All-in-One-Brote

All-In-One, aber leider nicht spontan

Brotbacken ist aufwändig, machen wir uns da nichts vor. Dafür muss man eine Leidenschaft entwickeln, in der man (Achtung Brotwitz!) aufgeht wie ein Hefeteig. Bisher hatte ich nur Bananenbrot und einfache Hefebrötchen ausprobiert. Nun wollte ich es enthusiastisch mit Anstellgut, Gehzeiten und verschiedenen Saaten und Mehlsorten ausprobieren.

Das Konzept von >All-in-One-Brote< hat mir sehr zugesagt- kein Vorteig, alles gleich zusammenrühren. Das impliziert Einfachheit und schnelle schmackhafte Ergebnisse. Dann bin ich aus dem Märchen aufgewacht. Es schreien die Brote im Ofen: „Lass uns aufgehen! Wir brauchen noch 12 Stunden Ruhezeit! Dann kannst du uns einteilen, dann lass uns 10 Minuten entspannen… dann kannst du uns formen…jetzt noch 90 Minuten ruhen lassen, dann 14 Minuten in den Ofen, aber nach 10 Minuten muss kurz unsere Feuchtigkeit entweichen… .“ Spontanität sieht anders aus.

Auch wünsche ich mir von einem Koch- oder Backbuch einfach zu findende Zutaten- alles, was Hobbybäcker sowieso schon im Schrank haben (Dinkel-, Roggen- und Weizenvollkornmehl). Eventuell marginal ein Hinweis, dass diese auch durch Rotkornmehl, Champagnerroggenmehl oder Mantiobamehl ersetzt werden können, um dem Ganzen eine besondere Note zu verleihen. Aber leider Fehlanzeige, da ist es einfacher Hänsel und Gretels Brotkrumenspur zu folgen, als sich im Internet die Spezialmehle auf einer teuren Webseite bestellen und liefern zu lassen. (Im Service-Teil des Buches werden Webseiten angegeben, welche die besonderen Sorten führen, nur leider waren diese als ich nachschaute ausverkauft.) Das hatte ich mir einfacher vorgestellt.

Nun aber mal zu den deutlichen Vorteilen. Dieses Brotbackbuch bietet 59 Rezepte in 7 Kategorien:

Mit Hefe
Mit Lievito Madre
Mit Sauerteig
Auffrisch-Brote und -Brötchen
Mit Vollkorn und Urkorn
Für Süsses Gebäck und Kuchen
Pizza & Co.


Und dazu noch einen -sehr gelungenen- Informationsteil und einen Service-Teil. Jedes Rezept wird auf einer Doppelseite vorgestellt -auf der einen Seite ein Foto der appetitlichen Gebäcke, auf der anderen die Zutatenliste und die Anleitung. Der Informationsteil hat mir sehr gefallen. Das Ansetzen von Lievito Madre (ein italienischer Sauerteig) und normalem Sauerteig wird beschrieben, verschiedene Gehzeiten und Mehlsorten werden tabellarisch dargestellt.

Ich hatte das Glück, die Rezepte in einer Leserunde ausprobieren zu können, in der wir durch Bilder unsere Erfahrungen in der Zubereitung digital teilen konnten. Ich persönlich habe den Lievito Madre und den Sauerteig angesetzt und damit die Kürbiskern-Brötchen, das Bauernbrot im Holzrahmen, die Joghurt-Hörnchen und das Steinmühlen-Batard gebacken. Leider konnte ich nicht ganz den Zutatenlisten folgen, musste Champagnerroggenvollkornmehl durch einfaches Roggenmehl oder Zuckerrübensirup durch Agaven-Dicksaft ersetzen. Das war auch kein Problem, wenn man sich an die Gehzeiten hält, schmecken die Rezepte köstlich - meine Familie kann das bezeugen. Dennoch hatte ich das Gefühl, etwas falsch zu machen, weil ich mich nicht exakt an das Rezept hielt. Da kam bei mir eine missmutige Laune auf wie beim berühmtesten Kastenbrot des Kinderfernsehens, wenn er mit seinen viel zu kurzen Armen versucht an einen Mehlsuppendrink zukommen, der auf seinem Kopf steht. Mist.

