Das Lustschiff
Erotischer Roman
Wer eine Kreuzfahrt an Bord der Sea Love bucht, kann sich auf mehr als Sonne und Meerluft freuen: Unter Deck gibt es eine Sex-Spielwiese, wo alle Passagiere ihre Leidenschaft ausleben können. Attraktive Animateure sorgen dafür, dass jeder auf seine Kosten...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Das Lustschiff “
Klappentext zu „Das Lustschiff “
Wer eine Kreuzfahrt an Bord der Sea Love bucht, kann sich auf mehr als Sonne und Meerluft freuen: Unter Deck gibt es eine Sex-Spielwiese, wo alle Passagiere ihre Leidenschaft ausleben können. Attraktive Animateure sorgen dafür, dass jeder auf seine Kosten kommt. Als die neue Sicherheitsbeauftragte Carolin Winter entdeckt, was auf der Sea Love vor sich geht, hat das Lustschiff längst abgelegt. Doch dann verfällt sie dem geheimnisvollen Josh Sullivan, dessen Verführungskünste sie alles um sich herum vergessen lassen ...Lese-Probe zu „Das Lustschiff “
Das Lustschiff von Kerstin Dirks... mehr
Carolin Winter spannte jeden Muskel ihres Körpers an und sprang mit ausgestreckten Armen ins kühle Nass. Die Wassermassen teilten sich vor ihr, und sie schoss, gleich einem Torpedo, auf den Grund des Beckens, mit kräftigen Stößen hinab in die Tiefe. Das Chlor brannte unangenehm in ihrer Nase, doch eine wenig modische Schwimmbrille schützte ihre Augen, erlaubte ihr den Blick auf den blau gekachelten Boden. Nach fünfundzwanzig Metern erreichte sie das Ende der Bahn. Sie schnappte nach Luft und tauchte die Strecke wieder zurück bis zum Startblock.
Carolin liebte es, am frühen Morgen in der Alster- Schwimmhalle zu trainieren. Um sechs Uhr war sie meist die einzige Besucherin des Hamburger Hallenbads, dessen ausgefallene Architektur ihm den Namen »Schwimmoper« eingebracht hatte. Lediglich die Bademeisterin, mit der sie schon per Du war, saß am Beckenrand. Sie wirkte müde. Ganz im Gegensatz zu Carolin, die mit jeder weiteren Bahn spürte, wie ihre Energie wuchs, sie immer wacher wurde. Für ihren Job war es unerlässlich, fit zu bleiben. Außerdem war sie Sportlerin mit Leib und Seele. Ohne das morgendliche Schwimmen wäre ihr Tag nicht komplett.
Nach zwanzig Bahnen legte Carolin eine Pause ein. Sie spürte, wie sich ihre Muskeln zusammenzogen, scheinbar schwerer wurden, als sie sich am Metallgeländer aus dem Wasser zog. Sie schob die Schwimmbrille hoch auf ihre Badekappe und warf einen Blick zu der Uhr am anderen Ende der Halle. Zeit für ein Frühstück. Da bemerkte sie plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf dem Dreimeterbrett im Nachbarbecken. Ein Mann, der eine äußerst knappe Badehose trug, stand dort oben, kerzengerade.
Sie war also doch nicht die Einzige, die heute Morgen nach Hamburg-Nord gefahren war. Interessiert musterte sie ihn. Seine Haut glänzte vom Chlorwasser, ganz deutlich erkannte sie das ausgeprägte Sixpack auf seinem unbehaarten, angenehm gebräunten Körper. Er hatte die typische Y-Figur, die sich durch auffällig breite Schultern und eher schmale Hüften auszeichnete. Ohne jeden Zweifel war dieser Mann ebenfalls Sportler. Anders war ein solcher Körperbau nicht zu erklären. Carolin trat etwas näher an das Becken heran. Sie war neugierig. Warum sprang er nicht? Traute er sich etwa nicht? Sie musste schmunzeln. Wie ein Angsthase sah dieser Kerl eigentlich nicht aus. Ganz im Gegenteil, es hätte sie nicht überrascht, wenn jemand wie er bei der örtlichen Feuerwehr arbeitete. Was also hielt ihn ab? Genau in dem Moment wandte er ihr den Kopf zu, weil er sie offenbar erst jetzt bemerkt hatte. Ein Lächeln, fast schon eher ein amüsiertes Grinsen, huschte über sein Gesicht. Dann vollführte er einen nahezu perfekten Kopfsprung.
