Anna-Laminit-Romane Band 2: Die Tochter der Seidenweberin
Roman
15. Jahrhundert: Lisbeth führt in Köln die Weberei ihrer Mutter, der berühmten Seidenweberin Fygen Lützenkirchen, weiter. Doch es wird nicht leicht, ihr Geschäft gegen die Konkurrenz zu behaupten und sie muss sich gegen Intrigen...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
Fr. 25.90
inkl. MwSt.
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Produktdetails
Produktinformationen zu „Anna-Laminit-Romane Band 2: Die Tochter der Seidenweberin “
15. Jahrhundert: Lisbeth führt in Köln die Weberei ihrer Mutter, der berühmten Seidenweberin Fygen Lützenkirchen, weiter. Doch es wird nicht leicht, ihr Geschäft gegen die Konkurrenz zu behaupten und sie muss sich gegen Intrigen wehren. Und auch ihre eigentlich glückliche Ehe bleibt kinderlos. Da trifft Lisbeth eine folgenreiche Entscheidung.
Klappentext zu „Anna-Laminit-Romane Band 2: Die Tochter der Seidenweberin “
Die Fortsetzung des Bestsellers Die SeidenweberinKöln zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Nach dem Tod ihres geliebten Mannes hat die erfolgreiche Seidenweberin Fygen Lützenkirchen in Spanien ein neues Glück gefunden, und in Köln steht ein Generationenwechsel bevor, denn Fygens Tochter Lisbeth muss das Erbe ihrer Mutter antreten - ein Erbe, das ihr Neid und Missgunst so mancher Seidmacherin der Stadt einbringt. Doch Lisbeth gibt nicht auf ...
Lese-Probe zu „Anna-Laminit-Romane Band 2: Die Tochter der Seidenweberin “
Die Tochter der Seidenweberin von Ursula NiehausProlog
Valencia 1490
... mehr
Für den alten Wilhelm ging es ans Sterben. Er wusste
es, und doch waren seine Züge unbewegt wie gewohnt.
Auf seinem eingefallenen Gesicht lag nicht die geringste
Furcht davor, bald schon die Missetaten, die er sein
Lebtag begangen hatte, vor seinem Schöpfer rechtfertigen
zu müssen. Und derer waren es bei Gott genügend gewesen.
Mit einem schwachen Winken bedeutete der alte Kaufmann
seinem Sohn, näher zu treten. Die Kerzen fl ackerten
unruhig und warfen fratzenhafte Schattenbildnisse an die
getünchten Wände, als der junge Mann an die Bettstatt des
Vaters trat.
Aus der Düsternis der Vorhänge löste sich die hagere Gestalt
des Advokaten, und auf ein Nicken des Alten hin begann
er zu verlesen, was der alte Wilhelm seinem Sohn zu
vermachen gedachte.
In Alejandros klaren Zügen spiegelte sich gespannte Wachsamkeit.
Unwillkürlich wischte er sich die nachtschwarze
Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihm hartnäckig in die
Stirn fi el, während er ungeduldig der eintönigen Nennung
von Gütern und Barschaften zuhörte. Nicht, dass ihn die
Aufzählung überrascht hätte. Er hatte eine ziemlich genaue
Vorstellung vom Umfang des Vermögens seines Vaters. Es
klang wie das ihm vertraute Inventar der Bodega, die er
leitete. Doch Alejandro wartete auf etwas anderes.
Sein Blick heftete sich auf das bereits vom Tode gezeich-
nete Antlitz seines Vaters. Schwach war der Alte geworden,
mager und gebrechlich. Aber wenn Alejandro gehofft
hatte, der nahe Tod hätte das Gemüt des Alten besänftigt,
so sah er sich getäuscht. Das metallische Leuchten der
blauen Augen hatte an Kälte kaum verloren.
Die Aufzählung endete, der Advokat rollte das Blatt zusammen,
von dem er die Verfügung abgelesen hatte, und
trat in bescheidener Höflichkeit einen Schritt zurück, als
distanziere sich der erfahrene Mann der Jurisprudenz von
dem, was er gerade verlesen hatte.
Alles. Der Alte hatte ihm alles vermacht - das ganze Vermögen,
das er in Valencia besaß, dieses komfortable Stadthaus
inbegriffen.
Kalt durchzog Alejandro die Enttäuschung, und er presste
die Lippen zusammen. Geld verdiente er selbst genug -
ausreichend und mit Freuden. Doch was er sich erwünscht,
ja, jeden Tag seines Lebens sehnsüchtig herbeigefleht hatte,
das hatte er nicht bekommen. Den Namen. Den Namen
seines Vaters, der ihn vom Makel seiner Herkunft reinigen
würde.
Unbewusst ballte Alejandro die Faust. Dies war die letzte
Gelegenheit gewesen. Doch sogar im Angesicht des Todes
hatte der Alte sich nicht dazu durchringen können, ihn als
seinen Sohn anzuerkennen. Alejandro würde bleiben, was
er war: der vermögende, aber illegitime Sohn eines ausländischen
Kaufmannes und seiner Mätresse.
Alejandros Züge erstarrten zu einer Maske. Niemand, weder
sein Vater noch der Advokat, sollte seine Enttäuschung
bemerken.
Seit bald fünfundzwanzig Jahren, seit der alte Wilhelm - er
zählte damals schon um die fünfzig Jahre - nach Valencia
zurückgekehrt war, um sich für immer hier niederzulassen,
hatte Alejandro keinen sehnlicheren Wunsch gehabt, als
von seinem Vater anerkannt zu werden und dessen fremdländischen
Namen zu tragen, der für seine junge Zunge so
schwierig auszusprechen war.
Dabei machte Letzteres eigentlich keinen Unterschied,
denn den Namen kannten ohnehin nur wenige. Man sprach
den Alten gewöhnlich nur respektvoll mit »Senyor« an, allenfalls
mit »Senyor Wilhelm«. Und in den Kreisen der
Kaufmannschaft in Valencia, mit der er geselligen Umgang
pflegte, war er schlicht »der alte Wilhelm«.
Alejandro wusste, der Alte hätte seine Mutter nie heiraten
können, selbst wenn er es gewollt hätte, denn er war bereits
verheiratet, an einem Ort fern von hier. Seine Mutter
hatte es ihm damals erklärt, als sie in das Haus des Alten
gezogen waren. Dieses Haus im Herzen von Valencia, das
so weitläufig war und so prächtig, dass es dem Zehnjährigen
vorgekommen war wie ein Palast.
Aber Alejandro als seinen leiblichen Sohn anzuerkennen,
der er unleugbar war - die auffällig blauen Augen verrieten
es jedem Betrachter auf den ersten Blick -, das hätte er gekonnt.
Es wäre ein Leichtes gewesen - und was hätte er
sich dabei vergeben?
Doch einen Sohn hatte er auch schon. Einen legitimen, geboren
von einem ihm rechtmäßig angetrauten Eheweib.
Auch das hatte die Mutter Alejandro erzählt. Seither
brannte in ihm ein gänzlich unangemessener Hass auf diese
andere Familie seines Vaters, geboren aus blankem
Neid.
Wann immer der Zorn mit ihrem Sohn durchgehen wollte,
hatte die Mutter Alejandro beruhigend die Hand auf die
Stirn gelegt und gemurmelt: »Wenn du nur recht fleißig
bist und lernst, deine Gefühle im Zaum zu halten, dann
wird er eines Tages stolz genug auf dich sein.« Ein »Inschallah
« - so Gott will - hatte sie sich stets verkniffen.
Das Räuspern des Advokaten holte Alejandro zurück in
das Sterbezimmer. Die Hände um die Papierrolle gefaltet,
stand dieser immer noch in respektvollem Abstand neben
der Bettstatt, die dünnen Augenbrauen fragend hochgezogen,
als erwarte er eine letzte Änderung, eine zusätzliche
Anweisung.
Einen unsinnigen Moment lang keimte in Alejandro erneut
die Hoffnung. Doch sie zerstob mit der knappen Handbewegung,
mit welcher der alte Wilhelm den Advokaten aus
dem Raum winkte - nie hatte er eine einmal gegebene Anweisung
widerrufen, wieso sollte er auf dem Sterbebett damit
beginnen?
Alejandro straffte sich. Heuchelei, dachte er, als der alte
Wilhelm erneut die Hand hob. Dennoch senkte er pflichtschuldig
das Haupt, wie es von einem gehorsamen Sohn
erwartet wurde, damit der Vater ihm seinen Segen erteilen
konnte.
Doch mitten in der Bewegung fi el der Kopf des Alten leblos
zur Seite, und die segnende Hand sank unverrichteter
Dinge auf das Laken zurück - ganz so, als wolle der Herrgott
sich gegen diesen letzten Akt der Unaufrichtigkeit des
alten Wilhelm verwahren.
Teil I
1499 bis 1500
1. Kapitel
Verdammt! Schon wieder Valencia!« Fygen Lützenkirchen
entfuhr ein undamenhafter Fluch, und sie
hieb die Faust auf das aufgeschlagene Journal, das vor ihr
auf dem Pult lag. Der rüde Ton, der bisweilen im Umgang
mit Händlern, Fuhr- und Schauerleuten vonnöten war,
hatte bereits während des Dreivierteljahres, in dem sie nun
als Faktor für die Große Ravensburger Handelsgesellschaft
arbeitete, auf ihren Sprachgebrauch abgefärbt.
Dieses für eine Frau ungewöhnliche Amt, das ihr Mann
einst innegehabt hatte, war Fygen nach seinem Tod von
den Regierern der Handelsgesellschaft, jenen drei Herren,
denen die oberste Führung der Geschäfte oblag, angetragen
worden. Peter Lützenkirchen, Seidenhändler und Englandfahrer,
hatte bei dem Versuch, eine alte Begine aus dem
brennenden Annenkonvent zu retten, sein Leben gelassen.
Im letzten Moment noch war es ihm gelungen, die alte
Frau ins Freie zu stoßen, bevor ihn ein herabfallender Balken
traf.
Fygen seufzte wie stets, wenn sie an den Brand im Annenkonvent
dachte. Nicht genug, dass sie ihren geliebten Mann
verloren hatte - es war zudem der Auftakt zu einer Reihe
von Katastrophen gewesen, an deren Ende sie ihre Weberei
hatte aufgeben müssen. Danach war Fygen in tiefe Traurigkeit
und Mutlosigkeit versunken, denn sie hatte ihr
Handwerk geliebt und sich nicht vorstellen können, je
etwas anderes zu tun.
Doch dann hatte Hans Hinderofen, Hauptbuchhalter der
Ravensburger Handelsgesellschaft, sie gebeten, Peters Amt
als Faktor der Oberdeutschen in Köln fortzuführen.
Fygen hatte ihre Lektion gründlich gelernt. Wenn sich eine
Tür schloss, so öffnete sich eine andere. Und heute betrieb
sie ihre Faktorei mit der gleichen Leidenschaft, mit der
sie sich einst der Bereitung von Seidenstoffen gewidmet
hatte.
Stephan Ime Hofe deutete ihr Seufzen falsch. Er schüttelte
den dunklen Schopf und presste die Lippen aufeinander.
»Ich verstehe das nicht! Es ist gerade so, als ob es da unten
in Aragonien jemand auf uns abgesehen hat!«
Fygen blickte ihrem Lehrling in das hübsche Gesicht. Der
uneheliche Sohn von Mertyn war erwachsen geworden.
Sein Anblick erinnerte sie an den Tag, an dem Katryn ihr
voller Verzweiflung geklagt hatte, ihr Gatte hätte eines ihrer
Lehrmädchen geschwängert. Die Freundin hätte damals
nichts lieber getan, als die unkeusche Dirne mitsamt
ihrem Balg vor die Tür zu setzen, und nur Fygens unermüdlichem
Zureden war es zu verdanken, dass Katryn das
Kind an Sohnes statt angenommen hatte.
Das Weitere hatte der liebenswerte Knabe selbst erledigt.
Mit seinen strahlenden, dunklen Augen und dem schalkhaften
Lächeln hatte er bald das Herz seiner Stiefmutter
erobert, und dass er äußerlich nach seinem Vater geriet und
damit seinem Halbbruder, der auch den Namen Mertyn
trug, glich, hatte Katryn schnell seine Herkunft vergessen
lassen. Zudem war Stephan fröhlicher und umgänglicher
als sein ernsthafterer Bruder, mit dem er sich nicht sehr gut
verstand.
Fygen vermutete, dass Stephan seinem Bruder insgeheim
dessen eheliche Geburt neidete, obschon jener Stephan seine
Illegitimität nie hatte spüren lassen. Und so war es wohl
das Beste gewesen, dass Stephan sein Elternhaus verlassen
hatte und zu ihr in die Wolkenburg gezogen war, damit er
das Kaufmannshandwerk erlerne.
Fygen hatte diese Entscheidung nicht bereut. Stephan war
zwar erst seit einem guten halben Jahr bei ihr, doch Fygen
konnte sich keinen fleißigeren und verständigeren Gehilfen
wünschen. Es war nicht seine Schuld, dass er seiner Dienstherrin
die betrübliche Mitteilung hatte machen müssen,
dass die Rohseide aus Valencia, die soeben via Antwerpen
in Köln eingetroffen war, durchweg feucht war und nicht
dem Anspruch an Kaufmannsgut gerecht wurde.
Stephan wusste, wie dringlich Fygen auf ebendiese Lieferung
gewartet hatte, und als die Nachricht von ihrem Eintreffen
kam, war er sogleich in das Kaufhaus auf dem
Malzbüchel geeilt. Von außerhalb eingeführte Seide musste
dort zunächst zur Erhebung der Akzise auf der städtischen
Krautwaage gewogen und der Zoll von einem Denar auf
einhundert entrichtet werden. Erst nachdem er die Akzise
bezahlt hatte, hatte Stephan in Gegenwart des städtischen
Zinsmeisters die Packen öffnen dürfen.
Beinahe entschuldigend hob er die breiten Schultern, als er
eine Handvoll der ungesponnenen Seidenstränge, die er als
Probe aus dem Lagerhaus mitgebracht hatte, auf Fygens
Pult legte. Die weißliche Rohseide war von Schimmel grün
überhaucht, und ein fauliger Geruch stieg von ihr auf.
