Im Tal des Fuchses
Ein sonniger Augusttag, ein einsam gelegener Parkplatz zwischen Wiesen und Feldern. Vanessa Willard wartet auf ihren Mann, der noch eine Runde mit dem Hund dreht. In Gedanken versunken, bemerkt sie das Auto nicht, das sich ihr nähert. Als sie ein...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Im Tal des Fuchses “
Ein sonniger Augusttag, ein einsam gelegener Parkplatz zwischen Wiesen und Feldern. Vanessa Willard wartet auf ihren Mann, der noch eine Runde mit dem Hund dreht. In Gedanken versunken, bemerkt sie das Auto nicht, das sich ihr nähert. Als sie ein unheimliches Gefühl beschleicht, ist es schon zu spät: Ein Fremder taucht auf, überwältigt, betäubt und verschleppt sie. In eine Kiste gesperrt, wird sie in einer Höhle versteckt, ausgestattet mit Wasser und Nahrung für eine Woche. Doch noch ehe der Täter seine Lösegeldforderung an ihren Mann stellen kann, wird er wegen eines anderen Deliktes verhaftet. Und überlässt Vanessa ihrem Schicksal.
"Link ist eine tadellose Romandramaturgin. Sie weiß, wie man Figuren durch getrennte Türen in die Handlung eintreten und über hundert Seiten in der Schwebe lässt. Wie man ein Erzählgeheimnis aufbaut und dabei genügend Spielraum für jene Erzählbereiche lässt, die nicht unmittelbar der Lösung dienen."
Ursula März, "Die Zeit" über Das andere Kind
Klappentext zu „Im Tal des Fuchses “
Ein sonniger Augusttag endet für Matthew Willard in einem Alptraum: Nach einem Spaziergang mit seinem Hund kehrt er zu dem einsam gelegenen Parkplatz zurück, an dem seine Frau auf ihn warten wollte. Das Auto steht noch dort, aber von Vanessa fehlt jede Spur. Matthew ist überzeugt, dass sie nicht freiwillig fortgegangen ist, aber die ganze furchtbare Wahrheit ahnt er nicht: Vanessa wurde entführt und versteckt; Ihr Entführer, der mehrfach vorbestrafte Gelegenheitskriminelle Ryan Lee, wird, noch ehe er seine Lösegeldforderung stellen kann, wegen einer Schlägerei verhaftet und landet im Gefängnis. Nicht einmal seinem Anwalt wagt Ryan sich anzuvertrauen, obwohl er weiß, welch grausames Schicksal Vanessa nun erwartet. Fast drei Jahre später scheint sich das Geschehen zu wiederholen. Erneut verschwindet eine Frau unter mysteriösen Umständen und der Polizei fehlt jede Spur. Denn noch immer weiß niemand, was Ryan, der inzwischen entlassen wurde, damals getan hat ...
Lese-Probe zu „Im Tal des Fuchses “
Im Tal des Fuchses von Charlotte LinkOktober 1987
Der Junge war nicht sicher, ob er wirklich einen Fuchs gesehen hatte oder ob es ein anderes Tier gewesen war, aber er beschloss schließlich einfach, dass es sich um einen Fuchs gehandelt haben müsste, denn dieser Gedanke gefiel ihm am besten. Als flacher, dunkler Schatten war er durch das kleine Tal geglitten, zwischen den Gräsern, den niedrigen Büschen, den Steinen hindurch, und als er die andere Seite erreicht hatte, die einzige Seite, an der das Tal nicht durch sanft ansteigende Wiesenhänge, sondern durch eine schroffe Felswand begrenzt wurde, tauchte er zwischen dem Gestein unter und war verschwunden. Von einer Sekunde zur anderen schien ihn die Wand verschluckt zu haben.
Der Junge schaute fasziniert zu. Es hatte so ausgesehen, als gebe es in dem Felsen einen Eingang, eine Spalte, die ausreichte, dass ein nicht allzu kleines Tier, immerhin ein Fuchs, ohne jede Mühe einfach hineinhuschen konnte. Er wollte dem Geheimnis auf den Grund gehen. Er ließ sein Fahrrad ins Gras fallen und rannte den Hügel hinab. Er kannte sich gut aus in der Gegend, er kam oft zu dem kleinen stillen Tal, obwohl er über fünf Meilen mit dem Fahrrad zurücklegen musste. Das Tal war schwer zu finden, weil es keine Wege gab, die dorthin führten. Aber darum war man hier auch so ungestört. Man konnte in der Sonne liegen oder auf einem Stein sitzen, in den Himmel blicken und einfach seinen Gedanken nachhängen.
... mehr
Der Junge erreichte die Stelle, an der der Fuchs verschwunden war. Vor allem als er noch jünger gewesen war, war er an der Felswand oft hinauf- oder hinabgeklettert und hatte sich vorgestellt, er besteige den Mount Everest. Inzwischen war er zehn, und solche Spiele erschienen ihm kindisch, aber er entsann sich noch gut der abenteuerlichen Gefühle, die der Steilhang in ihm ausgelöst hatte. Allerdings hatte er dabei nie etwas entdeckt, das ihn hätte vermuten lassen, es könnte eine Art Öffnung in der Wand geben.
Sein Herz klopfte schnell, als er zwischen dem hohen Farn, der hier in dicken Büscheln wuchs und noch tropfend nass war vom Regen der vergangenen Nacht, nach einem Eingang suchte. Er war sich ganz sicher, dass der Fuchs genau hier, an dieser Stelle, verschwunden war. Mit dem Fuß stieß der Junge gegen den Felsen. Ein paar Steine bröckelten ab und rollten in den Farn.
Vor ihm lag die Felsspalte. Er hatte sie nie zuvor sehen können, weil der Farn sie verdeckte, aber es handelte sich um eine deutliche Öffnung in der Wand. Groß genug auf jeden Fall für einen Fuchs. Der Junge schnaufte vor Aufregung. Er steckte seinen Arm in den Spalt, fürchtete, sofort wieder gegen eine Begrenzung zu stoßen, aber tatsächlich schien es einen Hohlraum im Felsen zu geben.
Er zog den Arm zurück und trat erneut, diesmal erheblich kräftiger, gegen den Fels. Wieder bröckelten Steine, darunter auch dickere Brocken, zu Boden. Jetzt war die Öffnung schon um einiges größer. Der Junge kniete nieder und schaufelte die Steine beiseite. Er hatte nie zuvor bemerkt, dass die Felsbrocken an dieser Stelle ziemlich locker waren. Hatte jemand sie aufeinandergeschichtet? Er blickte nach oben. Vielleicht hatte es hier vor langer Zeit einmal einen Erdrutsch gegeben, Teile des Felsens waren abgesplittert und hinuntergestürzt. Sie hatten den Eingang in den Berg verschlossen.
