Das Böse in dir
Michael Murphy, der unter Mordverdacht stand, hat sich unter einer Brücke erhängt. Claire Morgan ist dabei den Fall abzuschließen, als in Michaels Haus eine weitere Leiche gefunden wird. Bald ist klar, dass Michael nicht der Täter...
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Produktinformationen zu „Das Böse in dir “
Michael Murphy, der unter Mordverdacht stand, hat sich unter einer Brücke erhängt. Claire Morgan ist dabei den Fall abzuschließen, als in Michaels Haus eine weitere Leiche gefunden wird. Bald ist klar, dass Michael nicht der Täter gewesen sein kann und dass alle drei Toten Amulette gegen den "bösen Blick" trugen ...
Die Spur führt in die Jugendpsychiatrie.
Lese-Probe zu „Das Böse in dir “
Das Böse in dir von Linda LaddMein Name ist Trouble. Der Junge war ein Problemkind. Obwohl viele vermuteten, dass er eine sadistische Ader hatte, erwähnten es natürlich niemand den Eltern gegenüber, weil er doch meistens einen so reizenden und liebevollen Eindruck machte. Allerdings hatte er auch eine andere Seite, die sich hin und wieder zeigte, etwas Beunruhigendes, das niemand so richtig in Worte fassen konnte. Die Tragödie war praktisch vorprogrammiert, auch wenn das noch keiner der Anwesenden bei der großen Familienfeier wusste. Nicht einmal der Junge selbst. Was den Sohn anging, ertappte er sich manchmal, wenn auch nicht oft, dabei, dass er wirklich schreckliche Dinge tat, die er weder verstand noch erklären konnte, wenn er sich nach dem Grund fragte.
Doch heute war alles gut, und es war noch nichts Komisches passiert. Eigentlich fühlte er sich im Moment ziemlich sorgenfrei und hatte einen Riesenspaß mit seinen Cousins und Cousinen. Es war ein heißer Sommer; eine gewaltige Hitzewelle hatte die Gegend voll im Griff. Überall wehten amerikanische Flaggen, und die Leute taten furchtbar patriotisch. Am Fahnenmast hinten auf der Terrasse flatterte eine große amerikanische Flagge aus Nylon. Außerdem hatte seine Mom winzige amerikanische Fähnchen in ihre von gelben Ringelblumen und roten Petunien strotzenden Blumentöpfe und auch sonst überallhin gesteckt. Dann hatte sie rot-weiß-blaue Bommel an den Rand der Veranda und den Picknicktisch auf dem Rasen gehängt, und dazu noch einige mehr an die Regenrinne des Poolhauses.
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Seine Mom liebte Feiertage. Der schwülheiße Nachmittag sorgte dafür, dass den Menschen schon nach wenigen Minuten im Freien der Schweiß den Nacken hinunterrann. Die Sonne brannte vom Himmel, bis alle krebsrot waren. Der Beton rings um den Pool war kochend heiß. Doch das war dem Jungen egal. Er war sehr gerne draußen, und der Sommer war seine liebste Jahreszeit. Außerdem sollte heute Abend das lange herbeigesehnte Ereignis stattfinden. Seine Baseballmannschaft würde gegen den Tabellenführer der Amateurliga antreten. Ja, er und seine Bearcats würden um sieben mit den Wildcats zusammentreffen und um den großen Messingpokal mit der Figur eines Schlagmanns auf dem Deckel kämpfen. Seine Mannschaft würde den Gegner plattmachen, denn er selbst würde werfen, und schließlich galt er als der beste Werfer in der gesamten Liga.
Das sagten alle, sogar Mr Manning, der Trainer der gegnerischen Mannschaft. Der Erste zu sein, war dem Jungen das Wichtigste auf der Welt, und meistens schaffte er es auch bei allem, was er anfasste. Hinzu kam, dass seine Tanten, Onkel und Cousins auf der Tribüne sitzen und mit eigenen Augen sehen würden, wie schnell seine Bälle flogen und wie weit er sie schlagen konnte, sodass sie oft sogar bis über den Zaun am linken Spielfeldrand flogen. Ja, er war gut, wirklich gut, und er konnte es kaum erwarten, dass die Leute ihm auf den Rücken klopften und ihn dafür lobten, wie toll er gewesen war, so wie immer nach einem Spiel. Denn er war etwas Besonderes. Das bemerkte man schon auf den ersten Blick. Doch im Moment waren die Staffelrennen und Tauchwettbewerbe im Pool noch viel besser.
Natürlich hatte er jedes Mal gewonnen, und nur das zählte. Zu gewinnen. Immer und überall. Stets der Sieger zu sein und im Rampenlicht zu stehen. Nicht, dass er ein schlechter Verlierer gewesen wäre. Falls ihn jemand zufällig doch geschlagen hatte, schüttelte er dem Gewinner immer die Hand. Allerdings tat er das nicht gern, aber niemand merkte ihm die rasende Wut an, die dann in seiner Brust tobte. Im Moment war er im Pool. Es war viel zu heiß, um herauszuklettern und zum Abendessen Shorts und ein Hemd anzuziehen. Schwimmen war seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er nicht gerade Training hatte, und er verbrachte zu Hause seine ganze Zeit im Pool. Er war der beste Sportler unter seinen Brüdern, Schwestern und Cousins und konnte schwimmen wie ein Fisch. Das beteuerte sein Dad gegenüber allen Leuten. Er mochte es, wenn sein Dad und seine Mom gar nicht mehr damit aufhören konnten, ihn zu loben, was sie häufig taten.
Er war ganz klar ihr Lieblingskind, daran bestand kein Zweifel. Seine Mom wiederholte ständig, dass er der Beste und der Klügste war und dass sie ihn sogar lieber hatte als all ihre anderen Kinder. Dann strahlte er übers ganze Gesicht, denn sie hatte einfach recht. Es stimmte eindeutig. Mom und Dad flüsterten ihm diese Dinge ins Ohr, ganz leise, damit seine Geschwister es nicht hörten, zu heulen anfingen oder neidisch wurden. Besonders stolz war seine Mom auf seine Schulnoten. Wenn sie am Elternsprechtag am Schuljahresende vom Termin mit seinem Beratungslehrer zurückkam, verkündete sie meist, er habe im Intelligenztest im Frühjahr wieder einmal als Genie abgeschnitten. Er hatte längst begriffen, dass er klüger als alle anderen war, ja sogar als sie, doch sie freute sich wirklich. Sie sagte, mit einem scharfen Verstand wie seinem könne er später als Erwachsener alles tun und werden, was er wolle. Seine jüngeren Geschwister waren eigentlich in Ordnung, vor allem Lyla. Sie war erst vier und hatte wunderschöne lange blonde Haare. Sie reichten ihr bis über die Taille und kringelten sich, genau wie seine eigenen, zu dicken blonden Locken, die in der Sonne leuchteten wie goldenes Feuer. Sie war seine absolute Lieblingsschwester, und er hatte eine ganze Menge Schwestern. Aus irgendeinem Grund war er einfach gern mit ihr zusammen, vor allem, weil sie immer so niedlich kicherte. Die anderen waren meistens auch okay, aber eben nicht wie Lyla.
Er liebte sie so sehr, sogar mehr als seine Mom und sein Dad sie liebten. Manchmal war das Gefühl so gewaltig, dass es sich in seiner Brust ausdehnte, bis es wehtat und ihm die Tränen in die Augen traten. Normalerweise passierte das, wenn er daran dachte, wie süß sie war und wie sehr sie ihn bewunderte. Er war ihr Superheld, und das gefiel ihm. Auf den Bildern, die sie im Kindergarten malte, stellte sie ihn immer mit einem roten Umhang dar, als ob er Supermann gewesen wäre. Außerdem trug ihr Supermann stets den Anfangsbuchstaben seines Namens auf der Brust. Es wurde spät, beinahe Essenszeit. Die Verwandten seines Dad hatten Unmengen leckeres Essen zum jährlichen Picknick mitgebracht. Inzwischen waren die anderen Kinder nicht mehr im Pool, sondern spielten mit ihren Dads und Onkeln Wiffleball oder tollten mit den Hunden im Garten herum.
Seine Familie hatte drei Hunde: Cocoa, Puffs und Cheerio. Zurzeit hatte Cheerio, der kleine Beagle, sechs winzige neugeborene Welpen. Nun waren die meisten Kinder drinnen im Garderobenraum und beobachteten, wie die Welpen in einem Pappkarton herumwuselten, den seine Mom mit einer alten rotweißen Steppdecke als Hundebett hergerichtet hatte. Eigentlich schaute der Junge auch gerne den Welpen zu, aber im Moment war er froh, einfach nur mit Lyla allein zu sein. Er hatte sowieso genug davon, mit Basketbällen nach dem schwimmenden Korb zu werfen. Er traf fast nie daneben, und seine Cousins waren deshalb keine ernst zu nehmenden Gegner. Jetzt konnten er und Lyla ungestört nach den funkelnden neuen Pennys tauchen, die sein Dad im Pool versenkt hatte. Sie schwamm wie ein kleiner Fisch. Genau wie er. Das hatte er ihr selbst beigebracht, als sie knapp zwei Jahre alt gewesen war, und darauf geachtet, dass sie auch alles richtig machte. Nur für den Fall, dass sie je in den Pool stürzte oder einen Bauchkrampf bekam und er nicht in der Nähe war, um sie zu retten. »Komm, Lyla, wir gehen ins Tiefe. Ich halte dich fest, damit dein Kopf nicht untertaucht. «
Lyla, die sich am seichten Ende an die oberste Sprosse der Leiter klammerte, stieß sich ab und paddelte auf ihn zu. Für so ein kleines Mädchen war sie wirklich brav. Außerdem lachte sie immer so laut und lustig. Jetzt auch wieder, als sie ihn erreichte und ihm so fest die Arme um den Hals schlang, dass er fast erstickte. Aber er lachte nur. Er spürte gerne ihre pummeligen Ärmchen um sich. Er schob sie nach hinten auf seinen Rücken und fing an, mit vollendet ausgeführten Zügen ins Tiefe zu schwimmen. Schließlich besaß er ein Zeugnis, das ihn als Jugend- Rettungsschwimmer auswies, und wusste deshalb ganz genau, was er tat. Er war der jüngste Teilnehmer im Rettungsschwimmerlehrgang beim Roten Kreuz und außerdem der beste Schwimmer mit der höchsten Punktzahl gewesen. Als er das dicke, verdrehte weiße Tau erreichte, das den Nichtschwimmer- vom Schwimmerbereich trennte, hielt er sich mit beiden Händen fest und spähte durch die dichten roten Rosenbüsche, um festzustellen, ob die Erwachsenen sie beobachteten. Sein Dad war damit beschäftigt, auf seinem schicken neuen Grill Hamburger und Riesenhotdogs mit Käse zu braten. Der Grill war grün und hatte die Form eines großen Eis. Seine Mom hatte ihn in einem Spezialgeschäft gekauft und seinem Dad zum Geburtstag geschenkt. Er benutzte ihn sehr gern. Sein Dad hatte sechs Brüder, und jeder von ihnen hatte mehrere Kinder, weshalb im Garten eine ziemliche Menschenmenge herumwimmelte.
Seine Onkel standen herum, tranken Bier und hörten seinem Dad zu, der ihnen erklärte, was für tolle Sachen man mit dem neuen Grill machen konnte. Er hatte eine hohe weiße Kochmütze auf dem Kopf und trug dazu eine Schürze mit der Aufschrift EMERIL, FRISS ODER STIRB. Doch keiner der Erwachsenen sah ihnen beim Schwimmen im Pool zu. Der Junge war froh, denn seine Eltern mochten es nicht, wenn er Lyla mit ins Tiefe nahm. Aber sie hatte großen Spaß daran, und deshalb war es ihr Geheimnis. Außerdem passte er immer gut auf und hielt sie ordentlich fest. Er hob das Tau über ihre Köpfe und trat Wasser, damit ihre Gesichter nicht untertauchten. Dann legte er Lylas Finger um das Tau und vergewisserte sich, dass sie sich auch richtig festklammerte. »Okay, also gut, Lyla.
Du hältst dich jetzt ganz doll fest, verstanden? Ganz fest, hörst du? Du weißt ja, wie es funktioniert. Lass auf gar keinen Fall los, okay? « »Ich will nach den Pennys tauchen! «, rief Lyla und lächelte dann das breite Lächeln, das alle so liebten. Sie war einfach das Niedlichste, was es je gegeben hatte. Ihre riesigen blauen Augen hatten dieselbe Farbe wie der Himmel über ihren Köpfen, aber ihr Wimpern waren sehr lang und dunkel, obwohl sie blonde Haare hatte, was eigentlich seltsam war. Er liebte sie wirklich sehr. Mehr als fast alles auf der Welt, sogar mehr als einige seiner kleineren Pokale. Ihr Haar war ganz nass und wirkte dadurch dunkler. Es umfloss ihre Schultern auf der Wasseroberfläche wie ein glatter, schimmernder Umhang. »Okay, Lyla, ich tauche jetzt als Erster. Siehst du die vielen Pennys da unten? Nicht strampeln, sonst wühlst du das Wasser auf und man erkennt sie nicht. Dad hat sie heute Morgen reingeworfen und gesagt, wir Kinder kriegen einen Dollar für jeden, den wir hochholen. Eigentlich findet das erst heute Abend nach dem Essen statt, aber wir können einen Vorsprung gewinnen. « »Ich will einen Dollar! Ich will einen Dollar! « Lyla hielt sich zwar brav fest, rief aber ziemlich laut, sodass er wieder einen Blick in Richtung Terrasse warf. Doch niemand achtete auf sie. Sie vertrauten ihm sowieso, wenn er mit seinen jüngeren Geschwistern im Pool war, und nannten ihn manchmal sogar ihren kleinen privaten Rettungsschwimmer. Das hatte er sehr gern, denn er fühlte sich dann erwachsen. Und nun hatte er sogar ein offizielles Zeugnis, so gut war er. »Okay, Lyla, ich nehme dich mit runter, aber du musst mir beim Wassertreten helfen, weißt du noch?