Fygen rümpfte die Nase. Es bedurfte nicht der Erfahrung
von Jahren, die Fygen im Umgang mit Seide besaß -
schließlich war sie eine der erfolgreichsten Seidenweberinnen
der Stadt gewesen und hatte erst vor Jahresfrist ihren
Betrieb ihrer Tochter Lisbeth übergeben -, um zu erkennen,
dass diese Seide schlicht unverkäuflich war.
Dennoch nahm sie eine der feuchten Strähnen, drehte sie
zwischen den Fingern und hielt sie gegen das schwindende
Licht, das durch ein Fenster zum Hof in ihr Kontor drang.
Vom Grunde her war die Qualität der Seide gut. Sehr gut
sogar.
Üblicherweise bezog man in Köln Seide aus Venedig, die
aus der Levante und den Mittelmeerländern stammte, jedoch
nach ihrem Verschiffungsort Venezianische Seide genannt
wurde. Sie erreichte Köln entweder auf dem Landweg
über Frankfurt und dann zu Schiff den Rhein hinab,
oder sie wurde auf Galeeren verladen, welche die flandrischen
Häfen anliefen, und von Antwerpen oder Brügge
aus mit Fuhrwerken in die Stadt gebracht.
Als die beste galt Talayer-Seide, benannt nach der Landschaft
Talisch an der Westküste des Kaspischen Meeres.
Kaum geringer war die Qualität der Seide, die in Messina
auf Sizilien gewonnen wurde.
Kurz nach Beginn von Fygens Tätigkeit als Faktor für die
Große Ravensburger Handelsgesellschaft war in der Wolkenburg
ein Schreiben eingetroffen, in dem Hinderofen
ihr - auf Ravensburger Papier mit dem Ochsenkopf als
Wasserzeichen - den Vorschlag unterbreitet hatte, einen
Versuch mit Seide aus Valencia zu machen. Dem Vernehmen
nach wäre diese von ganz besonderer Qualität.
Bisher war sie in Köln nicht erhältlich, und Fygen hatte
sogleich erkannt, welche Gewinne sich gerade hier, in der
Stadt mit dem bedeutendsten Seidengewerbe in deutschen
Landen, mit dieser ausgezeichneten Seide erzielen ließen.
Und es stimmte! Seide dieser Qualität würde man ihr aus
den Händen reißen. Wenn sie denn trocken wäre, grollte
Fygen innerlich und unterdrückte einen weiteren Fluch.
Dies war nun schon die dritte Lieferung aus Valencia, die
nicht den gewünschten Erfolg zeitigte!
Die Seide der ersten Lieferung, die Köln erreichte, war gerade
einmal von mittlerer Qualität gewesen. Fygen hatte sie
den kölnischen Seidenweberinnen nicht als Seide aus Valencia
präsentieren mögen, damit der gute Ruf, in dem diese
stand, keinen Schaden nahm, und sie stattdessen auf dem
Bamasmarkt in Antwerpen unter Preis losgeschlagen. Denn
sie glaubte fest daran, dass es sich hier um einen Fehler handeln
müsse und man ihr falsche Ware gesendet habe.
In einem Brief an den Gelieger, die Hauptniederlassung
der Gesellschaft in Valencia, hatte Fygen diesen höflich,
aber bestimmt angemahnt. Sicher läge eine Verwechslung
vor. Man möge ihr doch bitte das Gewünschte senden:
Seide aus Valencia.
Die zweite Lieferung - zu Fygens Verärgerung von gleicher
Qualität wie die vorherige - begleitete ein Schreiben
des Inhaltes, dass es sich, wie schon in der ersten Sendung,
um »Seda de la tierra y del regno di Valencia« - Seide aus
der Stadt und der Region Valencia - handle, ganz so, wie
sie es wünsche. Wenn sie mit der Qualität nicht zufrieden
sei, so möge sie andere Seide bestellen.
Doch so schnell hatte Fygen sich nicht entmutigen lassen.
Voller Zorn hatte sie erneut zweieinhalbtausend Pfund geordert,
diesmal mit der klaren Anweisung, man möge ihr
die beste aller in Valencia lieferbaren Seide senden.
Wie gut sie daran getan hatte, am Glauben an die Qualität
der Seide aus Valencia festzuhalten, erkannte Fygen nun,
als sie die richtige Seide in Händen hielt. Sie war viel feiner
als alles, was sie je an Rohseide gesehen hatte.
Doch zu ihrem Ärger hatte man diesmal die Ballen so
schlampig verpackt, dass auf der langen Reise nach Norden
Feuchtigkeit durch die Verpackung gedrungen war.
Und jetzt im Winter bei der feuchtkalten Witterung würde
man die Seide auch nicht trocknen können, dachte sie.
Doch dafür war es ohnehin zu spät, der Schimmel hatte
längst Besitz von der gesamten Ware ergriffen.
Fygen schnaubte leise. Sie hatte nicht übel Lust, Stephan,
der abwartend neben ihrem Pult stand, Anweisung zu geben,
die ganze Lieferung heute noch im Rhein versenken
zu lassen. Verkaufen konnte und durfte sie die Seide so
nicht. Aus gutem Grund verbot die Zunftordnung, Seide
zu veräußern, die durch die Aufnahme von Wasser an Gewicht
gewonnen hatte, damit der Käufer nicht übervorteilt
wurde.
Mit diesem stinkenden Unrat konnte sie bestenfalls ihren
Ruf als Kauffrau ruinieren, schlimmstenfalls würde sie eine
Bestrafung des Rates auf sich ziehen. Ohnehin würde niemand
dafür die üblichen zweihundertfünfzig Gulden pro
Zentner zahlen.
Der Gedanke ließ Fygen sich auf ihre Pflichten als Lehrherrin
besinnen, und sie wandte sich wieder Stephan zu:
»Das Wertvollste, was du als Kaufmann hast, ist dein Ruf,
dein guter Name! Er ist beinahe wichtiger noch als dein
Kapital. Vergiss das nie: Ehrlichkeit und Verlässlichkeit,
darauf kommt es an!«, schärfte sie ihm ein. Mit einem Wink
entließ sie ihren Lehrjungen, und als dieser die Tür hinter
sich geschlossen hatte, fügte sie für sich hinzu: »Das scheint
sich aber bis Valencia noch nicht herumgesprochen zu
haben!«
Es schien wirklich so, als habe sich dort etwas gegen sie
verschworen. Dabei lag ihr gerade diese Unternehmung
sehr am Herzen. Wobei es weniger der mögliche Gewinn
war, der sie reizte, als vielmehr, den Beweis anzutreten,
dass sie als Frau es ebenso gut vermochte, Handelsgeschäfte
zu führen, wie ihre männlichen Kollegen.
Denn Fygen wusste, dass einige der geschätzten kölnischen
Kaufl eute das sehr einträgliche und daher begehrte Faktorenamt
für die Ravensburger gerne für sich beansprucht
hätten. Man nannte die Kompanie nicht umsonst die »Gro-
ße Ravensburger Handelsgesellschaft« - sie war neben den
Vöhlin, den Welsern und den Fuggern eine der bedeutenden
Oberdeutschen Unternehmungen.
Wenn es Fygen gelänge, den kölnischen Seidmacherinnen
als Erste eine Rohseide von derartiger Feinheit anzubieten,
würde dies die missgünstigen Neidhammel zum Schweigen
bringen, die behaupteten, eine Faktorei könne man
unmöglich in die unerfahrenen Hände einer Frau legen.
Das war auch der Grund, weshalb sie sich in der Angelegenheit
nicht an die Zentrale in Ravensburg wenden und sich
dort über die nachlässige Führung der Geschäfte in Valencia
beschweren mochte. Mit dem Problem musste sie schon
selbst fertig werden, und das bedeutete leider, dass sie für
die faulige Ware auch noch würde zahlen müssen.
Jedem Kaufmann, der ihr eine solch verdorbene Lieferung
hätte zukommen lassen, hätte sie rundheraus die Bezahlung
verweigert. Doch innerhalb der Gesellschaft war das
anders. Waren, die zwischen der Zentrale, den Geliegern
und den Faktoreien, den kleineren Vertretungen, hin und
her flossen, wurden intern verrechnet. So würde ihre Faktorei
ganz automatisch mit dem Preis der Seide belastet.
Außerdem hatte sie die Kosten für die Fracht zu tragen,
dazu die Akzise, die sie für die Einfuhr an die Stadt gezahlt
hatte. Kurz überschlug Fygen den Verlust. Was da zusammenkam,
war nicht unerheblich, vom entgangenen Gewinn
ganz zu schweigen. Gewöhnlich erzielte sie mit einem
Zentner Seide um die zweihundertfünfzig Gulden.
Demnach hätte sie für die zweieinhalbtausend Pfund sechstausendzweihundertfünfzig
Gulden erhalten, für diese feine
Qualität sicher mehr.
Fygen griff nach der Feder, die sie bei Stephans Eintreten
achtlos auf das Journal hatte fallen lassen. Nicht zum ersten
Mal fragte sie sich, welchen Betrag sie denn nun in
ihrem Journal vermerken sollte: den, welchen sie tatsächlich
verloren hatte, oder den, der ihr entgangen war?
Fygen entschloss sich, zur Sicherheit beide Werte zu notieren.
Sorgfältig setzte sie das Datum hinter den Eintrag:
24. Dezember im Jahre des Herrn 1499. Dies würde der
letzte Eintrag in das Geschäftsbuch des Jahres 1499 sein.
Das Jahr war zu Ende. Und mit ihm das Jahrhundert.
Mit dem Tag der Geburt des Herrn würde morgen ein neues
Jahr beginnen. Und wie wohl jedermann an diesem Tag,
so fragte auch Fygen sich, was das kommende Jahr für sie
bereithielt. Es war nicht schön, das Geschäftsjahr mit dem
Eintrag eines Verlustes zu beenden, dachte sie ein wenig
beklommen. Hatte sie sich vielleicht zu sehr in die Sache
mit Valencia verrannt? Sich zu große Dinge vorgenommen?
Vielleicht wäre es besser, die ganze Idee einfach
Fallen zu lassen?
Von Sankt Cäcilia her schlug die Glocke und gemahnte
Fygen daran, die Arbeit zu beenden. Es war an der Zeit, in
ihre Kammer hinaufzusteigen und sich umzukleiden, wollte
sie ihre Gäste nicht im Hemd empfangen. Es waren zwar
nur Fygens drei Töchter mit ihren Familien und wenige
enge Freunde geladen, um nach dem Kirchgang bei ihr das
neue Jahr zu begrüßen. Dennoch geziemte es sich nicht für
die Gastgeberin, als Letzte zu erscheinen.
In Fygens Schlafgemach wartete die hagere Hilda bereits
darauf, ihr mit dem Ankleiden behilflich zu sein. Die wortkarge
Haushälterin war in die Jahre gekommen, und die
Leitung des Haushaltes war ihr zunehmend beschwerlich
geworden. Doch Fygen hatte es nicht übers Herz gebracht,
ihr die Aufgabe aus den Händen zu nehmen. Stattdessen
hatte sie Hilda mit Regina eine verständige junge Gehilfin
zur Seite gestellt.
Einige Aufgaben jedoch würde Hilda sich erst nehmen las-
sen, wenn sie dereinst auf dem Totenbett läge, und dazu
zählte auch das Ankleiden ihrer Herrin. Mit geübtem Griff
streifte sie Fygen das Unterkleid aus schilfgrünem Seidentaft
über den Kopf und glättete die Falten des weit fallenden
Rockteiles. Dann ließ sie das Oberkleid aus schwerem
besticktem Fluvel darübergleiten, jenem samtigen Gewebe,
dessen Flor zwischen Dunkelgrün und Nachtschwarz
changierte, je nachdem, wie das Licht darauffiel.
Fygen streckte die Arme durch die weiten Armausschnitte,
die beinahe bis zur Taille reichten, und während Hilda
das Kleid auf dem Rücken zurechtzog und sich daranmachte,
die Verschnürungen zu binden, warf Fygen einen
kritischen Blick in den Spiegel, welcher der Bettstatt gegenüber
an der Wand ihrer Kammer hing.
Vor einem halben Jahr hatte sich der Tag ihrer Geburt zum
vierzigsten Mal gejährt, doch die Jahre waren gnädig mit
ihr umgegangen. Ihre Haut hatte eine frische, gesunde Farbe,
und - Gott sei es gedankt - sie besaß noch alle Zähne.
Haarfeine Linien hatten sich in die Haut um ihren eine
Spur zu breiten Mund gegraben, und die winzigen Fältchen,
die sich in den Augenwinkeln kräuselten, mochten
weniger vom Gram denn vom Lachen herrühren.
Natürlich hatte sie in der Taille ein wenig an Umfang zugenommen,
aber das war verzeihlich. Schließlich war sie eine
erwachsene Frau und kein junges Mädchen mehr. Dafür
fand sich in der dunklen, noch immer üppigen Flut brauner
Locken nur vereinzelt ein silberner Faden.
Fygen warf ihrem Spiegelbild einen beinahe koketten Blick
zu. Nein, mit ihrem Aussehen durfte sie wirklich nicht unzufrieden
sein. So manch eine weit Jüngere würde sie darum
beneiden. Zufrieden stieg sie die geschwungene Treppe
hinab, um ihre Gäste zu begrüßen.
Ein paar Stunden hatte das vielgängige Festmahl gedauert,
doch nun endlich war man gesättigt und zerstreute sich im
großen Saal im Obergeschoss der Wolkenburg, ein jeder
einen mit gutem Rheinwein gefüllten Becher in der Hand.
Die Wolkenburg, die Peter einst als Wohnhaus für die Familie
erworben hatte, war, auch wenn der Name es vermuten
ließ, keine Burg, sondern einer jener großen Höfe, die
innerhalb des Stadtgebietes lagen. Das Wort »Burg« im
Namen verdankte das Haus seinen trutzigen Eckwarten,
die »Wolken« ihrer Nähe zur städtischen Wollküche, in
der die Rohwolle gewaschen und vom Fett befreit wurde,
denn an kalten Tagen hüllten Wasserdämpfe die ganze
Umgebung in dichte Nebelwolken.
