Der Deutschland-Clan
Gekaufte Politiker, korrupte Staatsanwälte, kriminelle Bankvorstände und schwerkriminelle Industrielle
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Gekaufte Politiker, korrupte Staatsanwälte, kriminelle Bankvorstände und schwerkriminelle Industrielle
Wer wen erpresst und wer die Drahtzieher anrüchiger Deals sind und warum die Justiz nicht ermittelt: Enthüllungs-Journalist und Bestseller-Autor Jürgen Roth zeigt hier anhand bisher unbekannter Dokumente Gaunerkartelle, Korruptionsaffären und Verstrickungen von Ministern, Top-Managern und Staatsanwälten. Das dichte und für die Beteiligten äusserst profitable Geflecht von Abhängigkeiten zwischen hochrangigen Politikern, führenden Managern und Justizbeamten - groteske Zustände, die eines Rechtsstaates unwürdig sind.
Der Deutschland-Clan von JürgenRoth
LESEPROBE
Vorwort zur aktualisierten Taschenbuchausgabe
Nach Erscheinen der Hardcoverausgabevon Der Deutschland-Clan erhielt ich ungewöhnlich viele Zuschriften.Manager und Unternehmer, Hartz-IV-Empfänger undArbeitnehmer, Ärzte, Rechtsanwälte, Polizeibeamte, Banker, Gewerkschafter undHandwerker berichteten, wie sie betrogen und belogen wurden. Sie schildertenentweder ihre Ohnmacht oder ihren Zorn über eine Gesellschaft, in deranscheinend alles und jeder käuflich ist. Ihr Vertrauen in die politische undwirtschaftliche Führungselite ist vollkommen abhandengekommen.Ich wiederum spürte aufgrund der Zuschriften meine eigene Ohnmacht und totaleHilflosigkeit. Die häufigsten Reaktionen der Leserinnen und Leser warenAussagen wie diese: »Müssen wir zusehen, wie unser Staat immer mehr im Sumpfversinkt, die Grossen in Deutschland sich nach Strich und Faden bereichern,den Strafverfolgungsbehörden geschickt ausweichen und wie die Kleinen dieZeche bezahlen?« Oder: »Als Otto Normalverbraucher und Steuerzahler onlinekann man es einfach nicht glauben, was da so in diesem unserem Landpassiert, obwohl man es ständig vermutet.« Nichtwenige berichteten von Erfahrungen wie dieser: »Ich bin durch diebetrügerischen Geschäfte eines sogenannten Finanzdienstleisters mittlerweile in Privatinsolvenz getriebenworden und habe mit unserem Rechtsstaat (fällt mir schwer, dieses Wort nochauszuschreiben) und seinen korrupten Erfüllungsgehilfen in vielfältiger Formschlechte Erfahrungen machen müssen.« AusMecklenburg-Vorpommern bekam ich besonders viel Post. Zum Beispiel dieseNachricht: »Für mich ist es inzwischen unerträglich geworden, wie besondersdie Politmafia in Mecklenburg-Vorpommern jeglichen Ansatz einer demokratischenRechtsordnung ungestraft aushebeln kann. Ich habe leider nicht denPersonenkreis um mich wie Sie, der Sie so vorzüglich unterstützt.« Meine Hilflosigkeit war dann besonders gross, wenn ichZuschriften wie die folgende erhielt: »Ich bin ein Betroffener einer Entlassungswelledes neuen Grossen Riesen, ehemals Alt-DHLer, seit2004 von der Deutschen Post Worldnet AG übernommen, ausgeschlachtet undweggeworfen. Meine Arbeit (DHL-Kurierfahrer seit 2000) wird von ungelernten,der deutschen Sprache kaum mächtigen Lohndumping-Fahrern ausgeführt, ich undmeine Kollegen zwangsweise freigestellt, nun gekündigt.«
Der Tenor vieler Zuschriften war:»Ich denke, es wird Zeit für einen Aufstand, damit zumindest die Ansätze einerdemokratischen Rechtsordnung in Deutschland gewahrt bleiben.«Oder: »Was ist aus diesem Land geworden? Wie dumm darf oder muss ein Volksein, um von solchen Leuten regiert zu werden?«
Ein leitender Mitarbeiter der ehemaligenTreuhandanstalt, die nach dem Zusammenbruch der DDR für die Privatisierung derStaatsbetriebe verantwortlich war, klagte an: »Mit Auflösung der Treuhand wurdeein Kassensturz veranlasst. Und es stellte sich heraus, dass dreissig MilliardenD-Mark unauffindbar waren. Diejenigen, die sich deshalb von Berufs wegen aufdie Suche nach den verschwundenen Geldern machen wollten, wurden (wie ihreMitarbeiter) ohne Abfindung umgehend fristlos entlassen. Aus Führungskräftenmit grossem Dienstwagen und einem Monatsgehalt von 30000 D-Mark wurden innerhalbweniger Minuten Arbeitslosengeld-Empfänger. Damit nur ja nichts von denverschwundenen Milliarden an die Öffentlichkeit dringen konnte, wurde den Controllernnoch eine massive Drohung mit auf den Weg gegeben.«Von einem Arzt für Allgemeinmedizin erhielt ich folgenden Brief: »Vielen Dankfür den Mut, diese mittlerweile Bananenrepublik anzuprangern. Ich war 25 JahreArzt in diesem Land und werde jetzt mit Mitte 50 in die Schweiz gehen. IhrBuch hat mich in meiner Entscheidung noch bestärkt. Ich bin nicht der einzigeKollege, dem es so geht.«
Es gab Leser wie Peter H., einUnternehmer der von Banken um 14 Millionen Euro betrogen wurde. Seine Reaktionwar Rache: »Ich berate nun Unternehmen, die deutsche Konkurrenten gern vomMarkt haben wollen und mein Preis ist 600 Euro pro abgebautem Arbeitsplatz alsKopfprämie. Darin bin ich mittlerweile ganz gut - ich treibe die Firmen in dieInsolvenz.«
Aufbauender waren dagegenZuschriften wie die von Michael M.: »Das Buch spornt mich an, weiterhin mitoffenen Augen und zwischen den Zeilen lesend durch das Leben zu gehen. Esspornt mich an, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.«Doch solche Aussagen waren die Ausnahme. Eines hatten die Zuschriften jedochalle gemeinsam: die völlige Verachtung, ja, den Hass gegenüber der politischenund wirtschaftlichen Führungselite in Deutschland und eine erschreckendeDemokratiemüdigkeit. Es handelt sich nicht um rechtsextreme Spinner, sondernum einst engagierte Bürger, die jedoch den Glauben an den demokratischenRechtsstaat und die Glaubwürdigkeit der Politiker verloren haben.