Und wenn dir die Luft ausgeht, ziehst du mich an den Haaren, dann schwimme ich so schnell ich kann wieder nach oben, okay?! « »Komm, wir schwimmen ganz runter. Ich will, ich will! « Es brachte den Jungen zum Lachen, wie aufgeregt seine Schwester war und wie niedlich sich dabei ihre Stimme überschlug. Sie wollte immer mit ihm zusammen sein. Jeden Tag. Den ganzen Tag. Und normalerweise hatte er auch nichts dagegen, nur, wenn seine Kumpel vorbeikamen und ihn abholten, um vor Kevins Haus am Ende der Straße Inliner zu fahren. In diesem Fall konnte Lyla wirklich lästig sein. Seine Mom musste sie festhalten, damit sie im Haus blieb, anstatt ihm nachzulaufen, weil sie sich sonst womöglich im Wald am Straßenrand verirrt hätte. Und dann weinte und tobte sie, bis er nicht mehr zu sehen war. »Gut, bist du bereit, Lyla? Du musst jetzt ganz lange die Luft anhalten, und wenn du nach oben willst, brauchst du nur an meinen Haaren zu ziehen, okay? Aber nicht zu fest, okay ?« »Okay ! Komm, wir tauchen runter und holen uns die Dollars. Ich will eine neue Barbie! « Wieder musste er lachen. »Da unten sind keine Dollars, Dummerchen, nur Pennys. Dad gibt uns richtige Dollars, wenn wir die Pennys hochholen. « »Dann kaufe ich uns Lutscher. Die mit dem leckeren Kaugummi in der Mitte. Ich will einen roten. « »Die Lutscher heißen Tootsie Roll Pops. Okay, bist du bereit?
Tief Luft holen, und dann geht's los. « Er vergewisserte sich, dass sie ordentlich Luft holte und sie auch anhielt. Denn manchmal vergaß sie es und fing an zu husten, was ihm ziemliche Angst machte. Doch dieses Mal klappte alles, und sie tauchten zusammen zum Beckengrund. Lyla klammerte sich an seine Schultern. Aber ihre Augen waren geöffnet, und er konnte durch die gelbe Schwimmbrille auf seiner Nase deutlich ihr Gesicht sehen. Die Pennys hatten sich überall auf dem Boden verteilt, doch die meisten sammelten sich rings um die Absaugpumpe, weshalb er darauf zusteuerte. Beim Aufheben musste er ständig Lylas langes Haar beiseiteschieben, weil es sich vor seine Schwimmbrille legte und ihm die Sicht auf die Pennys versperrte. Lyla hatte drei ergattert, und er schnappte sich so schnell wie möglich fünf weitere, weil ihm allmählich die Luft ausging. Als ihr Haar in Richtung Ansaugpumpe wehte, strich er es zurück, denn seine Mom hatte alle davor gewarnt, was geschah, wenn sich Haare in der Poolpumpe verfingen. Plötzlich hatte er eine Idee. Er nahm das Haarbüschel in seiner Hand und wickelte es um den Rand der Pumpe. Lyla grapschte noch immer nach Pennys, doch im nächsten Moment drehte sie sich zu ihm um und zupfte ihn am Haar. Er verharrte einen Moment. Dann ließ er sie los und schoss an die Oberfläche. Nach Luft schnappend, tauchte er auf.
Die Erwachsenen hatten sich alle um den Picknicktisch geschart oder schleppten Platten mit Essen aus der Küche nach draußen. Kein Mensch kümmerte sich um ihn. Also tauchte er wieder nach unten und hielt sich am Ansaugstutzen fest, um nicht nach oben getrieben zu werden. Lyla wehrte sich inzwischen aus Leibeskräften. Sie hatte ihre hübschen großen Augen weit aufgerissen und machte ein absolut panisches Gesicht. Sie griff nach ihm und zerrte kräftig an seinen Haaren, ihr Signal zum Auftauchen. Er klammerte sich fest, so lange er konnte, und wartete darauf, dass ihr die Luft ausging. Wenig später gab Lyla auf und ließ ihn los. Er beobachtete, wie sie den Mund öffnete. Dann schluckte sie Wasser. Im nächsten Moment quollen ihr Bläschen aus Mund und Nase, sie strampelte nicht mehr, sondern ertrank direkt vor seinen Augen. Schließlich starrte sie ihn aus ihren riesengroßen blauen Augen an, voller Überraschung, weil er ihr das angetan hatte. Und dann rührte sie sich nicht mehr. Sie war tot. Eine lange Haarsträhne klemmte am Rohr fest, der Rest ihres hübschen Haares wehte nach ihrem Kampf, sich zu befreien, lose in der Strömung. Ganz langsam hoben sich ihre Füße, und schließlich schwebte sie kopfüber im Wasser. Er fand, dass sie wunderschön und friedlich aussah, wie sie da schwamm. Tot und für immer fort.
Als er selbst keine Luft mehr bekam, tauchte er wieder auf und atmete tief durch. Er schwamm noch einige Mal nach unten, um sie zu betrachten, denn aus irgendeinem Grund gefiel ihm der Anblick. Dabei fragte er sich, warum er so etwas Schreckliches getan hatte. Er konnte es wirklich nicht sagen. Er liebte sie doch. Er würde sie sehr vermissen. Andererseits hatte er ja noch jede Menge anderer Brüder und Schwestern und Cousins, mit denen er sich die Zeit vertreiben konnte. Also würde es ohne sie schon nicht so schlimm werden.
Allerdings würden Mom und Dad sehr traurig sein. Schließlich war sie ihr Baby. Ach, immerhin war er ja ihr Lieblingskind. Deshalb würden sie schon darüber hinwegkommen, auch wenn sie ihm die Schuld geben würden. Aber das würden sie vermutlich gar nicht tun. Wahrscheinlich würden sie ihn bemitleiden, weil er dabei gewesen war und mit angesehen hatte, wie sie sich am Beckengrund verfing und ihre kleine Lunge sich mit Wasser füllte. Nun, da es vorbei war, fand er es ziemlich scheußlich. Er war froh, dass seine Mom es nicht hatte miterleben müssen. Nachdem er es satt hatte zuzuschauen, wie Lyla auf dem Kopf stand, schwamm er unter Wasser zur nächsten Leiter und kletterte hinaus. Er konnte sie noch auf dem Grund des Beckens erkennen und hätte sie gern noch eine Weile schweben lassen, doch er wusste, dass er keine Zeit mehr verlieren durfte. »Mommmmmmmmmmmmmmm ! Dadddddddddddd ! Lylas Haare sind an der Pumpe hängen geblieben! Hilfe ! Mom, Mom, beeil dich! Ich kann sie nicht losmachen! «
Im ersten Moment erstarrten die Erwachsenen rings um den Tisch. Dann ließen sie alles stehen und liegen und rannten zum Pool. Die Männer, alle auf einmal und auch seine Mutter, machten einen Kopfsprung ins Wasser. Einige seiner Tanten eilten auf ihn zu, drückten ihn an sich und pressten sein Gesicht fest gegen ihre T-Shirts mit der amerikanischen Flagge, um ihm die Szene zu ersparen. Er fand das einen feinen Zug von ihnen. Also fing er an, so laut wie möglich zu schluchzen. Er hatte schon früh die Erfahrung gemacht, dass er jederzeit wie auf Knopfdruck in Tränen ausbrechen konnte. Er konnte das Weinen sogar nach Bedarf abstufen, ohne dass je ein Mensch Verdacht schöpfte. Außerdem sah er dabei wirklich mitleiderregend aus. Das hatte er oft genug vor dem Spiegel geübt. Seine Mutter fiel stets darauf herein, sein Dad ebenfalls, auch wenn es bei ihm manchmal ein wenig länger dauerte. Die Männer im Wasser kamen immer wieder keuchend nach oben und tauchten erneut, um Lylas Haar zu befreien. Währenddessen schrien und weinten die Frauen und riefen immer wieder »oh, Gott«, sogar die, die ihn eigentlich hätten trösten sollen. Ein paar seiner Tanten hasteten zurück ins Haus, damit die anderen Kinder nicht herauskamen und die tote, ertrunkene Lyla sahen. Währenddessen schluchzte und weinte er immer weiter. Diesmal war sogar er selbst davon beeindruckt, welche gewaltigen Tränenströme ihm die Wangen hinunterliefen. Doch dann geschah etwas sehr Merkwürdiges: Die Krokodilstränen verwandelten sich plötzlich in echte. Denn er hatte Lyla wirklich geliebt! So sehr! Sie war der Mensch gewesen, den er auf der ganzen weiten Welt am meisten lieb gehabt hatte. Und nun war sie ertrunken und lag, schlaff und tot, auf dem Beton am anderen Beckenrand, während sein jüngster Onkel, der als Sanitäter im Krankenwagen mitfuhr, auf ihre kleine Brust drückte, und sein Dad weinend Luft in ihren Mund pustete. Doch es war zu spät. Viel zu spät. Sie war mausetot. Er schluchzte lauter. Er würde sie so vermissen. Und außerdem würde er jetzt heute Abend nicht gegen die Wildcats antreten können! Niemand aus der Familie würde zum Spiel gehen, um ihn anzufeuern. Warum hatte er nur ihre Haare an das Rohr knoten müssen? Es war einfach unfair!
Also, ich heiße Claire Morgan und bin Detective bei der Mordkommission des Canton County Sheriff 's Department, hier am idyllischen Lake of the Ozark's mitten im Missouri. Derzeit beobachte ich verdeckt den Schauplatz einer möglichen Drogenübergabe, eine malerische Bucht, umgeben von den schönsten bewaldeten grünen Hügeln, die man sich nur vorstellen kann. Leider wird der Frieden ein wenig von etwa fünfzig umherwimmelnden Booten, beladen mit halb nackten College-Studentinnen und ihren liebeskranken Freunden gestört. Außerdem treibt sich ein buntes Völkchen, zum Großteil bestehend aus minderjährigen Jugendlichen, ebenfalls in der heißen Sommersonne herum, trinkt Alkohol, flirtet und legt sich mächtig ins Zeug, um den nächsten gut aussehenden Vertreter des anderen Geschlechts anzulocken. Ja, die Partybucht, der angesagte Treffpunkt an einem heißen Sommertag. Da gibt es viel zu sehen, das können Sie mir glauben, und einiges davon fällt eindeutig in die Kategorie »nicht jugendfrei«. Während ich hier auf dem Bauch im Bug von Nicholas Blacks blitzblankem, luxuriösem Cobalt 360 liege und das Teleobjektiv einer hoch auflösenden Digitalkamera auf das ferne Ufer gegenüber richte, bekomme ich mehr als genug angetrunkene Teenager im Sexrausch zu Gesicht. Währenddessen thront mein Schatz, der bereits erwähnte Mr Black, der außerdem ein stinkreicher Seelenklempner ist und Stars und andere Promis betreut, hinter mir auf dem Kapitänssitz und textet irgendjemanden, der vermutlich aus seiner schicken Londoner Praxis anruft, mit Psychomüll zu. Ganz bestimmt läuft irgendwo auf dem Piccadilly Circus ein durchgedrehter Brite in einer Zwangsjacke herum.
Es ist Ende August. Der See ist dunkel olivgrün, und kein Lufthauch bewegt die wie Glas schimmernde Wasserfläche. Totenstill, wie es so schön heißt. Nicht, dass ich im Moment ans Sterben denken möchte. In letzter Zeit bin ich Gevatter Tod so oft knapp von der Schippe gesprungen, dass sich der Sensenmann meinen Namen inzwischen vermutlich in die Handfläche tätowiert hat, um ihn nicht ständig nachschlagen zu müssen. Nein, an meinen letzten Fall will ich mich ganz sicher nicht erinnern. Und offen gestanden auch nicht an den vorletzten. Also wende ich meine Aufmerksamkeit meinem Partner zu. Budweiser D.
Davis ist ein attraktiver Mann mit Südstaatenakzent und grauen Augen und kommt aus Atlanta. Abkürzung Bud. Er versteckt sich in einem Geißblattdickicht am Ufer. Ganz sicher genießt er den Duft und das Summen der Hummeln, während er das wilde Treiben um uns herum mit einer Videokamera aufnimmt, in der Hoffnung, dass wir eines Tages die Gelegenheit erhalten werden, den belastenden Film einem Richter und den Geschworenen vorzuführen. Obwohl Bud ein Großmeister des Charmes ist, hält er sich in letzter Zeit bedeckt, seit Brianna, seine Freundin, bei unserem letzten Fall ziemliche Schwierigkeiten hatte. Jetzt ist sie, niemand weiß für wie lange, nach Europa, genauer gesagt nach Rom, gezogen, um sich von ihren Verletzungen und dem schweren psychischen Trauma zu erholen. Angesichts der Umstände schlägt sie sich ziemlich wacker, und Bud glaubt, dass sie bald zurückkommen wird, damit sie einen Neuanfang wagen können. Offen gestanden habe ich da meine Zweifel, aber wer weiß? Meine Welt ist wild und gefährlich, wodurch leider auch manchmal meine Freunde in Mitleidenschaft gezogen werden. Einige von uns haben Briannas unschöne Erlebnisse geteilt und lecken auch noch ihre Wunden. Anfangs hat Bud sich ihre Abreise sehr zu Herzen genommen und kämpft manchmal noch immer mit Trauer, Schuldgefühlen und Depressionen, aber er rappelt sich langsam wieder auf. Woher ich das weiß?
Er gafft wieder attraktiven Frauen nach, reißt schlechte Witze und zitiert Sätze aus einem Buch, das ich ihm geschenkt habe, wobei Letzteres ziemlich nervtötend ist. Allerdings auch ein klares Zeichen dafür, dass es ihm besser geht. Außerdem hat er wieder Appetit. »Schon Bösewichte erwischt? « Das war Black, der inzwischen nicht mehr am Telefon hängt. Aber, glauben Sie mir, gleich klingelt es wieder. Warten Sie nur drei Minuten. Schließlich ist er ein wichtiger Mann, der Fünfsternehotels aufkauft, teure Psychokliniken besitzt und Ratgeber schreibt, die es stets auf die Bestsellerliste schaffen. Außerdem ist er ein fantastischer Liebhaber und sieht mit seinem schwarzen Haar und den Augen, blauer als der Himmel über Montana, einfach hinreißend aus. Und ob Sie es glauben oder nicht, er fährt tatsächlich einen Humvee und hat mitten auf dem See ein Motorboot liegen, das so luxuriös ausgestattet ist, dass es einen eigenen Artikel in der Juliausgabe von Jachten, die nur Onassis sich leisten könnte verdient hätte.