Fygen trat grübelnd ans Fenster. Der Gedanke an Valencia
ließ ihr keine Ruhe. Die Wärme, die dem großen Kamin
entströmte, hatte sie erhitzt, und so öffnete sie den mit
buntem Glas gefüllten Fensterrahmen. Nicht jeder schien
diesen Abend feierlich zu begehen, stellte sie fest. Auf der
gegenüberliegenden Seite der Straße mühte sich ein betagtes
Weib damit ab, ein schweres Bündel in einen Verschlag
zu schaffen, der zugleich als Laden und Wohnstatt diente.
Vielleicht hielt die Alte immer noch daran fest, das neue
Jahr mit dem Osterfest, der Auferstehung Christi zu beginnen,
anstatt mit der Geburt des Herrn, wie es jeder anständige
Christenmensch tat.
Sei es drum! Die alte Krämerin schien ohnehin ein wenig
seltsam zu sein, dachte Fygen und schloss das Fenster, als
Katryn zu ihr trat.
»Was grübelst du?«, fragte die Freundin. »Lässt dir die Arbeit
wieder keine Ruhe? Warum lässt du heute nicht Geschäft
Geschäft sein und genießt wie alle anderen das
Fest?«
Schon seit früher Jugend, seit den Tagen, in denen sie ge-
meinsam den Schikanen ihrer Lehrherrin Mettel getrotzt
hatten, verband sie eine innige Freundschaft, und wie
ehedem hatte Katryn auf den ersten Blick bemerkt, dass
Fygen etwas auf der Seele lastete.
Fygen blickte die Freundin mit einem warmen Lächeln an.
Katryn war nur um wenige Jahre älter als sie, doch der Tod
ihres geliebten Mannes hatte sie rascher altern lassen. Wobei
es weniger der Tod selbst war, dachte Fygen, als vielmehr
die grausigen Umstände von Mertyns Erkrankung,
die ihn langsam dem Wahn hatten verfallen lassen, bevor er
starb. Peter, der mit Mertyn zu reisen pfl egte, hatte ihr gegenüber
damals die Vermutung geäußert, dass dieser sich
das Leiden in England eingefangen hatte, im allzu freizügigen
Umgang mit den Hübschlerinnen. Fygen hoffte inständig,
dass niemand etwas Vergleichbares Katryn gegenüber
erwähnt hatte.
Unauslöschlich hatte der Kummer violette Schatten unter
Katryns nussbraune Augen gezeichnet, und ihre spinnwebzarte
Haube ließ erkennen, dass ihr Haar darunter beinahe
vollständig ergraut war.
Ja, vielleicht hatte Katryn recht, dachte Fygen. Warum tue
ich mir das eigentlich an? Aus fi nanzieller Notwendigkeit
heraus sicher nicht. Peter hat mich mehr als wohlversorgt
zurückgelassen. Weil ich keine Lust verspüre, mich auf
mein Altenteil zurückzuziehen und meine Enkelkinder auf
dem Schoß zu wiegen, gab Fygen sich selbst die Antwort.
Dafür fühle ich mich einfach noch nicht alt genug.
Bevor sie noch ein Wort erwidern konnte, tat es einen
dumpfen Schlag, gefolgt von einem markerschütternden
Schrei. Kostbares Glas zerbarst gleich neben ihnen auf den
hölzernen Bodendielen, und roter Wein spritzte auf.
Fygen und Katryn fuhren erschrocken herum. Wieder einmal
war es geschehen: Die ungeschickte Maren war über
ihre krummen Füße gefallen und der Länge nach hingeschlagen.
Unter lautem Wehklagen gelang es Maren, sich auf den
Rücken zu wälzen. Wie ein dicker Käfer lag die füllige
Magd da, zur Gänze durchweicht von dem Wein, den Hilda
ihr den Gästen zu kredenzen aufgetragen hatte, und ruderte
hilflos mit ihren fleischigen Armen und Beinen in der
Luft.
Fygen presste die Hand auf den Mund und unterdrückte
mit Mühe ein Lachen, obwohl sie den Verlust der Gläser
bedauerte. Sie konnte sich nicht erinnern, wie viele Male
sie Maren im vergangenen Vierteljahrhundert geraten hatte,
achtsamer zu sein und beim Gehen die Füße zu heben.
Unwillkürlich vermeinte sie Peters Stimme zu hören. Er
hatte Maren als die einzige ihm bekannte Katastrophe bezeichnet,
die den Schaden, den sie anrichtete, hernach auch
selbständig beseitigte. In panischer Eile hatte er stets die
Flucht ergriffen, wenn Maren mit Besen oder Staublappen
bewehrt in seine Nähe kam.
Peter. Dies war nun bereits das zweite Neujahrsfest ohne
ihn, dachte Fygen wehmütig. Die Vorstellung, nie wieder
seine Arme um ihre Schultern zu spüren, nie wieder sein
verschmitztes Lächeln zu sehen, das Blitzen seiner unverschämt
blauen Augen, schmerzte Fygen noch sehr. Oft
kamen ihr seine Worte in den Sinn, gerade in Situationen
wie dieser.
Unbewusst biss Fygen sich auf die Unterlippe. Die Neujahrsnacht
war wohl dazu angetan, der Menschen zu gedenken,
die von uns gegangen sind, dachte sie, und mit
ihrem Kummer stand Fygen ja nicht allein. Ihre Töchter,
vor allem Lisbeth, die Jüngste, die der Liebling ihres Vaters
gewesen war, vermissten Peter ebenso.
Auch Lijse fehlte ihnen. Fygens betagte Kinderfrau hatte
den Sommer nicht überlebt. Eines klaren Junimorgens war
die gütige alte Frau, die Fygen mehr eine Mutter gewesen
war als ihre leibliche, nicht zum Morgenmahl erschienen.
Voller düsterer Ahnung war Fygen, die Lijses Fehlen als
Erste bemerkt hatte, in deren Kammer hinaufgestiegen
und hatte ihre einstige Kinderfrau friedvoll auf ihrer Bettstatt
liegend vorgefunden. Im Schlafe hatte der Herrgott
sie von dieser Welt abberufen, anscheinend, ohne ihr dabei
Pein zu bereiten, stellte Fygen fest, ganz so, als wolle er ihr
im Tode die Güte vergelten, mit der sie zu Lebzeiten ihre
Schützlinge bedacht hatte. Denn in den Mundwinkeln der
alten Frau hatte sich noch im Tode der Anflug eines Lächelns
gekräuselt.
Abwesend beobachtete Fygen, wie Eckert und ein junger
Hausknecht Maren auf die Beine hievten, doch dann schüttelte
sie den Kopf, um die Düsternis zu vertreiben, die von
ihr Besitz zu ergreifen drohte. Der Beginn eines neuen Jahres
war ein Grund zu feiern, aber nicht, sich in trüben Erinnerungen
zu ergehen.
Ihr Blick streifte den schütteren Haarschopf von Hans
Her. Der Gemahl ihrer ältesten Tochter Sophie stand mit
seiner Frau und deren jüngerer Schwester Agnes beisammen.
Fygens Miene hellte sich merklich auf. Hans kam ihr
gerade zupass. Mit einem Lächeln entschuldigte Fygen
sich bei Katryn und steuerte auf ihren Eidam zu. Doch ehe
sie ihn erreicht hatte, prallte etwas unsanft gegen ihre
Hüfte.
Wie ein Kobold sauste die vierjährige Sophie zwischen den
Erwachsenen hindurch, gefolgt von ihrem um ein Jahr jüngeren
Bruder Lazarus. Wild flogen ihr die dunklen Kringellöckchen
um den Kopf. Im Rennen wandte die Kleine
sich um. »'tschuldigung, Großmutter«, rief sie, um sogleich
mit Wucht gegen Sophie zu prallen, ihre Tante und Patin.
Zum zweiten Mal an diesem Abend schwappte Wein auf
die glänzend polierten Bodendielen.
»Sophie!«, rief Agnes tadelnd ihre Tochter zur Ordnung.
»'tschuldigung, Tante Fya!«, rief Sophie und war schon
weitergesaust.
Lächelnd blickte Fygen ihrer Enkeltochter hinterher. Sie
hatte diesen unbändigen Wirbelwind ganz besonders in ihr
Herz geschlossen. Als Sophie angefangen hatte zu sprechen,
hatte ihre kleine Zunge sich zunächst geweigert, Sophies
Namen auszusprechen, und so war aus der älteren
Sophie schließlich für alle Tante Fya geworden. Mit einem
leisen Anflug von Bosheit befand Fygen, dass der Name
recht gut zu ihrer schlaffen, energielosen Ältesten passte.
Äußerlich harmonierte der zur Fülle neigende Hans Her
mit Tante Fya. Der untersetzte Kaufmann wirkte behäbig
und stets ein wenig unbeholfen, doch der äußere Schein
trog. Hans war Geselle der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft
und führte als solcher die Rechnung des
Gelieger in Antwerpen, einer der bedeutenden Hauptniederlassungen
der Gesellschaft. Wenn es einen Menschen in
Köln gab, der über die Interna der Gesellschaft Bescheid
wusste, dann er ...
»Hans, darf ich Euch einen Moment sprechen?« Mit diesen
Worten legte Fygen ihm die Hand auf den Arm und
führte ihn ein Stück beiseite.
»Ihr immer mit euren Geschäften!«, maulte Tante Fya ihnen
halbherzig nach. Einerseits missfiel es ihr sehr, dass die
Arbeit ihres Gatten seine häufige Abwesenheit von Köln
bedingte, andererseits enthob es sie auch den Erfordernissen
einer aufwendigen Haushaltsführung, was ihrer Bequemlichkeit
sehr entgegenkam.
»Hattet Ihr je Schwierigkeiten mit Valencia?« Fygen kam
sogleich auf den Kern ihres Problems zu sprechen.
»Mit Valencia? Nein. Nicht, soweit ich mich erinnern
kann. Im Gegenteil. Der Gelieger dort steht in gutem Rufe.
Wir bekommen laufend Anis, Kümmel, Datteln und Mandeln
von dort. Erst in der vergangenen Woche erhielt ich
eine Lieferung von mehreren Ballen Reis, der in den Sümpfen
um die Stadt herum gezogen wird, und wie stets war
die Sendung beizeiten und einwandfrei. Warum fragt Ihr?
Gibt es Anlass zur Klage?«
»Ihr habt Schwierigkeiten?« Andreas Imhoff, Agnes'
Mann, schien die letzten Worte seines Schwagers aufgeschnappt
zu haben und mischte sich ungefragt in das Gespräch.
Seine Worte klangen herablassend, gerade so, als
habe er nichts anderes erwartet. Doch das mochte daran
liegen, dass Andreas mich um bald zwei Haupteslängen
überragt, dachte Fygen und entschuldigte ihn damit.
Sie blickte Hans an und schüttelte unmerklich den Kopf.
»Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte sie kühl. Andreas
brauchte nicht um ihre Probleme zu wissen. Es fehlte gerade
noch, dass er oder einer der anderen Seidenhändler davon
erfuhren und sich hinter ihrem Rücken darüber das
Maul zerrissen oder - was noch schlimmer wäre - ihre Idee
aufgriffen und versuchten, ihr zuvorzukommen.
Imhoff, selbst Faktor der Memminger Vöhlin-Gesellschaft
in Köln, wusste genau, wie die Dinge zu sein hatten.
Schließlich hatte er ja bereits in jungen Jahren das Faktorenamt
übernommen. »Im Umgang mit dem Handelsvolk
bedarf es gewisser Klugheit und Härte«, tat er Hans und
Fygen ungefragt kund, gleich so, als hätten sie es nicht gewusst.
»Das muss für Euch als Frau ...«
Fygen verzog das Gesicht, als hätte sie auf etwas Saures
gebissen, und Andreas ließ den Satz unvollendet, doch sein
beredter Blick sagte genau, was er von Frauen in ihrem
Gewerbe hielt.
»Wenn ich Euch mit meinem Rat behilflich sein kann«,
fuhr er gleichwohl fort und schob selbstgefällig eine braune
Locke aus der glatten Stirn, »so lasst es mich wissen.«
Welch eine unerträgliche Arroganz dieser Mann besaß,
dachte Fygen. Zornesröte färbte ihr die Wangen, doch bevor
sie etwas Grobes erwidern konnte, hatte Hans bereits
seinen Schwager am Ärmel gefasst und beiseite gezogen.
»Was denkt Ihr? Wird die Entdeckung des Seeweges nach
Indien durch Vasco da Gama sich auf den Gewürzhandel
in Venedig auswirken?« Er versuchte seinen Schwager abzulenken
und schenkte ihm einen schläfrigen Blick aus
blassgrauen Augen.
»Im Leben nicht!«, entgegnete Imhoff entschieden. »Der
Pfeffer kam schon immer über Venedig, und so wird es bis
in alle Zeit bleiben. Bloß weil so ein dahergelaufener ...
oder vielmehr dahergeschwommener« - Andreas unterbrach
sich, um über seine eigene geistreiche Bemerkung zu
lachen - »Portugiese ein paar dreckige Inseln entdeckt hat,
wird sich daran nichts ändern. Meine Familie in Nürnberg
hat bereits vor fünfzig Jahren Anteile am Fondaco dei
Tedeschi erworben.«
Fygen wandte sich ab. Mehr noch als über ihren anmaßenden
Eidam ärgerte sie sich über ihre eigene Empfindlichkeit.
Den halb gefüllten Weinbecher in der Hand, strebte
sie der Tür zu. Etwas frische Luft würde ihr jetzt guttun.
Entschlossen stieg sie die breite Wendeltreppe hinab und
querte den Flur im Erdgeschoss. Am steinernen Lavacrum
hielt sie inne und tauchte die Hand in den kalten Wasserstrahl,
den die beiden gehauenen Köpfe aus ihren geöffneten
Mündern stetig in das Becken spien. Kurz benetzte sie
sich die erhitzten Wangen, bevor sie in den Hof hinaustrat.
Das war die Gelegenheit, auf die Rudolf gewartet hatte.
