65
Wo komm ich her? Wo geh ich hin? Und wo, verdammt, sind meine Schlüssel?
Pointenreich und voller Selbstironie schildert Billy Crystal, einer der bekanntesten Komödianten der Welt, seine Erfahrungen mit dem Altwerden und blickt zurück auf seine Karriere. Billy Crystal wird 65. Toll findet er das nicht, denn irgendwie...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „65 “
Klappentext zu „65 “
Pointenreich und voller Selbstironie schildert Billy Crystal, einer der bekanntesten Komödianten der Welt, seine Erfahrungen mit dem Altwerden und blickt zurück auf seine Karriere. Billy Crystal wird 65. Toll findet er das nicht, denn irgendwie lässt sich das Alter nun nicht mehr leugnen. Absurde Gebrechen drängen in sein Leben, etwa Schlaflosigkeit und Erinnerungslücken. Sachen lösen sich förmlich in Luft auf, und immer häufiger verlässt er den Esstisch mit vollgekleckertem Hemd ... Der einzige Trost: Er ist nicht allein - sein Schicksal teilen Millionen anderer Männer. Und: Sein Leben hat ihm jede Menge großartiger Momente beschert, an die er sich in seinem Buch gerne erinnert: seine Karriere als Standup- Comedian, eine Affäre mit Sophia Loren und eine Freundschaft mit Mohammed Ali, legendäre Auftritte in "Saturday Night Live" und Hollywoodfilmen wie "Harry und Sally". Das Leben als Senior indes hält ganz andere Herausforderungen bereit: denn wo, verdammt, sind schon wieder die Schlüssel?
Lese-Probe zu „65 “
65 von Billy Crystal Aus dem Amerikanischen von Stephan Gebauer
65
14. März 2013, am Morgen meines fünfundsechzigsten Geburtstags. Ich stehe auf, schlurfe ins Badezimmer, spritze mir ein wenig Wasser ins Gesicht, schaue in den Spiegel - und mein Onkel Al starrt mich an.
Mein Schreckensschrei alarmiert Janice, mit der ich seit 42 Jahren verheiratet bin. Sie stürmt ins Badezimmer. Ich schreie: »Heilige Scheiße! Was zum Teufel ist mit mir passiert? « Irgendwie hat sich ein hipper, cooler Baby-Boomer über Nacht in einen dieser kaputten Typen verwandelt, die Diane Arbus so gern fotografierte.
Ich warte auf ein aufmunterndes Wort von Janice, auf eine Umarmung mit den Worten: »Keine Panik, Billy, du siehst toll aus. Der Spiegel ist alt.« Stattdessen wandert ihr Blick an meinem Bademantel hinab, der Gürtel hat sich gelöst. »Seit wann ist dein Schamhaar grau?«, fragt sie.
Es ist kaum zu glauben. Damit meine ich nicht das mit dem Schamhaar oder die Tatsache, dass mein bestes Stück jetzt aussieht wie Barry Schecks Nase mit Einsteins Haaren. Ich kann einfach nicht glauben, dass das wirklich passiert. Und wie schnell es passiert. Als Kind fand ich die dunkle Seite der Dinge verlockend. Ich begriff schon sehr früh, dass niemand mit dem Leben davonkommt, aber damals sah es aus, als hätte ich unendlich viel Zeit. Im Jahr 1961, ich war 13 Jahre alt, dachte ich: 1978 werde ich 30 sein - das dauert noch lang. Als ich 30 war, dachte ich: Im Jahr 1998 werde ich 50 sein, aber das ist noch in weiter Ferne. Jetzt bin ich 65 und denke: Im Jahr 2038 werde ich ... zum größten Teil tot sein. Oder wie Wundermax in Die Braut des Prinzen sagen würde: »Geringfügig lebendig.«
... mehr
Es tröstet mich ein bisschen, dass viele Baby-Boomer im selben Boot sitzen. Tatsächlich wird das ganze Land von Los Angeles bis Maine bald in dieselbe Bredouille geraten wie ich. Wir machen alle dasselbe durch und denken alle dasselbe: VERDAMMTE SCHEISSE, ES IST ENTSETZLICH! Wir sind 77 Millionen Amerikaner in dieser Altersgruppe, und so verschieden wir auch sein mögen, eins haben wir gemein: Unsere Eltern hatten recht! Das Leben ist so schnell vorbei!