Als wahrer Fan von Dashiel Hammett hat er sie Maltese Falcon genannt. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum er so viel Zeit mit mir verbringt, denn schließlich bin ich eine mit allen Wassern gewaschene Mordermittlerin. Jedenfalls bin ich gern mit ihm zusammen, und umgekehrt, sodass es zwischen uns schon seit einer Weile läuft. Ja, finanziell und was unsere Herkunft angeht, trennen uns Welten. Doch zumindest sprechen wir kaum noch darüber, wie wir uns kennengelernt haben, nämlich als er mein Hauptverdächtiger in einem Mordfall war und ich ihn, komme, was da wolle, unbedingt schnappen wollte. »Wir wollen niemanden festnehmen, Black«, erwiderte ich. »Sondern die Leute nur beobachten und feststellen, was sie hier so treiben. Bis jetzt habe ich jede Menge betrunkener College- Studenten gesehen, die laute Musik hören und rumknutschen. Allerdings noch keinen Fall von Drogenhandel. Das hier erinnert eher an die Frühjahrsferien auf den South Padre Islands, kombiniert mit Girls Gone Wild.«
Black schaute sich in alle Richtungen um, zweifellos nach den wild gewordenen Mädchen. »Wie lange dauert das hier noch? Allmählich kriege ich Hunger. « »Habe ich in der Kombüse nicht gerade einen Riesenkühlschrank gesehen? Überquellend von deinen liebsten Luxusdelikatessen? Mach dir doch ein Kaviarbrot, damit du mir nicht umkippst, bis wir hier fertig sind. « Black ließ seine gesamten sonnengebräunten muskulösen einsfünfundneunzig neben mir nieder. Heute dient er mir als Tarnung. Wir waren nämlich auch nichts weiter als ein betrunkenes Paar, das in der Partybucht laute Musik hörte und rumknutschte.
Das Problem ist nur, dass Black sein topmodernes Satellitenradio auf einen Rhythm-and-Blues-Sender eingestellt hatte. Ich wage zu behaupten, dass wir die einzigen jungen Leute waren, die die Bucht heute mit »Piece of Man« von Koko Taylor beschallten. Ansonsten spielte Black seine Rolle ausgezeichnet. Mit einer Hand trank er einen Schluck aus seiner eisgekühlten Flasche Dixie Lager, das er in Wagenladungen aus seiner Heimatstadt New Orleans herankarren ließ, und mit der anderen begrapschte er meine nackte Haut. Als er die Massage lange genug unterbrach, um mir ein kaltes Wild Cherry Pepsi in einem beschlagenen Kristallglas zu reichen, kam ich zu dem Schluss, dass dieser Mann offenbar meine Schwächen kannte. Es fehlten nur noch die gefrorenen Snickers-Riegel, die für mich normalerweise mit zum Programm gehören, vorzugsweise in der Mini- Version. Er lehnte sich zurück, stützte den Kopf an ein dunkelblaues Polster und rückte die Fliegerbrille zurück, die er gekauft hatte, als er zuletzt beim Skifahren in St. Moritz gesehen wurde. Nicht von mir. Ich war noch nie dort. Aber ich bin sicher, dass er auf den berühmten schneebedeckten Pisten beobachtet worden ist. Er schloss die Augen. »Tut mir leid, ich habe vergessen, deine Snickers zu bestellen«, sagte er.
Verstehen Sie jetzt, was ich meine? Der Mann ist einfach unwiderstehlich. Er trug eine schwarze Badehose und sonst nichts. Also löste ich den Blick lang genug vom Sucher meiner Kamera, um die sonnengebräunte Haut und den hübsch geformten Waschbrettbauch zu bewundern. Gut, ich bin im Dienst, doch deshalb noch lange nicht bewusstlos oder gelähmt. Ich würde mich zwar nicht mehr lange gedulden müssen, aber kurz hinzuschauen, konnte ja als kleiner Zeitvertreib nicht schaden. »Wie ich annehme, gibt es Probleme im Buckingham Palace «, meinte ich. Black machte zwar die Augen nicht auf, lächelte jedoch, sodass es nur so von Grübchen wimmelte. Eins sage ich Ihnen, das Lächeln dieses Mannes bringt meine Magengrube zum Erbeben - ganz zu schweigen von anderen intimen Stellen. »Sie haben Schwierigkeiten mit einem Patienten. Er ist gerade aus einem ziemlich üblen Albtraum aufgewacht und schreit Zeter und Mordio. « »Ach, ja ? Das kann ich nachvollziehen. « »Stimmt, nur dass du normalerweise mich in deinem Bett hast und ich dich beruhigen kann.
Dieser Typ hingegen steht auf und greift die nächstbeste Frau an. « »Ich habe tiefstes Verständnis. « Dass er in meinem Bett lag, war richtig. Allerdings waren wir in letzter Zeit öfter in seinem nach Maß gefertigten, ergonomisch geformten, luxuriösen Riesenbett aufgewacht. Damit meine ich ein wahres Monsterbett in seiner Ferienanlage am See, die den Namen Cedar Bend Lodge trägt. Dort übernachten wir, wenn Black zu Hause ist und nicht, wie meistens, in wichtiger Mission in der Weltgeschichte herumgondelt. Offen gestanden bin ich froh, ihn in meiner Nähe zu haben, wenn ich zitternd und durchgeschwitzt aufwache. Sonst könnte ich nämlich auch aufstehen und die nächstbeste Frau angreifen. Die beiden Pistolen unter unseren Kopfkissen wirken ebenfalls ziemlich beruhigend. Ja, unser Bett ist ein wahrer Schießstand und allzeit bereit. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, wie ich immer zu sagen pflege.
Deshalb lagen meine große 9-Millimeter Glock und mein 38er Revolver mit dem kurzen Lauf auch jetzt neben mir auf dem Deck, nur wenige Zentimeter von meiner linken Hand entfernt. Am liebsten hätte ich sie mir über dem Bikini umgeschnallt, doch das hätte beim Sonnenbad seltsame Flecken gegeben und außerdem den Argwohn der mutmaßlichen Drogendealer erregt. Also machte ich mich wieder an die Arbeit und wandte mich den zahlreichen potenziellen Drogenkonsumenten zu, die rings um uns herum die verschiedensten Alkoholika in sich hineinschütteten und einen unbeschreiblichen Radau veranstalteten. »Bleib unten, Black, und setz die Mütze auf. Du bist hier am See bekannt wie ein bunter Hund. Wenn einer der Typen dich bemerkt, verrätst du mich. « Ungerührt hob Black den Kopf und stülpte sich die schwarze Mikrofaserkappe über.
Das goldene Logo der New Orleans Saints darauf fing an zu leuchten, wenn man auf einen kleinen Hebel drückte. Bud hatte ihm die Mütze zum Dank für einen gewaltigen Gefallen vor einigen Monaten geschenkt, bei dem es um Leben oder Tod gegangen war. »Dich erkennen sie schneller als mich, Claire«, erwiderte er. »Schließlich bist du diejenige, deren Foto immer wieder in die Zeitung kommt, weil du die bösen Buben hoppsnimmst. « »Und aus genau diesem Grund verstecke ich mich hinter dem Geländer hier, und zwar mit einem praktischen Mützenschirm über dem Gesicht.« »Bis auf den Mützenschirm hast du ja nicht viel an. Vielleicht solltest du dich besser aus Gründen der Sittsamkeit verstecken. « Ach, herrje, jetzt musste Black den eifersüchtigen Lover rauskehren. Ich fand die Bemerkung zwar nicht so begeisternd, aber da er in dieser Hinsicht sonst recht zurückhaltend war, richtete ich meine Kamera wieder auf die Stelle, wo Bud mit der behördeneigenen Videokamera die Stellung hielt.
Er kauerte noch immer im Gebüsch, und wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich ihn niemals bemerkt. Ich hoffte nur, dass er nicht mit Giftefeu in Kontakt kam. Dagegen war er nämlich stark allergisch, sah ihn jedoch immer zu spät. Dann beschloss ich, mich mit Blacks Spruch wegen meiner Bekleidung zu befassen. »Wenn ich mich recht entsinne, Black, hast du mir diesen knappen Bikini vor einiger Zeit selbst gekauft und darauf bestanden, dass ich ihn Tag und Nacht trage. « »Das war an meinem Privatstrand auf Bermuda, und außerdem hattest du Gipsverbände an Armen und Beinen. Hier draußen, wo Hunderte von Männern Ausschau nach visuellen Stimuli halten, ist es etwas anderes. « Wieder Psychogequatsche. Ich spürte, wie seine Hand genüsslich meinen Rücken hinunter und in mein kaum vorhandenes Bikinihöschen wanderte, offenbar ebenfalls auf der Suche nach Stimuli, die sie verdammt schnell fand.
Nach zwei angenehmen Minuten schob ich die Hand weg, allerdings nicht ganz freiwillig. »Später, Black. Ich bin im Dienst, schon vergessen? « Sein Aufseufzen klang zwar leicht verärgert und beinahe wie ein Murren, doch er machte es sich ohne weitere Missfallenskundgebung neben mir bequem. »Du holst dir einen Sonnenbrand. Ich creme dich ein. Deine Haut ist zu hell, um so lange in der Sonne zu bleiben. « »Schluss damit, Black. Ich bin doch schon ganz glitschig. Amüsieren können wir uns, nachdem Bud und ich mit dem Überwachungseinsatz fertig sind. « Diesmal murmelte Black einen leisen Fluch in dem Cajun- Dialekt seiner in New Orleans verbrachten Jugend. Er benutzte ihn nicht häufig, doch er rutschte ihm hin und wieder heraus, wenn er verärgert war. Dann stand er auf und kehrte zu dem kleinen schattigen Viereck unter dem schwarzen Sonnensegel zurück, das über dem Pilotensitz hing. Als eines seiner drei Mobiltelefone leise zirpte, ging er damit die Treppe hinunter in die Kombüse, zweifellos auf der Suche nach Beluga-Kaviar und einem Stück Baguette, um sich damit zu stärken, während er einer einer weiteren Schilderung bizarrer britischer Träume lauschte.
Da ich mich nun richtig auf meinen Auftrag konzentrieren konnte, nahm ich eines der Boote ins Visier, das mir ein wenig verdächtiger erschien als die anderen. An Deck lungerten drei weiße Männer herum, zwei junge und ein älterer, womit ich Ende zwanzig/Anfang dreißig meine. Alle trugen knielange Badeshorts und weite weiße T-Shirts, auf deren Vorderseite die amerikanische Flagge prangte. Auch ihre Baseballkappen wurden vom Sternenbanner geziert. Ich hätte Drogendealer nicht für so patriotisch gehalten. Aber vielleicht war das ja das Erkennungszeichen für ihre zu gedröhnte Kundschaft.
Die drei tranken Budweiser und begafften die halb nackten Frauen, die sich am felsigen Ufer und in den umliegenden Booten präsentierten. Das Boot der Männer war ein schlankes schwarzweißes Tahoe Q8i mit dem neuesten Außenbordmotor von MerCruiser, schnell genug, um den meisten Polizeibooten davonzufahren, aber keine Konkurrenz für Blacks Cobalt. Das Boot trieb neben einer Flotte von etwa zwanzig weiteren, die mitten in der Bucht aneinander gebunden waren. College-Studenten, zu Hause über die Sommerferien und auf der Suche nach Spaß, alias Anzeigen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Unsere Verdächtigen hatten ihr Boot nicht an die anderen gekoppelt, wahrscheinlich, damit sie sich rasch aus dem Staub machen konnten, nur für den Fall, dass Polizisten wie ich und Bud sich in der Nähe herumtreiben und beobachten sollten, wenn sie eine Tüte Crack hervorzauberten, um leicht geschürzte Schönheiten an Bord zu locken. Natürlich funktionierte das auch mit Bier und war vermutlich bereits geschehen.
Ich machte fünf oder sechs Fotos und zoomte ihre Gesichter und die geschmacklosen Tätowierungen näher heran, die patriotische Adler und nackte Frauen mit zuckenden Blitzen in der Hand darstellten. Einer hatte den Namen des Bootes eintätowiert. Siren's Call - der Ruf der Sirene - wie passend. Danach lockerte ich meine verspannten Schultermuskeln, bewegte sie ein bisschen, holte tief Luft und kauerte mich in den winzigen Schatten der Reling, wo ich ausgezeichnete Sicht hatte. Dann richtete ich die Kamera auf das andere Ende der Flotte. Ein vollbusiges halb nacktes Mädchen führte auf dem Bug ihres Bootes einen aufreizenden Tanz auf. Sie trug hohe rote Cowboystiefel mit schwarzen Fransen und einen gewaltigen roten Cowboyhut, dessen schwarzes ledernes Hutband etwa die Größe ihres Bikinihöschens hatte. Noch während ich zusah, riss sie sich das Oberteil vom Leibe und schwenkte es wie in einem Westernporno. Offenbar hatte sie ihr Lasso zu Hause vergessen. Zunächst zögerte ich, sie zu fotografieren, tat es dann aber doch, nur für alle Fälle. Dabei fragte ich mich, was diese Mädchen nur zu so etwas trieb. Abgesehen davon, dass sie sturzbetrunken war, vermutlich des Rätsels Lösung, war Erregung öffentlichen Ärgernisses das einzige, was sie sich zuschulden kommen ließ.