Er hatte jetzt genug Steine beiseitegeräumt, um einen Höhleneingang freizulegen, der groß genug für ihn war. Einen Moment lang ruhte er sich schwer atmend aus. Obwohl der Tag kalt und feucht war, war der Junge inzwischen vollkommen verschwitzt. Es war anstrengend gewesen, die zum Teil ziemlich großen und schweren Steine zu bewegen. Hinzu kam die Aufregung. Er zitterte am ganzen Körper.
Dann kroch er in die Öffnung hinein.
Kaum hatte er den Eingang hinter sich gelassen, konnte er sich zu seiner vollen Größe aufrichten. Ein erwachsener Mensch würde hier womöglich nur mit eingezogenem Kopf stehen können, aber für einen Jungen seines Alters gab es sogar noch Platz. Er folgte einem kurzen Gang, der sich bald darauf zu einer Art Höhle verbreiterte. Das Tageslicht reichte hier nur noch schwach hin, der Junge konnte kaum etwas erkennen. Was er undeutlich wahrnahm, waren Wände, teils felsig, teils aus Erde, Wurzeln, die von der niedrigen Decke hingen, dünne Rinnsale von Wasser, die zu Boden tropften und dort zwischen Geröll und Lehm versickerten. Er wagte kaum zu atmen vor Spannung, vor Entzücken. Er hatte eine Höhle entdeckt. Eine Höhle in einem Felsen, zugänglich durch einen Geheimgang, den offenbar niemand vorher je gefunden hatte.
Er drehte sich um und zwängte sich zwischen den engen Wänden hindurch wieder zurück zum Eingang. Von dem Fuchs hatte er keine Spur mehr gesehen, aber vielleicht hatte er ihn in der Dunkelheit auch einfach nicht entdecken können. Er musste jetzt unbedingt sofort nach Hause radeln und eine Taschenlampe holen, dann würde er zurückkommen und die Höhle ganz genau erforschen. Er würde auch ein paar Sachen mitbringen - Buntstifte, Briefmarken, einen Plastikbecher - und sie im Inneren der Höhle deponieren. Das würde sein Test sein. Er würde jeden Tag kommen und die Sachen kontrollieren. Wenn alles unverändert blieb, hatte er irgendwann den Beweis, dass wirklich nur er von der Existenz dieses geheimen Ortes wusste.
Draußen angekommen wäre er am liebsten sofort zu seinem Fahrrad gerannt, aber er beherrschte sich und machte sich zunächst die Mühe, alle Steine wieder aufeinanderzuschichten und den Eingang sorgfältig zu verschließen. Er holte sogar feuchte Erde von weiter her und schmierte sie in die Ritzen, damit niemand sehen konnte, dass hier Geröll nur locker übereinanderlag. So gut er konnte, richtete er den niedergetretenen Farn auf. In Zukunft musste er besser aufpassen, er musste sich vorsichtig und geschmeidig bewegen, damit er nicht einen deutlich sichtbaren Trampelpfad hinterließ, der direkt zum Eingang führte. Die Höhle sollte sein Geheimnis bleiben, niemand sonst durfte sie entdecken. Er würde niemanden einweihen, seine Mutter und seinen Stiefvater schon gar nicht, aber auch nicht seine Freunde in der Schule. Er hatte auch nie jemandem etwas von diesem Platz erzählt, zu dem er so gerne kam, und nun hatte der Ort eine viel größere Bedeutung bekommen.
Mein Tal, dachte er, meine Höhle.
Der Fuchs hatte ihm den Weg gezeigt, und so schoss ihm der Name durch den Kopf, den er diesem Flecken Erde, der nur ihm gehörte, geben wollte:
Fox Valley.
Das Tal des Fuchses.
Das hörte sich geheimnisvoll an, fand er, und irgendwie besonders.
Das Tal des Fuchses.
Zufrieden betrachtete er seine Arbeit. Niemand konnte erkennen, dass es hier eine Öffnung im Felsen gab. Niemand würde sein Versteck jemals finden. Und er würde viel Zeit hier verbringen und den Gang vielleicht noch etwas vergrößern und die Höhle befestigen und sich einen wunderbaren Zufluchtsort für alle Zeiten schaffen.
Er lief zu seinem Fahrrad.
»Ich bin bald wieder da«, flüsterte er.
August 2009
1
Auf der ganzen Fahrt aus dem Norden von Wales hinunter in den Süden hatten sie wieder die lange, entnervende und fruchtlose Diskussion geführt, in die sie sich während der vergangenen Wochen ständig verstrickten. Als sie den Pembrokeshire Coast National Park verließen und Fishguard erreichten, stritten sie sogar richtig. Vielleicht wäre sonst alles ganz anders gekommen. Hätten sie bloß das Thema friedlich zu klären versucht, wäre nur einer von ihnen auf die Idee gekommen zu sagen: »Jetzt lass uns den schönen Tag nicht verderben. Reden wir über etwas anderes. Heute Abend setzen wir uns in Ruhe zusammen, trinken ein Glas Wein und besprechen das alles.«
Aber sie waren aus der Spirale, in der sie sich verfangen hatten, nicht herausgekommen, und alles mündete in eine Tragödie, aber das hatte niemand voraussehen können. Der Streit schwelte seit Langem und ging, wie Vanessa fand, im Grunde um ... gar nichts. Matthew, ihr Mann, arbeitete in einer Firma in Swansea, die Computersoftware entwickelte und über viele Jahre extrem erfolgreich gewesen war. In der jüngsten Zeit hatte sich die Situation verschlechtert, die Konkurrenz war stärker geworden, der Markt härter und schneller, und in der Firma wurden Umstrukturierungsmaßnahmen diskutiert, die im Kern darauf hinausliefen, dass man erwog, jüngere Mitarbeiter an anderen Stellen abzuwerben und gegen die eigenen Leute, die sich als nicht mehr wirklich konkurrenzfähig erwiesen, einzutauschen. Matthew war überzeugt - Vanessa bezeichnete es als fixe Idee -, dass man ihn entlassen würde. Zumindest sah er die Möglichkeit. Und da er ein Angebot aus London bekommen hatte, dort in einer anderen Firma einzusteigen, sah er nicht ein, weshalb er der drohenden Gefahr nicht zuvorkommen, kündigen und nach London gehen sollte.