Im letzten Jahr habe ich meinen Hautarzt öfter besucht als meine Enkel. Auf mir begannen Dinge zu wachsen, die nicht dorthin gehörten. Mein Hintern sieht aus wie die Unterseite eines Schiffsrumpfs. Ich dusche mich nicht mehr - nein, ich werde zweimal in der Woche sandgestrahlt. Für meinen Dermatologen bin ich ein in Honigkruste gebackener Schinken: Er pickt sich ein Stückchen nach dem anderen heraus.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe nicht vor, zu schimpfen und zu klagen ... also gut, ich schimpfe und klage, aber eigentlich bin ich auf der Suche nach Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens: Wo stehen wir Baby-Boomer? Wohin gehen wir? Woher kommen wir? Hat das, was wir getan haben, eigentlich einen Sinn gehabt? Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt: Haben sie dort auch Kabelfernsehen? Was steht uns als Nächstes bevor? Haben die Yankees genug gute Pitcher? Warum macht Gott alles, was groß sein sollte, klein, und alles, was klein sein sollte, groß? Zum Beispiel meine Nüsse: Warum sind sie jetzt riesig? Wenn ich auf dem Klo sitze, mache ich mit ihnen Tee. Vielen Dank dafür, lieber Gott. Das und die Nazis kannst du unter deinen größten Leistungen verbuchen.
Diese 65 macht mir Angst. Denn jetzt bin ich näher an den 70 als an den 60 (oh Gott). Aber Angst hat mich stets motiviert. Die amerikanische Jugend ist fett und außer Form. Anders als ich. Waren Sie in letzter Zeit einmal in Disneyland? Von wegen kleine Welt - es ist eine große, fette Welt mit verschwitzter Arschspalte. Ich gehöre nicht dazu. Ich esse Bioprodukte, presse den Saft selbst aus und trainiere. Ich habe immer noch einen knackigen Hintern, und es tröstet mich, dass ich mit 65 Jahren ganz anders aussehe als meine Großeltern mit 65 Jahren. Mein Großvater sah in diesem Alter aus wie 80. Und er roch wie 90.
Jeder hat seine eigene Vorstellung vom Alter, und wer wie ich inmitten älterer Menschen aufgewachsen ist, der weiß, welches Entsetzen einen überkommen kann, wenn die Alten sagen: »Du wirst auch einmal so aussehen wie ich.« Für mich sieht das Alter wie mein Großvater aus, der mit unter dem Busen zusammengeschnürten Bermuda-Shorts daherkam und in den Sandalen schwarze Socken trug. Wenn er sich hinsetzte, sah man in seiner Hose etwas, das aussah wie ein kleiner Hund, der sich in einen Sack Birnen gesetzt hat. Beängstigend. Ich wollte nie so aussehen. Deshalb habe ich stets versucht, mich in Form zu halten.
Mit 60 konnte ich noch dieselben Dinge tun wie mit 30 - sofern ich mich erinnern konnte, was das für Dinge waren. Mit 65 ändert sich das, und zwar rasch.
Zum einen schwindet die Libido. Man hört etwa auf, sich etwas vorzumachen und 25-jährigen Frauen nachzuschauen. Das heißt, ich drehe mich schon nach ihnen um, aber sie sind unscharf, und bis ich die Brille gefunden habe, sind sie weg. Und es ist überraschend, was einen alles anmacht, sobald man 65 Jahre alt ist. Man sieht Dame Edna und denkt: Warum eigentlich nicht?
