Anna Amalia, Herzogin von Weimar
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Anna Amalia - Herzogin von Weimar von AnnetteSeemann
LESEPROBE
Anna Amalia vonSachsen-Weimar-Eisenach, geboren am 24. Oktober 1739, gestorben am 10. April1807, ist eine bis heute faszinierende Persönlichkeit. Sie ermöglichte dieEntstehung der deutschen oder Weimarer Klassik in der uns bekannten Form; sievereinigte in sich grosse geistige, künstlerische und gesellige Gaben, die siekonsequent ausbildete. Sie war den Problemen des Landes gegenüber äusserstaufgeschlossen und bemühte sich, ihrem Sohn den Staat schuldenfrei zuhinterlassen, machte andererseits keine Abstriche bei der Inszenierung vonhöfischen Vergnügungen wie Bällen, Spielvergnügungen oder grossen Empfängen undvor allem nicht beim Erwerb der neuesten Mode, für die sie hohe Preise zuzahlen bereit war. Sie hasste es, wenn man ihrschmeichelte, und suchte von Wahrhaftigkeit geprägte menschliche Beziehungen.Bei einigen Menschen galt sie als launisch.
Über 16 Jahre lang übte sie dieLandesadministration des Herzogtums Sachsen-Weinar-Eisenachaus, um dann in ihr »Wittumspalais« überzusiedelnund dort die zweite Lebenshälfte, abgesehen von mehreren Reisen und einem zweiJahre währenden Italienaufenthalt, zu verbringen und sich umfangreichenSprach- und kulturhistorischen Studien sowie der Musik zu widmen.
Anna Amalia spielte vierInstrumente, komponierte, malte und zeichnete, sie fertigte Übersetzungen ausmehreren Sprachen an, sie schrieb, neben Briefen auch einige fiktionale Texte.Sie pflegte intensiven Austausch mit zahlreichen Dichtern und Gelehrten, derenberühmteste die »Weimarer Vier«, Goethe, Wieland, Schiller und Herder, sind.
Sie wandelte sich von der charmantenjungen Rokokoprinzessin mit hohem Haarturmbau zur klassizistisch vor antikenRuinen posierenden »Pallas Athene«, also entsprechendder Mode unterschiedlichster und für die europäische Geschichte wichtigerEpochen. Sie lebte in Zeiten des Übergangs zur bürgerlichen Gesellschaft, hieltan ständisch orientierten Hofzeremoniell fest,entwickelte aber gleichzeitig ein hohes Freundschaftsideal über dieStandesgrenzen hinaus. Sie ignorierte die Französische Revolution soweit wiemöglich und erlebte schmerzhaft 1806 den Einzug und die Plünderungen dernapoleonischen Soldaten in Weimar.
Entscheidend für ihr Leben waren diemenschlichen, kulturellen und politischen Beziehungen, die sie als jungePrinzessin und später als Herzogin auch nach ihrer Übersiedlung nach Weimarund bis zum letzten Lebensjahr zu Braunschweig-Wolfenbüttel, ihremHerkunftshof, pflegte. Dieser Aspekt wurde in der bislang erschienenenbiographischen Literatur zu Anna Amalia nie in seiner wahren Bedeutunggewürdigt. Es sind der Braunschweiger Hof und seine kulturell orientierte,offene Atmosphäre, die Anna Amalia geprägt haben. Die Liebe zum Buch, zur Gelehrsamkeitwie zur Unterhaltung, zum Theater, zur Musik und zu den Fremdsprachen wurden in ihrer Kindheit gefördert und trugen die Herzoginlebenslang.
Nicht nur zuBraunschweig-Wolfenbüttel, auch zum Gothaer Hof und vielen Persönlichkeiten inund ausserhalb Weimars unterhielt Anna Amalia intensive Beziehungen; keine davonerreichte jedoch die Intensität des eng mit dem braunschweigischenHof geknüpften Beziehungsnetzes.
Eine herausragende Rolle in AnnaAmalias Leben spielte ihre - im Gegensatz etwa zu ihrer Kindheit und Jugend wohldokumentierte-Italienreise 1788-1790. Diese Reise warsowohl für sie selbst und ihre späteren Lebensjahre als auch für dieBestandserweiterung ihrer Bibliothek bedeutend.