Allerdings wäre ich aufgeflogen, wenn ich sie deshalb festgenommen hätte, weshalb ich duldete, dass sie weiter ihre Auslage zur Schau stellte. Und das tat sie auch, mit großer Hingabe und voller Stolz auf ihre wippenden Brüste. Es wunderte mich ein wenig, dass der junge Mann bei ihr im Boot, offenbar ihr Freund, seine eigene Freundin sogar noch zu diesem Verhalten anstachelte. Er schien genauso viel Gefallen an ihren Verrenkungen zu finden wie alle anderen. Vielleicht war er ja auch nur ihr Bruder. Ich wage zu behaupten, dass Black nicht so seelenruhig zugeschaut hätte, wenn ich auf den Gedanken gekommen wäre, eine Oben-ohne-Show hinzulegen. Nicht, wenn ich die kleinen Eifersuchtsanfälle in Betracht zog, die ihn gelegentlich überkamen. Von allen Seiten hörte ich das Johlen von Männern, das Tuten von Bootssirenen und die üblichen »Ausziehen«-Rufe. Ach, herrje, das Mädchen war sicher eine der leicht geschürzten Kellnerinnen, wie sie die Restaurantkette Hooters beschäftigte - wenn nicht, hätte sie schleunigst dort anheuern sollen. Bud hatte die ganze Szene bestimmt auf Film gebannt, um sie für die Nachwelt festzuhalten oder sie sich im Revier zusammen mit den anderen Jungs anzuschauen. Vermutlich Letzteres.
Ich setzte meine Überwachung unbeeindruckt vom Umfang ihrer Brustimplantate fort. Inzwischen versank die Sonne langsam hinter den Baumwipfeln und bereitete sich auf die Nachtruhe vor, während der Mond sich anschickte, ihre Arbeit zu übernehmen. Allerdings war ich überzeugt, dass die Party auf dem Wasser bis in die frühen Morgenstunden andauern würde. Vielleicht würde sich die Zusammensetzung der Flotte verändern. Einige Jugendliche würden ihre Boote losmachen und eilig davonfahren, weil sie um eine bestimmte Zeit bei Mom und Dad auf der Matte stehen mussten. Doch an ihrer Stelle würden andere kommen, um mitzufeiern. Ja, in der Partybucht ging es jetzt erst richtig los, und je später es wurde, umso betrunkener und lauter würde es werden. Deshalb setzte der Sheriff hier den ganzen Sommer lang jede Nacht verdeckte Ermittler ein. Nur gut, dass das nicht zu meinen Aufgaben gehörte.
Ich schiebe lieber am Nachmittag Dienst. Eine Weile beobachtete ich, in der Hoffnung, Zeugin einer Drogenübergabe zu werden, die zwei Country-and-Western- Kneipen, die sich an der Bucht niedergelassen hatten. Die beiden Lokale, Manny's und das Kangeroo Trapeze, standen Seite an Seite, und ich bin sicher, dass dort mehr Bier verkauft wurde als im Busch-Stadion während der World Series. Da es zunehmend dunkler wurde und nicht danach aussah, dass wir Glück bei der Verbrecherjagd haben würden, setzte ich mich auf und leerte den Rest meines Wild Cherry Pepsi. Es schmeckte süß und rann mir angenehm kalt die ausgetrocknete Kehle hinunter. Obwohl der Tag fast zu Ende war, war es noch immer schwül. Außerdem hatte Black recht behalten. Meine ganze Rückseite war verbrannt von der Sonne. Das würde heute Nacht im Bett ein Spaß werden. Offenbar würden wir phantasievoll sein müssen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als für heute Schluss zu machen und vom Heck ins Wasser zu springen, um meine knallrote Haut zu kühlen. Kurz dehnte ich meine verkrampften Nackenmuskeln. Inzwischen hatte das Boot mit den drei weißen Männern das barbusige gestiefelte Cowgirl an Bord genommen.
Anscheinend hatten die Jungs Geschmack. Sie hatten das Boot direkt vor Bud ans Ufer gezogen und verstauten ihre Ausrüstung, um an Land und zu Fuß zur nächsten Kneipe zu gehen. Das Mädchen war noch immer oben ohne, obwohl sie das sicher nicht nötig gehabt hätte. Außerdem war das riesige Tattoo des Logos von Dog der Kopfgeldjäger auf ihrer rechten Brust wirklich elegant. Als ich die Kamera in Richtung Bud schwenkte, bemerkte ich, dass er ohne Deckung und die Videokamera in der Hand dastand. Wahrscheinlich war die Versuchung, sich eine Nahaufnahme der Tätowierung zu sichern, einfach zu groß gewesen. Verdammt, man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass er das Trio vom Gebüsch aus filmte, und sich auch den Grund zu denken - und Genies waren diese drei Typen sicher nicht.
Außerdem würden sie bestimmt nicht davor zurückschrecken, Bud mit ihrem mit amerikanischen Flaggen verzierten Baseballschläger ordentlich zu vermöbeln, weil er ihre scharfe Braut angaffte. Also beschloss ich, Bud wieder einmal den Hintern zu retten. Da hierfür eine kleine Ablenkung angesagt war, sprang ich auf und stellte auf Blacks Radio einen plärrenden Rocksender ein. Dann betätigte ich ein paarmal die Sirene des Cobalt, um mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu sichern. Als sich die drei Typen und der größte Fan des Dog- Tattos zu mir umdrehten und mich anstarrten, sprang ich auf den Bug und setzte zu einer ziemlich ungeschickten breitbeinigen Version von Tina Turners »Rollin' on the River« an. Ich bin zwar nicht gerade ein Tanzstar, hatte aber genug nackte Haut vorzuweisen, um mein unschönes Herumgehampel wettzumachen. Außerdem wirkte die große, von einem Hieb mit einem Beil zurückgebliebene Narbe, die meine Schulter ziert, aus dieser Entfernung nicht ganz so abstoßend. Zum Glück verharrten die drei Witzfiguren wie angewurzelt am Ufer und glotzten. Ich wackelte so verführerisch wie möglich mit den Hüften und tat, als würde ich gleich nach dem Beispiel meiner Vorgängerin das Oberteil ausziehen.
Von den umliegenden Booten war lautes Johlen zu hören. Also machte ich noch ein Weilchen weiter, warf die Beine hoch und stolzierte hin und her, wie ich es bei einem Mädchen in der Mustang Ranch in einer Fernsehdokumentation gesehen hatte. Dabei kam ich mir ziemlich dämlich vor. »Was zum Teufel tust du da? « Das war Black, der, mit finsterer Miene und das Telefon noch am Ohr, zu mir heraufschaute. Ein Blick zum Ufer sagte mir, dass Bud inzwischen keine Gefahr mehr drohte. Ich hörte auf und sprang herunter. »Reg dich nicht gleich so auf. Ich musste die Typen da drüben ablenken, weil Bud sich verraten hatte. « »Wo hast du denn das gelernt? Und was genau sollte das eigentlich sein? « »So schlecht war ich nun auch wieder nicht. « »Doch, warst du. Erinnerst du dich an die Folge von Seinfeld, in der Elaine versucht zu tanzen? Genauso hast du ausgesehen. « Oh, das war nun wirklich ein Schlag unter die Gürtellinie, den er sich hätte sparen können. Gut, ich wusste, dass Tanzen nicht unbedingt meine Stärke war. Aber sie hatten wenigstens nicht mitgekriegt, dass Bud sie filmte, und nur darauf kam es an. Ich blickte den vieren nach, bis sie im Kangaroo Trapeze verschwunden waren. Damit war unser Überwachungsauftrag abgeschlossen; nun war unser Kollege zuständig, der verdeckt am Tresen lauerte. Außerdem hatte meine kleine Tanzeinlage sowieso zu viel Aufmerksamkeit erregt. Zeit, die Zelte abzubrechen. Schichtende. Black musterte mich noch immer. »Es war zwar ziemlich schauderhaft, Claire, aber es hat mich trotzdem angemacht. « »Also war es doch nicht so übel, was? « »Dazu gehört nicht viel, wenn es um dich geht. Sogar eine solche Darbietung ist erotisch. « Ich lächelte. Er auch. Meine Augen fingen an zu leuchten. Seine ebenfalls.
Und im nächsten Moment begann mein Telefon, den »Mexican Hat Dance« zu dudeln. Ich lächelte noch breiter. Er verzog das Gesicht. Vermutlich ahnte er, dass seine romantischen Absichten gleich durchkreuzt werden würden. Laut Display war Bud am Apparat. Also nahm ich das Gespräch rasch an. »Bud, was sollte der Schwachsinn eben? Beinahe hätten sie dich erwischt. « Buds Gelächter hallte mir im Ohr. »Ich habe gesehen, wie du mit dem Arsch wackelst. Cool, ich wusste gar nicht, dass du so was draufhast. Ich habe alles auf Film. Die Jungs im Revier werden begeistert sein. « »Ich habe mich in aller Öffentlichkeit zum Narren gemacht, damit du keine Abreibung beziehst, Bud. Bitte zwing mich nie wieder zu so einer Geschmacklosigkeit. Warum bist du eigentlich aus dem Gebüsch gekommen, verdammt? « »Da war eine Schlange. Ich dachte, ich verdrücke mich lieber. « Nun, das erklärte eine ganze Menge. Bud war erst vor kurzem mit einem gefährlichen Vertreter dieser Gattung aneinandergeraten. Ein Wunder, dass er nicht panisch die Flucht ergriffen hatte. Vermutlich war das barbusige Cowgirl nicht ganz unschuldig daran. »Du hast mich ein bisschen an Elaine aus Seinfeld erinnert«, fuhr Bud fort. Ich verzog das Gesicht. Offenbar musste ich mir die Folge anschauen, um festzustellen, wovon die beiden redeten. »So schlecht war ich nun auch wieder nicht. « Bud fing wieder an zu lachen, wurde dann jedoch schlagartig ernst. »Da kommt gerade ein Anruf von der Zentrale rein. Moment mal«, sagte er. Er schaltete auf die andere Leitung. Kurz darauf meldete er sich wieder. »Wir haben eine Leiche. Jemand hat einen Selbstmord an der Grand Glaize Bridge gemeldet. « »Ist die Wasserschutzpolizei schon da? « Black fluchte leise vor sich hin. Er kannte das schon aus Erfahrung. Doch ich war bereit für einen neuen Fall, und außerdem schossen Selbstmörder normalerweise nicht zurück.
Aber wer konnte das wissen? In Anbetracht unserer letzten Fälle war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass dieser hier eine Ausnahme machte. »Schon, doch der Typ ist nicht gesprungen. Sie haben ihn an der Brücke baumelnd aufgefunden. « »Willst du mich veräppeln? Er hat sich erhängt anstatt runterzuspringen? « »Yes.« »Das ist ja eine ganz neue Methode. « »Wer hat sich erhängt? «, fragte Black. Ich antwortete nicht. »Hat das Opfer auch einen Namen, Bud? « »Bis jetzt noch nicht. Sie haben die Brücke gesperrt und warten jetzt auf uns. « »Wo bist du? « »Unterwegs zum Bronco.« »Wir treffen dich dort. « Ich sah Black fragend an. Er nickte. Inzwischen schien er neugierig geworden zu sein. Ein eindringliches Funkeln stand in seinen blauen Augen, genau wie bei mir. Das ist auch eine unserer Gemeinsamkeiten. »Der Letzte gibt eine Runde Krispie Kremes aus, Schoko mit gehackten Nüssen. « Das klang schon eher wie mein alter Bud. Essen im Kopf, Ehrgeiz im Blut und Doughnutgeruch im Atem. »Wir werden dich in unserer Bugwelle zurücklassen, Bud. « Bud legte auf. Zweifellos trat er bereits das Gaspedal durch. Wenn wir Glück hatten, würde er vielleicht auf dem Weg zum anderen Seeufer in einen Stau geraten. Ich sah Black an. »Wir haben einen Selbstmord auf der Brücke, und ich muss sofort hin. Kommst du mit? « »Worauf du dich verlassen kannst. « Manchmal hatte Black mehr Spaß an meinem Job als ich selbst. Vermutlich kann es manchmal recht langweilig sein, ständig Leuten zuzuhören, die auf einer Couch herumliegen und über ihre Probleme jammern.
Während Black das PS-starke Cobalt geschickt aus der Bucht lenkte und Vollgas gab, zog ich hastig Jeans und ein schwarzes T-Shirt über den Bikini, schnürte meine Nikes zu, schnallte beide Waffen um und hängte mir die Kette mit meiner Dienstmarke um den Hals. Nun fühlte ich mich wieder wie ein vollständiger Mensch. Ich stellte mich neben ihn auf die Brücke und genoss die Geschwindigkeit, den Wind in meinem kurzen, von der Sonne gebleichten Haar und den wunderschönen rotvioletten Sonnenuntergang. Er malte über den Bäumen am Horizont Wirbel in den Himmel, die an ein expressionistisches Gemälde erinnerten. Mit überhöhter Geschwindigkeit rasten wir über den See, aber das ist eben typisch Black mit seinen großen, teuren Spielzeugen. Ja, ich würde die Fahrt auskosten, solange ich konnte. Denn es würde sicher kein Vergnügen werden, einen Selbstmörder vom Seil zu schneiden und einer Familie mitzuteilen, dass ein geliebter Angehöriger fort war. Für immer. In einem Sekundenbruchteil. Auf Niemehrwiedersehen. Nein, so etwas stand eindeutig nicht auf der Liste meiner zehn Lieblingsbeschäftigungen.