Wenn man mit 65 mit der Familie ins Restaurant geht und sagt: »Das Essen geht auf mich«, dann meint man das wörtlich. Essen auf dem Kinn, Essen auf dem Hemd, Essen auf der Hose. Man nimmt auf der Kleidung mehr Nahrung mit nach Hause, als man zu sich genommen hat. Mit 65 hat man außerdem bereits zehn Darmspiegelungen hinter sich. Mein Darm ist öfter fotografiert worden als die Titanic. Und das ist furchtbar, denn wir fürchten uns vor der Darmspiegelung, wir haben entsetzliche Angst davor. Man gehe nie durch eine Tür hinein, auf der AUSGANG steht. Ich fürchte mich vor den acht Metern, die die Kamera zurücklegen muss. Es tut weh. Aber wie heißt es so schön: »It's not the camera that hurts, it's the crew.«
All denen, die noch nie eine Darmspiegelung hatten, sei erklärt, worum es geht. Nämlich im Wesentlichen darum, auf einer Autobahn gegen die Fahrtrichtung zu fahren - Sie verstehen, was ich meine. Man wird mit heißer Luft gefüllt, wie ein Hybridfahrzeug, das zur Hälfte mit Gas fährt. Man fühlt sich wie ein wandelndes Furzkissen.
Der Schlüssel zum Glück in dieser Lebensphase, in der sich die Hände in Hühnerkrallen verwandeln, besteht darin, fröhlich und zuversichtlich zu bleiben, während man versucht, sich die Haare über die Glatze zu kämmen, ohne auszusehen wie Rudy Giuliani 1999. Es ist alles eine Frage der Einstellung! Ich hasse es zu sehen, wie sich manche Leute aufgeben, wenn sie 65 werden. Man muss sich nur anschauen, wie die Männer im Einkaufszentrum hinter ihren Frauen hertrotten. Arme, schulterlose Kerle. Sie sehen aus wie Pantoffeltierchen in Vorstadtmänteln und folgen ihren Ehefrauen wie in Trance durch die Shopping Mall. Erst beim Schlosserkiosk, wo man ihnen einen neuen Haustürschlüssel anfertigt, hellt sich ihr Gesicht auf. Ansonsten lassen sie sich durch die Hallen treiben wie deprimierte Pinguine: Sie gehen eigentlich nicht, sondern schlurfen und wackeln - sie schlackeln. Sie lassen sich wie an der Leine herumführen, den Mantelsaum der Ehefrau in der einen und ihre Handtasche in der anderen Hand.
Und was hat sie in der Handtasche?
Seine Eier.
Mit 65 ist einem immer ein bisschen kalt. Da hilft nicht einmal das neue Gebüsch auf dem Rücken. Man beginnt zu denken, dass die Erderwärmung eigentlich gar nicht so schlimm ist. Schlimm ist hingegen, dass ich mittlerweile im Morse-Code pinkle.
Gefällt Ihnen das Bild, das ich zeichne?
Womit ich beim wichtigsten Punkt bin, bei der großen Botschaft dieses Buchs, bei einer Erkenntnis, die Ihr Leben verändern wird. Hier ist sie: Wenn Sie genauso empfinden wie ich, gibt es keinen Grund zur Sorge, denn ... Moment, jetzt habe ich vergessen, was ich sagen wollte. Wo waren wir gerade? Lassen Sie mich kurz nachdenken. Mist! Ich hasse es, wenn das passiert. Macht nichts, ich werde mich daran erinnern, bevor ich mit dem Buch fertig bin ... Und wo verdammt sind meine Schlüssel?
Ich bin besorgt
In meinem Leben gibt es eine Konstante: Ich gehe jeden Abend um elf Uhr schlafen. Wenn ich aufwache, bin ich erholt und voller Tatkraft. Ich schaue auf die Uhr - und es ist zehn nach eins. In der Nacht.