Das Wasser spritzte meterhoch, schwappte sogar bis zu Carolin, die erschrocken über die unerwartete Dusche aufschrie, ehe die Wassermassen den Turmspringer förmlich verschluckten. Doch nur für einen kurzen Augenblick. Sogleich tauchte der Unbekannte wieder auf, lachte sie an. »Sorry, ich habe Sie zu spät gesehen«, sagte er mit einem leichten Akzent, der amerikanisch klang.
Carolin schüttelte den Kopf und lachte. Von wegen, er hatte sie doch schon von dort oben bemerkt. Und sein Grinsen verriet, dass es ihm sogar Spaß gemacht hatte, sie nass zu spritzen. Da fiel ihr ein, wie furchtbar sie in ihrer Schwimmkluft aussehen musste, die nicht unbedingt auf modische Trends ausgerichtet war, sondern praktisch sein sollte. Dunkler Einteiler, blaue Badekappe mit dunklen Streifen und Schwimmbrille obendrauf. Die Kombination erinnerte an eine Fliegerkappe. In jedem Fall war das Outfit nicht dazu geeignet, ihre Vorzüge zu betonen. Genierte sie sich etwa plötzlich wegen ihres Aufzugs vor ihm? Das war doch sonst nicht ihre Art.
Der Mann zog sich elegant aus dem Wasser. »Trauen Sie sich, vom Zehner zu springen?«, forderte er sie mit einem frechen Grinsen heraus. Carolin blickte zu dem Sprungbrett hoch. Es war Jahre her, seit sie zuletzt vom Zehner gesprungen war. Bei dem Gedanken daran wurde ihr leicht mulmig, aber das wollte sie sich vor dem Unbekannten nicht anmerken lassen.
»Trauen Sie sich denn?«, gab sie die Frage an ihn zurück.
»Ein Kinderspiel.«
Natürlich. Was auch sonst. So ein Angeber. Ein äußerst gut aussehender Angeber, verbesserte sie sich. So aus der Nähe betrachtet, war dieses Sixpack noch um einiges beeindruckender.
»Also? Was sagen Sie? Nehmen Sie die Herausforderung an?«, hakte er nach.
»Soll das ein Wettkampf werden?« Sie sollte sich besser nicht auf solche Spiele einlassen. Das Zehnerbrett war nicht ohne! Selbst für eine erfahrene Schwimmerin wie sie. Doch sie konnte Herausforderungen nur schwer widerstehen ... irgendwie wollte sie ihm auch zeigen, was in ihr steckte.
»Na klar! Kommen Sie, seien Sie keine Spielverderberin. Oder haben Sie etwa Angst?« Er sah ihr tief in die Augen. Ein äußerst merkwürdiger Moment, denn in seinem Blick war etwas, was sie gleichermaßen anzog, aber auch nervös machte. Derart nervös, wie sie es nicht von sich kannte. Sie mochte hart im Nehmen sein, sich in ihrem Job oft bewiesen haben und eine hervorragende Schwimmerin sein, doch hier und jetzt fehlte ihr aus irgendeinem Grund der Mut, diesem Blick allzu lange standzuhalten. Sie wich ihm aus, sah zur Seite, ärgerte sich über sich selbst.
Der Amerikaner lachte leise. »Schade, ich habe gehofft, Sie wären ein würdiger Gegner.« Diese Angeberei brachte sie wirklich in Rage. Würdiger Gegner? Sollte er doch erst mal beweisen, was er draufhatte. Das Dreierbrett war nun wirklich keine Leistung. Bisher hatte er nur schöne Worte gehabt, und die waren bekanntlich heiße Luft.
»Zeigen Sie mir, was Sie draufhaben«, platzte es auch schon aus ihr heraus. Carolin hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Der Amerikaner, der sich abgewandt hatte, drehte sich erstaunt zu ihr um. Erneut lächelte er spitzbübisch. Ihm schien ihr Kontra zu gefallen. Und ihr gefiel genau genommen alles an ihm. Sein Lächeln, seine muskulösen Arme, die starken Schenkel, das volle Haar. Neben diesem Mann sah sie wie ein einziger modischer Fehltritt aus.
