicht gibt es ja doch noch so etwas wie Gerechtigkeit auf der Welt«, murmelte Jack. »Aber jetzt komm, mein Junge. Wir müssen los. Wir müssen Sea Ranger und die Zwillinge finden.«
Er zog Alby hoch.
»Wie sollen wir das anstellen?«, fragte der Junge skeptisch. »Auf die altmodische Tour«, sagte Jack.
Jack nahm Alby Huckepack und machte sich mit ihm auf den beschwerlichen Weg durch die Stadt zum Nordosthafen.
Nach zwanzig Minuten hatten sie den Hügel aus Steinstufen erreicht, der zum Hafen hinunterführte.
»Hoffentlich sind sie noch im Tunnel und nicht schon draußen auf dem offenen Meer.« Jack nahm seinen Helm ab und stieg bis zu den Knien ins Wasser.
Dann begann er, mit dem Helm gegen die erste Steinstufe unter der Wasseroberfläche zu schlagen.
Ein dreimaliges dumpfes Dröhnen ertönte: lang, kurz und noch einmal lang.
Ploooong - plong- ploooong!
Ein Morsezeichen, stellte Alby fest.
Jack schlug wieder mehrere Male mit dem Helm gegen die Steinstufe. Aber diesmal in einer anderen Abfolge. Ein anderes Zeichen.
»Hoffentlich kann der Mann am Sonar das Morsealphabet«, bemerkte er dazu.
»Woher wissen sie im U-Boot überhaupt, dass dieses Signal von Ihnen kommt?«, fragte Alby. »Vielleicht glauben sie, es ist eine Falle, dass Wolf versucht, sie zurückzulocken.«
»Ich rufe die Zwillinge: ›COWBOYS ZURÜCKKOMMEN, JACK.‹ Und weil sie ihren Spitznamen gerade erst bekommen haben, kann Wolf ihn nicht kennen.«
»Und woher wollen Sie wissen, dass sie Sie überhaupt hören?«
Jack setzte sich auf die oberste Stufe und hielt den Helm locker in der Hand. »Was das angeht, kann ich nur warten und hoffen, dass sie sich noch nicht außer Hörweite befinden.«
Im schwächer werdenden gelben Schein von Wolfs Fackeln saßen Jack und Alby auf der obersten Stufe des Treppenhügels, der aus dem alten gemauerten Hafen ragte.
Die Schatten wurden immer länger, je weiter die Fackeln her - unterbrannten und eine nach der anderen zischend erlosch. Es würde nicht mehr lange dauern, und die majestätische unterirdische Stadt mit der Pyramide darüber, die jahrhundertelang in undurchdringlichem Dunkel gelegen hatte, würde wieder in tiefes Schwarz getaucht. Als auch die letzte Fackel zu flackern begann und erlosch, legte Jack den Arm um Alby. »Tut mir leid, Kleiner.«
Die Fackel ging ganz aus.
Dunkelheit umhüllte sie.
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Autoren-Porträt von Matthew Reilly
Reilly, MatthewMatthew Reilly wurde 1974 in Sydney geboren, wo er heute auch lebt. Seine Bücher wurden in über 20 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien bei List Arctic Fire.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.matthewreilly.com
Bibliographische Angaben
- Autor: Matthew Reilly
- 512 Seiten, Masse: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung:Leeb, Sepp
- Übersetzer: Sepp Leeb
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548283284
- ISBN-13: 9783548283289
- Erscheinungsdatum: 12.08.2011
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