Am Rand der Dächer

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Im grossen Berliner Zimmer beginnt die Freundschaft von Andrej und Simon. Dort ritzen sie ihre Initialen ins Holz der Fensterbank und von dort aus begeben sie sich auf den langen Streifzug durch die Strassen ihres Viertels. Während Berlin-Mitte durch den Elan...
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Kommentare zu "Am Rand der Dächer"
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  • 4 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Patricia W., 18.08.2020

    "Am Rand der Dächer" erzählt die Geschichte von Andrej und Simon, vom Berlin zur Wende und von Berlin im Wandel bis zur Jahrtausendwende.

    Detailliert und sprachgewandt katapultiert uns Lorenz Just nach Berlin. Ich sehe Andrej mit Simon spielen, sehe ihn die Welt beobachten. Die Hinterhöfe, die offenen Fenster. Ich schnuppere Berliner Luft. Sie riecht ungewohnt, aber gut. Sie riecht neu und nach Abenteuerlust. Feuerchen. Schneebälle. Nichtssagende Sätze in einem Tagebuch. Einschlusslöcher und unbewohnte Häuser sind Zeugen vergangener Zeit, individuelle Abenteuerspielplätze.

    Was anfangs noch unbekümmert scheint, wird im Laufe der Zeilen ernster, unnahbarer und gefährlicher. Die Kinder verändern sich, wachsen heran. Neue Bekanntschaften und Freunde kommen hinzu. Jeder für sich eigen. Die einst fantasievoll aufgebaute Legowelt weicht dem Erwachsenenleben. Erste Kontakte zu Mädchen, erste kriminelle Energien. Aus Kindern werden Jugendliche, die so einiges ausprobieren.

    Lorenz Just verschafft "Am Rand der Dächer" so unglaublich viel Authentizität, er hat ein unfassbares Talent die Situationen und Gefühle seiner Figuren rüberzubringen. Als hätte er seine eigene Kindheit und Jugend niedergeschrieben. Plötzlich war auch ich zurück in meine Vergangenheit gereist, weil mir vieles so bekannt vorkam. Noch dazu ist es ihm gelungen, in mir eine Reiselust zu entfachen. Am liebsten wäre ich sofort nach Berlin, um alles zu erkunden. Einziger Kritikpunkt, mir fehlte irgendwie noch etwas mehr Spannung, etwas mehr Nervenkitzel.

    Ich bin begeistert, ergriffen und irgendwie sentimental. Es ist bitter. Bitter, dass nichts so ist wie es scheint. Dass es nie mehr so sein wird wie es war.

    Wer Coming-of-Age-Romane mag, kommt hier voll auf seine Kosten, wer Berlin mag sowieso. Eine Lektüre, die man nicht nur einmal zur Hand nimmt, weil man immer wieder gerne diese ausdrucksstarke Sprache in sich einsaugen möchte. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter.

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 22.07.2020

    1990er Jahre in Berlin. Andrej wächst mit seinen beiden Brüdern und den Eltern in einer Ost-Berliner Altbauwohnung auf. Gemeinsam mit seinem Freund Simon streif der Junge durch das Viertel und beobachtet die Veränderungen, die mit der Wende langsam auf bei ihnen ankommen. Häuser stehen leer, Menschen sind einfach gegangen und haben alles so stehen und liegen lassen, wie es gerade war. Dafür kommen jetzt Besetzer, die sich dort einrichten als sei dies das Natürlichste der Welt. Die Jungen werden älter und mutiger, die abendlichen und nächtlichen Streifzüge werden zu Einbrüchen, bei denen sie auch erfahren, dass das Leben in den heimischen vier Wänden ganz anders aussehen kann. Erste Liebe und grosse Träume. Amerika, das Sehnsuchtsland, aber weniger konkrete Vorstellungen denn mehr Phantasien, ein Land, das sie sich in ihren Gedanken erschaffen. Die Tage, Monate, Jahre fliessen gleichförmig dahin und lassen sich bald schon nicht mehr unterscheiden.

    Lorenz Just schildert in seinem Debütroman eine recht typische coming-of-age-Geschichte der 1990er Jahre. Die Eltern durch die grossen Umwälzungen im Land selbst überfordert und mit sich beschäftigt, tauchen nur am Rande auf. Als die Kinder noch klein sind, gibt es noch die Angst, dass sie einfach verschwinden und in das andere Land gehen könnten, wie so viele andere, dann aber werden sie zunehmend unbedeutend für die Entwicklung. Die Freundschaften sind es, die Andrej und seinen Bruder Anton prägen, sowie der Traum von dem unbekannten Land, der sie immer weiter von den Eltern entfremdet, wie dies ohnehin in diesem Alter der Fall ist.

    „Amerika blieb ein Phantom, das sich ewig entzog. Auf Breakdance und BMX folgte ein jämmerlicher Versuch, Graffiti zu sprühen. (...) Unser Amerika, dem wir mit Basketball, zu gross gekaufter Kleidung und Musik näher zu kommen versuchten, war eher der Modus, den wir uns erwählt hatten, um wir selbst zu bleiben.“

    Ein Lebensgefühl von Freiheit einerseits, die jedoch auf die wenigen Strassen um die elterliche Wohnung begrenzt bleibt. Die Sehnsucht nach echter Freiheit, die sich in dem diffusen Traum von Amerika und der Hoffnung auf ein Austauschjahr dort scheinbar realisiert. So intensiv die Zeit erlebt wurde, so wenig ist jedoch von ihr hängengeblieben. Einzelne Episoden, darüber hinaus nur mehr ein nicht greifbares Gefühl, das jedoch immer geprägt war von einer grossen Ich-Bezogenheit.

    Rückblickend stellt der Erzähler fest, dass er quasi nichts von vielen Freunden wusste, obwohl sie Stunden täglich miteinander verbrachten; dass ihn die Magersucht der eigenen Freundin völlig überrascht hat, als wenn diese aus dem nichts auftauchen habe können; dass eine gespielte Coolness sie daran hinderte über das zu reden, was wichtig gewesen wäre. Ein recht resigniertes Fazit, das jedoch für mein Empfinden zu hart ist. Die Teenagerzeit ist nun einmal so, es ist nicht die Zeit, in der Jungs über Gefühle reden oder ihre Träume hinterfragen würden.

    Genau hier liegt für mich die Stärke des Romans, er wirkt unglaublich authentisch und ist nah bei den Figuren. Trotz der rückblickenden Distanz des Erzählers urteilt er nicht über sie, sondern lässt sie genau das sein, was sie sind und das hat der Autor hervorragend eingefangen. Der Roman ist nicht urkomisch, wie es Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ bisweilen ist, auch nicht so traurig wie Carmen Buttjers Roman „Levi“, der eine ähnliche Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte eines Jungen, der in einer Blase lebt, einer Zeit, die es so nie mehr geben wird und die er auch nie mehr erleben kann, die intensiv war, aber von der vieles nur noch bruchstückhaft in Erinnerung geblieben ist – genauso ist es, das Leben. Aber immerhin kann man über literarische Leben nochmals in diese Zeit der Sorglosigkeit und des Glaubens an die eigenen unbegrenzten Möglichkeiten eintauchen und das ermöglicht einem Lorenz Just auf ganz eindrucksvolle Weise.

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