»Wie meinen Sie?«
Sie konnte jetzt nicht zurückrudern. »Zeigen Sie mir, dass Sie den Mumm haben, vom Zehner zu springen. Dann tue ich es Ihnen gleich.«
Er kratzte sich am Hinterkopf, wirkte für einen Moment fast verlegen, dann jedoch strahlte er Entschlossenheit aus. Und das machte Carolin auf erschreckende Weise an. Jedenfalls verspürte sie plötzlich ein eigenartiges Prickeln zwischen ihren Schenkeln. Vielleicht war es aber auch das Adrenalin, das nun, ob ihrer größenwahnsinnigen Entscheidung, durch ihren Körper pumpte.
»Einverstanden. Das ist ein Deal.« Sofort eilte er zur Metallleiter, kletterte schnell hoch, so dass er kurz darauf oben auf dem Zehnerbrett stand. Ihr schwindelte schon vom Hinsehen. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen?
Der Amerikaner zögerte keinen Augenblick, ließ sich einfach fallen, den Körper vollständig angespannt, kerzengerade. Und schon spritzten ihr erneut die Wassermassen entgegen. Er tauchte zum Beckenrand, hievte sich aus dem Wasser und grinste sie erneut an. »Das hat Spaß gemacht«, sagte er, aber Carolin hatte nur Blicke für seinen makellosen Körper, über den nun das Chlorwasser in winzigen Rinnsalen perlte. Die Badehose war so eng und nass, sie meinte sogar sein Gemächt unter dem sich spannenden Stoff zu erkennen. Und was sie dort in Umrissen ausmachte, war enorm. Carolin schüttelte perplex den Kopf. Auf was für merkwürdige Gedanken sie doch plötzlich kam? Es war doch sonst nicht ihre Art, über die Ausstattung ihr völlig fremder Männer nachzudenken. Sie tat das ja nicht einmal bei denen, die sie näher kannte. Aber der Amerikaner löste ohnehin eine merkwürdig ungesunde Risikobereitschaft in ihr aus, weil er in ihr den Drang weckte, sich ihm zu beweisen. Obwohl sie das doch eigentlich gar nicht nötig hatte.
»Sie sind an der Reihe«, forderte er sie auf und musterte sie sehr genau. Carolin verkrampfte sich am ganzen Körper, versuchte jedoch, sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen.
»Es ist ganz einfach, versprochen. Lassen Sie sich einfach fallen. Die Füße voran. Es passiert Ihnen nichts, Sie werden sehen«, redete er auf sie ein, begleitete sie zur Metallleiter, als wollte er sichergehen, dass sie nicht plötzlich die Flucht ergriff. Aber ein Rückzieher kam für Carolin ohnehin nicht infrage. Wenn sie ihr Wort gegeben hatte, dann hielt sie es auch. Das war eine Frage der Ehre.
Zitternd umfasste sie das kühle Metallgeländer der Leiter. Ihre Knie fühlten sich so weich wie Butter an, und ihr Mut verließ sie.
»Keine Sorge, es ist wirklich nichts dabei«, versicherte er. Carolin biss die Zähne zusammen. Sie wollte vor ihm nicht wie ein Feigling dastehen. Also nahm sie die ersten Sprossen, arbeitete sich Stück für Stück nach oben, erinnerte sich an ihren Job und daran, dass sie in diesem nicht selten Menschenleben rettete. Und das oft aus Situationen, die weit gefährlicher waren als ein Sprung in zehn Meter Tiefe.
»Sie haben es gleich geschafft, nur noch ein paar Sprossen«, hörte sie ihn hinter sich. Erschrocken wandte Carolin den Kopf. Der Amerikaner war direkt hinter ihr, war ebenfalls hochgeklettert. Was sollte das?
»Gehen Sie wieder runter!«, schimpfte sie, aber er lachte nur. Carolin hatte jetzt nicht den Nerv für einen Streit. Sie war schon viel zu weit oben, konnte nun nicht mehr zurück. Sie zog sich an den beiden Stangen hoch und stand auf dem Brett, blickte in die Tiefe. Der Turm schien zu wackeln. Hoffentlich bildete sie sich das nur ein.
Langsam trat sie an den Rand des Brettes. Ihr schwindelte, zumal es unter ihren Füßen leicht wippte. Fast verlor sie das Gleichgewicht, aber da schlangen sich plötzlich zwei kräftige Arme um sie.
