10 Gebote für gelassene Frauen
Dazu viele alltagstaugliche Ratschläge zum Umgang mit stressigen Mitmenschen und viele praktische Tipps, wie...
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Dazu viele alltagstaugliche Ratschläge zum Umgang mit stressigen Mitmenschen und viele praktische Tipps, wie ''frau'' das innere Gleichgewicht finden und auf Dauer halten kann.
10 Gebotefür gelassene Frauen von UrsulaNuber
LESEPROBE
Du sollst dich vom Alltag nicht auffressen lassen
«Am siebten Tage aber sollst du ruhn!» So steht es in der Bibel.Den Christen ist daher der Sonntag heilig, und im jüdischen Glauben sorgt derSabbat dafür, dass dieses Gebot nicht vergessen wird. Bereits am Freitagabendtreten die Sabbat-Regeln in Kraft: Kein Telefongespräch darf mehr angenommen,kein Essen gekocht, keine Wohnung geputzt, kein Auto gewaschen werden. Besuchesind erlaubt, aber nur, wenn man dafür nicht mehr als 2000 Schritte gehenmuss.
Heute halten nur noch streng orthodoxe Juden die Sabbat-Regelnein. Alle anderen unterscheiden sich nicht von der Mehrheit der Christen, dielängst vergessen haben, wozu der siebte Tag der Woche gut ist. Sonntags habensie nichts Besseres zu tun, als sich ins Auto zu setzen und weit entlegene Orteanzusteuern - um sich zu entspannen, wie sie sagen. Oder sie werkeln in Hausund Garten - weil es nötig ist. Oder treiben sich auf überfüllten Wochenendveranstaltungenherum - um mal auf andere Gedanken zu kommen.
«Wir haben den Sabbat verloren», klagt der amerikanischePsychotherapeut Wayne Muller. Und meint damit nicht nur, dass wir keinenRuhetag mehr in der Woche haben. «Sabbat» ist für Muller ganz allgemein einSynonym für die Fähigkeit, in einem rastlosen und arbeitsreichen Lebeninnezuhalten. «Wer den Sabbat vergisst, der arbeitet zu hart und zu viel undvernachlässigt die Menschen in seinem Leben, die er liebt.» Wer den Sabbatvergisst, weiss nicht mehr, was Musse ist.
Die meisten Menschen haben heute den «Sabbat» vergessen. Zuschnelllebig, zu stressig ist der Alltag, zu zahlreich die Anforderungen, alsdass wir noch regelmässig Ruhe finden könnten. Neue Technologien wie Computer,Fax, E-Mail sind nur ein Symbol für den immer schneller werdenden Zeittakt,der uns wie die Maus im Laufrad tagtäglich unser Pensum abarbeiten lässt. DieBeschleunigung, die bei der Übermittlung von Daten und Kommunikation nochhilfreich sein mag, erfasst auch alle anderen Lebensbereiche. Ob es umGespräche mit dem Partner, um die Betreuung der Kinder oder um unsere Freundegeht - zum wirklichen Innehalten, zum Nachdenken, zum Miteinander-Sein bleibtzu wenig Zeit.
Glauben wir. Denn genau besehen hätten wir durchaus Zeit:Nach einer Statistik des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln sitzt einErwachsener im Schnitt dreieinviertel Stunden pro Tag vor dem Fernsehgerät.Das summiert sich zu siebeneinhalb Wochen im Jahr oder zu zehn Jahren Lebenszeit.Warum gehen wir mit unserer ohnehin knappen Zeit so verschwenderisch um? Weilwir häufig zu erschöpft sind, um noch «etwas Sinnvolles» zu tun. Nach einemanstrengenden, hektischen Tag wollen wir nichts anderes mehr als die Beinehochlegen und unsere Ruhe haben: keine Termine, kein Telefon, kein gar nichts.Dabei übersehen wir jedoch, dass Fernsehen uns nicht die Entspannung bringt,die wir uns wünschen. Nach einem Fernsehabend fühlen sich die meisten Menschennoch genauso, wenn nicht gar noch mehr gestresst als zuvor. Das passiveFernsehen lenkt zwar ab von den Problemen des Alltags, von einem anstrengendenArbeitstag oder dem Ärger mit den Kindern - aber es bringt nicht die ersehnteEntspannung und den eigentlich angestrebten inneren Frieden.
Wenn es darum geht, den Grundstock für mehr Gelassenheit imLeben zu legen, dann gelingt dies nicht durch einen gemütlichen Fernsehabendoder andere betäubende Ablenkungen. Zerstreuung verhilft uns nicht zu einergelasseneren Lebenshaltung. Das können nur richtige Mussestunden leisten. «Manmuss dem Geist Erholung einräumen und ihm immer wieder Musse gönnen, die ihmzur Nahrung und Kräftigung dient», riet der Philosoph Seneca.
Was aber ist der Unterschied zwischen Zerstreuung und Musse?«Musse ist das Kunststück, sich selbst ein angenehmer Gesellschafter zu sein»,sagte mal ein kluger Mann. Ganz offensichtlich bringen wir dieses Kunststückimmer seltener zustande. Wir schalten die Zeittotschlagmaschine Fernsehen ein,stürzen uns an freien Tagen auf die Autobahnen, hetzen von einemFreizeittermin zum anderen - alles, um nur ja nicht mit uns selbst alleine seinzu müssen. Uns ist das «Tätig-sein-Wollen(-Müssen) so in Fleisch und Blutübergegangen, dass wir uns auch dort Tätigkeiten suchen, wo sie wederangebracht noch vonnöten sind», kritisiert der Philosoph Peter Heintel,Gründer des «Vereins zur Zeitverzögerung». Die griechischen Philosophen,erzählt Heintel, seien auf der Strasse immer mal wieder plötzlich stehengeblieben. Völlig in sich versunken, hätten sie nachgedacht. Was würdegeschehen, wenn auch heute noch Menschen im Stadtgetümmel plötzlich stehenblieben? Man würde sie als Verkehrshindernis beschimpfen und sie für «verrückt»halten. Auf unseren Strassen ist «beschleunigtes Gehen geboten», meint Heintel.Denn wir wissen «Müssiggang ist aller Laster Anfang» und leben nach dem Motto:«Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen».
Im 17. Jahrhundert kam mit der protestantischen Ethik derGedanke auf, dass Zeit kostbar ist und deshalb nicht verschwendet werden darf:«Die Zeit ist ein allzu wertvolles Gut, um missachtet zu werden. Sie ist einegoldene Kette, an der die ganze Ewigkeit hängt; der Verlust von Zeit ist unverzeihlich,denn er ist durch nichts wieder gutzumachen», heisst es in einem Text aus demJahr 1690.
«Musse ist uns gründlich abgewöhnt worden», klagt Peter Heintel.«Wir vertragen sie nicht mehr, fühlen uns unnütz in ihr, abgewertet, leer undängstlich. Tätigkeit, Arbeit, Aktivität müssen sein, damit wir uns spüren.»
(...)
© 2000 by Scherz Verlag, Bern München Wien
Ursula Nuber ist Diplompsychologin und Chefredakteurin der Zeitschrift »Psychologie Heute«. Sie ist ausgebildet in Systemischer Therapie und Paarberatung und lebt in der Nähe von Heidelberg.
- Autor: Ursula Nuber
- 2005, 4. Aufl., 128 Seiten, Masse: 12,4 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 359616334X
- ISBN-13: 9783596163342
- Erscheinungsdatum: 01.04.2005
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