Einige Minuten später hatten wir den Kanal erreicht und brausten auf die Grand Glaize Bridge zu, die den Highway 54 über den gleichnamigen Nebenarm des Sees und Osage Beach leitet. Es ist eine der dicht befahrensten Gebiete im Landkreis. Zahlreiche Boote voller neugieriger Sonntagsausflügler waren uns zuvorgekommen, trieben nun am Rand des abgeriegelten Bereichs und versuchten festzustellen, was die Polizei da machte. Die Wasserschutzpolizei hatte bereits die Stelle direkt unter der Brücke sowie eine Zone von jeweils dreißig Metern an jedem Ufer abgesperrt. Dennoch drängten sich die Schaulustigen so nah wie möglich heran; ihre Boote tanzten in den Bugwellen der eintreffenden Polizeifahrzeuge. Die untergehende Sonne spiegelte sich in mindestens zwanzig Ferngläsern und ließ sie aufleuchten wie die Augen einer Katze in einer dunklen Seitengasse. Während wir uns langsam der Sandbank unter den Brückenpfeilern näherten, klapperte ein Kollege von der Wasserschutzpolizei einen Gaffer nach dem anderen ab, um die Party zu beenden. Zum Glück war noch kein einziger Reporter in Sicht, doch die würden nicht lange auf sich warten lassen. Black schaltete den Motor ab und ließ das Cobalt auf die Sandbank gleiten. Als das Boot endlich zum Stehen kam, kletterte ich von Bord, sprang herunter und spähte die Böschung hinauf, wo sich einige Mitarbeiter des Sheriffs um eine ziemlich weit von uns entfernte Betonstrebe versammelt hatten. Ich sah, wie der Körper des Toten in der steifen Brise baumelte, die inzwischen über dem Wasser aufgekommen war. »Du wartest besser hier, bis ich die Lage sondiert habe«, sagte ich.
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Seine Mom liebte Feiertage. Der schwülheiße Nachmittag sorgte dafür, dass den Menschen schon nach wenigen Minuten im Freien der Schweiß den Nacken hinunterrann. Die Sonne brannte vom Himmel, bis alle krebsrot waren. Der Beton rings um den Pool war kochend heiß. Doch das war dem Jungen egal. Er war sehr gerne draußen, und der Sommer war seine liebste Jahreszeit. Außerdem sollte heute Abend das lange herbeigesehnte Ereignis stattfinden. Seine Baseballmannschaft würde gegen den Tabellenführer der Amateurliga antreten. Ja, er und seine Bearcats würden um sieben mit den Wildcats zusammentreffen und um den großen Messingpokal mit der Figur eines Schlagmanns auf dem Deckel kämpfen. Seine Mannschaft würde den Gegner plattmachen, denn er selbst würde werfen, und schließlich galt er als der beste Werfer in der gesamten Liga.
Das sagten alle, sogar Mr Manning, der Trainer der gegnerischen Mannschaft. Der Erste zu sein, war dem Jungen das Wichtigste auf der Welt, und meistens schaffte er es auch bei allem, was er anfasste. Hinzu kam, dass seine Tanten, Onkel und Cousins auf der Tribüne sitzen und mit eigenen Augen sehen würden, wie schnell seine Bälle flogen und wie weit er sie schlagen konnte, sodass sie oft sogar bis über den Zaun am linken Spielfeldrand flogen. Ja, er war gut, wirklich gut, und er konnte es kaum erwarten, dass die Leute ihm auf den Rücken klopften und ihn dafür lobten, wie toll er gewesen war, so wie immer nach einem Spiel. Denn er war etwas Besonderes. Das bemerkte man schon auf den ersten Blick. Doch im Moment waren die Staffelrennen und Tauchwettbewerbe im Pool noch viel besser.
Natürlich hatte er jedes Mal gewonnen, und nur das zählte. Zu gewinnen. Immer und überall. Stets der Sieger zu sein und im Rampenlicht zu stehen. Nicht, dass er ein schlechter Verlierer gewesen wäre. Falls ihn jemand zufällig doch geschlagen hatte, schüttelte er dem Gewinner immer die Hand. Allerdings tat er das nicht gern, aber niemand merkte ihm die rasende Wut an, die dann in seiner Brust tobte. Im Moment war er im Pool. Es war viel zu heiß, um herauszuklettern und zum Abendessen Shorts und ein Hemd anzuziehen. Schwimmen war seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er nicht gerade Training hatte, und er verbrachte zu Hause seine ganze Zeit im Pool. Er war der beste Sportler unter seinen Brüdern, Schwestern und Cousins und konnte schwimmen wie ein Fisch. Das beteuerte sein Dad gegenüber allen Leuten. Er mochte es, wenn sein Dad und seine Mom gar nicht mehr damit aufhören konnten, ihn zu loben, was sie häufig taten.
Er war ganz klar ihr Lieblingskind, daran bestand kein Zweifel. Seine Mom wiederholte ständig, dass er der Beste und der Klügste war und dass sie ihn sogar lieber hatte als all ihre anderen Kinder. Dann strahlte er übers ganze Gesicht, denn sie hatte einfach recht. Es stimmte eindeutig. Mom und Dad flüsterten ihm diese Dinge ins Ohr, ganz leise, damit seine Geschwister es nicht hörten, zu heulen anfingen oder neidisch wurden. Besonders stolz war seine Mom auf seine Schulnoten. Wenn sie am Elternsprechtag am Schuljahresende vom Termin mit seinem Beratungslehrer zurückkam, verkündete sie meist, er habe im Intelligenztest im Frühjahr wieder einmal als Genie abgeschnitten. Er hatte längst begriffen, dass er klüger als alle anderen war, ja sogar als sie, doch sie freute sich wirklich. Sie sagte, mit einem scharfen Verstand wie seinem könne er später als Erwachsener alles tun und werden, was er wolle. Seine jüngeren Geschwister waren eigentlich in Ordnung, vor allem Lyla. Sie war erst vier und hatte wunderschöne lange blonde Haare. Sie reichten ihr bis über die Taille und kringelten sich, genau wie seine eigenen, zu dicken blonden Locken, die in der Sonne leuchteten wie goldenes Feuer. Sie war seine absolute Lieblingsschwester, und er hatte eine ganze Menge Schwestern. Aus irgendeinem Grund war er einfach gern mit ihr zusammen, vor allem, weil sie immer so niedlich kicherte. Die anderen waren meistens auch okay, aber eben nicht wie Lyla.
Er liebte sie so sehr, sogar mehr als seine Mom und sein Dad sie liebten. Manchmal war das Gefühl so gewaltig, dass es sich in seiner Brust ausdehnte, bis es wehtat und ihm die Tränen in die Augen traten. Normalerweise passierte das, wenn er daran dachte, wie süß sie war und wie sehr sie ihn bewunderte. Er war ihr Superheld, und das gefiel ihm. Auf den Bildern, die sie im Kindergarten malte, stellte sie ihn immer mit einem roten Umhang dar, als ob er Supermann gewesen wäre. Außerdem trug ihr Supermann stets den Anfangsbuchstaben seines Namens auf der Brust. Es wurde spät, beinahe Essenszeit. Die Verwandten seines Dad hatten Unmengen leckeres Essen zum jährlichen Picknick mitgebracht. Inzwischen waren die anderen Kinder nicht mehr im Pool, sondern spielten mit ihren Dads und Onkeln Wiffleball oder tollten mit den Hunden im Garten herum.
Seine Familie hatte drei Hunde: Cocoa, Puffs und Cheerio. Zurzeit hatte Cheerio, der kleine Beagle, sechs winzige neugeborene Welpen. Nun waren die meisten Kinder drinnen im Garderobenraum und beobachteten, wie die Welpen in einem Pappkarton herumwuselten, den seine Mom mit einer alten rotweißen Steppdecke als Hundebett hergerichtet hatte. Eigentlich schaute der Junge auch gerne den Welpen zu, aber im Moment war er froh, einfach nur mit Lyla allein zu sein. Er hatte sowieso genug davon, mit Basketbällen nach dem schwimmenden Korb zu werfen. Er traf fast nie daneben, und seine Cousins waren deshalb keine ernst zu nehmenden Gegner. Jetzt konnten er und Lyla ungestört nach den funkelnden neuen Pennys tauchen, die sein Dad im Pool versenkt hatte. Sie schwamm wie ein kleiner Fisch. Genau wie er. Das hatte er ihr selbst beigebracht, als sie knapp zwei Jahre alt gewesen war, und darauf geachtet, dass sie auch alles richtig machte. Nur für den Fall, dass sie je in den Pool stürzte oder einen Bauchkrampf bekam und er nicht in der Nähe war, um sie zu retten. »Komm, Lyla, wir gehen ins Tiefe. Ich halte dich fest, damit dein Kopf nicht untertaucht. «
Lyla, die sich am seichten Ende an die oberste Sprosse der Leiter klammerte, stieß sich ab und paddelte auf ihn zu. Für so ein kleines Mädchen war sie wirklich brav. Außerdem lachte sie immer so laut und lustig. Jetzt auch wieder, als sie ihn erreichte und ihm so fest die Arme um den Hals schlang, dass er fast erstickte. Aber er lachte nur. Er spürte gerne ihre pummeligen Ärmchen um sich. Er schob sie nach hinten auf seinen Rücken und fing an, mit vollendet ausgeführten Zügen ins Tiefe zu schwimmen. Schließlich besaß er ein Zeugnis, das ihn als Jugend- Rettungsschwimmer auswies, und wusste deshalb ganz genau, was er tat. Er war der jüngste Teilnehmer im Rettungsschwimmerlehrgang beim Roten Kreuz und außerdem der beste Schwimmer mit der höchsten Punktzahl gewesen. Als er das dicke, verdrehte weiße Tau erreichte, das den Nichtschwimmer- vom Schwimmerbereich trennte, hielt er sich mit beiden Händen fest und spähte durch die dichten roten Rosenbüsche, um festzustellen, ob die Erwachsenen sie beobachteten. Sein Dad war damit beschäftigt, auf seinem schicken neuen Grill Hamburger und Riesenhotdogs mit Käse zu braten. Der Grill war grün und hatte die Form eines großen Eis. Seine Mom hatte ihn in einem Spezialgeschäft gekauft und seinem Dad zum Geburtstag geschenkt. Er benutzte ihn sehr gern. Sein Dad hatte sechs Brüder, und jeder von ihnen hatte mehrere Kinder, weshalb im Garten eine ziemliche Menschenmenge herumwimmelte.
Seine Onkel standen herum, tranken Bier und hörten seinem Dad zu, der ihnen erklärte, was für tolle Sachen man mit dem neuen Grill machen konnte. Er hatte eine hohe weiße Kochmütze auf dem Kopf und trug dazu eine Schürze mit der Aufschrift EMERIL, FRISS ODER STIRB. Doch keiner der Erwachsenen sah ihnen beim Schwimmen im Pool zu. Der Junge war froh, denn seine Eltern mochten es nicht, wenn er Lyla mit ins Tiefe nahm. Aber sie hatte großen Spaß daran, und deshalb war es ihr Geheimnis. Außerdem passte er immer gut auf und hielt sie ordentlich fest. Er hob das Tau über ihre Köpfe und trat Wasser, damit ihre Gesichter nicht untertauchten. Dann legte er Lylas Finger um das Tau und vergewisserte sich, dass sie sich auch richtig festklammerte. »Okay, also gut, Lyla.
Du hältst dich jetzt ganz doll fest, verstanden? Ganz fest, hörst du? Du weißt ja, wie es funktioniert. Lass auf gar keinen Fall los, okay? « »Ich will nach den Pennys tauchen! «, rief Lyla und lächelte dann das breite Lächeln, das alle so liebten. Sie war einfach das Niedlichste, was es je gegeben hatte. Ihre riesigen blauen Augen hatten dieselbe Farbe wie der Himmel über ihren Köpfen, aber ihr Wimpern waren sehr lang und dunkel, obwohl sie blonde Haare hatte, was eigentlich seltsam war. Er liebte sie wirklich sehr. Mehr als fast alles auf der Welt, sogar mehr als einige seiner kleineren Pokale. Ihr Haar war ganz nass und wirkte dadurch dunkler. Es umfloss ihre Schultern auf der Wasseroberfläche wie ein glatter, schimmernder Umhang. »Okay, Lyla, ich tauche jetzt als Erster. Siehst du die vielen Pennys da unten? Nicht strampeln, sonst wühlst du das Wasser auf und man erkennt sie nicht. Dad hat sie heute Morgen reingeworfen und gesagt, wir Kinder kriegen einen Dollar für jeden, den wir hochholen. Eigentlich findet das erst heute Abend nach dem Essen statt, aber wir können einen Vorsprung gewinnen. « »Ich will einen Dollar! Ich will einen Dollar! « Lyla hielt sich zwar brav fest, rief aber ziemlich laut, sodass er wieder einen Blick in Richtung Terrasse warf. Doch niemand achtete auf sie. Sie vertrauten ihm sowieso, wenn er mit seinen jüngeren Geschwistern im Pool war, und nannten ihn manchmal sogar ihren kleinen privaten Rettungsschwimmer. Das hatte er sehr gern, denn er fühlte sich dann erwachsen. Und nun hatte er sogar ein offizielles Zeugnis, so gut war er. »Okay, Lyla, ich nehme dich mit runter, aber du musst mir beim Wassertreten helfen, weißt du noch?
Und wenn dir die Luft ausgeht, ziehst du mich an den Haaren, dann schwimme ich so schnell ich kann wieder nach oben, okay?! « »Komm, wir schwimmen ganz runter. Ich will, ich will! « Es brachte den Jungen zum Lachen, wie aufgeregt seine Schwester war und wie niedlich sich dabei ihre Stimme überschlug. Sie wollte immer mit ihm zusammen sein. Jeden Tag. Den ganzen Tag. Und normalerweise hatte er auch nichts dagegen, nur, wenn seine Kumpel vorbeikamen und ihn abholten, um vor Kevins Haus am Ende der Straße Inliner zu fahren. In diesem Fall konnte Lyla wirklich lästig sein. Seine Mom musste sie festhalten, damit sie im Haus blieb, anstatt ihm nachzulaufen, weil sie sich sonst womöglich im Wald am Straßenrand verirrt hätte. Und dann weinte und tobte sie, bis er nicht mehr zu sehen war. »Gut, bist du bereit, Lyla? Du musst jetzt ganz lange die Luft anhalten, und wenn du nach oben willst, brauchst du nur an meinen Haaren zu ziehen, okay? Aber nicht zu fest, okay ?« »Okay ! Komm, wir tauchen runter und holen uns die Dollars. Ich will eine neue Barbie! « Wieder musste er lachen. »Da unten sind keine Dollars, Dummerchen, nur Pennys. Dad gibt uns richtige Dollars, wenn wir die Pennys hochholen. « »Dann kaufe ich uns Lutscher. Die mit dem leckeren Kaugummi in der Mitte. Ich will einen roten. « »Die Lutscher heißen Tootsie Roll Pops. Okay, bist du bereit?