Eine bessere würde es nicht geben. Den ganzen Abend
über verspürte der Wirt des Goldenen Krützchens eine angespannte
Unruhe. Ja, eigentlich hatte diese ihn schon befallen,
als er in den frühen Morgenstunden erwacht war.
Bereits am frühen Nachmittag, weit früher als gewohnt,
hatte er seine Schürze abgebunden und zum Trocknen über
den Tresen gehängt. Dann hatte er - ausschließlich der
Reinlichkeit halber - die Badestube auf dem Berlich aufgesucht.
Zweimal atmete Rudolf tief durch, dann straffte er die
Schultern und folgte der Gastgeberin federnden Schrittes
die Treppe hinab.
Eisklare Abendluft umfing Fygen, als sie in den Hof hinaustrat,
und schärfte ihr die Sinne. Hans Her hatte keinerlei
Schwierigkeiten mit Valencia zu beklagen, rekapitulierte
sie. Es schien wohl nur ihr höchsteigenes Problem zu
sein. Vielleicht hatte Stephan doch recht? Etwas stimmte
ganz und gar nicht in Valencia!
Schritte auf dem Pfl aster störten Fygen in ihren Überlegungen,
und erst als das bleckende Licht der Fackeln, die
den Hof erhellten, auf sein ernstes Gesicht fi el, erkannte
sie Rudolf. Abwesend lächelte sie ihrem Freund aus Jugendtagen
zu.
»Fygen, ich weiß, dass Peters Tod dir schwer war«, hob er
an. Seine Stimme klang belegt. »Doch seither ist mehr als
ein Jahr vergangen, und ich glaube, heute ist der rechte
Zeitpunkt.«
»Wofür?«, fragte Fygen zerstreut. Ihre Gedanken weilten
noch in Valencia.
»Du weißt, dass ich dich liebe, dich immer geliebt habe.
Seit dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal sah!«
Es dauerte einen Moment, bis Fygen den Sinn von Rudolfs
Worten erfasst hatte. Entgeistert starrte sie in sein blasses
Gesicht, auf das das Mondlicht dunkle Schatten zeichnete.
Rudolf liebte sie immer noch! Nach all den Jahren.
Er hatte seine hoffnungslose Liebe tief in sich verschlossen
gehalten. Hatte mit angesehen, wie sie Peter geheiratet hatte,
wie ihre Kinder zur Welt gekommen und erwachsen
geworden waren. Und dann, nach Peters Tod, hatte er mit
Respekt ein Trauerjahr abgewartet. Und nun ...
Ehe Fygen sichs versah, hatte Rudolf vor ihr das Knie gebeugt.
»Getreulich möchte ich dir heute Herz und Hand
antragen. Von Geld und Vermögen will ich dir nicht
sprechen. Du weißt, ich bin nur ein bescheidener Wirt, und
der einzige Schatz, den ich dir zu bieten habe, ist meine
Liebe und Treue. Willigst du diesmal ein, mein Weib zu
werden?«, fragte er feierlich und wirkte so würdevoll, wie
es ein kniender Mann eben vermochte.
Sein Weib! Unfähig zu einer Entgegnung, blickte Fygen
auf Rudolfs braunen Haarschopf hinab, den inzwischen
erste Silberfäden durchzogen. Sein Antrag war für sie
gänzlich überraschend gekommen. Nie hatte sie in Erwägung
gezogen, sich neu zu vermählen. Ja, sie konnte sich
gar nicht vorstellen, je wieder für einen Mann das zu empfi-
nden, was sie für Peter empfunden hatte. Mit seinem Tod
war etwas in ihr für immer gegangen.
Rudolf spürte Fygens Zögern, und es schien, als hätte er
auch ihre Gedanken gelesen. »Auch wenn du mich nicht so
liebst, wie du Peter geliebt hast, so soll es mir genügen,
wenn ich nur mit dir zusammen sein darf. Ich werde dir
immer ein guter Ehemann sein, das verspreche ich dir ...«
Beinahe flehentlich klangen seine Worte, und Fygen gab es
einen Stich, als sie sah, mit welcher Hoffnung er sie anblickte.
Die Liebe und Treue eines so guten und aufrichtigen
Mannes war mehr, als sich die meisten Frauen vom
Ehestand erhoffen konnten.
Rudolf war Fygen der beste und treueste Freund. Er stand
ihrem Herzen so nahe wie nur wenige, und sie liebte ihn.
Doch es war die Liebe, die eine Schwester für den Bruder
empfand. Sie würde Rudolf nie so lieben können, wie er es
verdient hätte - es wäre nicht aufrichtig, ihn zu heiraten.
Leicht berührte Fygen ihn an der Schulter und schüttelte
den Kopf. Es fi el ihr schwer, ihm zu antworten, denn sie
wusste, wie weh sie ihm damit tat. »Nein, Rudolf«, sagte
sie leise, »ich kann dich nicht heiraten. Lass es zwischen
uns, wie es ist.« In dem Moment, als Fygen die Worte aussprach,
war ihr, als löste sich in ihrem Innern ein Knoten.
Als hätte es dieses Anstoßes bedurft, wusste sie plötzlich
in aller Klarheit, was sie zu tun hatte. »Ich fahre nach Valencia.
« Wie selbstverständlich kamen ihr die Worte über
die Lippen, so als wären sie schon die ganze Zeit über dort
gewesen, als hätte ihre Zunge sie nur noch aussprechen
müssen.
Für einen Moment blieb Rudolfs Gesicht unbewegt. Dann
weiteten sich seine Augen ungläubig, und das Weiße darin
erschien Fygen unnatürlich groß. Rudolfs Mund öffnete
sich wie zu einer Entgegnung, doch dann, ohne dass er vermocht
hätte, ein Wort hervorzubringen, presste er die Lippen
zu einem Strich zusammen. Er senkte den Kopf, seine
Schultern krümmten sich, und er schien zu erstarren.
Das Mitgefühl mit dem Freund machte Fygen die Kehle
eng. Sie spürte seinen Schmerz so scharfkantig, als wäre er
ihr eigener, doch sie wusste um die Richtigkeit ihrer Entscheidung.
Einen unendlichen Moment lang währte Rudolfs Starre.
Dann endlich erhob er sich mit hölzerner Beherrschtheit,
klopfte den Staub von den Knien, wandte sich ab und
schritt mit der unbewussten Sicherheit eines Schlafwandelnden
dem Haus zu.
Lisbeth strich sich erschöpft eine dunkle Locke zurück
unter den zarten Taft ihrer Haube. Wenn es nach ihr ginge,
so wäre sie bereits vor Stunden zu Bett gegangen, anstatt
auf das neue Jahr zu warten. Es würde auch beginnen,
wenn sie dabei schlief. Die Werkstatt verlangte ihr derzeit
viel ab, denn bis zur Fastenmesse in Frankfurt war es nicht
mehr allzu weit. Verstohlen hielt Lisbeth die Hand vor den
Mund und unterdrückte ein Gähnen, als ihre Schwiegermutter
zu ihr trat.
»Lisbeth Ime Hofe ...«, hob Katryn an und blickte ihr in
die braunen Augen.
Lisbeth legte abwartend den Kopf schief und krauste die
flache Spitze ihrer Stupsnase, die ihrem anziehenden Gesicht
mit den hohen Wangenknochen einen etwas spitzbübischen
Ausdruck verlieh. Es war ungewöhnlich, dass
Mertyns Mutter sie so förmlich ansprach.
»Ich habe dich beobachtet und mir genau angesehen, wie
du deinen Betrieb führst«, sagte Katryn ernsthaft. »Du
hast dir inzwischen einen sehr guten Ruf als Seidmacherin
erarbeitet, und deine Gewebe sind stets von guter Qualität.«
»Danke, Mutter«, sagte Lisbeth erfreut. Das Lob zauberte
eine verlegene Röte auf ihre Wangen.
»Darüber hinaus ist es dir gelungen, alle Kunden deiner
Mutter zu behalten, nachdem du ihren Betrieb übernommen
hast«, fuhr Katryn fort. »Eine ganz außerordentliche
Leistung, wenn man bedenkt, welch vortreffliche Seidmacherin
Fygen war.«
Lisbeth setzte an, sich abermals zu bedanken, doch mit
einem knappen Wink hieß Katryn sie schweigen. »Ich habe
beschlossen, mich aus dem Geschäft zurückzuziehen, und
werde dir daher ebenfalls meinen Betrieb übergeben.«
Verblüfft starrte Lisbeth sie an. Ihre Müdigkeit war ver-
flogen. Katryn konnte das nicht ernsthaft in Erwägung
ziehen. Sie sollte zu ihrem eigenen Betrieb und dem ihrer
Mutter nun auch noch den ihrer Schwiegermutter übernehmen?
Wie sollte sie denn das bewerkstelligen? Ihr eigener
Betrieb war mit den vier Lehrtöchtern, drei ausgelernten
Lohnweberinnen und fünf Hilfskräften bereits sehr
umfangreich. Doch die Weberei der »Frau Zur Roten Tür«,
wie man Katryn nach ihrem Haus und dessen zinnoberrotem
Tor nannte, war die größte der ganzen Stadt.
Katryn schien zu ahnen, was in Lisbeth vorging. »Du
schaffst das schon, da bin ich ganz sicher«, sagte sie mit
einem aufmunternden Lächeln. »Und ich höre ja nicht
über Nacht auf ...«
Aus den Augenwinkeln sah Lisbeth Rudolf wieder in den
Saal treten. Sie mochte den gutmütigen Gastwirt, und sie
wusste, er verehrte ihre Mutter seit langem. Mit einem
Schmunzeln hatte sie vorhin bemerkt, dass er ihrer Mutter
aus dem Saal hinaus gefolgt war, und geahnt, was er im
Sinn haben mochte.
Doch der versteinerten Miene nach zu urteilen, mit der
Rudolf nun in den Saal zurückkehrte, schien das gründlich
misslungen zu sein. Geradewegs, ohne den Blick abschweifen
zu lassen, hielt er auf Maren zu, die einen weiteren
Versuch unternahm, den Gästen Getränke zu reichen, nun
allerdings aus tönernen Bechern.
Wie betäubt griff Rudolf nach einem Becher und stürzte
den Wein hinunter. Als sich die Magd von ihm ab- und
anderen Gästen zuwenden wollte, packte er sie mit der
freien Hand am Rock und hielt sie fest. Unsanft stellte er
den leeren Becher zurück auf Marens Tablett, ergriff einen
gefüllten und leerte auch diesen in einem Zug.
Lisbeth zwang sich, ihren Blick von Rudolf abzuwenden
und sich wieder auf das Gespräch mit Katryn zu konzen-
trieren. »Warum willst du die Weberei aufgeben?«, fragte
sie die Schwiegermutter.
»Einfach weil es mir reicht. Ich habe in meinem Leben genug
gearbeitet. Die Geschäfte ermüden mich, und ich besitze
ohnehin weit mehr, als ich zum Leben benötige.«
»Und was wirst du stattdessen tun? Ich dachte immer, du
liebst das Seidenmachen.«
»Ja«, entgegnete Katryn mit einem feinen Lächeln. »Und
genau das ist der Grund, warum ich aufhöre, mein Kind.
Seit Jahren habe ich nicht mehr selbst am Webstuhl gesessen,
und dafür werde ich jetzt endlich wieder Zeit fi nden:
Zu weben, und zwar Stoffe für meinen eigenen Bedarf.
Und vielleicht bekomme ich ja eines Tages doch noch Enkelkinder,
die ich verzärteln darf.«
Ein Schatten huschte über Lisbeths Züge, und sie wandte
das Gesicht ab. Mit ihrer letzten Bemerkung hatte Katryn
an einen schmerzlichen Punkt ihrer Schwiegertochter gerührt.
Mehr als drei Jahre waren sie und Mertyn nun verheiratet,
doch zu Lisbeths Kummer hatten sie bislang keinen
Nachwuchs bekommen. Zu Beginn ihrer Ehe hatte es
sie nicht gestört, dass sich der Kindersegen nicht sogleich
einstellen mochte. Sie und Mertyn waren sich gegenseitig
genug gewesen.
Dann jedoch, als ihre Freundinnen nach und nach ihre ersten
Kinder zur Welt brachten, ja, als sich bei ihrer Freundin
Clairgin bereits das zweite ankündigte, hatte Lisbeth
angefangen, sich zu sorgen, sich bange zu fragen, ob sie je
ihr eigenes Kind in den Armen halten würde.
Zum zweiten Mal an diesem Abend ließ ein dumpfer Schlag
die Gesellschaft auffahren, das Krachen eines Körpers, der
schwer auf die Bodendielen traf. Marens erschreckte
Schreie gellten durch den Saal. Doch diesmal hatte es nicht
sie ereilt, sondern Rudolf. Er hatte im Wein das Vergessen
gesucht und sich hastig bis zur Besinnungslosigkeit betrunken.
Reglos wie ein Sack Mehl, Arme und Beine von
sich gestreckt, lag er da, während Maren kreischend das
Weite suchte.
»Sie fährt nach Valencia!«, lallte Rudolf undeutlich. Dann
sackte sein Kopf zur Seite, und er verlor das Bewusstsein.
Ganz so, als würde nun auch der Rest der Welt aus den
Fugen geraten, krachten draußen vor der Wolkenburg die
ersten Schüsse aus Handbüchsen. Auch wenn der Rat der
Stadt diesen Brauch jedes Jahr aufs Neue zu unterbinden
suchte, so ließen sich doch ein paar verwegene Handwerksburschen
nicht daran hindern, mit angemessenem Lärm
das neue Jahr zu begrüßen.
»E glöcksillig Neujohr!«, erscholl es von überall her.
»E glöcksillig Neujohr!«, und leise murmelte Lisbeth die
übliche Erwiderung: »Göv Gott, et wör wohr!«
Bitte besuchen Sie uns im Internet:
www.knaur.de
Copyright © 2011 Knaur Verlag. Ein Unternehmen der Droemerschen
Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise -
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Ilse Wagner
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagfoto / -illustration: Portrait of Peg Woffi ngton (1718- 60) (oil on
canvas) by Jean-Baptiste van Loo (1684-1745) Private Collection/
© Lawrence Steigrad Fine Arts, New York / The Bridgeman Art Library
Nationality / copyright status: French / out of copyright
Gabrielle d'Estrees with a Sister School of Fontainebleau Painting
Bild: © Summerfi eld Press / CORBIS
Satz: Adobe InDesign im Verlag
Druck und Bindung: C. H. Beck, Nördlingen
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-66359-2
2 4 5 3 1
Für den alten Wilhelm ging es ans Sterben. Er wusste
es, und doch waren seine Züge unbewegt wie gewohnt.