»Weil du dann zum Beispiel keine Abfindung bekommst«, hatte Vanessa entgegengehalten.
»Okay. Aber was nützt mir die Abfindung, wenn die Stelle in London dann besetzt ist und ich arbeitslos bin?«
»Dann findest du etwas anderes!«
»Und wenn nicht?«
Das Problem war natürlich ein anderes, das Problem war London. Vanessa arbeitete als Dozentin für Literatur an der Universität Swansea. Sie sah nicht ein, dass sie ihre Stelle, ihre Studenten, ihr gesamtes Umfeld aufgeben und ihrem Mann nach London folgen sollte, nur weil dieser einer Kündigung zuvorkommen wollte, die bislang ausschließlich in seiner Phantasie existierte.
»Du verhältst dich wie ein Pascha aus dem vorletzten Jahrhundert«, sagte sie wütend. »Du bestimmst, und ich gehe brav mit dir, wo immer du hinmöchtest. Aber so funktionieren Partnerschaften heutzutage nicht mehr. Ich gehe nicht nach London, Matthew. Und wenn du dich auf den Kopf stellst!«
Er seufzte.
»Nach fünfzehn Jahren Swansea«, sagte er, »wäre da eine Veränderung so schlecht?«
»Nein. Aber nicht ausgerechnet jetzt. Und nicht nur, weil es dir gerade in den Kram passt!«
Max, der große, langhaarige Schäferhund, der auf dem Rücksitz lag, hob den Kopf und winselte. Matthew warf einen Blick in den Rückspiegel. »Ich fürchte, Max muss raus. Bis wir daheim sind, hält er nicht durch.«
Vanessa erwiderte nichts. Sie presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie zu einem weißen Strich wurden. Kurz entschlossen bog Matthew bei der nächsten Gelegenheit von der Hauptstraße ab und folgte der Landstraße, die sie wieder zum Coast Park hinführte. Der Abend brach herein, die Sonne stand schon tief. Ein warmer, klarer, wunderbarer Augustabend. Rotgoldenes Licht lag über den Feldern ringsum. Sie bemerkten einen einsamen Wanderer, der gerade über ein Weidengatter kletterte, aber ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. Der Nationalpark, der sich über viele Meilen direkt am Meer entlangzog, sich aber auch tief ins Landesinnere erstreckte, war ein Touristenmagnet. Im Sommer waren hier ständig Menschen unterwegs, zu Fuß, zu Pferd oder auf dem Mountainbike, dies jedoch vor allem in der Gegend direkt an der Küste. Abseits vom Meer hingegen konnte man stundenlang wandern, manchmal ohne einem anderen Menschen zu begegnen.
Sie kamen an einem kleinen Parkplatz vorbei, der ein Stück unterhalb der Straße lag und einen schönen Ausblick über die Landschaft bot. Es gab einen Picknicktisch mit zwei Bänken und einen Abfallkorb aus Metall. Der Abfallkorb war völlig leer, offenbar kamen selten Menschen hierher.
Matthew hielt an. »Komm«, sagte er, »lass uns ein Stück mit Max laufen. Das wird uns guttun.«
Vanessa schüttelte den Kopf. »Geh du allein. Ich brauche ein bisschen Abstand. Ich möchte nachdenken. Ich warte hier.«
»Sicher?«
»Ja. Sicher.«
Sie stiegen aus. Warme Luft schlug ihnen entgegen. Die Klimaanlage im Wagen hatten sie auf zwanzig Grad gestellt, draußen mussten es noch an die vierundzwanzig Grad sein. Es gab keine einzige Wolke am lichtblauen Himmel. Es war einer jener Sommertage, von denen man den ganzen Winter über träumen konnte.
Weißt du noch, dieser herrliche Augustsonntag? Dieser einsame Rastplatz am Ende der Welt ... Nichts als Ruhe und Wärme ...
Nein, so würden sie nicht sprechen, dachte Vanessa. Jenen Sonntag würden sie wohl stets nur mit ihrem Streit in Verbindung bringen. Wie auch immer sich die Dinge am Ende entschieden, sie würden sich an eine lange Fahrt von Holyhead hinunter nach Swansea erinnern und daran, dass sie die meiste Zeit über debattiert hatten. Und dass Matthew schließlich allein eine Runde mit Max gedreht hatte, während sie, Vanessa, am Auto blieb, weil sie so zornig auf ihn war, dass sie nicht mitgehen mochte.
Es gab einen Trampelpfad, der zunächst ein kleines Stück in ein Tal hinunterführte, dann jedoch einen scharfen Bogen nach links um den Hügel herum schlug und von dort an vom Parkplatz aus nicht mehr zu sehen war. Vanessa blickte Matthew und Max nach, wie sie um die Ecke verschwanden; Max, der sich noch ein paar Mal unruhig nach seinem Frauchen umgesehen hatte, schließlich in großen Sprüngen vorneweg, Matthew langsamer hinterher. An Matthews sehr geraden Schultern konnte sie ablesen, wie verärgert auch er noch war. Klar, er fühlte sich unverstanden. Brachte aber selbst keinerlei Verständnis auf. Wahrscheinlich würde er nun ziemlich lange mit dem Hund unterwegs sein. Matthew brauchte immer Bewegung, wenn er Stress hatte, meistens kam er dann aber viel gelöster und ausgeglichener zurück.
Sie schlenderte langsam vom Auto zu dem Picknicktisch hinüber, setzte sich auf die Bank, deren Holz warm war von der Sonne. Das Abendlicht war so sanft, dass es nicht mehr blendete. Sie blickte über das flache Tal, das weit war, wellig und sehr grün. Eine Steinmauer zog sich an seiner Nordseite entlang, dann schloss sich eine kleine Baumgruppe an. Ansonsten gab es nur flache Ginsterbüsche, die jetzt von einem etwas verstaubten Grün waren. Im April, wenn sie blühten, musste die Gegend wie überschwemmt sein von gelben Farbklecksen.
Wie schön es hier war! Vanessa überlegte, dass sie viel öfter hierherkommen sollten. Die einzelnen Gebiete des Nationalparks lagen gar nicht so weit von Swansea entfernt, aber sie konnte es an einer Hand abzählen, wie oft sie und Matthew in den vergangenen fünfzehn Jahren den Weg dorthin gefunden hatten. Und dann hatte es sie immer an die Küste zum Schwimmen gezogen. Vielleicht sollten sie für den Herbst ein Wanderwochenende planen. Auch Max würde sich freuen, er ging so gerne spazieren. Na ja, vielleicht bereiteten sie da auch schon ihren Umzug nach London vor.