Tief Luft holen, und dann geht's los. « Er vergewisserte sich, dass sie ordentlich Luft holte und sie auch anhielt. Denn manchmal vergaß sie es und fing an zu husten, was ihm ziemliche Angst machte. Doch dieses Mal klappte alles, und sie tauchten zusammen zum Beckengrund. Lyla klammerte sich an seine Schultern. Aber ihre Augen waren geöffnet, und er konnte durch die gelbe Schwimmbrille auf seiner Nase deutlich ihr Gesicht sehen. Die Pennys hatten sich überall auf dem Boden verteilt, doch die meisten sammelten sich rings um die Absaugpumpe, weshalb er darauf zusteuerte. Beim Aufheben musste er ständig Lylas langes Haar beiseiteschieben, weil es sich vor seine Schwimmbrille legte und ihm die Sicht auf die Pennys versperrte. Lyla hatte drei ergattert, und er schnappte sich so schnell wie möglich fünf weitere, weil ihm allmählich die Luft ausging. Als ihr Haar in Richtung Ansaugpumpe wehte, strich er es zurück, denn seine Mom hatte alle davor gewarnt, was geschah, wenn sich Haare in der Poolpumpe verfingen. Plötzlich hatte er eine Idee. Er nahm das Haarbüschel in seiner Hand und wickelte es um den Rand der Pumpe. Lyla grapschte noch immer nach Pennys, doch im nächsten Moment drehte sie sich zu ihm um und zupfte ihn am Haar. Er verharrte einen Moment. Dann ließ er sie los und schoss an die Oberfläche. Nach Luft schnappend, tauchte er auf.
Die Erwachsenen hatten sich alle um den Picknicktisch geschart oder schleppten Platten mit Essen aus der Küche nach draußen. Kein Mensch kümmerte sich um ihn. Also tauchte er wieder nach unten und hielt sich am Ansaugstutzen fest, um nicht nach oben getrieben zu werden. Lyla wehrte sich inzwischen aus Leibeskräften. Sie hatte ihre hübschen großen Augen weit aufgerissen und machte ein absolut panisches Gesicht. Sie griff nach ihm und zerrte kräftig an seinen Haaren, ihr Signal zum Auftauchen. Er klammerte sich fest, so lange er konnte, und wartete darauf, dass ihr die Luft ausging. Wenig später gab Lyla auf und ließ ihn los. Er beobachtete, wie sie den Mund öffnete. Dann schluckte sie Wasser. Im nächsten Moment quollen ihr Bläschen aus Mund und Nase, sie strampelte nicht mehr, sondern ertrank direkt vor seinen Augen. Schließlich starrte sie ihn aus ihren riesengroßen blauen Augen an, voller Überraschung, weil er ihr das angetan hatte. Und dann rührte sie sich nicht mehr. Sie war tot. Eine lange Haarsträhne klemmte am Rohr fest, der Rest ihres hübschen Haares wehte nach ihrem Kampf, sich zu befreien, lose in der Strömung. Ganz langsam hoben sich ihre Füße, und schließlich schwebte sie kopfüber im Wasser. Er fand, dass sie wunderschön und friedlich aussah, wie sie da schwamm. Tot und für immer fort.
Als er selbst keine Luft mehr bekam, tauchte er wieder auf und atmete tief durch. Er schwamm noch einige Mal nach unten, um sie zu betrachten, denn aus irgendeinem Grund gefiel ihm der Anblick. Dabei fragte er sich, warum er so etwas Schreckliches getan hatte. Er konnte es wirklich nicht sagen. Er liebte sie doch. Er würde sie sehr vermissen. Andererseits hatte er ja noch jede Menge anderer Brüder und Schwestern und Cousins, mit denen er sich die Zeit vertreiben konnte. Also würde es ohne sie schon nicht so schlimm werden.
Allerdings würden Mom und Dad sehr traurig sein. Schließlich war sie ihr Baby. Ach, immerhin war er ja ihr Lieblingskind. Deshalb würden sie schon darüber hinwegkommen, auch wenn sie ihm die Schuld geben würden. Aber das würden sie vermutlich gar nicht tun. Wahrscheinlich würden sie ihn bemitleiden, weil er dabei gewesen war und mit angesehen hatte, wie sie sich am Beckengrund verfing und ihre kleine Lunge sich mit Wasser füllte. Nun, da es vorbei war, fand er es ziemlich scheußlich. Er war froh, dass seine Mom es nicht hatte miterleben müssen. Nachdem er es satt hatte zuzuschauen, wie Lyla auf dem Kopf stand, schwamm er unter Wasser zur nächsten Leiter und kletterte hinaus. Er konnte sie noch auf dem Grund des Beckens erkennen und hätte sie gern noch eine Weile schweben lassen, doch er wusste, dass er keine Zeit mehr verlieren durfte. »Mommmmmmmmmmmmmmm ! Dadddddddddddd ! Lylas Haare sind an der Pumpe hängen geblieben! Hilfe ! Mom, Mom, beeil dich! Ich kann sie nicht losmachen! «
Im ersten Moment erstarrten die Erwachsenen rings um den Tisch. Dann ließen sie alles stehen und liegen und rannten zum Pool. Die Männer, alle auf einmal und auch seine Mutter, machten einen Kopfsprung ins Wasser. Einige seiner Tanten eilten auf ihn zu, drückten ihn an sich und pressten sein Gesicht fest gegen ihre T-Shirts mit der amerikanischen Flagge, um ihm die Szene zu ersparen. Er fand das einen feinen Zug von ihnen. Also fing er an, so laut wie möglich zu schluchzen. Er hatte schon früh die Erfahrung gemacht, dass er jederzeit wie auf Knopfdruck in Tränen ausbrechen konnte. Er konnte das Weinen sogar nach Bedarf abstufen, ohne dass je ein Mensch Verdacht schöpfte. Außerdem sah er dabei wirklich mitleiderregend aus. Das hatte er oft genug vor dem Spiegel geübt. Seine Mutter fiel stets darauf herein, sein Dad ebenfalls, auch wenn es bei ihm manchmal ein wenig länger dauerte. Die Männer im Wasser kamen immer wieder keuchend nach oben und tauchten erneut, um Lylas Haar zu befreien. Währenddessen schrien und weinten die Frauen und riefen immer wieder »oh, Gott«, sogar die, die ihn eigentlich hätten trösten sollen. Ein paar seiner Tanten hasteten zurück ins Haus, damit die anderen Kinder nicht herauskamen und die tote, ertrunkene Lyla sahen. Währenddessen schluchzte und weinte er immer weiter. Diesmal war sogar er selbst davon beeindruckt, welche gewaltigen Tränenströme ihm die Wangen hinunterliefen. Doch dann geschah etwas sehr Merkwürdiges: Die Krokodilstränen verwandelten sich plötzlich in echte. Denn er hatte Lyla wirklich geliebt! So sehr! Sie war der Mensch gewesen, den er auf der ganzen weiten Welt am meisten lieb gehabt hatte. Und nun war sie ertrunken und lag, schlaff und tot, auf dem Beton am anderen Beckenrand, während sein jüngster Onkel, der als Sanitäter im Krankenwagen mitfuhr, auf ihre kleine Brust drückte, und sein Dad weinend Luft in ihren Mund pustete. Doch es war zu spät. Viel zu spät. Sie war mausetot. Er schluchzte lauter. Er würde sie so vermissen. Und außerdem würde er jetzt heute Abend nicht gegen die Wildcats antreten können! Niemand aus der Familie würde zum Spiel gehen, um ihn anzufeuern. Warum hatte er nur ihre Haare an das Rohr knoten müssen? Es war einfach unfair!
Also, ich heiße Claire Morgan und bin Detective bei der Mordkommission des Canton County Sheriff 's Department, hier am idyllischen Lake of the Ozark's mitten im Missouri. Derzeit beobachte ich verdeckt den Schauplatz einer möglichen Drogenübergabe, eine malerische Bucht, umgeben von den schönsten bewaldeten grünen Hügeln, die man sich nur vorstellen kann. Leider wird der Frieden ein wenig von etwa fünfzig umherwimmelnden Booten, beladen mit halb nackten College-Studentinnen und ihren liebeskranken Freunden gestört. Außerdem treibt sich ein buntes Völkchen, zum Großteil bestehend aus minderjährigen Jugendlichen, ebenfalls in der heißen Sommersonne herum, trinkt Alkohol, flirtet und legt sich mächtig ins Zeug, um den nächsten gut aussehenden Vertreter des anderen Geschlechts anzulocken. Ja, die Partybucht, der angesagte Treffpunkt an einem heißen Sommertag. Da gibt es viel zu sehen, das können Sie mir glauben, und einiges davon fällt eindeutig in die Kategorie »nicht jugendfrei«. Während ich hier auf dem Bauch im Bug von Nicholas Blacks blitzblankem, luxuriösem Cobalt 360 liege und das Teleobjektiv einer hoch auflösenden Digitalkamera auf das ferne Ufer gegenüber richte, bekomme ich mehr als genug angetrunkene Teenager im Sexrausch zu Gesicht. Währenddessen thront mein Schatz, der bereits erwähnte Mr Black, der außerdem ein stinkreicher Seelenklempner ist und Stars und andere Promis betreut, hinter mir auf dem Kapitänssitz und textet irgendjemanden, der vermutlich aus seiner schicken Londoner Praxis anruft, mit Psychomüll zu. Ganz bestimmt läuft irgendwo auf dem Piccadilly Circus ein durchgedrehter Brite in einer Zwangsjacke herum.
Es ist Ende August. Der See ist dunkel olivgrün, und kein Lufthauch bewegt die wie Glas schimmernde Wasserfläche. Totenstill, wie es so schön heißt. Nicht, dass ich im Moment ans Sterben denken möchte. In letzter Zeit bin ich Gevatter Tod so oft knapp von der Schippe gesprungen, dass sich der Sensenmann meinen Namen inzwischen vermutlich in die Handfläche tätowiert hat, um ihn nicht ständig nachschlagen zu müssen. Nein, an meinen letzten Fall will ich mich ganz sicher nicht erinnern. Und offen gestanden auch nicht an den vorletzten. Also wende ich meine Aufmerksamkeit meinem Partner zu. Budweiser D.
Davis ist ein attraktiver Mann mit Südstaatenakzent und grauen Augen und kommt aus Atlanta. Abkürzung Bud. Er versteckt sich in einem Geißblattdickicht am Ufer. Ganz sicher genießt er den Duft und das Summen der Hummeln, während er das wilde Treiben um uns herum mit einer Videokamera aufnimmt, in der Hoffnung, dass wir eines Tages die Gelegenheit erhalten werden, den belastenden Film einem Richter und den Geschworenen vorzuführen. Obwohl Bud ein Großmeister des Charmes ist, hält er sich in letzter Zeit bedeckt, seit Brianna, seine Freundin, bei unserem letzten Fall ziemliche Schwierigkeiten hatte. Jetzt ist sie, niemand weiß für wie lange, nach Europa, genauer gesagt nach Rom, gezogen, um sich von ihren Verletzungen und dem schweren psychischen Trauma zu erholen. Angesichts der Umstände schlägt sie sich ziemlich wacker, und Bud glaubt, dass sie bald zurückkommen wird, damit sie einen Neuanfang wagen können. Offen gestanden habe ich da meine Zweifel, aber wer weiß? Meine Welt ist wild und gefährlich, wodurch leider auch manchmal meine Freunde in Mitleidenschaft gezogen werden. Einige von uns haben Briannas unschöne Erlebnisse geteilt und lecken auch noch ihre Wunden. Anfangs hat Bud sich ihre Abreise sehr zu Herzen genommen und kämpft manchmal noch immer mit Trauer, Schuldgefühlen und Depressionen, aber er rappelt sich langsam wieder auf. Woher ich das weiß?
Er gafft wieder attraktiven Frauen nach, reißt schlechte Witze und zitiert Sätze aus einem Buch, das ich ihm geschenkt habe, wobei Letzteres ziemlich nervtötend ist. Allerdings auch ein klares Zeichen dafür, dass es ihm besser geht. Außerdem hat er wieder Appetit. »Schon Bösewichte erwischt? « Das war Black, der inzwischen nicht mehr am Telefon hängt. Aber, glauben Sie mir, gleich klingelt es wieder. Warten Sie nur drei Minuten. Schließlich ist er ein wichtiger Mann, der Fünfsternehotels aufkauft, teure Psychokliniken besitzt und Ratgeber schreibt, die es stets auf die Bestsellerliste schaffen. Außerdem ist er ein fantastischer Liebhaber und sieht mit seinem schwarzen Haar und den Augen, blauer als der Himmel über Montana, einfach hinreißend aus. Und ob Sie es glauben oder nicht, er fährt tatsächlich einen Humvee und hat mitten auf dem See ein Motorboot liegen, das so luxuriös ausgestattet ist, dass es einen eigenen Artikel in der Juliausgabe von Jachten, die nur Onassis sich leisten könnte verdient hätte.
Als wahrer Fan von Dashiel Hammett hat er sie Maltese Falcon genannt. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum er so viel Zeit mit mir verbringt, denn schließlich bin ich eine mit allen Wassern gewaschene Mordermittlerin. Jedenfalls bin ich gern mit ihm zusammen, und umgekehrt, sodass es zwischen uns schon seit einer Weile läuft. Ja, finanziell und was unsere Herkunft angeht, trennen uns Welten. Doch zumindest sprechen wir kaum noch darüber, wie wir uns kennengelernt haben, nämlich als er mein Hauptverdächtiger in einem Mordfall war und ich ihn, komme, was da wolle, unbedingt schnappen wollte. »Wir wollen niemanden festnehmen, Black«, erwiderte ich. »Sondern die Leute nur beobachten und feststellen, was sie hier so treiben. Bis jetzt habe ich jede Menge betrunkener College- Studenten gesehen, die laute Musik hören und rumknutschen. Allerdings noch keinen Fall von Drogenhandel. Das hier erinnert eher an die Frühjahrsferien auf den South Padre Islands, kombiniert mit Girls Gone Wild.«
Black schaute sich in alle Richtungen um, zweifellos nach den wild gewordenen Mädchen. »Wie lange dauert das hier noch? Allmählich kriege ich Hunger. « »Habe ich in der Kombüse nicht gerade einen Riesenkühlschrank gesehen? Überquellend von deinen liebsten Luxusdelikatessen? Mach dir doch ein Kaviarbrot, damit du mir nicht umkippst, bis wir hier fertig sind. « Black ließ seine gesamten sonnengebräunten muskulösen einsfünfundneunzig neben mir nieder. Heute dient er mir als Tarnung. Wir waren nämlich auch nichts weiter als ein betrunkenes Paar, das in der Partybucht laute Musik hörte und rumknutschte.