»Sind Sie etwa nicht schwindelfrei?«, neckte sie der Fremde. Carolin hätte ihn empört zurückstoßen sollen, aber sie genoss das Gefühl seiner Nähe, die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, viel zu sehr. Außerdem gab er ihr Halt. Der Turm schien nicht mehr zu wackeln, das Brett nicht unter ihr nachzugeben. Und noch etwas löste diese zweckmäßige Umarmung in ihr aus. Etwas, was sie lange entbehrt hatte und nun umso stärker vermisste ...
»Ich lasse Sie gleich los«, hauchte er ihr ins Ohr. Sein Atem hinterließ eine warme Spur an ihrem Ohrläppchen, kitzelte sie. »Und sobald ich Sie loslasse, werde ich Ihnen einen Stoß geben.«
»Was?« Carolin war entsetzt. Er wollte sie ins kalte Wasser werfen? Einfach so? Ehe sie protestieren konnte, spürte sie seine Hände an ihren Schultern, die sie nach vorn schoben. Es ging viel zu schnell, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Carolin verlor den Halt unter den Füßen, doch instinktiv spannte sie jeden Muskel an, sauste in die Tiefe, durchbrach die Wasseroberfläche wie ein Pfeil. Und kaum hatte sie den Grund des Beckens erreicht, trieb sie auch schon wieder in die Höhe, schwamm zum Beckenrand. Es war vorbei! Das waren nur Sekunden gewesen!
Sie zitterte vor Aufregung, zugleich schossen Unmengen an Endorphinen durch ihren Körper, weil sie es geschafft hatte. Zugegeben mit etwas unfairer Unterstützung. Sie wusste gar nicht, ob sie wütend oder dankbar für die Einmischung des Fremden sein sollte.
»Achtung! Ich komme!«, rief er und sprang ins Wasser. Carolin wandte den Kopf, klammerte sich am Beckenrand fest und fluchte leise, als abermals die Wassermassen über sie hinwegschwappten. Als sie sich jedoch nach dem Amerikaner umdrehte, war dieser noch nicht an die Oberfläche zurückgekehrt. Er blieb auf dem Grund des Beckens. Hatte er sich verletzt? War er ohnmächtig geworden? Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Wie oft hatte sie Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Es war dennoch immer wieder ein Schock, wenn sich eine solche Notlage ereignete.
Carolin zögerte keinen Augenblick und tauchte unter, um den Fremden so schnell wie möglich an die
© ullstein
Carolin Winter spannte jeden Muskel ihres Körpers an und sprang mit ausgestreckten Armen ins kühle Nass. Die Wassermassen teilten sich vor ihr, und sie schoss, gleich einem Torpedo, auf den Grund des Beckens, mit kräftigen Stößen hinab in die Tiefe. Das Chlor brannte unangenehm in ihrer Nase, doch eine wenig modische Schwimmbrille schützte ihre Augen, erlaubte ihr den Blick auf den blau gekachelten Boden. Nach fünfundzwanzig Metern erreichte sie das Ende der Bahn. Sie schnappte nach Luft und tauchte die Strecke wieder zurück bis zum Startblock.
Carolin liebte es, am frühen Morgen in der Alster- Schwimmhalle zu trainieren. Um sechs Uhr war sie meist die einzige Besucherin des Hamburger Hallenbads, dessen ausgefallene Architektur ihm den Namen »Schwimmoper« eingebracht hatte. Lediglich die Bademeisterin, mit der sie schon per Du war, saß am Beckenrand. Sie wirkte müde. Ganz im Gegensatz zu Carolin, die mit jeder weiteren Bahn spürte, wie ihre Energie wuchs, sie immer wacher wurde. Für ihren Job war es unerlässlich, fit zu bleiben. Außerdem war sie Sportlerin mit Leib und Seele. Ohne das morgendliche Schwimmen wäre ihr Tag nicht komplett.
Nach zwanzig Bahnen legte Carolin eine Pause ein. Sie spürte, wie sich ihre Muskeln zusammenzogen, scheinbar schwerer wurden, als sie sich am Metallgeländer aus dem Wasser zog. Sie schob die Schwimmbrille hoch auf ihre Badekappe und warf einen Blick zu der Uhr am anderen Ende der Halle. Zeit für ein Frühstück. Da bemerkte sie plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf dem Dreimeterbrett im Nachbarbecken. Ein Mann, der eine äußerst knappe Badehose trug, stand dort oben, kerzengerade.