Auf seinem eingefallenen Gesicht lag nicht die geringste
Furcht davor, bald schon die Missetaten, die er sein
Lebtag begangen hatte, vor seinem Schöpfer rechtfertigen
zu müssen. Und derer waren es bei Gott genügend gewesen.
Mit einem schwachen Winken bedeutete der alte Kaufmann
seinem Sohn, näher zu treten. Die Kerzen fl ackerten
unruhig und warfen fratzenhafte Schattenbildnisse an die
getünchten Wände, als der junge Mann an die Bettstatt des
Vaters trat.
Aus der Düsternis der Vorhänge löste sich die hagere Gestalt
des Advokaten, und auf ein Nicken des Alten hin begann
er zu verlesen, was der alte Wilhelm seinem Sohn zu
vermachen gedachte.
In Alejandros klaren Zügen spiegelte sich gespannte Wachsamkeit.
Unwillkürlich wischte er sich die nachtschwarze
Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihm hartnäckig in die
Stirn fi el, während er ungeduldig der eintönigen Nennung
von Gütern und Barschaften zuhörte. Nicht, dass ihn die
Aufzählung überrascht hätte. Er hatte eine ziemlich genaue
Vorstellung vom Umfang des Vermögens seines Vaters. Es
klang wie das ihm vertraute Inventar der Bodega, die er
leitete. Doch Alejandro wartete auf etwas anderes.
Sein Blick heftete sich auf das bereits vom Tode gezeich-
nete Antlitz seines Vaters. Schwach war der Alte geworden,
mager und gebrechlich. Aber wenn Alejandro gehofft
hatte, der nahe Tod hätte das Gemüt des Alten besänftigt,
so sah er sich getäuscht. Das metallische Leuchten der
blauen Augen hatte an Kälte kaum verloren.
Die Aufzählung endete, der Advokat rollte das Blatt zusammen,
von dem er die Verfügung abgelesen hatte, und
trat in bescheidener Höflichkeit einen Schritt zurück, als
distanziere sich der erfahrene Mann der Jurisprudenz von
dem, was er gerade verlesen hatte.
Alles. Der Alte hatte ihm alles vermacht - das ganze Vermögen,
das er in Valencia besaß, dieses komfortable Stadthaus
inbegriffen.
Kalt durchzog Alejandro die Enttäuschung, und er presste
die Lippen zusammen. Geld verdiente er selbst genug -
ausreichend und mit Freuden. Doch was er sich erwünscht,
ja, jeden Tag seines Lebens sehnsüchtig herbeigefleht hatte,
das hatte er nicht bekommen. Den Namen. Den Namen
seines Vaters, der ihn vom Makel seiner Herkunft reinigen
würde.
Unbewusst ballte Alejandro die Faust. Dies war die letzte
Gelegenheit gewesen. Doch sogar im Angesicht des Todes
hatte der Alte sich nicht dazu durchringen können, ihn als
seinen Sohn anzuerkennen. Alejandro würde bleiben, was
er war: der vermögende, aber illegitime Sohn eines ausländischen
Kaufmannes und seiner Mätresse.
Alejandros Züge erstarrten zu einer Maske. Niemand, weder
sein Vater noch der Advokat, sollte seine Enttäuschung
bemerken.
Seit bald fünfundzwanzig Jahren, seit der alte Wilhelm - er
zählte damals schon um die fünfzig Jahre - nach Valencia
zurückgekehrt war, um sich für immer hier niederzulassen,
hatte Alejandro keinen sehnlicheren Wunsch gehabt, als
von seinem Vater anerkannt zu werden und dessen fremdländischen
Namen zu tragen, der für seine junge Zunge so
schwierig auszusprechen war.
Dabei machte Letzteres eigentlich keinen Unterschied,
denn den Namen kannten ohnehin nur wenige. Man sprach
den Alten gewöhnlich nur respektvoll mit »Senyor« an, allenfalls
mit »Senyor Wilhelm«. Und in den Kreisen der
Kaufmannschaft in Valencia, mit der er geselligen Umgang
pflegte, war er schlicht »der alte Wilhelm«.
Alejandro wusste, der Alte hätte seine Mutter nie heiraten
können, selbst wenn er es gewollt hätte, denn er war bereits
verheiratet, an einem Ort fern von hier. Seine Mutter
hatte es ihm damals erklärt, als sie in das Haus des Alten
gezogen waren. Dieses Haus im Herzen von Valencia, das
so weitläufig war und so prächtig, dass es dem Zehnjährigen
vorgekommen war wie ein Palast.
Aber Alejandro als seinen leiblichen Sohn anzuerkennen,
der er unleugbar war - die auffällig blauen Augen verrieten
es jedem Betrachter auf den ersten Blick -, das hätte er gekonnt.
Es wäre ein Leichtes gewesen - und was hätte er
sich dabei vergeben?
Doch einen Sohn hatte er auch schon. Einen legitimen, geboren
von einem ihm rechtmäßig angetrauten Eheweib.
Auch das hatte die Mutter Alejandro erzählt. Seither
brannte in ihm ein gänzlich unangemessener Hass auf diese
andere Familie seines Vaters, geboren aus blankem
Neid.
Wann immer der Zorn mit ihrem Sohn durchgehen wollte,
hatte die Mutter Alejandro beruhigend die Hand auf die
Stirn gelegt und gemurmelt: »Wenn du nur recht fleißig
bist und lernst, deine Gefühle im Zaum zu halten, dann
wird er eines Tages stolz genug auf dich sein.« Ein »Inschallah
« - so Gott will - hatte sie sich stets verkniffen.
Das Räuspern des Advokaten holte Alejandro zurück in
das Sterbezimmer. Die Hände um die Papierrolle gefaltet,
stand dieser immer noch in respektvollem Abstand neben
der Bettstatt, die dünnen Augenbrauen fragend hochgezogen,
als erwarte er eine letzte Änderung, eine zusätzliche
Anweisung.
Einen unsinnigen Moment lang keimte in Alejandro erneut
die Hoffnung. Doch sie zerstob mit der knappen Handbewegung,
mit welcher der alte Wilhelm den Advokaten aus
dem Raum winkte - nie hatte er eine einmal gegebene Anweisung
widerrufen, wieso sollte er auf dem Sterbebett damit
beginnen?
Alejandro straffte sich. Heuchelei, dachte er, als der alte
Wilhelm erneut die Hand hob. Dennoch senkte er pflichtschuldig
das Haupt, wie es von einem gehorsamen Sohn
erwartet wurde, damit der Vater ihm seinen Segen erteilen
konnte.
Doch mitten in der Bewegung fi el der Kopf des Alten leblos
zur Seite, und die segnende Hand sank unverrichteter
Dinge auf das Laken zurück - ganz so, als wolle der Herrgott
sich gegen diesen letzten Akt der Unaufrichtigkeit des
alten Wilhelm verwahren.
Teil I
1499 bis 1500
1. Kapitel
Verdammt! Schon wieder Valencia!« Fygen Lützenkirchen
entfuhr ein undamenhafter Fluch, und sie
hieb die Faust auf das aufgeschlagene Journal, das vor ihr
auf dem Pult lag. Der rüde Ton, der bisweilen im Umgang
mit Händlern, Fuhr- und Schauerleuten vonnöten war,
hatte bereits während des Dreivierteljahres, in dem sie nun
als Faktor für die Große Ravensburger Handelsgesellschaft
arbeitete, auf ihren Sprachgebrauch abgefärbt.
Dieses für eine Frau ungewöhnliche Amt, das ihr Mann
einst innegehabt hatte, war Fygen nach seinem Tod von
den Regierern der Handelsgesellschaft, jenen drei Herren,
denen die oberste Führung der Geschäfte oblag, angetragen
worden. Peter Lützenkirchen, Seidenhändler und Englandfahrer,
hatte bei dem Versuch, eine alte Begine aus dem
brennenden Annenkonvent zu retten, sein Leben gelassen.
Im letzten Moment noch war es ihm gelungen, die alte
Frau ins Freie zu stoßen, bevor ihn ein herabfallender Balken
traf.
Fygen seufzte wie stets, wenn sie an den Brand im Annenkonvent
dachte. Nicht genug, dass sie ihren geliebten Mann
verloren hatte - es war zudem der Auftakt zu einer Reihe
von Katastrophen gewesen, an deren Ende sie ihre Weberei
hatte aufgeben müssen. Danach war Fygen in tiefe Traurigkeit
und Mutlosigkeit versunken, denn sie hatte ihr
Handwerk geliebt und sich nicht vorstellen können, je
etwas anderes zu tun.
Doch dann hatte Hans Hinderofen, Hauptbuchhalter der
Ravensburger Handelsgesellschaft, sie gebeten, Peters Amt
als Faktor der Oberdeutschen in Köln fortzuführen.
Fygen hatte ihre Lektion gründlich gelernt. Wenn sich eine
Tür schloss, so öffnete sich eine andere. Und heute betrieb
sie ihre Faktorei mit der gleichen Leidenschaft, mit der
sie sich einst der Bereitung von Seidenstoffen gewidmet
hatte.
Stephan Ime Hofe deutete ihr Seufzen falsch. Er schüttelte
den dunklen Schopf und presste die Lippen aufeinander.
»Ich verstehe das nicht! Es ist gerade so, als ob es da unten
in Aragonien jemand auf uns abgesehen hat!«
Fygen blickte ihrem Lehrling in das hübsche Gesicht. Der
uneheliche Sohn von Mertyn war erwachsen geworden.
Sein Anblick erinnerte sie an den Tag, an dem Katryn ihr
voller Verzweiflung geklagt hatte, ihr Gatte hätte eines ihrer
Lehrmädchen geschwängert. Die Freundin hätte damals
nichts lieber getan, als die unkeusche Dirne mitsamt
ihrem Balg vor die Tür zu setzen, und nur Fygens unermüdlichem
Zureden war es zu verdanken, dass Katryn das
Kind an Sohnes statt angenommen hatte.
Das Weitere hatte der liebenswerte Knabe selbst erledigt.
Mit seinen strahlenden, dunklen Augen und dem schalkhaften
Lächeln hatte er bald das Herz seiner Stiefmutter
erobert, und dass er äußerlich nach seinem Vater geriet und
damit seinem Halbbruder, der auch den Namen Mertyn
trug, glich, hatte Katryn schnell seine Herkunft vergessen
lassen. Zudem war Stephan fröhlicher und umgänglicher
als sein ernsthafterer Bruder, mit dem er sich nicht sehr gut
verstand.
Fygen vermutete, dass Stephan seinem Bruder insgeheim
dessen eheliche Geburt neidete, obschon jener Stephan seine
Illegitimität nie hatte spüren lassen. Und so war es wohl
das Beste gewesen, dass Stephan sein Elternhaus verlassen
hatte und zu ihr in die Wolkenburg gezogen war, damit er
das Kaufmannshandwerk erlerne.
Fygen hatte diese Entscheidung nicht bereut. Stephan war
zwar erst seit einem guten halben Jahr bei ihr, doch Fygen
konnte sich keinen fleißigeren und verständigeren Gehilfen
wünschen. Es war nicht seine Schuld, dass er seiner Dienstherrin
die betrübliche Mitteilung hatte machen müssen,
dass die Rohseide aus Valencia, die soeben via Antwerpen
in Köln eingetroffen war, durchweg feucht war und nicht
dem Anspruch an Kaufmannsgut gerecht wurde.
Stephan wusste, wie dringlich Fygen auf ebendiese Lieferung
gewartet hatte, und als die Nachricht von ihrem Eintreffen
kam, war er sogleich in das Kaufhaus auf dem
Malzbüchel geeilt. Von außerhalb eingeführte Seide musste
dort zunächst zur Erhebung der Akzise auf der städtischen
Krautwaage gewogen und der Zoll von einem Denar auf
einhundert entrichtet werden. Erst nachdem er die Akzise
bezahlt hatte, hatte Stephan in Gegenwart des städtischen
Zinsmeisters die Packen öffnen dürfen.
Beinahe entschuldigend hob er die breiten Schultern, als er
eine Handvoll der ungesponnenen Seidenstränge, die er als
Probe aus dem Lagerhaus mitgebracht hatte, auf Fygens
Pult legte. Die weißliche Rohseide war von Schimmel grün
überhaucht, und ein fauliger Geruch stieg von ihr auf.
Fygen rümpfte die Nase. Es bedurfte nicht der Erfahrung
von Jahren, die Fygen im Umgang mit Seide besaß -
schließlich war sie eine der erfolgreichsten Seidenweberinnen
der Stadt gewesen und hatte erst vor Jahresfrist ihren
Betrieb ihrer Tochter Lisbeth übergeben -, um zu erkennen,
dass diese Seide schlicht unverkäuflich war.
Dennoch nahm sie eine der feuchten Strähnen, drehte sie
zwischen den Fingern und hielt sie gegen das schwindende
Licht, das durch ein Fenster zum Hof in ihr Kontor drang.
Vom Grunde her war die Qualität der Seide gut. Sehr gut
sogar.
Üblicherweise bezog man in Köln Seide aus Venedig, die
aus der Levante und den Mittelmeerländern stammte, jedoch
nach ihrem Verschiffungsort Venezianische Seide genannt
wurde. Sie erreichte Köln entweder auf dem Landweg
über Frankfurt und dann zu Schiff den Rhein hinab,
oder sie wurde auf Galeeren verladen, welche die flandrischen
Häfen anliefen, und von Antwerpen oder Brügge
aus mit Fuhrwerken in die Stadt gebracht.
Als die beste galt Talayer-Seide, benannt nach der Landschaft
Talisch an der Westküste des Kaspischen Meeres.
Kaum geringer war die Qualität der Seide, die in Messina
auf Sizilien gewonnen wurde.