Das Problem ist nur, dass Black sein topmodernes Satellitenradio auf einen Rhythm-and-Blues-Sender eingestellt hatte. Ich wage zu behaupten, dass wir die einzigen jungen Leute waren, die die Bucht heute mit »Piece of Man« von Koko Taylor beschallten. Ansonsten spielte Black seine Rolle ausgezeichnet. Mit einer Hand trank er einen Schluck aus seiner eisgekühlten Flasche Dixie Lager, das er in Wagenladungen aus seiner Heimatstadt New Orleans herankarren ließ, und mit der anderen begrapschte er meine nackte Haut. Als er die Massage lange genug unterbrach, um mir ein kaltes Wild Cherry Pepsi in einem beschlagenen Kristallglas zu reichen, kam ich zu dem Schluss, dass dieser Mann offenbar meine Schwächen kannte. Es fehlten nur noch die gefrorenen Snickers-Riegel, die für mich normalerweise mit zum Programm gehören, vorzugsweise in der Mini- Version. Er lehnte sich zurück, stützte den Kopf an ein dunkelblaues Polster und rückte die Fliegerbrille zurück, die er gekauft hatte, als er zuletzt beim Skifahren in St. Moritz gesehen wurde. Nicht von mir. Ich war noch nie dort. Aber ich bin sicher, dass er auf den berühmten schneebedeckten Pisten beobachtet worden ist. Er schloss die Augen. »Tut mir leid, ich habe vergessen, deine Snickers zu bestellen«, sagte er.
Verstehen Sie jetzt, was ich meine? Der Mann ist einfach unwiderstehlich. Er trug eine schwarze Badehose und sonst nichts. Also löste ich den Blick lang genug vom Sucher meiner Kamera, um die sonnengebräunte Haut und den hübsch geformten Waschbrettbauch zu bewundern. Gut, ich bin im Dienst, doch deshalb noch lange nicht bewusstlos oder gelähmt. Ich würde mich zwar nicht mehr lange gedulden müssen, aber kurz hinzuschauen, konnte ja als kleiner Zeitvertreib nicht schaden. »Wie ich annehme, gibt es Probleme im Buckingham Palace «, meinte ich. Black machte zwar die Augen nicht auf, lächelte jedoch, sodass es nur so von Grübchen wimmelte. Eins sage ich Ihnen, das Lächeln dieses Mannes bringt meine Magengrube zum Erbeben - ganz zu schweigen von anderen intimen Stellen. »Sie haben Schwierigkeiten mit einem Patienten. Er ist gerade aus einem ziemlich üblen Albtraum aufgewacht und schreit Zeter und Mordio. « »Ach, ja ? Das kann ich nachvollziehen. « »Stimmt, nur dass du normalerweise mich in deinem Bett hast und ich dich beruhigen kann.
Dieser Typ hingegen steht auf und greift die nächstbeste Frau an. « »Ich habe tiefstes Verständnis. « Dass er in meinem Bett lag, war richtig. Allerdings waren wir in letzter Zeit öfter in seinem nach Maß gefertigten, ergonomisch geformten, luxuriösen Riesenbett aufgewacht. Damit meine ich ein wahres Monsterbett in seiner Ferienanlage am See, die den Namen Cedar Bend Lodge trägt. Dort übernachten wir, wenn Black zu Hause ist und nicht, wie meistens, in wichtiger Mission in der Weltgeschichte herumgondelt. Offen gestanden bin ich froh, ihn in meiner Nähe zu haben, wenn ich zitternd und durchgeschwitzt aufwache. Sonst könnte ich nämlich auch aufstehen und die nächstbeste Frau angreifen. Die beiden Pistolen unter unseren Kopfkissen wirken ebenfalls ziemlich beruhigend. Ja, unser Bett ist ein wahrer Schießstand und allzeit bereit. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, wie ich immer zu sagen pflege.
Deshalb lagen meine große 9-Millimeter Glock und mein 38er Revolver mit dem kurzen Lauf auch jetzt neben mir auf dem Deck, nur wenige Zentimeter von meiner linken Hand entfernt. Am liebsten hätte ich sie mir über dem Bikini umgeschnallt, doch das hätte beim Sonnenbad seltsame Flecken gegeben und außerdem den Argwohn der mutmaßlichen Drogendealer erregt. Also machte ich mich wieder an die Arbeit und wandte mich den zahlreichen potenziellen Drogenkonsumenten zu, die rings um uns herum die verschiedensten Alkoholika in sich hineinschütteten und einen unbeschreiblichen Radau veranstalteten. »Bleib unten, Black, und setz die Mütze auf. Du bist hier am See bekannt wie ein bunter Hund. Wenn einer der Typen dich bemerkt, verrätst du mich. « Ungerührt hob Black den Kopf und stülpte sich die schwarze Mikrofaserkappe über.
Das goldene Logo der New Orleans Saints darauf fing an zu leuchten, wenn man auf einen kleinen Hebel drückte. Bud hatte ihm die Mütze zum Dank für einen gewaltigen Gefallen vor einigen Monaten geschenkt, bei dem es um Leben oder Tod gegangen war. »Dich erkennen sie schneller als mich, Claire«, erwiderte er. »Schließlich bist du diejenige, deren Foto immer wieder in die Zeitung kommt, weil du die bösen Buben hoppsnimmst. « »Und aus genau diesem Grund verstecke ich mich hinter dem Geländer hier, und zwar mit einem praktischen Mützenschirm über dem Gesicht.« »Bis auf den Mützenschirm hast du ja nicht viel an. Vielleicht solltest du dich besser aus Gründen der Sittsamkeit verstecken. « Ach, herrje, jetzt musste Black den eifersüchtigen Lover rauskehren. Ich fand die Bemerkung zwar nicht so begeisternd, aber da er in dieser Hinsicht sonst recht zurückhaltend war, richtete ich meine Kamera wieder auf die Stelle, wo Bud mit der behördeneigenen Videokamera die Stellung hielt.
Er kauerte noch immer im Gebüsch, und wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich ihn niemals bemerkt. Ich hoffte nur, dass er nicht mit Giftefeu in Kontakt kam. Dagegen war er nämlich stark allergisch, sah ihn jedoch immer zu spät. Dann beschloss ich, mich mit Blacks Spruch wegen meiner Bekleidung zu befassen. »Wenn ich mich recht entsinne, Black, hast du mir diesen knappen Bikini vor einiger Zeit selbst gekauft und darauf bestanden, dass ich ihn Tag und Nacht trage. « »Das war an meinem Privatstrand auf Bermuda, und außerdem hattest du Gipsverbände an Armen und Beinen. Hier draußen, wo Hunderte von Männern Ausschau nach visuellen Stimuli halten, ist es etwas anderes. « Wieder Psychogequatsche. Ich spürte, wie seine Hand genüsslich meinen Rücken hinunter und in mein kaum vorhandenes Bikinihöschen wanderte, offenbar ebenfalls auf der Suche nach Stimuli, die sie verdammt schnell fand.
Nach zwei angenehmen Minuten schob ich die Hand weg, allerdings nicht ganz freiwillig. »Später, Black. Ich bin im Dienst, schon vergessen? « Sein Aufseufzen klang zwar leicht verärgert und beinahe wie ein Murren, doch er machte es sich ohne weitere Missfallenskundgebung neben mir bequem. »Du holst dir einen Sonnenbrand. Ich creme dich ein. Deine Haut ist zu hell, um so lange in der Sonne zu bleiben. « »Schluss damit, Black. Ich bin doch schon ganz glitschig. Amüsieren können wir uns, nachdem Bud und ich mit dem Überwachungseinsatz fertig sind. « Diesmal murmelte Black einen leisen Fluch in dem Cajun- Dialekt seiner in New Orleans verbrachten Jugend. Er benutzte ihn nicht häufig, doch er rutschte ihm hin und wieder heraus, wenn er verärgert war. Dann stand er auf und kehrte zu dem kleinen schattigen Viereck unter dem schwarzen Sonnensegel zurück, das über dem Pilotensitz hing. Als eines seiner drei Mobiltelefone leise zirpte, ging er damit die Treppe hinunter in die Kombüse, zweifellos auf der Suche nach Beluga-Kaviar und einem Stück Baguette, um sich damit zu stärken, während er einer einer weiteren Schilderung bizarrer britischer Träume lauschte.
Da ich mich nun richtig auf meinen Auftrag konzentrieren konnte, nahm ich eines der Boote ins Visier, das mir ein wenig verdächtiger erschien als die anderen. An Deck lungerten drei weiße Männer herum, zwei junge und ein älterer, womit ich Ende zwanzig/Anfang dreißig meine. Alle trugen knielange Badeshorts und weite weiße T-Shirts, auf deren Vorderseite die amerikanische Flagge prangte. Auch ihre Baseballkappen wurden vom Sternenbanner geziert. Ich hätte Drogendealer nicht für so patriotisch gehalten. Aber vielleicht war das ja das Erkennungszeichen für ihre zu gedröhnte Kundschaft.
Die drei tranken Budweiser und begafften die halb nackten Frauen, die sich am felsigen Ufer und in den umliegenden Booten präsentierten. Das Boot der Männer war ein schlankes schwarzweißes Tahoe Q8i mit dem neuesten Außenbordmotor von MerCruiser, schnell genug, um den meisten Polizeibooten davonzufahren, aber keine Konkurrenz für Blacks Cobalt. Das Boot trieb neben einer Flotte von etwa zwanzig weiteren, die mitten in der Bucht aneinander gebunden waren. College-Studenten, zu Hause über die Sommerferien und auf der Suche nach Spaß, alias Anzeigen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Unsere Verdächtigen hatten ihr Boot nicht an die anderen gekoppelt, wahrscheinlich, damit sie sich rasch aus dem Staub machen konnten, nur für den Fall, dass Polizisten wie ich und Bud sich in der Nähe herumtreiben und beobachten sollten, wenn sie eine Tüte Crack hervorzauberten, um leicht geschürzte Schönheiten an Bord zu locken. Natürlich funktionierte das auch mit Bier und war vermutlich bereits geschehen.
Ich machte fünf oder sechs Fotos und zoomte ihre Gesichter und die geschmacklosen Tätowierungen näher heran, die patriotische Adler und nackte Frauen mit zuckenden Blitzen in der Hand darstellten. Einer hatte den Namen des Bootes eintätowiert. Siren's Call - der Ruf der Sirene - wie passend. Danach lockerte ich meine verspannten Schultermuskeln, bewegte sie ein bisschen, holte tief Luft und kauerte mich in den winzigen Schatten der Reling, wo ich ausgezeichnete Sicht hatte. Dann richtete ich die Kamera auf das andere Ende der Flotte. Ein vollbusiges halb nacktes Mädchen führte auf dem Bug ihres Bootes einen aufreizenden Tanz auf. Sie trug hohe rote Cowboystiefel mit schwarzen Fransen und einen gewaltigen roten Cowboyhut, dessen schwarzes ledernes Hutband etwa die Größe ihres Bikinihöschens hatte. Noch während ich zusah, riss sie sich das Oberteil vom Leibe und schwenkte es wie in einem Westernporno. Offenbar hatte sie ihr Lasso zu Hause vergessen. Zunächst zögerte ich, sie zu fotografieren, tat es dann aber doch, nur für alle Fälle. Dabei fragte ich mich, was diese Mädchen nur zu so etwas trieb. Abgesehen davon, dass sie sturzbetrunken war, vermutlich des Rätsels Lösung, war Erregung öffentlichen Ärgernisses das einzige, was sie sich zuschulden kommen ließ.
Allerdings wäre ich aufgeflogen, wenn ich sie deshalb festgenommen hätte, weshalb ich duldete, dass sie weiter ihre Auslage zur Schau stellte. Und das tat sie auch, mit großer Hingabe und voller Stolz auf ihre wippenden Brüste. Es wunderte mich ein wenig, dass der junge Mann bei ihr im Boot, offenbar ihr Freund, seine eigene Freundin sogar noch zu diesem Verhalten anstachelte. Er schien genauso viel Gefallen an ihren Verrenkungen zu finden wie alle anderen. Vielleicht war er ja auch nur ihr Bruder. Ich wage zu behaupten, dass Black nicht so seelenruhig zugeschaut hätte, wenn ich auf den Gedanken gekommen wäre, eine Oben-ohne-Show hinzulegen. Nicht, wenn ich die kleinen Eifersuchtsanfälle in Betracht zog, die ihn gelegentlich überkamen. Von allen Seiten hörte ich das Johlen von Männern, das Tuten von Bootssirenen und die üblichen »Ausziehen«-Rufe. Ach, herrje, das Mädchen war sicher eine der leicht geschürzten Kellnerinnen, wie sie die Restaurantkette Hooters beschäftigte - wenn nicht, hätte sie schleunigst dort anheuern sollen. Bud hatte die ganze Szene bestimmt auf Film gebannt, um sie für die Nachwelt festzuhalten oder sie sich im Revier zusammen mit den anderen Jungs anzuschauen. Vermutlich Letzteres.