Sie war also doch nicht die Einzige, die heute Morgen nach Hamburg-Nord gefahren war. Interessiert musterte sie ihn. Seine Haut glänzte vom Chlorwasser, ganz deutlich erkannte sie das ausgeprägte Sixpack auf seinem unbehaarten, angenehm gebräunten Körper. Er hatte die typische Y-Figur, die sich durch auffällig breite Schultern und eher schmale Hüften auszeichnete. Ohne jeden Zweifel war dieser Mann ebenfalls Sportler. Anders war ein solcher Körperbau nicht zu erklären. Carolin trat etwas näher an das Becken heran. Sie war neugierig. Warum sprang er nicht? Traute er sich etwa nicht? Sie musste schmunzeln. Wie ein Angsthase sah dieser Kerl eigentlich nicht aus. Ganz im Gegenteil, es hätte sie nicht überrascht, wenn jemand wie er bei der örtlichen Feuerwehr arbeitete. Was also hielt ihn ab? Genau in dem Moment wandte er ihr den Kopf zu, weil er sie offenbar erst jetzt bemerkt hatte. Ein Lächeln, fast schon eher ein amüsiertes Grinsen, huschte über sein Gesicht. Dann vollführte er einen nahezu perfekten Kopfsprung.
Das Wasser spritzte meterhoch, schwappte sogar bis zu Carolin, die erschrocken über die unerwartete Dusche aufschrie, ehe die Wassermassen den Turmspringer förmlich verschluckten. Doch nur für einen kurzen Augenblick. Sogleich tauchte der Unbekannte wieder auf, lachte sie an. »Sorry, ich habe Sie zu spät gesehen«, sagte er mit einem leichten Akzent, der amerikanisch klang.
Carolin schüttelte den Kopf und lachte. Von wegen, er hatte sie doch schon von dort oben bemerkt. Und sein Grinsen verriet, dass es ihm sogar Spaß gemacht hatte, sie nass zu spritzen. Da fiel ihr ein, wie furchtbar sie in ihrer Schwimmkluft aussehen musste, die nicht unbedingt auf modische Trends ausgerichtet war, sondern praktisch sein sollte. Dunkler Einteiler, blaue Badekappe mit dunklen Streifen und Schwimmbrille obendrauf. Die Kombination erinnerte an eine Fliegerkappe. In jedem Fall war das Outfit nicht dazu geeignet, ihre Vorzüge zu betonen. Genierte sie sich etwa plötzlich wegen ihres Aufzugs vor ihm? Das war doch sonst nicht ihre Art.
Der Mann zog sich elegant aus dem Wasser. »Trauen Sie sich, vom Zehner zu springen?«, forderte er sie mit einem frechen Grinsen heraus. Carolin blickte zu dem Sprungbrett hoch. Es war Jahre her, seit sie zuletzt vom Zehner gesprungen war. Bei dem Gedanken daran wurde ihr leicht mulmig, aber das wollte sie sich vor dem Unbekannten nicht anmerken lassen.
»Trauen Sie sich denn?«, gab sie die Frage an ihn zurück.
»Ein Kinderspiel.«
Natürlich. Was auch sonst. So ein Angeber. Ein äußerst gut aussehender Angeber, verbesserte sie sich. So aus der Nähe betrachtet, war dieses Sixpack noch um einiges beeindruckender.
»Also? Was sagen Sie? Nehmen Sie die Herausforderung an?«, hakte er nach.
»Soll das ein Wettkampf werden?« Sie sollte sich besser nicht auf solche Spiele einlassen. Das Zehnerbrett war nicht ohne! Selbst für eine erfahrene Schwimmerin wie sie. Doch sie konnte Herausforderungen nur schwer widerstehen ... irgendwie wollte sie ihm auch zeigen, was in ihr steckte.