London.
Ich will nicht weg von allem, was ich kenne, dachte sie, und ich will auch keine Wochenendbeziehung, Matthew in London und ich in Swansea ... Das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe ...
Gleichzeitig fragte sie sich, ob dieses Festhalten am Vertrauten die richtige Einstellung war für eine siebenunddreißigjährige Frau. Musste man in ihrem Alter nicht noch beweglicher sein? Flexibler? Erlebnishungriger?
Neugieriger?
Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie kaum merkte, wie die Zeit verstrich. Zwei- oder dreimal hörte sie ein Auto oben auf der Landstraße vorbeifahren, sonst blieb alles ruhig. Gerade als sie endlich auf die Uhr schaute und feststellte, dass Matthew und Max nun schon seit fast zwanzig Minuten fort waren, hörte sie erneut ein Auto kommen. Es wurde langsamer, als es die Höhe des Rastplatzes erreicht hatte, beschleunigte dann, bremste jedoch ein Stück weiter schon wieder ab. Vanessa wandte sich um, sah aber nichts. Eine mit Hecken bewachsene kleine Anhöhe trennte den Rastplatz von der Straße, erst wenn ein Auto um eine weitere Biegung gefahren war, konnte man es von hier aus sehen. In diesem Moment tauchte es auf. Ein weißer Kastenwagen mit irgendeiner Aufschrift an der Seite, die sie aber auf diese Entfernung nicht lesen konnte. Vanessa erkannte, dass der Wagen sehr langsam fuhr. Jetzt wendete der Fahrer mitten auf der Straße und kam wieder zurück. Er verließ Vanessas Sichtfeld, aber sie hörte ihn noch immer. Der Wagen schien am Rastplatz geradezu vorüberzuschleichen, beschleunigte dann. Bremste wieder. Vanessa runzelte die Stirn. Wendete er erneut? Wieso fuhr dieses Auto dort oben ständig auf und ab? Und handelte es sich um dasselbe Fahrzeug, das sie schon vorher einige Male gehört, aber nicht weiter beachtet hatte? Sie hörte es schon wieder näher kommen, langsamer werden. Diesmal jedoch bog es offenbar auf den Parkplatz ein. Vanessa drehte sich wieder um, konnte aber nichts sehen. Sie hörte, dass eine Autotür schlug. Anscheinend hatte das Auto in der Auffahrt geparkt, war nicht bis auf den eigentlichen Rastplatz gefahren. Vielleicht jemand, der nur rasch pinkeln wollte und gesehen hatte, dass eine Frau auf der Picknickbank saß.
Sie versuchte die Unruhe, die sich ihrer bemächtigen wollte, zu ignorieren und schaute über das Tal.
Matthew könnte wirklich langsam zurückkommen, dachte sie.
Sie wünschte, Max würde bellend um die Ecke schießen. Sie hätte den großen Hund jetzt gerne an ihrer Seite gehabt. Gleichzeitig nannte sie sich hysterisch. Nur weil ein Auto ein paarmal hin und her fuhr ... Nur weil sie sich hier mit einem Mal so mutterseelenallein vorkam ...
Obwohl sie keinen Laut vernommen hatte, zwang sie eine plötzliche Nervosität, sich ruckartig umzuwenden. Es war ein unerklärbares Gefühl von Bedrohung gewesen, es hatte ihre Härchen am Körper aufgestellt und ihr trotz der Wärme ein Frösteln über beide Arme gejagt.
Ein Mann stand direkt hinter ihr.
Keine zwei Schritte von ihr entfernt. Er war geräuschlos herangekommen.
Sie sprang auf. Sie war nicht ganz sicher, ob sie dabei auch einen Schrei ausstieß, aber sie hielt es für möglich.
Der Typ war absolut unheimlich.
Es ging ihm anscheinend darum, sein Gesicht zu verbergen, denn trotz des noch sehr warmen Abends trug er eine schwarze Baseballkappe, die er sich tief in die Stirn gezogen hatte, eine völlig undurchsichtige kohlschwarze Sonnenbrille, ein schwarzes Halstuch, das er so hochgeschoben hatte, dass es fast den Mund bedeckte. Vanessa konnte eigentlich nur seine Nase sehen. Sein Körper steckte in einer schwarzen Jogginghose und einem schwarzen Rollkragenpullover. Er hatte Handschuhe an.
Sie schluckte trocken.
»Was ...?«, begann sie.
In der nächsten Sekunde hatte der Mann eine blitzschnelle Bewegung auf sie zugemacht. So unvermittelt, dass Vanessa keine Chance zur Gegenwehr oder gar zum Ausweichen blieb. Etwas Nasses wurde gegen ihr Gesicht gepresst, ein stechender Geruch umfing sie, reizte ihre Bronchien zu heftigem Husten. Der Geruch verursachte ihr Schmerzen und Übelkeit und raubte ihr dann von einem Moment zum nächsten die Sinne. Sie fuchtelte kraftlos mit den Armen wie eine schlaffe Gummipuppe, die an Fäden aufgehängt ist, und dann verlor sie auch schon das Bewusstsein.
Sie stürzte in völlige Finsternis.
In eine endlose Nacht.
2
Er war schweißgebadet. Obwohl er sich längst des dicken Pullovers, der Mütze, des Halstuches und der Handschuhe entledigt und die Sachen irgendwo nach hinten in den Wagen geworfen hatte. Er trug nur noch die Jogginghose, dazu ein weißes Muskelshirt. Seine ausgelatschten Turnschuhe.
Aber er schwitzte so, dass er spürte, wie ihm das Wasser den Rücken hinunterrann.
Er merkte, dass er zu schnell fuhr, und nahm hastig den Fuß vom Gas. Es hätte ihm noch gefehlt, ausgerechnet jetzt einer Polizeistreife aufzufallen. Zwar war er nicht alkoholisiert, aber vielleicht hätte man ihn gefragt, weshalb er an diesem Abend zwischen der Westküste und Swansea unterwegs war. Obwohl dies an sich nicht verdächtig war. Und nicht verboten.
Entspann dich, Ryan, sagte er zu sich selbst. Du hast den Sonntag am Meer verbracht und bist nun auf dem Heimweg. Daran ist nichts Seltsames.
