Cult - Spiel der Toten
Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast. Thriller
Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast. Diesmal steht er unter besonderem Druck: einer seiner Freunde wurde brutal ermordet. Bei seinen Ermittlungen stößt Pendergast auf Unglaubliches!
Special Agent Pendergast...
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Produktinformationen zu „Cult - Spiel der Toten “
Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast. Diesmal steht er unter besonderem Druck: einer seiner Freunde wurde brutal ermordet. Bei seinen Ermittlungen stößt Pendergast auf Unglaubliches!
Special Agent Pendergast steht unter Schock. Einer seiner Freunde wurde brutal ermordet. Anscheinend von einem Mann, der bereits einige Wochen zuvor Selbstmord begangen hatte. Die Presse bekommt Wind von der Sache und die Schlagzeile "Zombies in New York" sorgt bei der Bevölkerung für Angst und Schrecken. Können sich Tote wirklich aus ihren Gräbern erheben? Pendergast findet eine Spur, die ihn zu einer Sekte führt, die dunkle Ziele verfolgt.
Klappentext zu „Cult - Spiel der Toten “
"Da war dieses bizarre Zeug, das der Mörder zurückgelassen hatte: ein Gebinde aus Federn, verschnürt mit einem grünen Bindfaden.Ein Kleidungsstück, bestickt mit bunten Pailletten.
Ein Papierbeutel mit einer merkwürdigen Zeichnung darauf. Das alles hatte der Killer in die Blutlache gelegt wie Opfergaben."
Schock für Special Agent Pendergast: Einer seiner Freunde wird brutal ermordet von einem Mann, der bereits vor einigen Wochen Selbstmord begangen hat! ZOMBIES IN NEW YORK diese Schlagzeile sorgt in kürzester Zeit für Angst und Schrecken. Aber ist es wirklich möglich, dass die Toten sich aus ihren Gräbern erheben? Pendergast findet eine Spur, die ihn in die Katakomben unter einer alten Kirche führt den Sitz einer Sekte, die dunkle Ziele verfolgt
Hochspannung garantiert:
Der neue Bestseller des Erfolgsduos
Douglas Preston & Lincoln Child!
"Da war dieses bizarre Zeug, das der Mörder zurückgelassen hatte: ein Gebinde aus Federn, verschnürt mit einem grünen Bindfaden. Ein Kleidungsstück, bestickt mit bunten Pailletten. Ein Papierbeutel mit einer merkwürdigen Zeichnung darauf. Das alles hatte der Killer in die Blutlache gelegt - wie Opfergaben." Schock für Special Agent Pendergast: Einer seiner Freunde wird brutal ermordet - von einem Mann, der bereits vor einigen Wochen Selbstmord begangen hat! ZOMBIES IN NEW YORK - diese Schlagzeile sorgt in kürzester Zeit für Angst und Schrecken. Aber ist es wirklich möglich, dass die Toten sich aus ihren Gräbern erheben? Pendergast findet eine Spur, die ihn in die Katakomben unter einer alten Kirche führt - den Sitz einer Sekte, die dunkle Ziele verfolgt ... Hochspannung garantiert: Der neue Bestseller des Erfolgsduos Douglas Preston & Lincoln Child!
Lese-Probe zu „Cult - Spiel der Toten “
Cult – Spiel der Toten von Douglas Preston und Lincoln Child1
»Kannst du das glauben, Bill? Ich kann’s nämlich immer noch nicht. Sie haben es mir vor fast zwölf Stunden mitgeteilt, aber ich fasse es noch immer nicht.«
»Glaub’s nur, Süße.« William Smithback jr. reckte seine schlaksigen Glieder, streckte sich auf dem Sofa im Wohnzimmer aus und legte seiner Frau den Arm um die Schultern. »Gibt’s noch einen Schluck von dem Port für mich?«
Nora schenkte nach. Er hielt das Glas ins Licht und bewunderte die granatrote Farbe. Der gute Tropfen hatte ihn hundert Dollar gekostet – und er war es wert. Er nippte und atmete durch die Nase aus. »Du bist der neue Star im Museum. Wart’s ab. In fünf Jahren machen die dich zur Dekanin der naturwissenschaftlichen Abteilung.«
»Werd nicht albern.«
»Nora, in drei aufeinanderfolgenden Jahren wurde der Etat gekürzt, und trotzdem hat man deiner Forschungsreise grünes Licht gegeben. Dein neuer Chef ist doch kein Trottel.« Smithback schmiegte sein Gesicht an Noras Haar. Obwohl sie nun schon so lange verheiratet waren, fand er den Geruch – eine Spur Zimt, ein Hauch Wacholder – jedes Mal aufs Neue erregend.