Auf diese Bibliothek richtet sich indiesem Buch ein besonderes Augenmerk; es war Anna Amalia, die in den Jahren 1761-1765der Herzoglichen Bibliothek, die bislang im Residenzschlossuntergebracht war, ein eigenes Gebäude einrichten liess. Bekanntlich wurdedieses Rokokoschloss in der Nacht vom 2. September2004 durch eine Brandkatastrophe betroffen. Mehr als 50000 Bücher und zum Teileinzigartige Manuskripte, Notenhandschriften und Kunstschätze verbrannten indieser Nacht, viele konnten jedoch, mit geringeren oder grösseren Schäden behaftet,gerettet werden.
Anna Amalias Projekt, die WeimarerBibliothek auch für bürgerliches Publikum, Schüler und Studenten inbegriffen,zu öffnen, hatte Vorläufer, etwa in ihrer Heimatstadt Wolfenbüttel, doch fürden mitteldeutschen Raum war es einzigartig. Wenngleich die Bücher derHerzogin keineswegs grosse Kostbarkeiten darstellten, so ergänzten sie doch die vorhandenenWeimarer Buchschätze ideal. In Anna Amalias Regierungszeit und danach wurdedieser Bestand konsequent weiter ausgebaut. Es waren im wesentlichenPrägungen, die die Herzogin in dem kultur- und bildungsfreundlichen Elternhausin Wolfenbüttel und Braunschweig empfing, die sie zu Käufen anregten. DieKapitel dieses Buchs über die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und diemütterliche Privatbibliothek ebenso wie über die Weimarer HerzoglicheBibliothek und Anna Amalias private Büchersammlung führen dies näher aus.
Wohlgemerkt geht es an keiner Stelledieses Buchs um eine romanhafte Ausmalung der Lebensumstände Anna Amalias - alleindie vorhandenen Dokumente bestimmen den Duktus dieser Biographie, die gleichwohldas Leben Anna Amalias möglichst anschaulich schildern möchte. Hinzugezogenwerden daher an die 100 Abbildungen von Briefen der Herzogin, eigenerautobiographischer und literarischer Texte, eigener Kompositionen undHandzeichnungen, daneben öffentlicher Dokumente, Abbildungen von Gemälden undSilhouetten, die sie selbst und ihr Umfeld darstellen, auch von Büsten, vonBüchern aus ihrem Besitz und deren Titelseiten und nicht zuletzt auchpersönlicher Gegenstände aus ihren Wohnsitzen. Natürlich werden auch dieWohnsitze selbst gezeigt. Es entsteht das Bild einer Persönlichkeit in ihrerZeit, einer öffentlichen Person, die aber auch ihren persönlichen Rückzugsraumund ihre Interessen zu schützen und auszubauen wusste.
Das vorliegende Buch bezieht dieneuesten historischen Erkenntnisse zur Person Anna Amalias ein', auch wurden inArchiven und Bibliotheken in Weimar und Wolfenbüttel eigene Forschungenangestellt.'
Historische Schreibweisen wurdenbehutsam modernisiert.
Für die Unterstützung und Beratung,die ich bei den Recherchen erhielt, danke ich herzlich allen Mitarbeitern inder Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, dem Niedersächsischen StaatsarchivWolfenbüttel, dem Schlossmuseum Wolfenbüttel, dem Braunschweigischen Landesmuseum in Braunschweig, derHerzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, dem Goethe-Nationalmuseum in Weimar,dem Goethe- und Schiller-Archiv Weimar und dem Thüringer Hauptstaatsarchiv Weimar.
Annette Seemann, im September 2006
© InselVerlag
Annette Seemann, geboren 1959 in Frankfurt am Main, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Weimar. Sie ist Vorsitzende des Fördervereins zugunsten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.
- Autor: Annette Seemann
- 2007, N.-Auflage, 195 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen, 100 Abbildungen, Masse: 17,6 x 24,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Fotos:Beyer, Constantin
- Verlag: INSEL VERLAG
- ISBN-10: 3458173455
- ISBN-13: 9783458173458
- Erscheinungsdatum: 15.03.2007
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