Trotzdem fuhr er langsamer. Und trotz der eigenen beschwichtigenden Gedanken hörte er nicht auf zu schwitzen, und auch sein schneller, harter Herzschlag beruhigte sich nicht.
Seit Tagen versuchte er, seine mahnende, warnende innere Stimme zu überhören, die Stimme, die ihm unaufhörlich zuraunte, dass er sich mit seinem Vorhaben vollkommen übernahm. Dass Entführung und Erpressung nicht nur eine Nummer, sondern mindestens zehn Nummern zu groß für ihn waren. Ryan Lee war bei Gott kein unbeschriebenes Blatt, bestens polizeibekannt und zweifach vorbestraft wegen Einbruch und Körperverletzung. Er hatte zwar immer wieder probiert, seinen Lebensunterhalt durch redliche Arbeit zu verdienen, war aber jedes Mal auf irgendeine Art gescheitert; meist daran, dass es ihm nicht gelang, dauerhaft pünktlich morgens aus dem Bett und an seinen Arbeitsplatz zu kommen. Dann folgte die Kündigung, und er geriet wieder einmal auf die schiefe Bahn. Insofern war ihm ein Leben außerhalb oder höchstens am Rande der Legalität nur zu bekannt.
Aber es gab schiefe Bahnen und schiefe Bahnen.
Es war eine Sache, ein paar Computer aus einem Elektrofachgeschäft zu klauen, ein Auto zu knacken, einer alten Dame die Handtasche zu entwenden oder eine deftige Schlägerei vom Zaun zu brechen.
Eine andere Sache war es, eine Frau zu überfallen, zu betäuben, zu verschleppen und zu verstecken, um von ihrem Ehemann hunderttausend Pfund Lösegeld zu verlangen. Dabei konnte so vieles danebengehen, dass ihm, wenn er sich seinen Ängsten auch nur eine Sekunde lang hingab, ganz schwindelig wurde. Zum Beispiel würde er den Ehemann natürlich als Erstes warnen: Keine Polizei! Aber vieles sprach dafür, dass dieser sich dennoch sofort mit den Bullen in Verbindung setzte. Dann hatte er, Ryan, nicht einen einzelnen Mann gegen sich, der noch dazu geschockt und verstört war, sondern den ganzen Polizeiapparat der Region. Die Geldübergabe würde unter diesen Umständen der gefährlichste Moment sein, denn es war klar, dass sie genau dabei versuchen würden, ihn zu schnappen. Sein einziger Trumpf war die Geisel. Diese würde man nicht gefährden wollen.
Er merkte, dass er inzwischen zu langsam fuhr, auffallend langsam, und steigerte das Tempo wieder. Seine Hände waren so nass, dass sie am Lenkrad abzurutschen drohten. Er musste an die Frau denken. Vanessa hieß sie. Dr. Vanessa Willard. Dozentin an der Universität Swansea. Sie hatte ihm bereitwillig ihren Namen und ihren Beruf genannt, den Namen ihres Mannes, die gemeinsame Wohnadresse in Mumbles, einem Vorort von Swansea. Die Telefonnummer. Alles, was er wissen wollte. Ihr war noch übel gewesen vom Chloroform, das er ihr mithilfe eines Tuches ins Gesicht gepresst und das dafür gesorgt hatte, dass sie eine ganze Stunde fest schlief. Er hatte sie einigermaßen problemlos in sein Auto schleifen und etliche Meilen weit in eine andere Gegend transportieren können, einigermaßen nur deshalb, weil er drei Tage zuvor, am Donnerstagabend, in eine sehr heftige Kneipenschlägerei verwickelt gewesen war, von der ihm noch immer der rechte Arm höllisch wehtat. Trotzdem hatte er die Frau das letzte Stück bis zu der Höhle getragen. Der schwierigste Part war dann gewesen, sie durch den flachen Gang in das Innere des Felsens zu schaffen. Er konnte sich nur geduckt vorwärtsbewegen, und zudem war es inzwischen auch draußen dämmrig geworden, sodass fast kein Schimmer Tageslicht mehr ins Innere drang. Er hatte zwar eine Taschenlampe dabei, aber er hatte keine Hand frei, sie zu halten. Erster Fehler. Ein Stirnband mit Glühbirne zu besorgen, wie es Bergarbeiter verwendeten, hätte unbedingt zu seinen Vorbereitungen gehören müssen.
Er hatte schnell erkannt, dass die Sache mit der Beleuchtung bei Weitem nicht der einzige Fehler gewesen war. Denn schließlich war die Frau aufgewacht, und nachdem sie sich übergeben hatte - was vom Chloroform herrührte -, hatte sie nach ihrem Mann gerufen, und er hatte herausgefunden, dass der Mann vorhin ganz in der Nähe des Rastplatzes gewesen war. Er hatte nur den Hund, einen Schäferhund, ausgeführt, sie hatte ihn jeden Moment zurückerwartet. Ihm war ganz kalt und gleich darauf heiß vor Entsetzen geworden. Nachdem er bei seinem ziellosen Herumfahren die einsame Frau auf dem Rastplatz entdeckt hatte, war er mehrfach die Landstraße auf und ab gefahren und hatte überprüft, dass sich sonst niemand in der Gegend aufhielt. Außerdem hatte er gecheckt, ob sie tatsächlich das geeignete Objekt für seinen Plan darstellte. Der große teure BMW hatte ihn überzeugt, zudem die Art, wie die Frau gekleidet war: lässig zwar in Jeans und T-Shirt, aber es schien sich um jene gekonnte Schlichtheit zu handeln, für die man eine ordentliche Stange Geld hinlegen musste. Er brauchte keine Millionäre, nicht bei hunderttausend Pfund, aber an Sozialhilfeempfänger durfte er auch nicht aus Versehen geraten.
Sie war perfekt, absolut perfekt, hatte er entschieden.
Um dann zu erfahren, dass er fast von einem Mann und einem Schäferhund überrascht worden wäre. Wenn er genau überlegte, hatte es in diesem Moment mit den Schweißausbrüchen angefangen, die bis jetzt nicht aufhören wollten.