»Stell dir mal vor, wir wären im kommenden Sommer wieder in Utah bei einer Ausgrabung! Das heißt, wenn du dir zu der Zeit freinehmen kannst.«
»Mir stehen für dieses Jahr noch vier Wochen Urlaub zu. Ich werde den Leuten bei der Times zwar wahnsinnig fehlen, aber dann müssen sie eben ohne mich klarkommen.« Er trank noch einen Schluck und schwenkte den Portwein im Mund. »Mit Nora Kelly auf Expedition Nummer drei gehen. Du hättest mir kein schöneres Geschenk zum Hochzeitstag machen können.«
Nora blickte ihn ironisch an. »Ich dachte eigentlich, du hättest mir
... mehr
das Abendessen heute geschenkt.«
»Stimmt. Das war mein Geschenk.«
»Und es war perfekt. Danke.«
Smithback erwiderte ihr Zwinkern. Er hatte Nora in sein Lieblingsrestaurant eingeladen, das Café des Artistes in der West 67. Straße. Es gab kein besseres Lokal für ein romantisches Dinner: die sanfte, verführerische Beleuchtung, die gemütlichen Polsterbänke, die pikanten Gemälde von Howard Chandler Christy an den Wänden und schließlich, als Krönung von allem, die exquisiten Speisen.
Er merkte, dass Nora ihn ansah. In ihren Augen und in dem schlauen Lächeln lag ein Versprechen, dass er sich auf noch ein Geschenk zum Hochzeitstag freuen könne. Er küsste sie auf die Wange und zog sie enger an sich.
Sie seufzte. »Sie haben mir jeden Penny bewilligt, um den ich gebeten habe.«
Smithback murmelte eine Antwort. Er war’s zufrieden, mit seiner Frau zu schmusen und das Menü, das er vorhin verzehrt hatte, Revue passieren zu lassen. Als Aperitif hatte er sich für zwei steife Martinis entschieden, als Vorspeise für den Charcuterie- Teller. Als Hauptgang konnte er dann dem Steak béarnaise nicht widerstehen, medium gebraten, mit Pommes frites und einer großen Portion Rahmspinat. Wobei er sich anschließend natürlich auch noch ordentlich bei Noras Rehrücken bedient hatte …
»Begreifst du eigentlich, was das bedeutet? Ich könnte meine Untersuchungen zur Verbreitung des Kachina-Kults im Südwesten abschließen.«
»Das wäre phantastisch.« Zum Dessert hatte es Schokoladen- Fondue für zwei gegeben und zum Abschluss verschiedene herrlich stinkige französische Käsesorten. Smithback ließ die freie Hand leicht auf seinem Bauch ruhen.
Auch Nora verfi el in Schweigen, und so blieben sie eine Weile ruhig liegen, zufrieden, die Gegenwart des anderen zu genießen.
Smithback warf seiner Frau einen verstohlenen Blick zu.
Ein Gefühl des Behagens breitete sich über ihm aus wie eine Decke. Er war kein religiöser Mensch, eigentlich nicht, und doch empfand er es als Segen Gottes, hier zu sein, in dieser schicken Wohnung in der großartigsten Stadt der Welt, und genau den Job zu haben, von dem er immer geträumt hatte. Und in Nora hatte er nicht weniger als die perfekte Partnerin gefunden. In den Jahren seit ihrem ersten Kennenlernen hatten sie viel gemeinsam durchgemacht, aber die Schwierigkeiten und Gefahren hatten sie einander nur noch näher gebracht. Nora war nicht nur schön und grazil, hatte nicht nur einen lukrativen Job, der ihr Spaß machte, und war gefeit gegen Nörgeleien, dazu einfühlsam und intelligent, sie hatte sich auch als ideale Seelengefährtin entpuppt. Und als er sie so ansah, musste er unwillkürlich lächeln. Nora war ganz einfach zu gut, um wahr zu sein.
Sie regte sich. »Ich darf es mir nicht allzu gemütlich machen.
