Das Kalb vor der Gotthardpost
Zur Literatur und Politik der Schweiz. Ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2012
Peter von Matt liebt die Schweiz, ein Land zwischen Idylle und Globalisierung, zwischen alpiner Tradition und Hightech-Tunnel. Reich an Bildern und Weisheit, mit Witz und kämpferischer Vehemenz wirft er aber auch einen kritischen Blick auf die...
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Produktinformationen zu „Das Kalb vor der Gotthardpost “
Peter von Matt liebt die Schweiz, ein Land zwischen Idylle und Globalisierung, zwischen alpiner Tradition und Hightech-Tunnel. Reich an Bildern und Weisheit, mit Witz und kämpferischer Vehemenz wirft er aber auch einen kritischen Blick auf die Gesellschaft: Auf ihren schludrigen Umgang mit der Sprache oder die Abschottung gegen Einwanderer.
Mit deutschen Literaten wie Friedrich Schiller oder Max Frisch im Blick liest er Politik und Landsleuten seiner Heimat die Leviten. Dieses Buch führt uns vor Augen, dass und warum die Beschäftigung mit Literatur mitten ins Herz des Bewusstseins eines jeden Staatsbürgers trifft.
Mit deutschen Literaten wie Friedrich Schiller oder Max Frisch im Blick liest er Politik und Landsleuten seiner Heimat die Leviten. Dieses Buch führt uns vor Augen, dass und warum die Beschäftigung mit Literatur mitten ins Herz des Bewusstseins eines jeden Staatsbürgers trifft.
Klappentext zu „Das Kalb vor der Gotthardpost “
Lese-Probe zu „Das Kalb vor der Gotthardpost “
Das Kalb vor der Gotthardpost von Peter von MattDeutsch in der Deutschen Schweiz
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Die Muttersprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ist Deutsch. Die Muttersprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ist nicht der alemannische Dialekt und nicht das Schweizer Hochdeutsch, sondern beides zusammen. Die Muttersprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ist also Deutsch in zwei Gestalten. Das muss grundsätzlich festgehalten werden.
Es ist falsch und irreführend, den Dialekt als unsere Muttersprache und Hochdeutsch als eine Fremdsprache zu bezeichnen. Ich weiß, dass dies weithin geschieht. Falsch ist es trotzdem. Mit der Muttersprache in zwei Gestalten wachsen wir auf, und beide erweitern und verändern wir ein Leben lang. Auch der Dialekt ist uns nicht einfach gegeben. Tausende von Schweizern formen ihn um, wenn sie den Wohnort wechseln. Tausende von Schweizern sprechen zuhause einen andern Dialekt als am Arbeitsplatz. Sie arbeiten also an ihrem Dialekt genauso wie an ihrem Hochdeutsch. Die Schweizerische Bundesverfassung stellt in Artikel 4 fest: »Die Landessprachen sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.« Damit wird der Dialekt nicht negiert, sondern er ist beim Wort Deutsch mitgemeint.
Ich sage bewusst Hochdeutsch und nicht Standardsprache. Standardsprache ist ein Begriff aus der Sprachwissenschaft. Dort ist er unerlässlich. Im öffentlichen Reden und Schreiben aber ist der Begriff Hochdeutsch allgegenwärtig. Jeder versteht ihn sofort und richtig. In der Wissenschaft kollidiert das Wort mit einem gleichlautenden Begriff aus der sprachgeographischen Unterteilung des gesamtdeutschen Sprachraums. Der Terminus Standardsprache meint auch gar nicht das Hochdeutsche allein, sondern jede standardisierte, also verbindlich geregelte Sprache. Wenn man Hochdeutsch als Standardsprache bezeichnet, könnte man daraus schließen, dass der Dialekt keine Regeln kenne und man im Dialekt keine Fehler machen könne. Das stimmt nicht. Gewiss ist der Dialekt lockerer normiert als das Hochdeutsche, aber man kann hier durchaus böse Fehler machen, und übrigens gibt es für jeden Dialekt der Schweiz auch Grammatiken und Wörterbücher. Die These, der Dialekt sei in der Deutschschweiz die Muttersprache und Hochdeutsch eine Fremdsprache, ist heute häufiger zu hören als früher. Gelegentlich sogar von Sprachwissenschaftlern. Kein Wissenschaftler hat aber recht, nur weil er Wissenschaftler ist.
© Carl Hanser Verlag, München
Die Muttersprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ist Deutsch. Die Muttersprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ist nicht der alemannische Dialekt und nicht das Schweizer Hochdeutsch, sondern beides zusammen. Die Muttersprache der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ist also Deutsch in zwei Gestalten. Das muss grundsätzlich festgehalten werden.
Es ist falsch und irreführend, den Dialekt als unsere Muttersprache und Hochdeutsch als eine Fremdsprache zu bezeichnen. Ich weiß, dass dies weithin geschieht. Falsch ist es trotzdem. Mit der Muttersprache in zwei Gestalten wachsen wir auf, und beide erweitern und verändern wir ein Leben lang. Auch der Dialekt ist uns nicht einfach gegeben. Tausende von Schweizern formen ihn um, wenn sie den Wohnort wechseln. Tausende von Schweizern sprechen zuhause einen andern Dialekt als am Arbeitsplatz. Sie arbeiten also an ihrem Dialekt genauso wie an ihrem Hochdeutsch. Die Schweizerische Bundesverfassung stellt in Artikel 4 fest: »Die Landessprachen sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.« Damit wird der Dialekt nicht negiert, sondern er ist beim Wort Deutsch mitgemeint.