Du hättest vorsichtiger sein müssen, sagte er sich ständig, viel aufmerksamer. Viel misstrauischer. Viel sorgfältiger. Vanessa hatte in dem Felsenloch gekauert, immer noch mit ihrem Brechreiz kämpfend und völlig unter Schock stehend, sodass er es gewagt hatte, sie loszulassen und die Taschenlampe einzuschalten. Sein Halstuch hatte er vor Mund und Nase gezogen. Vanessa sah sich um, erkannte, dass sie sich unter der Erde befand, sah die längliche Holzkiste mit dem aufgeklappten Deckel und drehte durch. Auf allen vieren versuchte sie, den Gang nach draußen zu erreichen, während sie mörderisch schrie und wie eine Raubkatze um sich schlug, als er sie an ihrem rechten Bein zu packen bekam. Er wusste, dass sich hier weit und breit kein Mensch aufhielt und daher niemand sie hören konnte, trotzdem machte ihn ihr Gebrüll nervös. Er war sehr stark dank des Muskeltrainings, das er regelmäßig betrieb, daher hatte die Frau, die zudem noch unter den Nachwirkungen der Betäubung litt, keine Chance. Dennoch lieferte sie ihm einen beachtlichen Kampf. Sie wehrte sich wie eine Rasende, kratzte, biss und schlug, und er war nur froh über seine Maskerade, die es verhinderte, dass man später Blutspuren an ihm finden konnte. Mit einem gezielten Faustschlag hätte er sie sofort außer Gefecht setzen können, aber zu diesem Zeitpunkt kannte er ihren Namen und ihre Adresse noch nicht; er brauchte diese Informationen und hätte sie von einer Bewusstlosen nicht bekommen. Auch mochte er ihr nicht wehtun. Sie tat ihm leid, und für sie wie für sich hoffte er, die ganze Geschichte werde schnell und reibungslos über die Bühne gehen.
Es war ihm gelungen, ihre Handgelenke zu umklammern und sie dadurch ruhigzustellen. Im selben Moment fiel sie wie ein Häufchen Elend in sich zusammen. In ihren weit aufgerissenen, flackernden Augen stand namenloses Entsetzen.
»Ich will Geld«, sagte er zu ihr. Seine Stimme klang für ihn selbst dumpf und ungewohnt unter dem dicken Tuch. »Nur das. Wenn deine Angehörigen gezahlt haben, hole ich dich sofort hier raus. Gehört das Auto, mit dem du unterwegs warst, dir?«
Sie konnte nur leise krächzen. »Meinem Mann und mir.«
Es war wirklich ein Glück, dass es diesen Ehemann gab. Ryan hätte sich sonst mit Eltern oder Geschwistern, die womöglich über ganz Großbritannien verstreut lebten, auseinandersetzen müssen. Mit der Existenz eines Ehemanns war zumindest die Zuständigkeit geklärt. Und auf jeden Fall war nicht die schlimmste Variante eingetreten: dass sie nämlich völlig allein war und es niemanden gab, den man erpressen konnte. Diese Möglichkeit hatte Ryan am meisten gefürchtet.
»Wie heißt dein Mann?«, fragte er.
Sie machte zwei vergebliche Anläufe, ehe ihre Stimme ihr erneut gehorchte. Sie hatte so sehr geschrien, dass sie völlig heiser war.
»Matthew«, brachte sie schließlich hervor, »Matthew Willard.«
»Und du bist?«
»Vanessa. Dr. Vanessa Willard. Ich bin Dozentin an der Universität Swansea. Ich verdiene nicht besonders viel Geld.«
»Wo wohnt ihr?«
Sie nannte ihm die Adresse und die Telefonnummer. Er speicherte das alles in seinem Gedächtnis. Aufschreiben erschien ihm zu gefährlich.
»Wir ... sind wirklich keine Millionäre«, sagte sie. »Sie ... müssen mich verwechseln.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich will hunderttausend Pfund. Die wird dein Mann beschaffen können.«
Sie schien verwirrt. Sicher hatte sie mit einer Millionenforderung gerechnet. Aber woher sollte sie auch alle Hintergründe und Umstände kennen?
Der schwierigste Moment kam, als er ihr klarmachte, dass sie sich in die Kiste legen musste und er den Deckel verschließen würde. Diesmal versuchte sie nicht zu fliehen, aber sie begann zu hyperventilieren, und zwar so heftig, dass er im ersten Moment glaubte, sie habe einen Asthmaanfall.
»Bitte«, stieß sie schließlich hervor. »Bitte nicht! Bitte, tun Sie mir das nicht an, bitte! Bitte!«
Er versicherte ihr, dass sie es gut haben würde. »Es gibt genug Luftlöcher. Du hast eine Taschenlampe. Ich habe Zeitschriften dort hineingelegt. Genügend Wasser und Essen. Und vielleicht zahlt dein Mann schon morgen. Dann bist du sofort draußen.«
»Ich bin doch hier in einer Höhle unter der Erde. Warum reicht das nicht? Warum ...?«
Er erklärte ihr, dass er die Höhle mit Steinen verschließen würde, dass sie aber durchaus in der Lage wäre, diese Steine in geduldiger Arbeit beiseitezuschaffen, und dass er das nicht geschehen lassen konnte. »Ich werde jeden Tag nach dir sehen«, versprach er. Das war eine Lüge. Die Strecke war von Swansea aus zu weit, und er würde das Risiko aufzufallen nicht eingehen. Da konnte er ja gleich die Polizei zu dem Versteck führen. Aber für den Moment war es ratsam gewesen, ihr irgendetwas Tröstliches zu erzählen.
Sie hatte geweint, als sie sich in die Kiste legte, und dabei gezittert wie Espenlaub. Er hatte sie schluchzen gehört, als er den Deckel an sechs Stellen mit Schrauben, deren Gewinde er vorgebohrt hatte, verschloss. Zum Glück hatte sie nicht mehr sehen können, dass auch er dabei zitterte. Es hätte sie noch mehr beunruhigt zu erkennen, dass er sich selbst der ganzen Geschichte keineswegs nervlich gewachsen fühlte.
Er erreichte jetzt die ersten Ausläufer von Swansea und schaltete einen Gang zurück. Der Wagen gehörte zu einer Wäschereikette, für die er seit einem halben Jahr arbeitete. Endlich wieder einmal ein Job, aber einer, der anstrengend war und wenig einbrachte. Seine Aufgabe war es, die Wäsche in verschiedenen Hotels und Restaurants in Swansea und der weiteren Umgebung einzusammeln und später gewaschen und gebügelt wieder auszuteilen. Dafür hatte man ihm den weißen Kastenwagen mit der Aufschrift Clean! zur Verfügung gestellt. Das war der einzige Vorteil, den diese Arbeit ihm brachte: ein Auto in seinem Besitz zu haben. Zwar durfte er es eigentlich nicht für private Fahrten nutzen - und die Entführung und Verschleppung einer Frau zählten ganz klar zur privaten Nutzung -, aber bis jetzt hatte es noch niemand kontrolliert, und er füllte immer wieder den Tank nach seinen Spitztouren auf und hoffte, dass er nicht erwischt werden würde.