Jedenfalls noch nicht.«
»Wieso denn nicht?«
Sie löste sich von ihm und ging in die Küche, um ihre Handtasche zu holen. »Weil ich noch etwas besorgen muss.«
Er sah verdutzt drein. »So spät noch?«
»Ich bin in zehn Minuten wieder da.« Sie kehrte zum Sofa zurück und beugte sich über ihn, strich ihm die Haare aus der Stirn und gab ihm einen Kuss. »Rühr dich ja nicht vom Fleck, mein großer Junge«, sagte sie leise.
»Machst du Witze? Ich bin der Fels von Gibraltar.«
Sie lächelte, strich ihm noch einmal übers Haar und ging dann Richtung Wohnungstür.
»Gib auf dich acht«, rief er ihr hinterher. »Denk an die merkwürdigen Päckchen, die wir bekommen haben.«
»Keine Sorge. Ich bin ein großes Mädchen.« Kurz darauf fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Smithback verschränkte die Hände hinterm Kopf und streckte sich seufzend auf dem Sofa aus. Er hörte, wie Noras Schritte auf dem Flur verhallten, dann das Klingeln des Aufzugs.
Schließlich war alles still bis auf das leise Brausen des Stadtverkehrs draußen.
Er konnte sich schon denken, wohin sie gegangen war – zur Patisserie an der Ecke. Die hatte bis Mitternacht geöffnet, und dort gab es seine Lieblingstorten. Eine besondere Vorliebe hatte Smithback für die praline génoise mit Calvados-Buttercreme. Mit etwas Glück hatte Nora zur Feier des heutigen Tages genau diesen Kuchen bestellt.
Und so lag er auf dem Sofa in dem schwach erleuchteten Apartment und lauschte den Geräuschen Manhattans. Die Cocktails, die er getrunken hatte, verlangsamten seine Denkvorgänge ein klein bisschen. Ihm fi el eine Zeile aus einer Kurzgeschichte von James Thurber ein: auf eine schläfrige, umnebelte Weise glücklich und zufrieden. Er hatte schon immer eine fraglose, völlig unkritische Zuneigung zu den Texten seines Journalistenkollegen und Schriftstellers James Thurber empfunden. Wie auch für die Geschichten von Robert E. Howard, der großartige Schundromane geschrieben hatte. Der eine, fand Smithback, hatte sich immer zu sehr bemüht, der andere zu wenig.
Aus irgendeinem Grund kehrten seine Gedanken zu jenem Sommertag zurück, an dem er Nora kennengelernt hatte. Die vielen Erinnerungen tauchten wieder auf: Arizona, Lake Powell, der heiße Parkplatz, die große Limousine, in der er eingetroffen war. Er schüttelte den Kopf und lächelte. Nora Kelly war ihm zunächst wie eine ziemliche Zicke vorgekommen, eine frischgebackene Dr. phil. mit Komplexen. Andererseits hatte auch er keinen besonders guten Eindruck gemacht und sich wie ein Vollidiot aufgeführt, das stand mal fest. Doch das lag jetzt vier Jahre zurück, oder fünf … Herrje, war die Zeit wirklich so schnell vergangen?
Von draußen vor der Wohnungstür war ein Scharren zu hören, dann das Kratzen eines Schlüssels im Schloss. Nora? Schon zurück?
Er wartete darauf, dass sich die Tür öffnete, aber stattdessen kratzte der Schlüssel noch einmal, als habe Nora Schwierigkeiten mit dem Schloss. Vielleicht balancierte sie ja einen Kuchen auf dem Arm. Er wollte gerade aufstehen, um ihr zu öffnen, als die Tür plötzlich knarrend aufging und im Eingangsfl ur Schritte zu hören waren.
»Wie versprochen, ich bin immer noch da«, rief er. »Mr. Gibraltar persönlich.«
Er hörte noch einen Schritt. Irgendwie klang das aber nicht nach Nora. Er war zu langsam und schwer und hörte sich irgendwie watschelnd, unsicher an.
Smithback setzte sich auf dem Sofa auf. In der kleinen Diele zeichnete sich undeutlich eine Gestalt ab, erhellt vom Licht aus dem dahinterliegenden Korridor außerhalb der Wohnung. Die Gestalt war so groß und breitschultrig, dass es sich unmöglich um Nora handeln konnte.
»Wer zum Teufel sind Sie?«, rief Smithback.
Rasch griff er nach der Lampe auf dem Beistelltisch neben sich und knipste sie an. Er erkannte die Person fast auf Anhieb.