Hallo, mein Name ist Billy, und ich leide an Schlaflosigkeit. Ich bin mittlerweile seit 1948 wach. Tatsächlich begann es unmittelbar nach meiner Geburt. Die ersten sieben Tage lief alles bestens. Ich machte meine Sache gut, schlief fast durch und brachte es auf 20 Stunden am Tag. Doch am achten Tag weckten sie mich, und ein bärtiger Mann mit schwarzem Hut schnitt mir die Spitze meines Penis ab. Seit damals habe ich kein Auge mehr zugetan.
Früher lag es vielleicht an der sexuellen Unruhe. Heute nicht mehr. Wenn ich mitten in der Nacht meinen Penis anfasse, sieht er mich nur an und fragt: »Möchtest du Feuer machen?« Ich liege da und fühle mich wie ein Idiot. Jungs, in unserem Alter ist die Masturbation die schlechteste aller Schulfeten: Du liegst da mit deiner ersten Liebe, die älter und kleiner wirkt, es gibt keine echte Erregung, und am Ende tut es dir leid, dass du gekommen bist.
»Wie hast du geschlafen?«, fragen mich die Leute oft. Ich antworte stets, dass ich wie ein Baby schlafe: Alle zwei Stunden wache ich auf. Das Schlimmste daran ist die nächtliche Einsamkeit. Manchmal täusche ich sogar einen Albtraum vor, nur damit mir jemand Gesellschaft leistet. »Nein! Nicht! Nehmen Sie die Waffe herunter!«
Copyright © Ullstein Verlag.
Es tröstet mich ein bisschen, dass viele Baby-Boomer im selben Boot sitzen. Tatsächlich wird das ganze Land von Los Angeles bis Maine bald in dieselbe Bredouille geraten wie ich. Wir machen alle dasselbe durch und denken alle dasselbe: VERDAMMTE SCHEISSE, ES IST ENTSETZLICH! Wir sind 77 Millionen Amerikaner in dieser Altersgruppe, und so verschieden wir auch sein mögen, eins haben wir gemein: Unsere Eltern hatten recht! Das Leben ist so schnell vorbei!
Im letzten Jahr habe ich meinen Hautarzt öfter besucht als meine Enkel. Auf mir begannen Dinge zu wachsen, die nicht dorthin gehörten. Mein Hintern sieht aus wie die Unterseite eines Schiffsrumpfs. Ich dusche mich nicht mehr - nein, ich werde zweimal in der Woche sandgestrahlt. Für meinen Dermatologen bin ich ein in Honigkruste gebackener Schinken: Er pickt sich ein Stückchen nach dem anderen heraus.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe nicht vor, zu schimpfen und zu klagen ... also gut, ich schimpfe und klage, aber eigentlich bin ich auf der Suche nach Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens: Wo stehen wir Baby-Boomer? Wohin gehen wir? Woher kommen wir? Hat das, was wir getan haben, eigentlich einen Sinn gehabt? Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt: Haben sie dort auch Kabelfernsehen? Was steht uns als Nächstes bevor? Haben die Yankees genug gute Pitcher? Warum macht Gott alles, was groß sein sollte, klein, und alles, was klein sein sollte, groß? Zum Beispiel meine Nüsse: Warum sind sie jetzt riesig? Wenn ich auf dem Klo sitze, mache ich mit ihnen Tee. Vielen Dank dafür, lieber Gott. Das und die Nazis kannst du unter deinen größten Leistungen verbuchen.
Diese 65 macht mir Angst. Denn jetzt bin ich näher an den 70 als an den 60 (oh Gott). Aber Angst hat mich stets motiviert. Die amerikanische Jugend ist fett und außer Form. Anders als ich. Waren Sie in letzter Zeit einmal in Disneyland? Von wegen kleine Welt - es ist eine große, fette Welt mit verschwitzter Arschspalte. Ich gehöre nicht dazu. Ich esse Bioprodukte, presse den Saft selbst aus und trainiere. Ich habe immer noch einen knackigen Hintern, und es tröstet mich, dass ich mit 65 Jahren ganz anders aussehe als meine Großeltern mit 65 Jahren. Mein Großvater sah in diesem Alter aus wie 80. Und er roch wie 90.