In Swansea herrschte an diesem Sonntagabend um kurz vor halb zehn wenig Verkehr, und Ryan gelangte ohne Probleme in die Stadt. Wie so oft in seinem Leben hatte er gerade keine eigene Wohnung, lebte mal hier, mal dort, zurzeit bei Debbie, einer Freundin, mit der er einige Jahre lang eine Beziehung gehabt hatte, ehe sie sich wegen seiner permanenten Kollisionen mit dem Gesetz von ihm getrennt hatte. Dennoch standen sie einander nahe, daher hatte sie ihn aufgenommen, als er keine Bleibe fand. Debbie arbeitete im Schichtdienst für ein Gebäudereinigungsunternehmen und war selten zu Hause.
Ryan wusste, dass Debbie auch jetzt nicht daheim sein würde, weil sie an diesem Wochenende für die Arbeit in einem größeren Gebäudekomplex eingeteilt war, der vor allem Kinos und Fast-Food-Läden beherbergte. Er würde schnell duschen und ein Bier trinken, und hoffentlich würde der Alkohol seine Anspannung, seine auf der Lauer liegende Panik auflösen. Sodann würde er eine Telefonzelle aufsuchen und Matthew Willard anrufen. Natürlich musste er damit rechnen, dass Willard bereits die Polizei verständigt hatte, als er Vanessa nicht mehr auf dem Parkplatz angetroffen hatte, aber er vermutete, dass die Beamten nach so kurzer Zeit noch nicht wirklich in die Gänge gekommen waren. Ging man Vermisstenmeldungen bei Erwachsenen nicht erst vierundzwanzig Stunden später nach? Oder sogar achtundvierzig? Oder war das nur ein Gerücht, das sich hartnäckig hielt?
Sein Herzschlag, der gerade dabei gewesen war, sich ein klein wenig zu beruhigen, begann schon wieder in einem wirren und unregelmäßigen Rhythmus zu galoppieren. Er hatte so viele Dinge nicht bedacht, er war absolut dilettantisch an die Umsetzung seines Planes herangegangen. Wenn die Polizei nun doch schon bei Willard daheim war? Wenn eine Fangschaltung installiert worden war?
Er musste unbedingt daran denken, das Gespräch so kurz wie möglich zu halten. Die durften die Telefonzelle, aus der er anrief, keinesfalls identifizieren.
Ihm wurde schwindelig, als ihm aufging, in welchen Wahnsinn er sich gestürzt hatte.
Aber er hatte geglaubt, keine andere Wahl zu haben. Genau genommen hatte er auch keine, nachdem ihm Damon zweimal die Nachricht hatte zukommen lassen, er wolle sofort die zwanzigtausend Pfund zurückhaben, die Ryan ihm schuldete. Danach hatte er ein paar Schlägertypen geschickt, die Ryan noch auf andere Art erinnern sollten - nach diesem Besuch hatte er sich für zehn Tage krankmelden müssen, weil er sich kaum mehr hatte bewegen können. Er kannte Damon: Er würde nicht lockerlassen. Und irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft würde Ryan mit dem Gesicht nach unten im Hafenbecken von Swansea treiben, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Er war realistisch genug zu wissen, dass er Damon nicht entkommen konnte. Er würde ihn aufspüren, überall auf der Welt. Damon war mächtig, skrupellos und gerissen. Er kannte keine Moral, kein Mitleid. Er war unfähig, eine Niederlage hinzunehmen.
Damon war hochgradig gefährlich, und Ryan hatte begriffen: Er musste zwanzigtausend Pfund auftreiben, darin bestand seine einzige Chance.
Genauso gut hätte er eine Million Pfund anstreben können. Der eine wie der andere Betrag war völlig abwegig für ihn.
So war der Plan der Entführung entstanden. Er hatte sich der Höhle im Fox Valley entsonnen, die er als Kind entdeckt, seit fast zwanzig Jahren aber nicht mehr aufgesucht hatte. Als er nun wieder dort hinkam, stellte er fest, dass offenbar tatsächlich niemand außer ihm von ihrer Existenz wusste. Es gab nicht die geringsten Spuren anderer Menschen. Mit zusätzlichen Steinen, die er mühsam heranschleppte, hatte er damals den Eingang absolut perfekt getarnt - natürlich nicht in der Absicht, dort einmal ein Versteck für ein Entführungsopfer einzurichten. Es war eher so gewesen, dass ihm der Gedanke gefiel, einen Ort auf der Welt zu haben, den niemand kannte, der ihm allein gehörte.
Aus alldem war jetzt eine Situation entstanden, die mit seiner einst kindlichen Freude an einem Geheimnis nichts mehr zu tun hatte. Wenn etwas schiefging, saß er für viele Jahre im Knast, so viel stand fest. Ryan hatte es bislang stets geschafft, mit Bewährungsstrafen davonzukommen. Er hatte eine höllische Angst vor dem Gefängnis. Aber ihm war klar, dass seine spezielle Lebensweise ihn irgendwann genau dorthin bringen würde, und daher hatte er auch beschlossen, nicht nur zwanzigtausend Pfund zu erpressen, sondern hunderttausend. Zwanzig, um sich Damon, den Kredithai, mit dem er sich leichtsinnigerweise eingelassen hatte, ein für alle Mal vom Hals zu schaffen. Und achtzig, um damit fortzugehen und sich irgendwo ein neues Leben aufzubauen. Eines, in dem es keine Schlägereien, keine Diebstähle, keine Betrügereien mehr gab. Was genau er machen wollte, wusste er noch nicht. Aber die wahnsinnige Vorstellung, achtzigtausend Pfund sein Eigenzu nennen, verlieh ihm ein überwältigendes Gefühl völliger Unangreifbarkeit. Mit so viel Geld war man sicher. Da stellte man etwas auf die Beine, irgendetwas. Darüber brauchte er sich im Vorfeld nicht den Kopf zu zerbrechen. Im Moment gab es Wichtigeres, worauf er sich konzentrieren musste.