Kurz nach Beginn von Fygens Tätigkeit als Faktor für die
Große Ravensburger Handelsgesellschaft war in der Wolkenburg
ein Schreiben eingetroffen, in dem Hinderofen
ihr - auf Ravensburger Papier mit dem Ochsenkopf als
Wasserzeichen - den Vorschlag unterbreitet hatte, einen
Versuch mit Seide aus Valencia zu machen. Dem Vernehmen
nach wäre diese von ganz besonderer Qualität.
Bisher war sie in Köln nicht erhältlich, und Fygen hatte
sogleich erkannt, welche Gewinne sich gerade hier, in der
Stadt mit dem bedeutendsten Seidengewerbe in deutschen
Landen, mit dieser ausgezeichneten Seide erzielen ließen.
Und es stimmte! Seide dieser Qualität würde man ihr aus
den Händen reißen. Wenn sie denn trocken wäre, grollte
Fygen innerlich und unterdrückte einen weiteren Fluch.
Dies war nun schon die dritte Lieferung aus Valencia, die
nicht den gewünschten Erfolg zeitigte!
Die Seide der ersten Lieferung, die Köln erreichte, war gerade
einmal von mittlerer Qualität gewesen. Fygen hatte sie
den kölnischen Seidenweberinnen nicht als Seide aus Valencia
präsentieren mögen, damit der gute Ruf, in dem diese
stand, keinen Schaden nahm, und sie stattdessen auf dem
Bamasmarkt in Antwerpen unter Preis losgeschlagen. Denn
sie glaubte fest daran, dass es sich hier um einen Fehler handeln
müsse und man ihr falsche Ware gesendet habe.
In einem Brief an den Gelieger, die Hauptniederlassung
der Gesellschaft in Valencia, hatte Fygen diesen höflich,
aber bestimmt angemahnt. Sicher läge eine Verwechslung
vor. Man möge ihr doch bitte das Gewünschte senden:
Seide aus Valencia.
Die zweite Lieferung - zu Fygens Verärgerung von gleicher
Qualität wie die vorherige - begleitete ein Schreiben
des Inhaltes, dass es sich, wie schon in der ersten Sendung,
um »Seda de la tierra y del regno di Valencia« - Seide aus
der Stadt und der Region Valencia - handle, ganz so, wie
sie es wünsche. Wenn sie mit der Qualität nicht zufrieden
sei, so möge sie andere Seide bestellen.
Doch so schnell hatte Fygen sich nicht entmutigen lassen.
Voller Zorn hatte sie erneut zweieinhalbtausend Pfund geordert,
diesmal mit der klaren Anweisung, man möge ihr
die beste aller in Valencia lieferbaren Seide senden.
Wie gut sie daran getan hatte, am Glauben an die Qualität
der Seide aus Valencia festzuhalten, erkannte Fygen nun,
als sie die richtige Seide in Händen hielt. Sie war viel feiner
als alles, was sie je an Rohseide gesehen hatte.
Doch zu ihrem Ärger hatte man diesmal die Ballen so
schlampig verpackt, dass auf der langen Reise nach Norden
Feuchtigkeit durch die Verpackung gedrungen war.
Und jetzt im Winter bei der feuchtkalten Witterung würde
man die Seide auch nicht trocknen können, dachte sie.
Doch dafür war es ohnehin zu spät, der Schimmel hatte
längst Besitz von der gesamten Ware ergriffen.
Fygen schnaubte leise. Sie hatte nicht übel Lust, Stephan,
der abwartend neben ihrem Pult stand, Anweisung zu geben,
die ganze Lieferung heute noch im Rhein versenken
zu lassen. Verkaufen konnte und durfte sie die Seide so
nicht. Aus gutem Grund verbot die Zunftordnung, Seide
zu veräußern, die durch die Aufnahme von Wasser an Gewicht
gewonnen hatte, damit der Käufer nicht übervorteilt
wurde.
Mit diesem stinkenden Unrat konnte sie bestenfalls ihren
Ruf als Kauffrau ruinieren, schlimmstenfalls würde sie eine
Bestrafung des Rates auf sich ziehen. Ohnehin würde niemand
dafür die üblichen zweihundertfünfzig Gulden pro
Zentner zahlen.
Der Gedanke ließ Fygen sich auf ihre Pflichten als Lehrherrin
besinnen, und sie wandte sich wieder Stephan zu:
»Das Wertvollste, was du als Kaufmann hast, ist dein Ruf,
dein guter Name! Er ist beinahe wichtiger noch als dein
Kapital. Vergiss das nie: Ehrlichkeit und Verlässlichkeit,
darauf kommt es an!«, schärfte sie ihm ein. Mit einem Wink
entließ sie ihren Lehrjungen, und als dieser die Tür hinter
sich geschlossen hatte, fügte sie für sich hinzu: »Das scheint
sich aber bis Valencia noch nicht herumgesprochen zu
haben!«
Es schien wirklich so, als habe sich dort etwas gegen sie
verschworen. Dabei lag ihr gerade diese Unternehmung
sehr am Herzen. Wobei es weniger der mögliche Gewinn
war, der sie reizte, als vielmehr, den Beweis anzutreten,
dass sie als Frau es ebenso gut vermochte, Handelsgeschäfte
zu führen, wie ihre männlichen Kollegen.
Denn Fygen wusste, dass einige der geschätzten kölnischen
Kaufl eute das sehr einträgliche und daher begehrte Faktorenamt
für die Ravensburger gerne für sich beansprucht
hätten. Man nannte die Kompanie nicht umsonst die »Gro-
ße Ravensburger Handelsgesellschaft« - sie war neben den
Vöhlin, den Welsern und den Fuggern eine der bedeutenden
Oberdeutschen Unternehmungen.
Wenn es Fygen gelänge, den kölnischen Seidmacherinnen
als Erste eine Rohseide von derartiger Feinheit anzubieten,
würde dies die missgünstigen Neidhammel zum Schweigen
bringen, die behaupteten, eine Faktorei könne man
unmöglich in die unerfahrenen Hände einer Frau legen.
Das war auch der Grund, weshalb sie sich in der Angelegenheit
nicht an die Zentrale in Ravensburg wenden und sich
dort über die nachlässige Führung der Geschäfte in Valencia
beschweren mochte. Mit dem Problem musste sie schon
selbst fertig werden, und das bedeutete leider, dass sie für
die faulige Ware auch noch würde zahlen müssen.
Jedem Kaufmann, der ihr eine solch verdorbene Lieferung
hätte zukommen lassen, hätte sie rundheraus die Bezahlung
verweigert. Doch innerhalb der Gesellschaft war das
anders. Waren, die zwischen der Zentrale, den Geliegern
und den Faktoreien, den kleineren Vertretungen, hin und
her flossen, wurden intern verrechnet. So würde ihre Faktorei
ganz automatisch mit dem Preis der Seide belastet.
Außerdem hatte sie die Kosten für die Fracht zu tragen,
dazu die Akzise, die sie für die Einfuhr an die Stadt gezahlt
hatte. Kurz überschlug Fygen den Verlust. Was da zusammenkam,
war nicht unerheblich, vom entgangenen Gewinn
ganz zu schweigen. Gewöhnlich erzielte sie mit einem
Zentner Seide um die zweihundertfünfzig Gulden.
Demnach hätte sie für die zweieinhalbtausend Pfund sechstausendzweihundertfünfzig
Gulden erhalten, für diese feine
Qualität sicher mehr.
Fygen griff nach der Feder, die sie bei Stephans Eintreten
achtlos auf das Journal hatte fallen lassen. Nicht zum ersten
Mal fragte sie sich, welchen Betrag sie denn nun in
ihrem Journal vermerken sollte: den, welchen sie tatsächlich
verloren hatte, oder den, der ihr entgangen war?
Fygen entschloss sich, zur Sicherheit beide Werte zu notieren.
Sorgfältig setzte sie das Datum hinter den Eintrag:
24. Dezember im Jahre des Herrn 1499. Dies würde der
letzte Eintrag in das Geschäftsbuch des Jahres 1499 sein.
Das Jahr war zu Ende. Und mit ihm das Jahrhundert.
Mit dem Tag der Geburt des Herrn würde morgen ein neues
Jahr beginnen. Und wie wohl jedermann an diesem Tag,
so fragte auch Fygen sich, was das kommende Jahr für sie
bereithielt. Es war nicht schön, das Geschäftsjahr mit dem
Eintrag eines Verlustes zu beenden, dachte sie ein wenig
beklommen. Hatte sie sich vielleicht zu sehr in die Sache
mit Valencia verrannt? Sich zu große Dinge vorgenommen?
Vielleicht wäre es besser, die ganze Idee einfach
Fallen zu lassen?
Von Sankt Cäcilia her schlug die Glocke und gemahnte
Fygen daran, die Arbeit zu beenden. Es war an der Zeit, in
ihre Kammer hinaufzusteigen und sich umzukleiden, wollte
sie ihre Gäste nicht im Hemd empfangen. Es waren zwar
nur Fygens drei Töchter mit ihren Familien und wenige
enge Freunde geladen, um nach dem Kirchgang bei ihr das
neue Jahr zu begrüßen. Dennoch geziemte es sich nicht für
die Gastgeberin, als Letzte zu erscheinen.
In Fygens Schlafgemach wartete die hagere Hilda bereits
darauf, ihr mit dem Ankleiden behilflich zu sein. Die wortkarge
Haushälterin war in die Jahre gekommen, und die
Leitung des Haushaltes war ihr zunehmend beschwerlich
geworden. Doch Fygen hatte es nicht übers Herz gebracht,
ihr die Aufgabe aus den Händen zu nehmen. Stattdessen
hatte sie Hilda mit Regina eine verständige junge Gehilfin
zur Seite gestellt.
Einige Aufgaben jedoch würde Hilda sich erst nehmen las-
sen, wenn sie dereinst auf dem Totenbett läge, und dazu
zählte auch das Ankleiden ihrer Herrin. Mit geübtem Griff
streifte sie Fygen das Unterkleid aus schilfgrünem Seidentaft
über den Kopf und glättete die Falten des weit fallenden
Rockteiles. Dann ließ sie das Oberkleid aus schwerem
besticktem Fluvel darübergleiten, jenem samtigen Gewebe,
dessen Flor zwischen Dunkelgrün und Nachtschwarz
changierte, je nachdem, wie das Licht darauffiel.
Fygen streckte die Arme durch die weiten Armausschnitte,
die beinahe bis zur Taille reichten, und während Hilda
das Kleid auf dem Rücken zurechtzog und sich daranmachte,
die Verschnürungen zu binden, warf Fygen einen
kritischen Blick in den Spiegel, welcher der Bettstatt gegenüber
an der Wand ihrer Kammer hing.
Vor einem halben Jahr hatte sich der Tag ihrer Geburt zum
vierzigsten Mal gejährt, doch die Jahre waren gnädig mit
ihr umgegangen. Ihre Haut hatte eine frische, gesunde Farbe,
und - Gott sei es gedankt - sie besaß noch alle Zähne.
Haarfeine Linien hatten sich in die Haut um ihren eine
Spur zu breiten Mund gegraben, und die winzigen Fältchen,
die sich in den Augenwinkeln kräuselten, mochten
weniger vom Gram denn vom Lachen herrühren.
Natürlich hatte sie in der Taille ein wenig an Umfang zugenommen,
aber das war verzeihlich. Schließlich war sie eine
erwachsene Frau und kein junges Mädchen mehr. Dafür
fand sich in der dunklen, noch immer üppigen Flut brauner
Locken nur vereinzelt ein silberner Faden.
Fygen warf ihrem Spiegelbild einen beinahe koketten Blick
zu. Nein, mit ihrem Aussehen durfte sie wirklich nicht unzufrieden
sein. So manch eine weit Jüngere würde sie darum
beneiden. Zufrieden stieg sie die geschwungene Treppe
hinab, um ihre Gäste zu begrüßen.
Ein paar Stunden hatte das vielgängige Festmahl gedauert,
doch nun endlich war man gesättigt und zerstreute sich im
großen Saal im Obergeschoss der Wolkenburg, ein jeder
einen mit gutem Rheinwein gefüllten Becher in der Hand.
Die Wolkenburg, die Peter einst als Wohnhaus für die Familie
erworben hatte, war, auch wenn der Name es vermuten
ließ, keine Burg, sondern einer jener großen Höfe, die
innerhalb des Stadtgebietes lagen. Das Wort »Burg« im
Namen verdankte das Haus seinen trutzigen Eckwarten,
die »Wolken« ihrer Nähe zur städtischen Wollküche, in
der die Rohwolle gewaschen und vom Fett befreit wurde,
denn an kalten Tagen hüllten Wasserdämpfe die ganze
Umgebung in dichte Nebelwolken.
Fygen trat grübelnd ans Fenster. Der Gedanke an Valencia
ließ ihr keine Ruhe. Die Wärme, die dem großen Kamin
entströmte, hatte sie erhitzt, und so öffnete sie den mit
buntem Glas gefüllten Fensterrahmen. Nicht jeder schien
diesen Abend feierlich zu begehen, stellte sie fest. Auf der
gegenüberliegenden Seite der Straße mühte sich ein betagtes
Weib damit ab, ein schweres Bündel in einen Verschlag
zu schaffen, der zugleich als Laden und Wohnstatt diente.
Vielleicht hielt die Alte immer noch daran fest, das neue
Jahr mit dem Osterfest, der Auferstehung Christi zu beginnen,
anstatt mit der Geburt des Herrn, wie es jeder anständige
Christenmensch tat.
Sei es drum! Die alte Krämerin schien ohnehin ein wenig
seltsam zu sein, dachte Fygen und schloss das Fenster, als
Katryn zu ihr trat.
»Was grübelst du?«, fragte die Freundin. »Lässt dir die Arbeit
wieder keine Ruhe? Warum lässt du heute nicht Geschäft
Geschäft sein und genießt wie alle anderen das
Fest?«
Schon seit früher Jugend, seit den Tagen, in denen sie ge-
meinsam den Schikanen ihrer Lehrherrin Mettel getrotzt
hatten, verband sie eine innige Freundschaft, und wie
ehedem hatte Katryn auf den ersten Blick bemerkt, dass
Fygen etwas auf der Seele lastete.