Ich sage bewusst Hochdeutsch und nicht Standardsprache. Standardsprache ist ein Begriff aus der Sprachwissenschaft. Dort ist er unerlässlich. Im öffentlichen Reden und Schreiben aber ist der Begriff Hochdeutsch allgegenwärtig. Jeder versteht ihn sofort und richtig. In der Wissenschaft kollidiert das Wort mit einem gleichlautenden Begriff aus der sprachgeographischen Unterteilung des gesamtdeutschen Sprachraums. Der Terminus Standardsprache meint auch gar nicht das Hochdeutsche allein, sondern jede standardisierte, also verbindlich geregelte Sprache. Wenn man Hochdeutsch als Standardsprache bezeichnet, könnte man daraus schließen, dass der Dialekt keine Regeln kenne und man im Dialekt keine Fehler machen könne. Das stimmt nicht. Gewiss ist der Dialekt lockerer normiert als das Hochdeutsche, aber man kann hier durchaus böse Fehler machen, und übrigens gibt es für jeden Dialekt der Schweiz auch Grammatiken und Wörterbücher. Die These, der Dialekt sei in der Deutschschweiz die Muttersprache und Hochdeutsch eine Fremdsprache, ist heute häufiger zu hören als früher. Gelegentlich sogar von Sprachwissenschaftlern. Kein Wissenschaftler hat aber recht, nur weil er Wissenschaftler ist.
© Carl Hanser Verlag, München
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Autoren-Porträt von Peter von Matt
Peter von Matt, geboren 1937 in Luzern, war bis 2002 Professor für Germanistik an der Universität Zürich. Er ist Mitglied verschiedener Akademien. 2014 wurde er mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Er lebt in Zürich. Bei Hanser erschienen zuletzt: Das Kalb von der Gotthardpost. Zur Literatur und Politik der Schweiz (2012), Sieben Küsse. Glück und Unglück in der Literatur (2017) und Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten. Die Möglichkeiten der Literatur (ET: 20.02.23).
Bibliographische Angaben
- Autor: Peter von Matt
- 2012, 12. Aufl., 368 Seiten, Masse: 22 x 15,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: HANSER
- ISBN-10:
- ISBN-13: 2000000127675
- Erscheinungsdatum: 01.02.2012
Rezension zu „Das Kalb vor der Gotthardpost “
"Peter von Matt lesen heisst, mit sich und der Nation ins Gespräch kommen." Guido Kalberer, Tages-Anzeiger, 09.02.12"Die scharfe Gewitztheit..., die kluge Überschau und die Lust an verblüffenden Pointen macht diese Sammlung von Texten zur Literatur und Politik der Schweiz zu einer Art fröhlicher Wissenschaft, die der gelehrten Auseinandersetzung mit den jeweiligen Gegenständen keinerlei Abbruch tut."
Urs Bugmann, Neue Luzerner Zeitung, 20.02.12
"Von Matts hohe Kunst der Auslegung bewährt sich in diesem Buch nicht nur an Bildern und Texten. Eines der schönsten Kapitel ist ein Porträt des Pilatus, seiner Pysionomie, seiner Geschichte (...) Neu hinzugekonmnmen ist ein fulminanter, fast 100 Seiten langer Einleitungsessay zur "Seelenlage" seiner Nation." Manfred Koch, Neue Zürcher Zeitung, 16.05.12
"Schlicht das Beste, was es zur Befindlichkeit unseres Landes zu lesen gibt." Kathrin Meier-Rust, NZZ am Sonntag, 01.07.12
Pressezitat
"Peter von Matt lesen heisst, mit sich und der Nation ins Gespräch kommen." Guido Kalberer, Tages-Anzeiger, 09.02.12"Die scharfe Gewitztheit..., die kluge Überschau und die Lust an verblüffenden Pointen macht diese Sammlung von Texten zur Literatur und Politik der Schweiz zu einer Art fröhlicher Wissenschaft, die der gelehrten Auseinandersetzung mit den jeweiligen Gegenständen keinerlei Abbruch tut."
Urs Bugmann, Neue Luzerner Zeitung, 20.02.12
"Von Matts hohe Kunst der Auslegung bewährt sich in diesem Buch nicht nur an Bildern und Texten. Eines der schönsten Kapitel ist ein Porträt des Pilatus, seiner Pysionomie, seiner Geschichte (...) Neu hinzugekonmnmen ist ein fulminanter, fast 100 Seiten langer Einleitungsessay zur "Seelenlage" seiner Nation." Manfred Koch, Neue Zürcher Zeitung, 16.05.12
"Schlicht das Beste, was es zur Befindlichkeit unseres Landes zu lesen gibt." Kathrin Meier-Rust, NZZ am Sonntag, 01.07.12
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