Fazit

ALL IN ONE -BROTE von Valesa Schell bietet Rezepte für Kenner und Experimentierfreudige. Es gibt Rezepte zu Brot, Brötchen & Süsses mit Hefe, Sauerteig & Lievito Madre -ohne Vorteig, aber mit Aufwand, welcher sich nicht immer in den Alltag integrieren lässt. Trotz seines Informationsteils ist dieses Buch für den Einstieg nicht geeignet und sicherlich ist es leichter mal eben schnell zum Bäcker zugehen. Doch für jeden, der das Frühstück oder Abendbrot zu einem Erlebnis machen möchte und für den der Zeitaufwand (auch wenn es vor allem Ruhezeiten sind) kein Hinderungsgrund ist, kann ich die aussergewöhnlichen Rezepte sehr empfehlen! Die Joghurt-Hörnchen werde ich auf jeden Fall nochmal backen! Für mich konnte das Brotbackbuch sein Versprechen nach Einfachheit nicht halten, daher vergebe ich solide drei Sterne.

ALL IN ONE -BROTE - Meisterhaft Backen im Alltag-Einfach ohne Vorteig| Valesa Schell| Ulmer Verlag| 2021| 166 Seiten| 16,95€

Einfach und lecker – wirklich geniale Rezeptideen

Worum geht’s?
Rezepte für Brote und andere Backwaren auch für alle mit nicht so viel Zeit und alle, die auf der Suche nach neuen Ideen sind.

Meine Meinung:
„All in One Brote“ von Valesa Schell ist ein Backbuch, das nicht nur leckere Brote, sondern auch süsse Backwaren, wie Rosinenbrötchen, oder Deftiges, wie Pizzastangen beinhaltet. Die Rezepte basieren teilweise zwar auf eher ungewöhnlichen Mehlsorten, z.B. Ruchmehl oder Gelbweizenvollkornmehl, also Mehlsorten, die nicht überall zu haben sind und die man erst recht nicht üblicherweise im Haus hat. Die Autorin hat dafür jedoch in ihrem Vorwort alles kurz beschrieben und hier sind auch Optionen zu finden, wie Mehle auszutauschen sind etc. Zudem finden sich im Nachwort Onlineshops, wo diese eher selteneren Mehlsorten bestellt werden können.

Ich habe aus dem Buch bislang zwei Rezepte ausprobiert. Einmal die etwas bodenständigeren Kürbiskernbrötchen und zum anderen das etwas aussergewöhnlichere Kaffee-Saaten Box Latte Macchiato. Vor allem bei Letzterem hatte ich zuvor ein wenig Bedenken, ob mit den ganzen Vollkornmehlarten (ich habe die herkömmlichen Austauschvarianten verwendet, da ich auf die schnelle Ruchmehl & Co. nicht bekommen habe), das Brot wirklich gut aufgeht oder bröselig wird – aber es war perfekt! Auch die Brötchen. Die Vorarbeit war einfach und ging schnell. Den Brötchenteig hatte ich tatsächlich fast 30 Stunden im Kühlschrank stehen. Beide Rezepte hatten wunderbare Ergebnisse. Brot und Brötchen waren lecker, hatten eine perfekte Krume und waren weder zu feucht noch zu trocken.

Ganz klare Empfehlung von mir und ich werde auf jeden Fall noch die anderen Rezepte ausprobieren – nächstes Wochenende ist die Kurkuma-Sesam-Kruste an der Reihe!

Fazit:
„All in One Brote“ von Valesa Schell ist ein Backbuch, das ich jedem empfehlen kann, der auch mal aussergewöhnlichere Brotsorten ausprobieren möchte. Es wird viel mit Ur-Mehlen gebacken; sollten diese nicht bei der Hand sein, hat die Autorin im Vorwort jedoch auch Hinweise, welche Mehle man anstelle der eigentlichen Mehle verwenden kann. Die Brote werden mit wenig Hefe gebacken. Ich habe bislang zwei Rezepte ausprobiert und war von beiden begeistert! Das Brot war fluffig mit einer knusprigen Kruste und einer perfekten Krume und ich werde auf jeden Fall auch die weiteren Rezepte nach und nach ausprobieren.

5 Sterne von mir für diese aussergewöhnlichen und sehr leckeren Rezeptideen!