Asiatische Revolutionen
Europa und der Aufstieg und Fall asiatischer Imperien (1600-1830). Habilitationsschrift
Die politische Landkarte Asiens befand sich im 17. und 18. Jahrhundert in unruhiger, krisenhafter Bewegung. Vom Bosporus über Iran, von Nordindien und Südostasien bis nach China durchschritten die asiatischen Monarchien Phasen der staatlichen Umgestaltung...
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Produktinformationen zu „Asiatische Revolutionen “
Die politische Landkarte Asiens befand sich im 17. und 18. Jahrhundert in unruhiger, krisenhafter Bewegung. Vom Bosporus über Iran, von Nordindien und Südostasien bis nach China durchschritten die asiatischen Monarchien Phasen der staatlichen Umgestaltung und des dynastischen Niedergangs. Europäische Beobachter haben diese Revolutionen sehr genau verfolgt und beschrieben. Im Spiegel der Geschichte des "Orients" wollte Europa sich selbst besser erkennen, indem es die eigenen politischen Erfahrungen immer wieder neu mit denen der "Anderen" verglich. Auf ungewöhnlich breiter Quellenbasis rekonstruiert dieses Buch die universalhistorische Erfassung Asiens als einen geistigen Aneignungsprozess, in dem europäische Revolutionsdiskurse und asiatische Geschichtsschreibung, geschichtsphilosophische Entwicklungsmodelle und Ideologien des Kolonialismus miteinander verwoben waren.
Globalgeschichte: Herausgegeben von Sebastian Conrad, Andreas Eckert und Margrit Pernau
Globalgeschichte: Herausgegeben von Sebastian Conrad, Andreas Eckert und Margrit Pernau
Klappentext zu „Asiatische Revolutionen “
Die politische Landkarte Asiens befand sich im 17. und 18. Jahrhundert in unruhiger, krisenhafter Bewegung. Vom Bosporus über Iran, von Nordindien und Südostasien bis nach China durchschritten die asiatischen Monarchien Phasen der staatlichen Umgestaltung und des dynastischen Niedergangs. Europäische Beobachter haben diese Revolutionen sehr genau verfolgt und beschrieben. Im Spiegel der Geschichte des "Orients" wollte Europa sich selbst besser erkennen, indem es die eigenen politischen Erfahrungen immer wieder neu mit denen der "Anderen" verglich. Auf ungewöhnlich breiter Quellenbasis rekonstruiert dieses Buch die universalhistorische Erfassung Asiens als einen geistigen Aneignungsprozess, in dem europäische Revolutionsdiskurse und asiatische Geschichtsschreibung, geschichtsphilosophische Entwicklungsmodelle und Ideologien des Kolonialismus miteinander verwoben waren.Globalgeschichte: Herausgegeben von Sebastian Conrad, Andreas Eckert und Margrit Pernau
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Asiatische Revolutionen “
Einleitung"Unser Zeitalter ist bekannt für die gewaltigen und seltsamen Revolutionen, die in ihm stattfinden. ... Revolten geschehen häufig im Osten wie im Westen, und gerade jene Nation, die sich entschieden vom Rest der Welt abgeschlossen hat, sieht ihre Grosse Mauer, die sie von seinen barbarischen Nachbarn abtrennt, niederstürzen und ihre Provinzen verwüstet".Robert Mentet de SalmonetFür Robert Mentet de Salmonet, Sekretär des Kardinals de Retz in Frankreich, war die Staatskrise des chinesischen Kaiserreichs eigentlich ein sehr fernes Geschehen. Über 8.000 Kilometer trennten ihn vom Ort der Ereignisse. Gerade darum aber war für ihn China, das 1644 einen blutigen Dynastiewechsel erlebte, besonders gut geeignet, die Präsenz einer allumfassenden Menschheitskrise zu beweisen. In seinem Buch Histoire des troubles de la Grand Bretagne schildert de Salmonet die näheren Umstände eines konkreten und überaus konfliktträchtigen Moments der englischen Geschichte. Das Parlament hatte sich gegen König Karl I. gestellt. Nach Aufständen in Schottland und Irland war das Land 1642 in einen Bürger-krieg gestürzt. Sieben Jahre später wurde der Monarch in London hinge-richtet und England zur Republik.Doch der politische Umsturz in England war nicht das einzige zeit-genössische Ereignis dieser Art. Ganz Europa wurde im 17. Jahrhundert von politischen Unruhen heimgesucht. De Salmonet schrieb im Jahr 1649, das heisst zur Zeit der Fronde in Frankreich und des ausgehenden Dreissig-jährigen Krieges in Mitteleuropa. Es gab Adelsrevolten und Volksauf-stände in Katalonien, Portugal, Neapel und noch anderen Orten Europas. Weite Teile des Kontinents hatten sich in Schlachtfelder oder Hunger-regionen verwandelt. In Geschichtsschreibung, überlieferten Selbstzeug-nissen, in Literatur und Kunst sind das Krisenbewusstsein und die Um-bruchserfahrungen der Epoche noch heute mit Händen zu greifen. Und schliesslich schienen auch die Menschen in Asien eine Epoche der Krise zu durchleben. Nicht nur in China,