Oder meinte doch, sie zu erkennen – aber irgendetwas stimmte mit dem Gesicht nicht. Es war aschfahl, aufgedunsen, fast breiig. Es wirkte krank … oder Schlimmeres.
»Colin?«, rief Smithback. »Sind Sie’s? Was zum Teufel machen Sie in meiner Wohnung?«
In diesem Augenblick sah er das Schlachtermesser.
Sofort sprang er auf. Die Gestalt schlurfte ein paar Schritte näher und versperrte ihm den Weg. Ein kurzer, furchtbarer Moment des Stillstands. Dann stach das Messer zu, mit furchterregender Geschwindigkeit sauste es durch die Luft, dorthin, wo Smithback vor weniger als einer Sekunde noch gestanden hatte.
»Was zum Teufel … ?«, brüllte Smithback.
Wieder stach das Messer zu. Verzweifelt versuchte er, dem Hieb auszuweichen, fi el über den Beistelltisch und stieß ihn dabei um. Er rappelte sich auf und schaute seinem Angreifer mitten ins Gesicht – tief in der Hocke, die Hände abwehrend geöffnet, die Finger gespreizt und bereit. Rasch blickte er sich nach einer Waffe um. Nichts. Der Kerl stand zwischen ihm und der Küche. Wenn er an ihm vorbeikam, könnte er sich ein Messer schnappen und Waffengleichheit herstellen.
Er zog leicht den Kopf ein, hielt einen Ellbogen nach vorn und griff an. Der Mann taumelte unter der Attacke zwar nach hinten, aber im letzten Augenblick zuckte die Hand mit dem Messer nach vorn und schlitzte Smithback den Arm auf, eine tiefe Wunde vom Ellbogen bis zur Schulter. Vor Überraschung und Schmerz schrie Smithback auf und drehte sich zu einer Seite weg – und empfand gleichzeitig einen extrem kalten Schmerz, als ihm das Messer tief ins Kreuz gerammt wurde.
Die Klinge schien endlos in ihn einzudringen und seine innersten Organe zu treffen, so dass ihn ein Schmerz durchzuckte te, wie er ihn ähnlich nur einmal im Leben verspürt hatte.
Smithback keuchte auf, stürzte zu Boden und versuchte zu fliehen. Er spürte, wie das Messer aus ihm herausgezogen, dann wieder hineingestoßen wurde. Plötzlich war da etwas Feuchtes auf seinem Rücken, als ob ihn jemand mit warmem Wasser übergießen würde.
Er mobilisierte all seine Kräfte und rappelte sich auf. Mit dem Mut der Verzweiflung ging er auf seinen Angreifer los und schlug mit den blanken Fäusten auf ihn ein. Wieder und wieder zerschnitt das Messer Smithbacks Handknöchel, aber das spürte er schon nicht mehr. Unter seinem wütenden Angriff taumelte der Mann nach hinten. Das war seine Chance! Blitzartig machte er kehrt, in der Absicht, sich in die Küche zurückzuziehen. Aber es kam ihm vor, als ob der Fußboden aus der Waagerechten kippte, außerdem verspürte er inzwischen bei jedem Atemzug ein merkwürdiges Brodeln in der Brust. Er wankte in die Küche. Keuchend und um sein Gleichgewicht ringend tastete er mit feuchten Händen nach der Schublade mit den Küchenmessern. Aber noch während er sie aufzog, sah er einen Schatten auf den Küchentresen fallen … und dann traf ihn nochmals ein furchtbar tiefer Messerstich, diesmal zwischen den Schulterblättern. Er versuchte sich fortzudrehen, aber immer wieder stieß das Messer zu, hob und senkte sich, bis die karmesinrote Klinge immer undeutlicher und es rings um ihn dunkel wurde …
So hebt mich auf den Scheiterhaufen – alles vergangen, getan; das
Fest ist vorbei, und alle Lichter aus fortan …
Die Fahrstuhltüren glitten auseinander. Nora trat hinaus in
den Flur. Sie hatte sich beeilt, und mit ein wenig Glück würde
Bill noch auf dem Sofa liegen, vielleicht den Roman von Thackeray lesen, von dem er ihr schon die ganze Woche vorgeschwärmt hatte. Behutsam balancierte sie den Kuchen-Karton auf der Handfläche, während sie mit der anderen Hand nach dem Wohnungsschlüssel suchte. Bill hatte bestimmt schon erraten, wohin sie gegangen war, aber es war eben schwer, den Partner am ersten Hochzeitstag zu überraschen …
Irgendetwas stimmte nicht. Sie war so in Gedanken versunken, dass ihr erst nach einem Moment klar wurde, was sie störte: Die Wohnungstür stand sperrangelweit offen. Jemand kam aus der Wohnung. Nora kannte den Mann. Seine Kleidung war blutdurchtränkt, in der Hand hielt er ein großes Messer. Und während er stehen blieb und zu ihr hinblickte, tropfte von seinem Messer Blut auf den Boden. Instinktiv und ohne nachzudenken ließ Nora den Kuchen-Karton und den Schlüssel fallen und stürzte sich auf ihn. Gleichzeitig kamen Nachbarn aus ihren Wohnungen, riefen vor Angst und Schrecken laut durcheinander. Als sie auf den Mann losging, hob dieser das Messer, aber sie schlug seine Hand weg und versetzte ihm einen Schlag in den Solarplexus.