Fygen blickte die Freundin mit einem warmen Lächeln an.
Katryn war nur um wenige Jahre älter als sie, doch der Tod
ihres geliebten Mannes hatte sie rascher altern lassen. Wobei
es weniger der Tod selbst war, dachte Fygen, als vielmehr
die grausigen Umstände von Mertyns Erkrankung,
die ihn langsam dem Wahn hatten verfallen lassen, bevor er
starb. Peter, der mit Mertyn zu reisen pfl egte, hatte ihr gegenüber
damals die Vermutung geäußert, dass dieser sich
das Leiden in England eingefangen hatte, im allzu freizügigen
Umgang mit den Hübschlerinnen. Fygen hoffte inständig,
dass niemand etwas Vergleichbares Katryn gegenüber
erwähnt hatte.
Unauslöschlich hatte der Kummer violette Schatten unter
Katryns nussbraune Augen gezeichnet, und ihre spinnwebzarte
Haube ließ erkennen, dass ihr Haar darunter beinahe
vollständig ergraut war.
Ja, vielleicht hatte Katryn recht, dachte Fygen. Warum tue
ich mir das eigentlich an? Aus fi nanzieller Notwendigkeit
heraus sicher nicht. Peter hat mich mehr als wohlversorgt
zurückgelassen. Weil ich keine Lust verspüre, mich auf
mein Altenteil zurückzuziehen und meine Enkelkinder auf
dem Schoß zu wiegen, gab Fygen sich selbst die Antwort.
Dafür fühle ich mich einfach noch nicht alt genug.
Bevor sie noch ein Wort erwidern konnte, tat es einen
dumpfen Schlag, gefolgt von einem markerschütternden
Schrei. Kostbares Glas zerbarst gleich neben ihnen auf den
hölzernen Bodendielen, und roter Wein spritzte auf.
Fygen und Katryn fuhren erschrocken herum. Wieder einmal
war es geschehen: Die ungeschickte Maren war über
ihre krummen Füße gefallen und der Länge nach hingeschlagen.
Unter lautem Wehklagen gelang es Maren, sich auf den
Rücken zu wälzen. Wie ein dicker Käfer lag die füllige
Magd da, zur Gänze durchweicht von dem Wein, den Hilda
ihr den Gästen zu kredenzen aufgetragen hatte, und ruderte
hilflos mit ihren fleischigen Armen und Beinen in der
Luft.
Fygen presste die Hand auf den Mund und unterdrückte
mit Mühe ein Lachen, obwohl sie den Verlust der Gläser
bedauerte. Sie konnte sich nicht erinnern, wie viele Male
sie Maren im vergangenen Vierteljahrhundert geraten hatte,
achtsamer zu sein und beim Gehen die Füße zu heben.
Unwillkürlich vermeinte sie Peters Stimme zu hören. Er
hatte Maren als die einzige ihm bekannte Katastrophe bezeichnet,
die den Schaden, den sie anrichtete, hernach auch
selbständig beseitigte. In panischer Eile hatte er stets die
Flucht ergriffen, wenn Maren mit Besen oder Staublappen
bewehrt in seine Nähe kam.
Peter. Dies war nun bereits das zweite Neujahrsfest ohne
ihn, dachte Fygen wehmütig. Die Vorstellung, nie wieder
seine Arme um ihre Schultern zu spüren, nie wieder sein
verschmitztes Lächeln zu sehen, das Blitzen seiner unverschämt
blauen Augen, schmerzte Fygen noch sehr. Oft
kamen ihr seine Worte in den Sinn, gerade in Situationen
wie dieser.
Unbewusst biss Fygen sich auf die Unterlippe. Die Neujahrsnacht
war wohl dazu angetan, der Menschen zu gedenken,
die von uns gegangen sind, dachte sie, und mit
ihrem Kummer stand Fygen ja nicht allein. Ihre Töchter,
vor allem Lisbeth, die Jüngste, die der Liebling ihres Vaters
gewesen war, vermissten Peter ebenso.
Auch Lijse fehlte ihnen. Fygens betagte Kinderfrau hatte
den Sommer nicht überlebt. Eines klaren Junimorgens war
die gütige alte Frau, die Fygen mehr eine Mutter gewesen
war als ihre leibliche, nicht zum Morgenmahl erschienen.
Voller düsterer Ahnung war Fygen, die Lijses Fehlen als
Erste bemerkt hatte, in deren Kammer hinaufgestiegen
und hatte ihre einstige Kinderfrau friedvoll auf ihrer Bettstatt
liegend vorgefunden. Im Schlafe hatte der Herrgott
sie von dieser Welt abberufen, anscheinend, ohne ihr dabei
Pein zu bereiten, stellte Fygen fest, ganz so, als wolle er ihr
im Tode die Güte vergelten, mit der sie zu Lebzeiten ihre
Schützlinge bedacht hatte. Denn in den Mundwinkeln der
alten Frau hatte sich noch im Tode der Anflug eines Lächelns
gekräuselt.
Abwesend beobachtete Fygen, wie Eckert und ein junger
Hausknecht Maren auf die Beine hievten, doch dann schüttelte
sie den Kopf, um die Düsternis zu vertreiben, die von
ihr Besitz zu ergreifen drohte. Der Beginn eines neuen Jahres
war ein Grund zu feiern, aber nicht, sich in trüben Erinnerungen
zu ergehen.
Ihr Blick streifte den schütteren Haarschopf von Hans
Her. Der Gemahl ihrer ältesten Tochter Sophie stand mit
seiner Frau und deren jüngerer Schwester Agnes beisammen.
Fygens Miene hellte sich merklich auf. Hans kam ihr
gerade zupass. Mit einem Lächeln entschuldigte Fygen
sich bei Katryn und steuerte auf ihren Eidam zu. Doch ehe
sie ihn erreicht hatte, prallte etwas unsanft gegen ihre
Hüfte.
Wie ein Kobold sauste die vierjährige Sophie zwischen den
Erwachsenen hindurch, gefolgt von ihrem um ein Jahr jüngeren
Bruder Lazarus. Wild flogen ihr die dunklen Kringellöckchen
um den Kopf. Im Rennen wandte die Kleine
sich um. »'tschuldigung, Großmutter«, rief sie, um sogleich
mit Wucht gegen Sophie zu prallen, ihre Tante und Patin.
Zum zweiten Mal an diesem Abend schwappte Wein auf
die glänzend polierten Bodendielen.
»Sophie!«, rief Agnes tadelnd ihre Tochter zur Ordnung.
»'tschuldigung, Tante Fya!«, rief Sophie und war schon
weitergesaust.
Lächelnd blickte Fygen ihrer Enkeltochter hinterher. Sie
hatte diesen unbändigen Wirbelwind ganz besonders in ihr
Herz geschlossen. Als Sophie angefangen hatte zu sprechen,
hatte ihre kleine Zunge sich zunächst geweigert, Sophies
Namen auszusprechen, und so war aus der älteren
Sophie schließlich für alle Tante Fya geworden. Mit einem
leisen Anflug von Bosheit befand Fygen, dass der Name
recht gut zu ihrer schlaffen, energielosen Ältesten passte.
Äußerlich harmonierte der zur Fülle neigende Hans Her
mit Tante Fya. Der untersetzte Kaufmann wirkte behäbig
und stets ein wenig unbeholfen, doch der äußere Schein
trog. Hans war Geselle der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft
und führte als solcher die Rechnung des
Gelieger in Antwerpen, einer der bedeutenden Hauptniederlassungen
der Gesellschaft. Wenn es einen Menschen in
Köln gab, der über die Interna der Gesellschaft Bescheid
wusste, dann er ...
»Hans, darf ich Euch einen Moment sprechen?« Mit diesen
Worten legte Fygen ihm die Hand auf den Arm und
führte ihn ein Stück beiseite.
»Ihr immer mit euren Geschäften!«, maulte Tante Fya ihnen
halbherzig nach. Einerseits missfiel es ihr sehr, dass die
Arbeit ihres Gatten seine häufige Abwesenheit von Köln
bedingte, andererseits enthob es sie auch den Erfordernissen
einer aufwendigen Haushaltsführung, was ihrer Bequemlichkeit
sehr entgegenkam.
»Hattet Ihr je Schwierigkeiten mit Valencia?« Fygen kam
sogleich auf den Kern ihres Problems zu sprechen.
»Mit Valencia? Nein. Nicht, soweit ich mich erinnern
kann. Im Gegenteil. Der Gelieger dort steht in gutem Rufe.
Wir bekommen laufend Anis, Kümmel, Datteln und Mandeln
von dort. Erst in der vergangenen Woche erhielt ich
eine Lieferung von mehreren Ballen Reis, der in den Sümpfen
um die Stadt herum gezogen wird, und wie stets war
die Sendung beizeiten und einwandfrei. Warum fragt Ihr?
Gibt es Anlass zur Klage?«
»Ihr habt Schwierigkeiten?« Andreas Imhoff, Agnes'
Mann, schien die letzten Worte seines Schwagers aufgeschnappt
zu haben und mischte sich ungefragt in das Gespräch.
Seine Worte klangen herablassend, gerade so, als
habe er nichts anderes erwartet. Doch das mochte daran
liegen, dass Andreas mich um bald zwei Haupteslängen
überragt, dachte Fygen und entschuldigte ihn damit.
Sie blickte Hans an und schüttelte unmerklich den Kopf.
»Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte sie kühl. Andreas
brauchte nicht um ihre Probleme zu wissen. Es fehlte gerade
noch, dass er oder einer der anderen Seidenhändler davon
erfuhren und sich hinter ihrem Rücken darüber das
Maul zerrissen oder - was noch schlimmer wäre - ihre Idee
aufgriffen und versuchten, ihr zuvorzukommen.
Imhoff, selbst Faktor der Memminger Vöhlin-Gesellschaft
in Köln, wusste genau, wie die Dinge zu sein hatten.
Schließlich hatte er ja bereits in jungen Jahren das Faktorenamt
übernommen. »Im Umgang mit dem Handelsvolk
bedarf es gewisser Klugheit und Härte«, tat er Hans und
Fygen ungefragt kund, gleich so, als hätten sie es nicht gewusst.
»Das muss für Euch als Frau ...«
Fygen verzog das Gesicht, als hätte sie auf etwas Saures
gebissen, und Andreas ließ den Satz unvollendet, doch sein
beredter Blick sagte genau, was er von Frauen in ihrem
Gewerbe hielt.
»Wenn ich Euch mit meinem Rat behilflich sein kann«,
fuhr er gleichwohl fort und schob selbstgefällig eine braune
Locke aus der glatten Stirn, »so lasst es mich wissen.«
Welch eine unerträgliche Arroganz dieser Mann besaß,
dachte Fygen. Zornesröte färbte ihr die Wangen, doch bevor
sie etwas Grobes erwidern konnte, hatte Hans bereits
seinen Schwager am Ärmel gefasst und beiseite gezogen.
»Was denkt Ihr? Wird die Entdeckung des Seeweges nach
Indien durch Vasco da Gama sich auf den Gewürzhandel
in Venedig auswirken?« Er versuchte seinen Schwager abzulenken
und schenkte ihm einen schläfrigen Blick aus
blassgrauen Augen.
»Im Leben nicht!«, entgegnete Imhoff entschieden. »Der
Pfeffer kam schon immer über Venedig, und so wird es bis
in alle Zeit bleiben. Bloß weil so ein dahergelaufener ...
oder vielmehr dahergeschwommener« - Andreas unterbrach
sich, um über seine eigene geistreiche Bemerkung zu
lachen - »Portugiese ein paar dreckige Inseln entdeckt hat,
wird sich daran nichts ändern. Meine Familie in Nürnberg
hat bereits vor fünfzig Jahren Anteile am Fondaco dei
Tedeschi erworben.«
Fygen wandte sich ab. Mehr noch als über ihren anmaßenden
Eidam ärgerte sie sich über ihre eigene Empfindlichkeit.
Den halb gefüllten Weinbecher in der Hand, strebte
sie der Tür zu. Etwas frische Luft würde ihr jetzt guttun.
Entschlossen stieg sie die breite Wendeltreppe hinab und
querte den Flur im Erdgeschoss. Am steinernen Lavacrum
hielt sie inne und tauchte die Hand in den kalten Wasserstrahl,
den die beiden gehauenen Köpfe aus ihren geöffneten
Mündern stetig in das Becken spien. Kurz benetzte sie
sich die erhitzten Wangen, bevor sie in den Hof hinaustrat.
Das war die Gelegenheit, auf die Rudolf gewartet hatte.
Eine bessere würde es nicht geben. Den ganzen Abend
über verspürte der Wirt des Goldenen Krützchens eine angespannte
Unruhe. Ja, eigentlich hatte diese ihn schon befallen,
als er in den frühen Morgenstunden erwacht war.
Bereits am frühen Nachmittag, weit früher als gewohnt,
hatte er seine Schürze abgebunden und zum Trocknen über
den Tresen gehängt. Dann hatte er - ausschließlich der
Reinlichkeit halber - die Badestube auf dem Berlich aufgesucht.
Zweimal atmete Rudolf tief durch, dann straffte er die
Schultern und folgte der Gastgeberin federnden Schrittes
die Treppe hinab.
Eisklare Abendluft umfing Fygen, als sie in den Hof hinaustrat,
und schärfte ihr die Sinne. Hans Her hatte keinerlei
Schwierigkeiten mit Valencia zu beklagen, rekapitulierte
sie. Es schien wohl nur ihr höchsteigenes Problem zu
sein. Vielleicht hatte Stephan doch recht? Etwas stimmte
ganz und gar nicht in Valencia!
Schritte auf dem Pfl aster störten Fygen in ihren Überlegungen,
und erst als das bleckende Licht der Fackeln, die
den Hof erhellten, auf sein ernstes Gesicht fi el, erkannte
sie Rudolf. Abwesend lächelte sie ihrem Freund aus Jugendtagen
zu.