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sondern auch im Osmanischen Reich, in Persien, Indien und im heutigen Südostasien ereigneten sich zahlreiche "ge-waltige und seltsame Revolutionen", die oft noch grössere Veränderungen in Staats-, Sozial- und Klassenstruktur der betroffenen Gesellschaften aus-gelöst haben als die gleichzeitigen Geschehnisse in Europa. Für de Salmonet sah es so aus, als ob die ganze Welt in Aufruhr geraten sei. Durch die Universalität der Revolutionen war die Geschichte der Mensch-heit nicht mehr länger mit der Geschichte Europas oder der christlichen Ökumene identisch. Sie musste zur Weltgeschichte werden.1. Revolutionen: Begriffsgeschichte und politische SprachenRevolutionen gehören zu den bemerkenswertesten Phänomenen der Geschichte, aber auch zu den am wenigsten verstandenen. Die inter-nationale Revolutionsforschung hat in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt versucht, die grossen politischen Umbrüche der älteren und jüngeren Geschichte vergleichend zu interpretieren und dabei auch über den Tellerrand Europas hinausgeblickt. Soziologische Erklärungsansätze führten in diesem Zusammenhang vor allem in zwei Richtungen: Einmal zu einer Art politischer Anthropologie, die historisch-gesellschaftlichen Wandel auf der Grundlage "objektiver Beziehungen und Konflikte" zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen oder Staaten erklären wollte. Worum es dabei ausdrücklich nicht gehen sollte, waren die politischen Ansichten oder Ideologien der zeitgenössischen Akteure.Ein zweiter Ansatz lenkte die Aufmerksamkeit auf Ursachen, die ausser-halb der Reichweite menschlichen Handelns liegen - in der Natur, genauer gesagt in langfristigen Entwicklungen des Weltklimas und ihren Konse-quenzen für die Demographie. Der amerikanische Soziologe Jack A. Goldstone meinte, eine milde Klimaphase habe seit dem Spätmittelalter zu einem signifikanten Bevölkerungswachstum in Eurasien geführt, das durch eine sich ab etwa 1600 anschliessende "kleine Eiszeit" beendet worden sei. Daraufhin sei es zu ein
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Inhaltsverzeichnis zu „Asiatische Revolutionen “
InhaltEinleitung 9Teil I: Heilsgeschichtlicher Universalismus1. Vom Kriegsbericht zur Revolutionsgeschichte: Festlandsüdostasien (1540-1650) 351.1 Nachrichten vom Kontinent des Krieges 351.2 Pintos Pilgerreise 381.3 Tyrannis und Despotía 421.4 Revolutionsgeschichte als Verfallsgeschichte: Jeremias van Vliet in Siam 462. Martino Martini und der Untergang der Ming-Dynastie 532.1 Der "Tartarische Krieg" 542.1 Die Herstellung des Sinns 572.3 Die Amsterdamer Illustrationen im europäischen Kontext 622.4 Geographie für die herrschenden Klassen 702.5 Die Landkarte des Begehrens 753. Der chinesische Dynastiewechsel im europäischen Drama 823.1 Das Theater der Jesuiten 823.2 Das Theater der Krise: Joost van den Vondel 843.3 Das Theater der Grausamkeit: Antonides van der Goes 903.4 Revolution und Restauration bei Elkanah Settle 934. Revolutionen im jesuitischen Spiegel 1014.1 Fremdherrschaft 1014.2 Die Revolutionsgeschichten von Pierre-Joseph d'Orléans 1074.3 Die Glorious Revolution 1104.4 1688 - Revolution in Siam 1144.5 Ost-westliche Interpretationen 118Teil II: Imperialismus und konservative Rhetorik im Zeitalter der Revolutionen5. Revolutionssoziologie des indo-persischen Raumes 1275.1 Thronfolgestreit und Despotismus 1285.2 Persien unter Nadir Schah 1355.3 Vom Kriegshelden zum Tyrannen 1375.4 Das Problem der Usurpation 1435.5 Sir William Jones und die persischen Geschichtsschreiber 1466. Revolutionen im eurasischen Kontext: Indien, Grossbritannien und die Französische Revolution 1516.1 Die "bengalischen Revolutionen" 1546.2 Das Empire der Informationen 1586.3 Die Domestizierung der Revolutionen durch das Recht 1666.4 Der Orientalist als Richter 1746.5 Revolutionskritik und Kolonialismus bei Thomas Maurice 1807. Die Beständigkeit asiatischer Traditionen 1907.1 Lob der Stagnation 1907.2 Aussensichten der Französischen Revolution 1947.3 Ein indischer Zeuge des europäischen Revolutionszeitalters: Mirza Abu Taleb Khan Isfahani 1987.4 Die Entzauberung Europas 2018.