Er holte aus und schleuderte sie gegen die gegenüberliegende Wand des Flurs, so dass sie mit dem Kopf auf den harten Verputz prallte. Nora sank zu Boden und sah nur noch Sternchen. Mit erhobenem Messer schlurfte er auf sie zu. Sie wich der Klinge aus, mit der er von oben auf sie einstechen wollte, dann versetzte er ihr einen brutalen Fußtritt gegen den Kopf und holte nochmals mit dem Messer aus. Schreie hallten auf dem Korridor wider. Doch Nora hörte sie nicht. Sie konnte nichts mehr erkennen, sondern sah nur noch verschwommene Bilder.
Und dann verschwanden auch die.
Übersetzung: Michael Benthack
Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe bei Droemer Verlag.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
»Stimmt. Das war mein Geschenk.«
»Und es war perfekt. Danke.«
Smithback erwiderte ihr Zwinkern. Er hatte Nora in sein Lieblingsrestaurant eingeladen, das Café des Artistes in der West 67. Straße. Es gab kein besseres Lokal für ein romantisches Dinner: die sanfte, verführerische Beleuchtung, die gemütlichen Polsterbänke, die pikanten Gemälde von Howard Chandler Christy an den Wänden und schließlich, als Krönung von allem, die exquisiten Speisen.
Er merkte, dass Nora ihn ansah. In ihren Augen und in dem schlauen Lächeln lag ein Versprechen, dass er sich auf noch ein Geschenk zum Hochzeitstag freuen könne. Er küsste sie auf die Wange und zog sie enger an sich.
Sie seufzte. »Sie haben mir jeden Penny bewilligt, um den ich gebeten habe.«
Smithback murmelte eine Antwort. Er war’s zufrieden, mit seiner Frau zu schmusen und das Menü, das er vorhin verzehrt hatte, Revue passieren zu lassen. Als Aperitif hatte er sich für zwei steife Martinis entschieden, als Vorspeise für den Charcuterie- Teller. Als Hauptgang konnte er dann dem Steak béarnaise nicht widerstehen, medium gebraten, mit Pommes frites und einer großen Portion Rahmspinat. Wobei er sich anschließend natürlich auch noch ordentlich bei Noras Rehrücken bedient hatte …
»Begreifst du eigentlich, was das bedeutet? Ich könnte meine Untersuchungen zur Verbreitung des Kachina-Kults im Südwesten abschließen.«
»Das wäre phantastisch.« Zum Dessert hatte es Schokoladen- Fondue für zwei gegeben und zum Abschluss verschiedene herrlich stinkige französische Käsesorten. Smithback ließ die freie Hand leicht auf seinem Bauch ruhen.
Auch Nora verfi el in Schweigen, und so blieben sie eine Weile ruhig liegen, zufrieden, die Gegenwart des anderen zu genießen.
Smithback warf seiner Frau einen verstohlenen Blick zu.
