Christmas at Tiffany's (Wunderschöne Weihnachtsromantik in New York)

Seit 10 Jahren schreibt Greta MIlan, die sehr gerne alle Genres gelesen hat und liest. Sie scheint auch "Breakfast at Tiffany's" zu kennen, weil der Titel ihres Buches eine geniale Reminiszenz an diesen Buchtitel von Truman Capote ist.
Das geniale Cover in hellblau mit den dezent verteilten Schneeflocken und Mistelzweigen mit Diamanten dazwischen stimmt mich auf den Inhalt des Buches ein und greift gleichzeitig in der Illustration den Buchtitel auf.
Wenn Holly Golightly von Capote aus der untersten Schicht stammt und sich als Begleitdame hinaufarbeitet, so ist Ally Harford den umgekehrten Weg gegangen.
Aus der Oberflächlichkeit der berühmten Upperclass und den Machtspielchen der ungemein mächtigen Männer und Familien bricht sie aus.
Warum? Wegen sexueller Gewalt, die sie zwar kurz vor der Nötigung zum Sexualverkehr abwehrt, bricht sie mit ihrem Vater, der sie mit ihrem "Peiniger", den sie für einen Freund gehalten hatte, verheiraten möchte.
Als teilweise emanzipierte Frau habe ich mir gedacht: "Geht es noch?" Da wendet sich eine verzweifelte Tochter an ihren Vater, der sie vor weiteren Übergriffe von Seiten dieses unbeherrschten und Druck ausübenden Stalkers bewahren soll, doch dieser will sie zur Ehe zwingen, weil die Familieninteressen, was das Wirtschaftliche betrifft, gut zusammenpassen.
Ally schafft es, in ihrer Notsituation, weil sie alles an Geld zurücklässt und ein neues eigenständiges Leben beginnen will, bei Tiffany's einen Job zu bekommen. Dort erlebt sie Kollegialität und Zusammenhalt. Sie studiert weiter, arbeitet und lernt langsam wieder unter Menschen zu gehen.
Das Schicksal stösst sie wortwörtlich zu Lucien, der Parfumeur werden will.
Die Charaktere, die Situationen sind dermassen authentisch dargestellt, dass ich mich in diese glaubwürdige Geschichte mit ihrer Lebendigkeit und den überraschenden Wendungen regelrecht verliebt habe.
Die Entwicklung der Handlung, die unterschiedlichen Handlungsfäden sind gut miteinander verwoben. Die Protagonistin Ally erzählt die Geschichte, die wir aus ihrer Sicht miterleben. Wir zittern als Lesenden mit ihr mit und bewundern ihr Durchhaltevermögen, den strahlenden Halbfranzosen Lucien und seine Zwillingsschwester Ondine. Wir erleben Tristan und Gideon Sterling, die Ally beide in einen Topf wirft.
Doch Gideon scheint sich verändert zu haben, weil Luciens Schwester sich mit ihm verlobt.
Chloé ist Allys Freundin, Kollegin und Vermieterin. Sie erlebt vieles mit, ist von Ally enttäuscht, weil sie auszieht wegen Tristan, der sie weiterhin verfolgt und es schafft, Lucien aus seinem Job zu entfernen. Aus Angst um ihre Kollginnen und Kollegen, die schon zu ihren Freundinnen und Freunden zählen, lässt sie alle hinter sich und geht zur Soiree ihres Vater. Dort schafft sie es zuerst nicht, Tristan vor allen bloss zu stellen. Gideon gelingt es sie wütend zu machen, so dass sie Tristan vor allen eine Ohrfeige gibt. Sie stellt klar, dass sie keineswegs mit ihm Sex haben wollte, dass er sie zur Verlobung gezwungen hat und dass ihr Vater sie zur Heirat mit diesem Mann bringen wollte. Gideon ist es schliesslich, der seinen Bruder fragt, ob das wirklich so war. Er fragt ihn auch, ob er Luciens Entlassung erwirkt hat. Schliesslich muss Tristan die Soiree verlassen.
Ally ist zwar von der Belästigung von Tristan befreit, doch Lucien noch mit ihr zusammen sein will, weiss sie bis Weihnachten noch nicht. Allerdings haben wir erfahren, dass Allys Vater nie so liebevoll und warmherzig wie ihre Mutter war. Er wollte einfach, dass Ally sich seinem Willen unterordnet und hat sie mehr oder weniger zu ihrem BWL Studium gezwungen. Er hat dafür gesorgt, dass Allys Noten in Kunst und Zeichnen immer schlechter wurden.
Wie im Märchen endet das Buch irgendwie. Doch mehr sei darüber nicht verraten.
Ich finde dieses Buch gut und glaubwürdig erzählt, finde die Handlungstränge überzeugend, die langsamen Enthüllungen und die sich langsam heranschleichenden Katastrophen durchzogen mit Freundschaft und Hilfsbereitschaft berührend und das Ende einfach märchenhaft. Es wird genügend ausgespart, um die Phantasie der Leserschaft anzuregen. Das Buch hat als Zielpublikum Frauen, Jugendliche und alle, die träumen wollen bzw. können. Ein Liebesroman ist es, gleichzeitig ein Entwicklungroman und eine Art von modernem Märchen mit einem umgekehrten Cinderella-Motiv. Viel Spass bei der Lektüre.