Ich setzte meine Überwachung unbeeindruckt vom Umfang ihrer Brustimplantate fort. Inzwischen versank die Sonne langsam hinter den Baumwipfeln und bereitete sich auf die Nachtruhe vor, während der Mond sich anschickte, ihre Arbeit zu übernehmen. Allerdings war ich überzeugt, dass die Party auf dem Wasser bis in die frühen Morgenstunden andauern würde. Vielleicht würde sich die Zusammensetzung der Flotte verändern. Einige Jugendliche würden ihre Boote losmachen und eilig davonfahren, weil sie um eine bestimmte Zeit bei Mom und Dad auf der Matte stehen mussten. Doch an ihrer Stelle würden andere kommen, um mitzufeiern. Ja, in der Partybucht ging es jetzt erst richtig los, und je später es wurde, umso betrunkener und lauter würde es werden. Deshalb setzte der Sheriff hier den ganzen Sommer lang jede Nacht verdeckte Ermittler ein. Nur gut, dass das nicht zu meinen Aufgaben gehörte.
Ich schiebe lieber am Nachmittag Dienst. Eine Weile beobachtete ich, in der Hoffnung, Zeugin einer Drogenübergabe zu werden, die zwei Country-and-Western- Kneipen, die sich an der Bucht niedergelassen hatten. Die beiden Lokale, Manny's und das Kangeroo Trapeze, standen Seite an Seite, und ich bin sicher, dass dort mehr Bier verkauft wurde als im Busch-Stadion während der World Series. Da es zunehmend dunkler wurde und nicht danach aussah, dass wir Glück bei der Verbrecherjagd haben würden, setzte ich mich auf und leerte den Rest meines Wild Cherry Pepsi. Es schmeckte süß und rann mir angenehm kalt die ausgetrocknete Kehle hinunter. Obwohl der Tag fast zu Ende war, war es noch immer schwül. Außerdem hatte Black recht behalten. Meine ganze Rückseite war verbrannt von der Sonne. Das würde heute Nacht im Bett ein Spaß werden. Offenbar würden wir phantasievoll sein müssen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als für heute Schluss zu machen und vom Heck ins Wasser zu springen, um meine knallrote Haut zu kühlen. Kurz dehnte ich meine verkrampften Nackenmuskeln. Inzwischen hatte das Boot mit den drei weißen Männern das barbusige gestiefelte Cowgirl an Bord genommen.
Anscheinend hatten die Jungs Geschmack. Sie hatten das Boot direkt vor Bud ans Ufer gezogen und verstauten ihre Ausrüstung, um an Land und zu Fuß zur nächsten Kneipe zu gehen. Das Mädchen war noch immer oben ohne, obwohl sie das sicher nicht nötig gehabt hätte. Außerdem war das riesige Tattoo des Logos von Dog der Kopfgeldjäger auf ihrer rechten Brust wirklich elegant. Als ich die Kamera in Richtung Bud schwenkte, bemerkte ich, dass er ohne Deckung und die Videokamera in der Hand dastand. Wahrscheinlich war die Versuchung, sich eine Nahaufnahme der Tätowierung zu sichern, einfach zu groß gewesen. Verdammt, man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass er das Trio vom Gebüsch aus filmte, und sich auch den Grund zu denken - und Genies waren diese drei Typen sicher nicht.
Außerdem würden sie bestimmt nicht davor zurückschrecken, Bud mit ihrem mit amerikanischen Flaggen verzierten Baseballschläger ordentlich zu vermöbeln, weil er ihre scharfe Braut angaffte. Also beschloss ich, Bud wieder einmal den Hintern zu retten. Da hierfür eine kleine Ablenkung angesagt war, sprang ich auf und stellte auf Blacks Radio einen plärrenden Rocksender ein. Dann betätigte ich ein paarmal die Sirene des Cobalt, um mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu sichern. Als sich die drei Typen und der größte Fan des Dog- Tattos zu mir umdrehten und mich anstarrten, sprang ich auf den Bug und setzte zu einer ziemlich ungeschickten breitbeinigen Version von Tina Turners »Rollin' on the River« an. Ich bin zwar nicht gerade ein Tanzstar, hatte aber genug nackte Haut vorzuweisen, um mein unschönes Herumgehampel wettzumachen. Außerdem wirkte die große, von einem Hieb mit einem Beil zurückgebliebene Narbe, die meine Schulter ziert, aus dieser Entfernung nicht ganz so abstoßend. Zum Glück verharrten die drei Witzfiguren wie angewurzelt am Ufer und glotzten. Ich wackelte so verführerisch wie möglich mit den Hüften und tat, als würde ich gleich nach dem Beispiel meiner Vorgängerin das Oberteil ausziehen.
Von den umliegenden Booten war lautes Johlen zu hören. Also machte ich noch ein Weilchen weiter, warf die Beine hoch und stolzierte hin und her, wie ich es bei einem Mädchen in der Mustang Ranch in einer Fernsehdokumentation gesehen hatte. Dabei kam ich mir ziemlich dämlich vor. »Was zum Teufel tust du da? « Das war Black, der, mit finsterer Miene und das Telefon noch am Ohr, zu mir heraufschaute. Ein Blick zum Ufer sagte mir, dass Bud inzwischen keine Gefahr mehr drohte. Ich hörte auf und sprang herunter. »Reg dich nicht gleich so auf. Ich musste die Typen da drüben ablenken, weil Bud sich verraten hatte. « »Wo hast du denn das gelernt? Und was genau sollte das eigentlich sein? « »So schlecht war ich nun auch wieder nicht. « »Doch, warst du. Erinnerst du dich an die Folge von Seinfeld, in der Elaine versucht zu tanzen? Genauso hast du ausgesehen. « Oh, das war nun wirklich ein Schlag unter die Gürtellinie, den er sich hätte sparen können. Gut, ich wusste, dass Tanzen nicht unbedingt meine Stärke war. Aber sie hatten wenigstens nicht mitgekriegt, dass Bud sie filmte, und nur darauf kam es an. Ich blickte den vieren nach, bis sie im Kangaroo Trapeze verschwunden waren. Damit war unser Überwachungsauftrag abgeschlossen; nun war unser Kollege zuständig, der verdeckt am Tresen lauerte. Außerdem hatte meine kleine Tanzeinlage sowieso zu viel Aufmerksamkeit erregt. Zeit, die Zelte abzubrechen. Schichtende. Black musterte mich noch immer. »Es war zwar ziemlich schauderhaft, Claire, aber es hat mich trotzdem angemacht. « »Also war es doch nicht so übel, was? « »Dazu gehört nicht viel, wenn es um dich geht. Sogar eine solche Darbietung ist erotisch. « Ich lächelte. Er auch. Meine Augen fingen an zu leuchten. Seine ebenfalls.
Und im nächsten Moment begann mein Telefon, den »Mexican Hat Dance« zu dudeln. Ich lächelte noch breiter. Er verzog das Gesicht. Vermutlich ahnte er, dass seine romantischen Absichten gleich durchkreuzt werden würden. Laut Display war Bud am Apparat. Also nahm ich das Gespräch rasch an. »Bud, was sollte der Schwachsinn eben? Beinahe hätten sie dich erwischt. « Buds Gelächter hallte mir im Ohr. »Ich habe gesehen, wie du mit dem Arsch wackelst. Cool, ich wusste gar nicht, dass du so was draufhast. Ich habe alles auf Film. Die Jungs im Revier werden begeistert sein. « »Ich habe mich in aller Öffentlichkeit zum Narren gemacht, damit du keine Abreibung beziehst, Bud. Bitte zwing mich nie wieder zu so einer Geschmacklosigkeit. Warum bist du eigentlich aus dem Gebüsch gekommen, verdammt? « »Da war eine Schlange. Ich dachte, ich verdrücke mich lieber. « Nun, das erklärte eine ganze Menge. Bud war erst vor kurzem mit einem gefährlichen Vertreter dieser Gattung aneinandergeraten. Ein Wunder, dass er nicht panisch die Flucht ergriffen hatte. Vermutlich war das barbusige Cowgirl nicht ganz unschuldig daran. »Du hast mich ein bisschen an Elaine aus Seinfeld erinnert«, fuhr Bud fort. Ich verzog das Gesicht. Offenbar musste ich mir die Folge anschauen, um festzustellen, wovon die beiden redeten. »So schlecht war ich nun auch wieder nicht. « Bud fing wieder an zu lachen, wurde dann jedoch schlagartig ernst. »Da kommt gerade ein Anruf von der Zentrale rein. Moment mal«, sagte er. Er schaltete auf die andere Leitung. Kurz darauf meldete er sich wieder. »Wir haben eine Leiche. Jemand hat einen Selbstmord an der Grand Glaize Bridge gemeldet. « »Ist die Wasserschutzpolizei schon da? « Black fluchte leise vor sich hin. Er kannte das schon aus Erfahrung. Doch ich war bereit für einen neuen Fall, und außerdem schossen Selbstmörder normalerweise nicht zurück.
Aber wer konnte das wissen? In Anbetracht unserer letzten Fälle war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass dieser hier eine Ausnahme machte. »Schon, doch der Typ ist nicht gesprungen. Sie haben ihn an der Brücke baumelnd aufgefunden. « »Willst du mich veräppeln? Er hat sich erhängt anstatt runterzuspringen? « »Yes.« »Das ist ja eine ganz neue Methode. « »Wer hat sich erhängt? «, fragte Black. Ich antwortete nicht. »Hat das Opfer auch einen Namen, Bud? « »Bis jetzt noch nicht. Sie haben die Brücke gesperrt und warten jetzt auf uns. « »Wo bist du? « »Unterwegs zum Bronco.« »Wir treffen dich dort. « Ich sah Black fragend an. Er nickte. Inzwischen schien er neugierig geworden zu sein. Ein eindringliches Funkeln stand in seinen blauen Augen, genau wie bei mir. Das ist auch eine unserer Gemeinsamkeiten. »Der Letzte gibt eine Runde Krispie Kremes aus, Schoko mit gehackten Nüssen. « Das klang schon eher wie mein alter Bud. Essen im Kopf, Ehrgeiz im Blut und Doughnutgeruch im Atem. »Wir werden dich in unserer Bugwelle zurücklassen, Bud. « Bud legte auf. Zweifellos trat er bereits das Gaspedal durch. Wenn wir Glück hatten, würde er vielleicht auf dem Weg zum anderen Seeufer in einen Stau geraten. Ich sah Black an. »Wir haben einen Selbstmord auf der Brücke, und ich muss sofort hin. Kommst du mit? « »Worauf du dich verlassen kannst. « Manchmal hatte Black mehr Spaß an meinem Job als ich selbst. Vermutlich kann es manchmal recht langweilig sein, ständig Leuten zuzuhören, die auf einer Couch herumliegen und über ihre Probleme jammern.
Während Black das PS-starke Cobalt geschickt aus der Bucht lenkte und Vollgas gab, zog ich hastig Jeans und ein schwarzes T-Shirt über den Bikini, schnürte meine Nikes zu, schnallte beide Waffen um und hängte mir die Kette mit meiner Dienstmarke um den Hals. Nun fühlte ich mich wieder wie ein vollständiger Mensch. Ich stellte mich neben ihn auf die Brücke und genoss die Geschwindigkeit, den Wind in meinem kurzen, von der Sonne gebleichten Haar und den wunderschönen rotvioletten Sonnenuntergang. Er malte über den Bäumen am Horizont Wirbel in den Himmel, die an ein expressionistisches Gemälde erinnerten. Mit überhöhter Geschwindigkeit rasten wir über den See, aber das ist eben typisch Black mit seinen großen, teuren Spielzeugen. Ja, ich würde die Fahrt auskosten, solange ich konnte. Denn es würde sicher kein Vergnügen werden, einen Selbstmörder vom Seil zu schneiden und einer Familie mitzuteilen, dass ein geliebter Angehöriger fort war. Für immer. In einem Sekundenbruchteil. Auf Niemehrwiedersehen. Nein, so etwas stand eindeutig nicht auf der Liste meiner zehn Lieblingsbeschäftigungen.
Einige Minuten später hatten wir den Kanal erreicht und brausten auf die Grand Glaize Bridge zu, die den Highway 54 über den gleichnamigen Nebenarm des Sees und Osage Beach leitet. Es ist eine der dicht befahrensten Gebiete im Landkreis. Zahlreiche Boote voller neugieriger Sonntagsausflügler waren uns zuvorgekommen, trieben nun am Rand des abgeriegelten Bereichs und versuchten festzustellen, was die Polizei da machte. Die Wasserschutzpolizei hatte bereits die Stelle direkt unter der Brücke sowie eine Zone von jeweils dreißig Metern an jedem Ufer abgesperrt. Dennoch drängten sich die Schaulustigen so nah wie möglich heran; ihre Boote tanzten in den Bugwellen der eintreffenden Polizeifahrzeuge. Die untergehende Sonne spiegelte sich in mindestens zwanzig Ferngläsern und ließ sie aufleuchten wie die Augen einer Katze in einer dunklen Seitengasse. Während wir uns langsam der Sandbank unter den Brückenpfeilern näherten, klapperte ein Kollege von der Wasserschutzpolizei einen Gaffer nach dem anderen ab, um die Party zu beenden. Zum Glück war noch kein einziger Reporter in Sicht, doch die würden nicht lange auf sich warten lassen. Black schaltete den Motor ab und ließ das Cobalt auf die Sandbank gleiten. Als das Boot endlich zum Stehen kam, kletterte ich von Bord, sprang herunter und spähte die Böschung hinauf, wo sich einige Mitarbeiter des Sheriffs um eine ziemlich weit von uns entfernte Betonstrebe versammelt hatten. Ich sah, wie der Körper des Toten in der steifen Brise baumelte, die inzwischen über dem Wasser aufgekommen war. »Du wartest besser hier, bis ich die Lage sondiert habe«, sagte ich.
© 2013 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg
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Autoren-Porträt von Linda Ladd
Linda Ladd ist die erfolgreiche Autorin nervenaufreibender Psychothriller. Seit 1984 hat sie 21 Romane veröffentlicht, die Gesamtauflage ihrer Titel umfasst mehr als drei Millionen Exemplare. Linda Ladd hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Missouri. Mehr über die Autorin erfahren Sie unter www.lindaladd.com.
Bibliographische Angaben
- Autor: Linda Ladd
- 2013, 1, 448 Seiten, Masse: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3863652932
- ISBN-13: 9783863652937
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