Ein Gefühl des Behagens breitete sich über ihm aus wie eine Decke. Er war kein religiöser Mensch, eigentlich nicht, und doch empfand er es als Segen Gottes, hier zu sein, in dieser schicken Wohnung in der großartigsten Stadt der Welt, und genau den Job zu haben, von dem er immer geträumt hatte. Und in Nora hatte er nicht weniger als die perfekte Partnerin gefunden. In den Jahren seit ihrem ersten Kennenlernen hatten sie viel gemeinsam durchgemacht, aber die Schwierigkeiten und Gefahren hatten sie einander nur noch näher gebracht. Nora war nicht nur schön und grazil, hatte nicht nur einen lukrativen Job, der ihr Spaß machte, und war gefeit gegen Nörgeleien, dazu einfühlsam und intelligent, sie hatte sich auch als ideale Seelengefährtin entpuppt. Und als er sie so ansah, musste er unwillkürlich lächeln. Nora war ganz einfach zu gut, um wahr zu sein.
Sie regte sich. »Ich darf es mir nicht allzu gemütlich machen.
Jedenfalls noch nicht.«
»Wieso denn nicht?«
Sie löste sich von ihm und ging in die Küche, um ihre Handtasche zu holen. »Weil ich noch etwas besorgen muss.«
Er sah verdutzt drein. »So spät noch?«
»Ich bin in zehn Minuten wieder da.« Sie kehrte zum Sofa zurück und beugte sich über ihn, strich ihm die Haare aus der Stirn und gab ihm einen Kuss. »Rühr dich ja nicht vom Fleck, mein großer Junge«, sagte sie leise.
»Machst du Witze? Ich bin der Fels von Gibraltar.«
Sie lächelte, strich ihm noch einmal übers Haar und ging dann Richtung Wohnungstür.
»Gib auf dich acht«, rief er ihr hinterher. »Denk an die merkwürdigen Päckchen, die wir bekommen haben.«
»Keine Sorge. Ich bin ein großes Mädchen.« Kurz darauf fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Smithback verschränkte die Hände hinterm Kopf und streckte sich seufzend auf dem Sofa aus. Er hörte, wie Noras Schritte auf dem Flur verhallten, dann das Klingeln des Aufzugs.
Schließlich war alles still bis auf das leise Brausen des Stadtverkehrs draußen.
Er konnte sich schon denken, wohin sie gegangen war – zur Patisserie an der Ecke. Die hatte bis Mitternacht geöffnet, und dort gab es seine Lieblingstorten. Eine besondere Vorliebe hatte Smithback für die praline génoise mit Calvados-Buttercreme. Mit etwas Glück hatte Nora zur Feier des heutigen Tages genau diesen Kuchen bestellt.
Und so lag er auf dem Sofa in dem schwach erleuchteten Apartment und lauschte den Geräuschen Manhattans. Die Cocktails, die er getrunken hatte, verlangsamten seine Denkvorgänge ein klein bisschen. Ihm fi el eine Zeile aus einer Kurzgeschichte von James Thurber ein: auf eine schläfrige, umnebelte Weise glücklich und zufrieden. Er hatte schon immer eine fraglose, völlig unkritische Zuneigung zu den Texten seines Journalistenkollegen und Schriftstellers James Thurber empfunden. Wie auch für die Geschichten von Robert E. Howard, der großartige Schundromane geschrieben hatte. Der eine, fand Smithback, hatte sich immer zu sehr bemüht, der andere zu wenig.
Aus irgendeinem Grund kehrten seine Gedanken zu jenem Sommertag zurück, an dem er Nora kennengelernt hatte. Die vielen Erinnerungen tauchten wieder auf: Arizona, Lake Powell, der heiße Parkplatz, die große Limousine, in der er eingetroffen war. Er schüttelte den Kopf und lächelte. Nora Kelly war ihm zunächst wie eine ziemliche Zicke vorgekommen, eine frischgebackene Dr. phil. mit Komplexen. Andererseits hatte auch er keinen besonders guten Eindruck gemacht und sich wie ein Vollidiot aufgeführt, das stand mal fest. Doch das lag jetzt vier Jahre zurück, oder fünf … Herrje, war die Zeit wirklich so schnell vergangen?
Von draußen vor der Wohnungstür war ein Scharren zu hören, dann das Kratzen eines Schlüssels im Schloss. Nora? Schon zurück?
Er wartete darauf, dass sich die Tür öffnete, aber stattdessen kratzte der Schlüssel noch einmal, als habe Nora Schwierigkeiten mit dem Schloss. Vielleicht balancierte sie ja einen Kuchen auf dem Arm. Er wollte gerade aufstehen, um ihr zu öffnen, als die Tür plötzlich knarrend aufging und im Eingangsfl ur Schritte zu hören waren.