Zur Erinnerung: Mitte September 2006wurde öffentlich bekannt, was der ungarische Premierminister Ferenc Gyurcsäny einige Monate zuvor vor der Führungsriege seinerSozialistischen Partei ausgeplaudert hatte. Diese ehrlichen Aussagen machte erkurz nach dem Amtsantritt der neuen Regierung nach deren Wiederwahl im Frühjahr2006. Um bei der Wahl im Amt bestätigt zu werden, hatten er und seine Parteidie Wähler im Wahlkampf massiv belogen: »Wir haben offenkundig die letzteneineinhalb, zwei Jahre durchgelogen. Es war ganz klar, dass nicht wahr ist, waswir sagen.«1 Dieses offene Bekenntnisführte zu massiven Ausschreitungen in Budapest. Dabei ist es in Deutschland,was die Lügen gegenüber den Bürgern angeht, nun wirklich nicht viel besser.
In Deutschland leben inzwischenMillionen von Bürgern, denen Politiker und Unternehmerverbände massive soziale Einschränkungenabfordern, Bürger die in ihrer menschlichen Würde zutiefst gedemütigt werden.Einer von ihnen ist ein 62-jähriger Hartz-IV-Empfänger.Er wollte, dass das Sozialamt die Kosten für eine Parodontose-Behandlung übernimmt.Er wurde vom Gesundheitsamt Landkreis Northeim vorgeladen und sollte denSozialbürokraten vorführen, dass er seine Zähne richtig putzen kann. Als ernach dieser unwürdigen Aktion keinen Bescheid über die Kostenübernahme erhieltund deshalb nachfragte, musste er nochmals zum Zähne putzen im Gesundheitsamtantreten.
Auf der anderen Seite können jenePolitiker, die für die Materialisierung des gesamten Lebens, für Hungerlöhne,prekäre Arbeitsverhältnisse und fehlende Zukunftsaussichten breiter Schichtender Bevölkerung politisch verantwortlich sind, Champagner und Austernschlürfen. Vom Prinzip der Günstlingswirtschaft ist die Rede, das inDeutschland derweil flächendeckend vorhanden ist. Fester Bestandteil der Günstlingswirtschaftist die moralische Käuflichkeit der politischen Führungselite. Wäre diesejustitiabel, könnten prinzipienfeste Staatsanwälte genügend Beweismaterialfinden. Moralische Käuflichkeit ist im juristischen Sinne jedoch nichtstrafbar. Was wenig daran ändert, dass das Verhalten der politischen Führungselite,unter anderem die Nutzung ihres überlegenen Wissens aufgrund der vorhergehendenpolitischen Tätigkeit für persönliche Vorteile, zweifellos zur Verluderungjeglicher öffentlicher Moral beiträgt. Sie sind verantwortlich dafür, dass wirheute in einer Gesellschaft leben, »in der sich die Führungseliten dem Diktathedonistischer Pudel beugen, deren Selbstverständnis sich in derGewinnmaximierung erschöpft, in der beträchtliche Teile der Wirtschaft und derPolitik sich in einer Koalition der Inkompetenz und der Anmassung verkoppelthaben, in der jedes Gefühl für den Zusammenhang von Arbeit und Leistungverloren geht, in der Gemeinschaftssinn und soziale Verantwortung wieNarrenschellen wirken«. Das schreibt Wolfgang Hetzer, der persönliche Beraterdes Generaldirektors der Europäischen Antibetrugsbehörde (OLAF), in einemVortrag für die Katholische Akademie in Trier.2
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© Heyne Verlag
- Autor: Jürgen Roth
- 2008, Erstmals im TB, 318 Seiten, Masse: 11,7 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453620208
- ISBN-13: 9783453620209
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