»Na klar! Kommen Sie, seien Sie keine Spielverderberin. Oder haben Sie etwa Angst?« Er sah ihr tief in die Augen. Ein äußerst merkwürdiger Moment, denn in seinem Blick war etwas, was sie gleichermaßen anzog, aber auch nervös machte. Derart nervös, wie sie es nicht von sich kannte. Sie mochte hart im Nehmen sein, sich in ihrem Job oft bewiesen haben und eine hervorragende Schwimmerin sein, doch hier und jetzt fehlte ihr aus irgendeinem Grund der Mut, diesem Blick allzu lange standzuhalten. Sie wich ihm aus, sah zur Seite, ärgerte sich über sich selbst.
Der Amerikaner lachte leise. »Schade, ich habe gehofft, Sie wären ein würdiger Gegner.« Diese Angeberei brachte sie wirklich in Rage. Würdiger Gegner? Sollte er doch erst mal beweisen, was er draufhatte. Das Dreierbrett war nun wirklich keine Leistung. Bisher hatte er nur schöne Worte gehabt, und die waren bekanntlich heiße Luft.
»Zeigen Sie mir, was Sie draufhaben«, platzte es auch schon aus ihr heraus. Carolin hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Der Amerikaner, der sich abgewandt hatte, drehte sich erstaunt zu ihr um. Erneut lächelte er spitzbübisch. Ihm schien ihr Kontra zu gefallen. Und ihr gefiel genau genommen alles an ihm. Sein Lächeln, seine muskulösen Arme, die starken Schenkel, das volle Haar. Neben diesem Mann sah sie wie ein einziger modischer Fehltritt aus.
»Wie meinen Sie?«
Sie konnte jetzt nicht zurückrudern. »Zeigen Sie mir, dass Sie den Mumm haben, vom Zehner zu springen. Dann tue ich es Ihnen gleich.«
Er kratzte sich am Hinterkopf, wirkte für einen Moment fast verlegen, dann jedoch strahlte er Entschlossenheit aus. Und das machte Carolin auf erschreckende Weise an. Jedenfalls verspürte sie plötzlich ein eigenartiges Prickeln zwischen ihren Schenkeln. Vielleicht war es aber auch das Adrenalin, das nun, ob ihrer größenwahnsinnigen Entscheidung, durch ihren Körper pumpte.
»Einverstanden. Das ist ein Deal.« Sofort eilte er zur Metallleiter, kletterte schnell hoch, so dass er kurz darauf oben auf dem Zehnerbrett stand. Ihr schwindelte schon vom Hinsehen. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen?
Der Amerikaner zögerte keinen Augenblick, ließ sich einfach fallen, den Körper vollständig angespannt, kerzengerade. Und schon spritzten ihr erneut die Wassermassen entgegen. Er tauchte zum Beckenrand, hievte sich aus dem Wasser und grinste sie erneut an. »Das hat Spaß gemacht«, sagte er, aber Carolin hatte nur Blicke für seinen makellosen Körper, über den nun das Chlorwasser in winzigen Rinnsalen perlte. Die Badehose war so eng und nass, sie meinte sogar sein Gemächt unter dem sich spannenden Stoff zu erkennen. Und was sie dort in Umrissen ausmachte, war enorm. Carolin schüttelte perplex den Kopf. Auf was für merkwürdige Gedanken sie doch plötzlich kam? Es war doch sonst nicht ihre Art, über die Ausstattung ihr völlig fremder Männer nachzudenken. Sie tat das ja nicht einmal bei denen, die sie näher kannte. Aber der Amerikaner löste ohnehin eine merkwürdig ungesunde Risikobereitschaft in ihr aus, weil er in ihr den Drang weckte, sich ihm zu beweisen. Obwohl sie das doch eigentlich gar nicht nötig hatte.
»Sie sind an der Reihe«, forderte er sie auf und musterte sie sehr genau. Carolin verkrampfte sich am ganzen Körper, versuchte jedoch, sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen.
»Es ist ganz einfach, versprochen. Lassen Sie sich einfach fallen. Die Füße voran. Es passiert Ihnen nichts, Sie werden sehen«, redete er auf sie ein, begleitete sie zur Metallleiter, als wollte er sichergehen, dass sie nicht plötzlich die Flucht ergriff. Aber ein Rückzieher kam für Carolin ohnehin nicht infrage. Wenn sie ihr Wort gegeben hatte, dann hielt sie es auch. Das war eine Frage der Ehre.
Zitternd umfasste sie das kühle Metallgeländer der Leiter. Ihre Knie fühlten sich so weich wie Butter an, und ihr Mut verließ sie.