»Wie versprochen, ich bin immer noch da«, rief er. »Mr. Gibraltar persönlich.«
Er hörte noch einen Schritt. Irgendwie klang das aber nicht nach Nora. Er war zu langsam und schwer und hörte sich irgendwie watschelnd, unsicher an.
Smithback setzte sich auf dem Sofa auf. In der kleinen Diele zeichnete sich undeutlich eine Gestalt ab, erhellt vom Licht aus dem dahinterliegenden Korridor außerhalb der Wohnung. Die Gestalt war so groß und breitschultrig, dass es sich unmöglich um Nora handeln konnte.
»Wer zum Teufel sind Sie?«, rief Smithback.
Rasch griff er nach der Lampe auf dem Beistelltisch neben sich und knipste sie an. Er erkannte die Person fast auf Anhieb.
Oder meinte doch, sie zu erkennen – aber irgendetwas stimmte mit dem Gesicht nicht. Es war aschfahl, aufgedunsen, fast breiig. Es wirkte krank … oder Schlimmeres.
»Colin?«, rief Smithback. »Sind Sie’s? Was zum Teufel machen Sie in meiner Wohnung?«
In diesem Augenblick sah er das Schlachtermesser.
Sofort sprang er auf. Die Gestalt schlurfte ein paar Schritte näher und versperrte ihm den Weg. Ein kurzer, furchtbarer Moment des Stillstands. Dann stach das Messer zu, mit furchterregender Geschwindigkeit sauste es durch die Luft, dorthin, wo Smithback vor weniger als einer Sekunde noch gestanden hatte.
»Was zum Teufel … ?«, brüllte Smithback.
Wieder stach das Messer zu. Verzweifelt versuchte er, dem Hieb auszuweichen, fi el über den Beistelltisch und stieß ihn dabei um. Er rappelte sich auf und schaute seinem Angreifer mitten ins Gesicht – tief in der Hocke, die Hände abwehrend geöffnet, die Finger gespreizt und bereit. Rasch blickte er sich nach einer Waffe um. Nichts. Der Kerl stand zwischen ihm und der Küche. Wenn er an ihm vorbeikam, könnte er sich ein Messer schnappen und Waffengleichheit herstellen.
Er zog leicht den Kopf ein, hielt einen Ellbogen nach vorn und griff an. Der Mann taumelte unter der Attacke zwar nach hinten, aber im letzten Augenblick zuckte die Hand mit dem Messer nach vorn und schlitzte Smithback den Arm auf, eine tiefe Wunde vom Ellbogen bis zur Schulter. Vor Überraschung und Schmerz schrie Smithback auf und drehte sich zu einer Seite weg – und empfand gleichzeitig einen extrem kalten Schmerz, als ihm das Messer tief ins Kreuz gerammt wurde.
Die Klinge schien endlos in ihn einzudringen und seine innersten Organe zu treffen, so dass ihn ein Schmerz durchzuckte te, wie er ihn ähnlich nur einmal im Leben verspürt hatte.
Smithback keuchte auf, stürzte zu Boden und versuchte zu fliehen. Er spürte, wie das Messer aus ihm herausgezogen, dann wieder hineingestoßen wurde. Plötzlich war da etwas Feuchtes auf seinem Rücken, als ob ihn jemand mit warmem Wasser übergießen würde.