Jeder hat seine eigene Vorstellung vom Alter, und wer wie ich inmitten älterer Menschen aufgewachsen ist, der weiß, welches Entsetzen einen überkommen kann, wenn die Alten sagen: »Du wirst auch einmal so aussehen wie ich.« Für mich sieht das Alter wie mein Großvater aus, der mit unter dem Busen zusammengeschnürten Bermuda-Shorts daherkam und in den Sandalen schwarze Socken trug. Wenn er sich hinsetzte, sah man in seiner Hose etwas, das aussah wie ein kleiner Hund, der sich in einen Sack Birnen gesetzt hat. Beängstigend. Ich wollte nie so aussehen. Deshalb habe ich stets versucht, mich in Form zu halten.
Mit 60 konnte ich noch dieselben Dinge tun wie mit 30 - sofern ich mich erinnern konnte, was das für Dinge waren. Mit 65 ändert sich das, und zwar rasch.
Zum einen schwindet die Libido. Man hört etwa auf, sich etwas vorzumachen und 25-jährigen Frauen nachzuschauen. Das heißt, ich drehe mich schon nach ihnen um, aber sie sind unscharf, und bis ich die Brille gefunden habe, sind sie weg. Und es ist überraschend, was einen alles anmacht, sobald man 65 Jahre alt ist. Man sieht Dame Edna und denkt: Warum eigentlich nicht?
Wenn man mit 65 mit der Familie ins Restaurant geht und sagt: »Das Essen geht auf mich«, dann meint man das wörtlich. Essen auf dem Kinn, Essen auf dem Hemd, Essen auf der Hose. Man nimmt auf der Kleidung mehr Nahrung mit nach Hause, als man zu sich genommen hat. Mit 65 hat man außerdem bereits zehn Darmspiegelungen hinter sich. Mein Darm ist öfter fotografiert worden als die Titanic. Und das ist furchtbar, denn wir fürchten uns vor der Darmspiegelung, wir haben entsetzliche Angst davor. Man gehe nie durch eine Tür hinein, auf der AUSGANG steht. Ich fürchte mich vor den acht Metern, die die Kamera zurücklegen muss. Es tut weh. Aber wie heißt es so schön: »It's not the camera that hurts, it's the crew.«
All denen, die noch nie eine Darmspiegelung hatten, sei erklärt, worum es geht. Nämlich im Wesentlichen darum, auf einer Autobahn gegen die Fahrtrichtung zu fahren - Sie verstehen, was ich meine. Man wird mit heißer Luft gefüllt, wie ein Hybridfahrzeug, das zur Hälfte mit Gas fährt. Man fühlt sich wie ein wandelndes Furzkissen.
Der Schlüssel zum Glück in dieser Lebensphase, in der sich die Hände in Hühnerkrallen verwandeln, besteht darin, fröhlich und zuversichtlich zu bleiben, während man versucht, sich die Haare über die Glatze zu kämmen, ohne auszusehen wie Rudy Giuliani 1999. Es ist alles eine Frage der Einstellung! Ich hasse es zu sehen, wie sich manche Leute aufgeben, wenn sie 65 werden. Man muss sich nur anschauen, wie die Männer im Einkaufszentrum hinter ihren Frauen hertrotten. Arme, schulterlose Kerle. Sie sehen aus wie Pantoffeltierchen in Vorstadtmänteln und folgen ihren Ehefrauen wie in Trance durch die Shopping Mall. Erst beim Schlosserkiosk, wo man ihnen einen neuen Haustürschlüssel anfertigt, hellt sich ihr Gesicht auf. Ansonsten lassen sie sich durch die Hallen treiben wie deprimierte Pinguine: Sie gehen eigentlich nicht, sondern schlurfen und wackeln - sie schlackeln. Sie lassen sich wie an der Leine herumführen, den Mantelsaum der Ehefrau in der einen und ihre Handtasche in der anderen Hand.