»Keine Sorge, es ist wirklich nichts dabei«, versicherte er. Carolin biss die Zähne zusammen. Sie wollte vor ihm nicht wie ein Feigling dastehen. Also nahm sie die ersten Sprossen, arbeitete sich Stück für Stück nach oben, erinnerte sich an ihren Job und daran, dass sie in diesem nicht selten Menschenleben rettete. Und das oft aus Situationen, die weit gefährlicher waren als ein Sprung in zehn Meter Tiefe.
»Sie haben es gleich geschafft, nur noch ein paar Sprossen«, hörte sie ihn hinter sich. Erschrocken wandte Carolin den Kopf. Der Amerikaner war direkt hinter ihr, war ebenfalls hochgeklettert. Was sollte das?
»Gehen Sie wieder runter!«, schimpfte sie, aber er lachte nur. Carolin hatte jetzt nicht den Nerv für einen Streit. Sie war schon viel zu weit oben, konnte nun nicht mehr zurück. Sie zog sich an den beiden Stangen hoch und stand auf dem Brett, blickte in die Tiefe. Der Turm schien zu wackeln. Hoffentlich bildete sie sich das nur ein.
Langsam trat sie an den Rand des Brettes. Ihr schwindelte, zumal es unter ihren Füßen leicht wippte. Fast verlor sie das Gleichgewicht, aber da schlangen sich plötzlich zwei kräftige Arme um sie.
»Sind Sie etwa nicht schwindelfrei?«, neckte sie der Fremde. Carolin hätte ihn empört zurückstoßen sollen, aber sie genoss das Gefühl seiner Nähe, die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, viel zu sehr. Außerdem gab er ihr Halt. Der Turm schien nicht mehr zu wackeln, das Brett nicht unter ihr nachzugeben. Und noch etwas löste diese zweckmäßige Umarmung in ihr aus. Etwas, was sie lange entbehrt hatte und nun umso stärker vermisste ...
»Ich lasse Sie gleich los«, hauchte er ihr ins Ohr. Sein Atem hinterließ eine warme Spur an ihrem Ohrläppchen, kitzelte sie. »Und sobald ich Sie loslasse, werde ich Ihnen einen Stoß geben.«
»Was?« Carolin war entsetzt. Er wollte sie ins kalte Wasser werfen? Einfach so? Ehe sie protestieren konnte, spürte sie seine Hände an ihren Schultern, die sie nach vorn schoben. Es ging viel zu schnell, sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Carolin verlor den Halt unter den Füßen, doch instinktiv spannte sie jeden Muskel an, sauste in die Tiefe, durchbrach die Wasseroberfläche wie ein Pfeil. Und kaum hatte sie den Grund des Beckens erreicht, trieb sie auch schon wieder in die Höhe, schwamm zum Beckenrand. Es war vorbei! Das waren nur Sekunden gewesen!
Sie zitterte vor Aufregung, zugleich schossen Unmengen an Endorphinen durch ihren Körper, weil sie es geschafft hatte. Zugegeben mit etwas unfairer Unterstützung. Sie wusste gar nicht, ob sie wütend oder dankbar für die Einmischung des Fremden sein sollte.
»Achtung! Ich komme!«, rief er und sprang ins Wasser. Carolin wandte den Kopf, klammerte sich am Beckenrand fest und fluchte leise, als abermals die Wassermassen über sie hinwegschwappten. Als sie sich jedoch nach dem Amerikaner umdrehte, war dieser noch nicht an die Oberfläche zurückgekehrt. Er blieb auf dem Grund des Beckens. Hatte er sich verletzt? War er ohnmächtig geworden? Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Wie oft hatte sie Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Es war dennoch immer wieder ein Schock, wenn sich eine solche Notlage ereignete.
Carolin zögerte keinen Augenblick und tauchte unter, um den Fremden so schnell wie möglich an die
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Autoren-Porträt von Kerstin Dirks
Kerstin Dirks, 1977 in Berlin geboren, hat eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert und Sozialarbeit studiert. Sie schreibt seit mehreren Jahren historische Liebesromane, erotische Romane und Fantasy.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kerstin Dirks
- 2014, 4. Aufl., 240 Seiten, Masse: 11,8 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548285295
- ISBN-13: 9783548285290
- Erscheinungsdatum: 05.03.2014
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