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Kolonialismuskritik als Revolutionskritik 2078.1 Kolonialismus und politische Moral 2078.2 Das Impeachment von Warren Hastings 2108.3 Nabobs und Jakobiner 2218.4 Bildpolitik 2268.5 Edmund Burkes Reflections on the Revolution in France 2349. Kolonialismus als konservative Revolution 2429.1 Wellesleys Maschine 2429.2 Citoyen Tipoo 2449.3 Kolonialismus und Propaganda 2499.4 Das Geheimnis der Marathen 2559.5 Aussensichten und Innensichten: Matthias Christian Sprengel und William Henry Tone 2599.6 Ausblick: Revolution, Fortschritt und Geschichte 264Teil III: Revolutionen in der geschichtsphilosophischen Reflexion10. Universalgeschichte und Anthropologie 27310.1 Schlözers Revolutionen 27310.2 Conjectural History 27910.3 Herders Kritik an der Universal-Historie 28610.4 Ambivalenzen der beobachtenden Vernunft: Kant, Meiners und Forster 29310.5 Teleologie und Geschichtsphilosophie 30211. Transzendentaler Okzidentalismus 30911.1 Das Ende der asiatischen Revolutionen 30911.2 Revolution und Völkerrecht 31311.3 Aufklärung und Zivilisierungsmission: Georg Forster, James Mill und Rammohun Roy 31611.4 Welten des Fortschritts, Orte des Stillstands: Hegels Asien 32812. Zusammenfassung und Ausblick 335Danksagung 345Literatur 347Register 387
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Autoren-Porträt von Sven Trakulhun
Sven Trakulhun, PD Dr. phil., lehrt neuere und neueste Geschichte an der Universität Konstanz.
Bibliographische Angaben
- Autor: Sven Trakulhun
- 396 Seiten, Masse: 13,9 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593508141
- ISBN-13: 9783593508146
- Erscheinungsdatum: 02.09.2017
Pressezitat
»A book of the magnitude and scope of Sven Trakulhun's 'Asiatische Revolutionen' is only published every few decades. A similar work appeared precisely twenty years ago: Jürgen Osterhammel's 'Die Entzauberung Asiens'. [...] 'Asiatische Revolutionen' is a landmark achievement (...).« Felicia Gottmann, Journal of World History, 2018»Trakulhun gives a solid account of German, French and British writings about the 'Asian Revolutions' in the early modern period.« Alexander Drost, clio-online»'Asiatische Revolutionen' führt mit grosser Literatur- und Quellenkenntnis durch zwei Jahrhunderte Geschichte europäischer Fremdwahrnehmungen und politischen Denkens und deckt dabei weit auseinanderliegende Teile des eurasischen Kontinents ab. [...] Die klug gewählte Fokussierung auf Semantiken der Revolution erlaubt es Trakulhun, den Lesern das Ausmass der Veränderungen europäischer Asienbilder zwischen dem17. und 19. Jahrhundert in aller Drastik vor Augen zu führen. Die Studie, die durch ein nützliches Personen- und Ortsregister ergänzt wird, ist deshalb ein willkommener Beitrag zur historischen Asienliteratur.« Nadine Amsler, Zeitschrift für Historische Forschung, 2018
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