Und was hat sie in der Handtasche?
Seine Eier.
Mit 65 ist einem immer ein bisschen kalt. Da hilft nicht einmal das neue Gebüsch auf dem Rücken. Man beginnt zu denken, dass die Erderwärmung eigentlich gar nicht so schlimm ist. Schlimm ist hingegen, dass ich mittlerweile im Morse-Code pinkle.
Gefällt Ihnen das Bild, das ich zeichne?
Womit ich beim wichtigsten Punkt bin, bei der großen Botschaft dieses Buchs, bei einer Erkenntnis, die Ihr Leben verändern wird. Hier ist sie: Wenn Sie genauso empfinden wie ich, gibt es keinen Grund zur Sorge, denn ... Moment, jetzt habe ich vergessen, was ich sagen wollte. Wo waren wir gerade? Lassen Sie mich kurz nachdenken. Mist! Ich hasse es, wenn das passiert. Macht nichts, ich werde mich daran erinnern, bevor ich mit dem Buch fertig bin ... Und wo verdammt sind meine Schlüssel?
Ich bin besorgt
In meinem Leben gibt es eine Konstante: Ich gehe jeden Abend um elf Uhr schlafen. Wenn ich aufwache, bin ich erholt und voller Tatkraft. Ich schaue auf die Uhr - und es ist zehn nach eins. In der Nacht.
Hallo, mein Name ist Billy, und ich leide an Schlaflosigkeit. Ich bin mittlerweile seit 1948 wach. Tatsächlich begann es unmittelbar nach meiner Geburt. Die ersten sieben Tage lief alles bestens. Ich machte meine Sache gut, schlief fast durch und brachte es auf 20 Stunden am Tag. Doch am achten Tag weckten sie mich, und ein bärtiger Mann mit schwarzem Hut schnitt mir die Spitze meines Penis ab. Seit damals habe ich kein Auge mehr zugetan.
Früher lag es vielleicht an der sexuellen Unruhe. Heute nicht mehr. Wenn ich mitten in der Nacht meinen Penis anfasse, sieht er mich nur an und fragt: »Möchtest du Feuer machen?« Ich liege da und fühle mich wie ein Idiot. Jungs, in unserem Alter ist die Masturbation die schlechteste aller Schulfeten: Du liegst da mit deiner ersten Liebe, die älter und kleiner wirkt, es gibt keine echte Erregung, und am Ende tut es dir leid, dass du gekommen bist.
»Wie hast du geschlafen?«, fragen mich die Leute oft. Ich antworte stets, dass ich wie ein Baby schlafe: Alle zwei Stunden wache ich auf. Das Schlimmste daran ist die nächtliche Einsamkeit. Manchmal täusche ich sogar einen Albtraum vor, nur damit mir jemand Gesellschaft leistet. »Nein! Nicht! Nehmen Sie die Waffe herunter!«
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Autoren-Porträt von Billy Crystal
Billy Crystal wurde 1948 in Long Beach, New York, geboren und ist ein amerikanischer Komiker, Schauspieler und Regisseur. 1984 trat Crystal zum ersten Mal in der legendären Show Saturday Night Live auf; schon bald zählte er fest zum Ensemble. 1990 war Crystal erstmals Gastgeber der Oscar-Verleihung, die er bis 2012 noch mehrere Male moderierte. Zu Crystals wichtigsten Filmen zählen Harry und Sally (1989) und Reine Nervensache (1999). Er lebt mit seiner Frau in L.A.
Bibliographische Angaben
- Autor: Billy Crystal
- 2014, 352 Seiten, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Gebauer, Stephan
- Übersetzer: Stephan Gebauer
- Verlag: Ullstein HC
- ISBN-10: 3550080476
- ISBN-13: 9783550080470
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