»Fygen, ich weiß, dass Peters Tod dir schwer war«, hob er
an. Seine Stimme klang belegt. »Doch seither ist mehr als
ein Jahr vergangen, und ich glaube, heute ist der rechte
Zeitpunkt.«
»Wofür?«, fragte Fygen zerstreut. Ihre Gedanken weilten
noch in Valencia.
»Du weißt, dass ich dich liebe, dich immer geliebt habe.
Seit dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal sah!«
Es dauerte einen Moment, bis Fygen den Sinn von Rudolfs
Worten erfasst hatte. Entgeistert starrte sie in sein blasses
Gesicht, auf das das Mondlicht dunkle Schatten zeichnete.
Rudolf liebte sie immer noch! Nach all den Jahren.
Er hatte seine hoffnungslose Liebe tief in sich verschlossen
gehalten. Hatte mit angesehen, wie sie Peter geheiratet hatte,
wie ihre Kinder zur Welt gekommen und erwachsen
geworden waren. Und dann, nach Peters Tod, hatte er mit
Respekt ein Trauerjahr abgewartet. Und nun ...
Ehe Fygen sichs versah, hatte Rudolf vor ihr das Knie gebeugt.
»Getreulich möchte ich dir heute Herz und Hand
antragen. Von Geld und Vermögen will ich dir nicht
sprechen. Du weißt, ich bin nur ein bescheidener Wirt, und
der einzige Schatz, den ich dir zu bieten habe, ist meine
Liebe und Treue. Willigst du diesmal ein, mein Weib zu
werden?«, fragte er feierlich und wirkte so würdevoll, wie
es ein kniender Mann eben vermochte.
Sein Weib! Unfähig zu einer Entgegnung, blickte Fygen
auf Rudolfs braunen Haarschopf hinab, den inzwischen
erste Silberfäden durchzogen. Sein Antrag war für sie
gänzlich überraschend gekommen. Nie hatte sie in Erwägung
gezogen, sich neu zu vermählen. Ja, sie konnte sich
gar nicht vorstellen, je wieder für einen Mann das zu empfi-
nden, was sie für Peter empfunden hatte. Mit seinem Tod
war etwas in ihr für immer gegangen.
Rudolf spürte Fygens Zögern, und es schien, als hätte er
auch ihre Gedanken gelesen. »Auch wenn du mich nicht so
liebst, wie du Peter geliebt hast, so soll es mir genügen,
wenn ich nur mit dir zusammen sein darf. Ich werde dir
immer ein guter Ehemann sein, das verspreche ich dir ...«
Beinahe flehentlich klangen seine Worte, und Fygen gab es
einen Stich, als sie sah, mit welcher Hoffnung er sie anblickte.
Die Liebe und Treue eines so guten und aufrichtigen
Mannes war mehr, als sich die meisten Frauen vom
Ehestand erhoffen konnten.
Rudolf war Fygen der beste und treueste Freund. Er stand
ihrem Herzen so nahe wie nur wenige, und sie liebte ihn.
Doch es war die Liebe, die eine Schwester für den Bruder
empfand. Sie würde Rudolf nie so lieben können, wie er es
verdient hätte - es wäre nicht aufrichtig, ihn zu heiraten.
Leicht berührte Fygen ihn an der Schulter und schüttelte
den Kopf. Es fi el ihr schwer, ihm zu antworten, denn sie
wusste, wie weh sie ihm damit tat. »Nein, Rudolf«, sagte
sie leise, »ich kann dich nicht heiraten. Lass es zwischen
uns, wie es ist.« In dem Moment, als Fygen die Worte aussprach,
war ihr, als löste sich in ihrem Innern ein Knoten.
Als hätte es dieses Anstoßes bedurft, wusste sie plötzlich
in aller Klarheit, was sie zu tun hatte. »Ich fahre nach Valencia.
« Wie selbstverständlich kamen ihr die Worte über
die Lippen, so als wären sie schon die ganze Zeit über dort
gewesen, als hätte ihre Zunge sie nur noch aussprechen
müssen.
Für einen Moment blieb Rudolfs Gesicht unbewegt. Dann
weiteten sich seine Augen ungläubig, und das Weiße darin
erschien Fygen unnatürlich groß. Rudolfs Mund öffnete
sich wie zu einer Entgegnung, doch dann, ohne dass er vermocht
hätte, ein Wort hervorzubringen, presste er die Lippen
zu einem Strich zusammen. Er senkte den Kopf, seine
Schultern krümmten sich, und er schien zu erstarren.
Das Mitgefühl mit dem Freund machte Fygen die Kehle
eng. Sie spürte seinen Schmerz so scharfkantig, als wäre er
ihr eigener, doch sie wusste um die Richtigkeit ihrer Entscheidung.
Einen unendlichen Moment lang währte Rudolfs Starre.
Dann endlich erhob er sich mit hölzerner Beherrschtheit,
klopfte den Staub von den Knien, wandte sich ab und
schritt mit der unbewussten Sicherheit eines Schlafwandelnden
dem Haus zu.
Lisbeth strich sich erschöpft eine dunkle Locke zurück
unter den zarten Taft ihrer Haube. Wenn es nach ihr ginge,
so wäre sie bereits vor Stunden zu Bett gegangen, anstatt
auf das neue Jahr zu warten. Es würde auch beginnen,
wenn sie dabei schlief. Die Werkstatt verlangte ihr derzeit
viel ab, denn bis zur Fastenmesse in Frankfurt war es nicht
mehr allzu weit. Verstohlen hielt Lisbeth die Hand vor den
Mund und unterdrückte ein Gähnen, als ihre Schwiegermutter
zu ihr trat.
»Lisbeth Ime Hofe ...«, hob Katryn an und blickte ihr in
die braunen Augen.
Lisbeth legte abwartend den Kopf schief und krauste die
flache Spitze ihrer Stupsnase, die ihrem anziehenden Gesicht
mit den hohen Wangenknochen einen etwas spitzbübischen
Ausdruck verlieh. Es war ungewöhnlich, dass
Mertyns Mutter sie so förmlich ansprach.
»Ich habe dich beobachtet und mir genau angesehen, wie
du deinen Betrieb führst«, sagte Katryn ernsthaft. »Du
hast dir inzwischen einen sehr guten Ruf als Seidmacherin
erarbeitet, und deine Gewebe sind stets von guter Qualität.«
»Danke, Mutter«, sagte Lisbeth erfreut. Das Lob zauberte
eine verlegene Röte auf ihre Wangen.
»Darüber hinaus ist es dir gelungen, alle Kunden deiner
Mutter zu behalten, nachdem du ihren Betrieb übernommen
hast«, fuhr Katryn fort. »Eine ganz außerordentliche
Leistung, wenn man bedenkt, welch vortreffliche Seidmacherin
Fygen war.«
Lisbeth setzte an, sich abermals zu bedanken, doch mit
einem knappen Wink hieß Katryn sie schweigen. »Ich habe
beschlossen, mich aus dem Geschäft zurückzuziehen, und
werde dir daher ebenfalls meinen Betrieb übergeben.«
Verblüfft starrte Lisbeth sie an. Ihre Müdigkeit war ver-
flogen. Katryn konnte das nicht ernsthaft in Erwägung
ziehen. Sie sollte zu ihrem eigenen Betrieb und dem ihrer
Mutter nun auch noch den ihrer Schwiegermutter übernehmen?
Wie sollte sie denn das bewerkstelligen? Ihr eigener
Betrieb war mit den vier Lehrtöchtern, drei ausgelernten
Lohnweberinnen und fünf Hilfskräften bereits sehr
umfangreich. Doch die Weberei der »Frau Zur Roten Tür«,
wie man Katryn nach ihrem Haus und dessen zinnoberrotem
Tor nannte, war die größte der ganzen Stadt.
Katryn schien zu ahnen, was in Lisbeth vorging. »Du
schaffst das schon, da bin ich ganz sicher«, sagte sie mit
einem aufmunternden Lächeln. »Und ich höre ja nicht
über Nacht auf ...«
Aus den Augenwinkeln sah Lisbeth Rudolf wieder in den
Saal treten. Sie mochte den gutmütigen Gastwirt, und sie
wusste, er verehrte ihre Mutter seit langem. Mit einem
Schmunzeln hatte sie vorhin bemerkt, dass er ihrer Mutter
aus dem Saal hinaus gefolgt war, und geahnt, was er im
Sinn haben mochte.
Doch der versteinerten Miene nach zu urteilen, mit der
Rudolf nun in den Saal zurückkehrte, schien das gründlich
misslungen zu sein. Geradewegs, ohne den Blick abschweifen
zu lassen, hielt er auf Maren zu, die einen weiteren
Versuch unternahm, den Gästen Getränke zu reichen, nun
allerdings aus tönernen Bechern.
Wie betäubt griff Rudolf nach einem Becher und stürzte
den Wein hinunter. Als sich die Magd von ihm ab- und
anderen Gästen zuwenden wollte, packte er sie mit der
freien Hand am Rock und hielt sie fest. Unsanft stellte er
den leeren Becher zurück auf Marens Tablett, ergriff einen
gefüllten und leerte auch diesen in einem Zug.
Lisbeth zwang sich, ihren Blick von Rudolf abzuwenden
und sich wieder auf das Gespräch mit Katryn zu konzen-
trieren. »Warum willst du die Weberei aufgeben?«, fragte
sie die Schwiegermutter.
»Einfach weil es mir reicht. Ich habe in meinem Leben genug
gearbeitet. Die Geschäfte ermüden mich, und ich besitze
ohnehin weit mehr, als ich zum Leben benötige.«
»Und was wirst du stattdessen tun? Ich dachte immer, du
liebst das Seidenmachen.«
»Ja«, entgegnete Katryn mit einem feinen Lächeln. »Und
genau das ist der Grund, warum ich aufhöre, mein Kind.
Seit Jahren habe ich nicht mehr selbst am Webstuhl gesessen,
und dafür werde ich jetzt endlich wieder Zeit fi nden:
Zu weben, und zwar Stoffe für meinen eigenen Bedarf.
Und vielleicht bekomme ich ja eines Tages doch noch Enkelkinder,
die ich verzärteln darf.«
Ein Schatten huschte über Lisbeths Züge, und sie wandte
das Gesicht ab. Mit ihrer letzten Bemerkung hatte Katryn
an einen schmerzlichen Punkt ihrer Schwiegertochter gerührt.
Mehr als drei Jahre waren sie und Mertyn nun verheiratet,
doch zu Lisbeths Kummer hatten sie bislang keinen
Nachwuchs bekommen. Zu Beginn ihrer Ehe hatte es
sie nicht gestört, dass sich der Kindersegen nicht sogleich
einstellen mochte. Sie und Mertyn waren sich gegenseitig
genug gewesen.
Dann jedoch, als ihre Freundinnen nach und nach ihre ersten
Kinder zur Welt brachten, ja, als sich bei ihrer Freundin
Clairgin bereits das zweite ankündigte, hatte Lisbeth
angefangen, sich zu sorgen, sich bange zu fragen, ob sie je
ihr eigenes Kind in den Armen halten würde.
Zum zweiten Mal an diesem Abend ließ ein dumpfer Schlag
die Gesellschaft auffahren, das Krachen eines Körpers, der
schwer auf die Bodendielen traf. Marens erschreckte
Schreie gellten durch den Saal. Doch diesmal hatte es nicht
sie ereilt, sondern Rudolf. Er hatte im Wein das Vergessen
gesucht und sich hastig bis zur Besinnungslosigkeit betrunken.
Reglos wie ein Sack Mehl, Arme und Beine von
sich gestreckt, lag er da, während Maren kreischend das
Weite suchte.
»Sie fährt nach Valencia!«, lallte Rudolf undeutlich. Dann
sackte sein Kopf zur Seite, und er verlor das Bewusstsein.
Ganz so, als würde nun auch der Rest der Welt aus den
Fugen geraten, krachten draußen vor der Wolkenburg die
ersten Schüsse aus Handbüchsen. Auch wenn der Rat der
Stadt diesen Brauch jedes Jahr aufs Neue zu unterbinden
suchte, so ließen sich doch ein paar verwegene Handwerksburschen
nicht daran hindern, mit angemessenem Lärm
das neue Jahr zu begrüßen.
»E glöcksillig Neujohr!«, erscholl es von überall her.
»E glöcksillig Neujohr!«, und leise murmelte Lisbeth die
übliche Erwiderung: »Göv Gott, et wör wohr!«
Bitte besuchen Sie uns im Internet:
www.knaur.de
Copyright © 2011 Knaur Verlag. Ein Unternehmen der Droemerschen
Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise -
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Ilse Wagner
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagfoto / -illustration: Portrait of Peg Woffi ngton (1718- 60) (oil on
canvas) by Jean-Baptiste van Loo (1684-1745) Private Collection/
© Lawrence Steigrad Fine Arts, New York / The Bridgeman Art Library
Nationality / copyright status: French / out of copyright
Gabrielle d'Estrees with a Sister School of Fontainebleau Painting
Bild: © Summerfi eld Press / CORBIS
Satz: Adobe InDesign im Verlag
Druck und Bindung: C. H. Beck, Nördlingen
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-66359-2
2 4 5 3 1
... weniger
Autoren-Porträt von Ursula Niehaus
Ursula Niehaus wurde 1965 geboren. Ihre Leidenschaft für Stoffe führte dazu, dass sie sich nach dem Studium mit einem Stoffgeschäft selbstständig machte. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem kleinen historischen Winzerstädtchen am Rhein, doch im Herzen ist die gebürtige Kölnerin ihrer Heimatstadt treu geblieben.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ursula Niehaus
- 2011, 556 Seiten, Masse: 14 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Knaur
- ISBN-10: 3426663597
- ISBN-13: 9783426663592
Rezension zu „Anna-Laminit-Romane Band 2: Die Tochter der Seidenweberin “
"Spannender Ausflug ins Mittelalter." Frau von Heute , 14.08.2015
Kommentare zu "Anna-Laminit-Romane Band 2: Die Tochter der Seidenweberin"
0 Gebrauchte Artikel zu „Anna-Laminit-Romane Band 2: Die Tochter der Seidenweberin“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 2Schreiben Sie einen Kommentar zu "Anna-Laminit-Romane Band 2: Die Tochter der Seidenweberin".
Kommentar verfassen