Er mobilisierte all seine Kräfte und rappelte sich auf. Mit dem Mut der Verzweiflung ging er auf seinen Angreifer los und schlug mit den blanken Fäusten auf ihn ein. Wieder und wieder zerschnitt das Messer Smithbacks Handknöchel, aber das spürte er schon nicht mehr. Unter seinem wütenden Angriff taumelte der Mann nach hinten. Das war seine Chance! Blitzartig machte er kehrt, in der Absicht, sich in die Küche zurückzuziehen. Aber es kam ihm vor, als ob der Fußboden aus der Waagerechten kippte, außerdem verspürte er inzwischen bei jedem Atemzug ein merkwürdiges Brodeln in der Brust. Er wankte in die Küche. Keuchend und um sein Gleichgewicht ringend tastete er mit feuchten Händen nach der Schublade mit den Küchenmessern. Aber noch während er sie aufzog, sah er einen Schatten auf den Küchentresen fallen … und dann traf ihn nochmals ein furchtbar tiefer Messerstich, diesmal zwischen den Schulterblättern. Er versuchte sich fortzudrehen, aber immer wieder stieß das Messer zu, hob und senkte sich, bis die karmesinrote Klinge immer undeutlicher und es rings um ihn dunkel wurde …
So hebt mich auf den Scheiterhaufen – alles vergangen, getan; das
Fest ist vorbei, und alle Lichter aus fortan …
Die Fahrstuhltüren glitten auseinander. Nora trat hinaus in
den Flur. Sie hatte sich beeilt, und mit ein wenig Glück würde
Bill noch auf dem Sofa liegen, vielleicht den Roman von Thackeray lesen, von dem er ihr schon die ganze Woche vorgeschwärmt hatte. Behutsam balancierte sie den Kuchen-Karton auf der Handfläche, während sie mit der anderen Hand nach dem Wohnungsschlüssel suchte. Bill hatte bestimmt schon erraten, wohin sie gegangen war, aber es war eben schwer, den Partner am ersten Hochzeitstag zu überraschen …
Irgendetwas stimmte nicht. Sie war so in Gedanken versunken, dass ihr erst nach einem Moment klar wurde, was sie störte: Die Wohnungstür stand sperrangelweit offen. Jemand kam aus der Wohnung. Nora kannte den Mann. Seine Kleidung war blutdurchtränkt, in der Hand hielt er ein großes Messer. Und während er stehen blieb und zu ihr hinblickte, tropfte von seinem Messer Blut auf den Boden. Instinktiv und ohne nachzudenken ließ Nora den Kuchen-Karton und den Schlüssel fallen und stürzte sich auf ihn. Gleichzeitig kamen Nachbarn aus ihren Wohnungen, riefen vor Angst und Schrecken laut durcheinander. Als sie auf den Mann losging, hob dieser das Messer, aber sie schlug seine Hand weg und versetzte ihm einen Schlag in den Solarplexus.
Er holte aus und schleuderte sie gegen die gegenüberliegende Wand des Flurs, so dass sie mit dem Kopf auf den harten Verputz prallte. Nora sank zu Boden und sah nur noch Sternchen. Mit erhobenem Messer schlurfte er auf sie zu. Sie wich der Klinge aus, mit der er von oben auf sie einstechen wollte, dann versetzte er ihr einen brutalen Fußtritt gegen den Kopf und holte nochmals mit dem Messer aus. Schreie hallten auf dem Korridor wider. Doch Nora hörte sie nicht. Sie konnte nichts mehr erkennen, sondern sah nur noch verschwommene Bilder.
Und dann verschwanden auch die.
Übersetzung: Michael Benthack
Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe bei Droemer Verlag.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
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Autoren-Porträt von Lincoln Child, Douglas Preston
Douglas Preston, geb. 1956 in Cambridge, Massachusetts, studierte in Kalifornien zunächst Mathematik, Biologie, Chemie, Physik, Geologie, Anthropologie und Astrologie und später Englische Literatur. Nach dem Examen startete er seine Karriere beim 'American Museum of Natural History' in New York. Eines Nachts, als Preston seinen Freund Lincoln Child auf eine mitternächtliche Führung durchs Museum einlud, entstand dort die Idee zu ihrem ersten gemeinsamen Thriller 'Relic', dem viele weitere internationale Bestseller folgten. Douglas Preston schreibt auch Solo-Bücher und verfasst regelmässig Artikel für diverse Magazine. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern an der US-Ostküste.Lincoln Child, geb. 1957 in Westport, Connecticut, arbeitete nach seinem Studium der Englischen Literatur zunächst als Verlagslektor und später für einige Zeit als Programmierer und System-Analytiker. Während der Recherchen zu einem Buch über das American Museum of Natural History in New York lernte er Douglas Preston kennen und entschloss sich nach dem Erscheinen des gemeinsam verfassten Thrillers 'Relic', Vollzeit-Schriftsteller zu werden. Obwohl die beiden Erfolgsautoren 500 Meilen voneinander entfernt leben, schreiben sie ihre Megaseller gemeinsam: per Telefon, Fax und übers Internet. Lincoln Child publiziert darüber hinaus auch eigene Bücher . Er lebt er mit Frau und Tochter in New Jersey.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Lincoln Child , Douglas Preston
- 2010, 502 Seiten, Masse: 15 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Benthack, Michael
- Übersetzer: Michael Benthack
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426198096
- ISBN-13: 9783426198094
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