Direkt vor Debbies Wohnung fand man selten einen Parkplatz, daher stellte Ryan das Auto in der Glanmorgan Street ab und machte sich auf den Weg die Paxton Street hinunter. Er mochte die Gegend, in der Debbie wohnte, nicht besonders, manchmal fand er es dort richtig trostlos. Aber es war ohnehin klar, dass er in der Wohnung seiner ehemaligen Lebensgefährtin nicht ewig würde bleiben können. Sosehr er Debbie noch immer mochte.
Er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte, aber da es nicht einen einzigen konkreten Anhaltspunkt für sein ungutes Gefühl gab, sagte er sich, dass er an einer Einbildung litt. Seine Nerven waren ziemlich angespannt, kein Wunder, nach allem, was an diesem Tag geschehen war. Vermutlich würde jeder in seiner Situation die Flöhe husten hören.
Dennoch war es merkwürdig. Dunkel und verlassen lag die Straße vor ihm. In einigen der Häuser ringsum brannte noch Licht. Aber kein Mensch ließ sich blicken, alles war friedlich, wie ausgestorben, absolut ruhig. Zu ruhig für einen so warmen Abend? Er hob den Kopf, als nehme er Witterung auf wie ein Tier auf der Jagd.
Verdammt, Ryan, bleib cool, sagte er zu sich, du hast ein paar teuflisch anstrengende Tage vor dir, und wenn du dabei andauernd durchdrehst, kannst du die ganze Nummer am besten gleich vergessen!
Er zwang sich, näher auf das Haus, in dem Debbie wohnte, zuzugehen.
In all den Jahren, in denen er sich nun schon stets am Rande des Gesetzes - und oft genug sogar jenseits des Gesetzes - bewegte, hatte er ein Gespür für Bullen entwickelt. Er roch es förmlich, wenn sie in der Nähe waren. Ganz selten einmal hatte er sich in diesem Punkt getäuscht. Er sagte sich jedoch, dass es diesmal ganz sicher nicht sein konnte. Er hatte etwas Schlimmes getan, aber es war einfach unmöglich, dass die Polizei ihm auf der Spur war. Selbst wenn Willard seine Frau schon als vermisst gemeldet und ein riesiges Theater veranstaltet hatte, war es unwahrscheinlich, dass man dort bereits von einer Entführung ausging. Würde man nicht eher glauben, Vanessa Willard habe ihren Mann verlassen? Sich vielleicht mit einem Liebhaber auf und davon gemacht?
Er blieb jäh stehen, als ihm eine erschreckende Möglichkeit durch den Kopf schoss: Was, wenn er gesehen worden war? Wenn irgendjemand ihn beobachtet hatte, wie er die bewusstlose Frau in sein Auto schleifte?
Unmöglich, dachte er. Er hatte sich immer wieder umgeblickt, die Straße, die Landschaft zu jeder Sekunde im Visier gehabt. Da war weit und breit niemand gewesen. Andererseits hatte er sich auch eingebildet, im Vorfeld der Entführung alles genauestens abgecheckt zu haben, und ihm war glatt entgangen, dass Matthew Willard und sein Hund in der Nähe herumstreiften.
Trotzdem. Es war ein abwegiger Gedanke, dass sie an ihm dran sein sollten. Es war seine Nervosität, die ihm gerade einen Streich spielte.
Er ging weiter. Er hatte das Auto, das gegenüber dem Haus parkte, in dem sich eine Obdachlosenunterkunft befand, nicht beachtet, obwohl es im Halteverbot stand, aber nun plötzlich befiel ihn genau deshalb eine seltsame Unruhe. Er wandte sich noch einmal um und sah, dass das Auto nicht leer war wie die vielen anderen Wagen, die entlang der Straße auf den regulären Parkplätzen standen. Da saßen zwei Typen drin, und in dieser Sekunde wusste Ryan, dass ihn das Gefühl einer lauernden Gefahr nicht getrogen hatte.
Er drehte auf dem Absatz um und rannte die Straße hinunter. Er konnte eine Autotür knallen hören und dann den Ruf: »Halt! Stehen bleiben! Polizei!«
Er scherte sich nicht darum. Er rannte weiter, vernahm Schritte hinter sich. Sie folgten ihm. Mal sehen, wer sich besser in der Gegend auskannte.
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Der Junge erreichte die Stelle, an der der Fuchs verschwunden war. Vor allem als er noch jünger gewesen war, war er an der Felswand oft hinauf- oder hinabgeklettert und hatte sich vorgestellt, er besteige den Mount Everest. Inzwischen war er zehn, und solche Spiele erschienen ihm kindisch, aber er entsann sich noch gut der abenteuerlichen Gefühle, die der Steilhang in ihm ausgelöst hatte. Allerdings hatte er dabei nie etwas entdeckt, das ihn hätte vermuten lassen, es könnte eine Art Öffnung in der Wand geben.
Sein Herz klopfte schnell, als er zwischen dem hohen Farn, der hier in dicken Büscheln wuchs und noch tropfend nass war vom Regen der vergangenen Nacht, nach einem Eingang suchte. Er war sich ganz sicher, dass der Fuchs genau hier, an dieser Stelle, verschwunden war. Mit dem Fuß stieß der Junge gegen den Felsen. Ein paar Steine bröckelten ab und rollten in den Farn.
Vor ihm lag die Felsspalte. Er hatte sie nie zuvor sehen können, weil der Farn sie verdeckte, aber es handelte sich um eine deutliche Öffnung in der Wand. Groß genug auf jeden Fall für einen Fuchs. Der Junge schnaufte vor Aufregung. Er steckte seinen Arm in den Spalt, fürchtete, sofort wieder gegen eine Begrenzung zu stoßen, aber tatsächlich schien es einen Hohlraum im Felsen zu geben.
Er zog den Arm zurück und trat erneut, diesmal erheblich kräftiger, gegen den Fels. Wieder bröckelten Steine, darunter auch dickere Brocken, zu Boden. Jetzt war die Öffnung schon um einiges größer. Der Junge kniete nieder und schaufelte die Steine beiseite. Er hatte nie zuvor bemerkt, dass die Felsbrocken an dieser Stelle ziemlich locker waren. Hatte jemand sie aufeinandergeschichtet? Er blickte nach oben. Vielleicht hatte es hier vor langer Zeit einmal einen Erdrutsch gegeben, Teile des Felsens waren abgesplittert und hinuntergestürzt. Sie hatten den Eingang in den Berg verschlossen.
Er hatte jetzt genug Steine beiseitegeräumt, um einen Höhleneingang freizulegen, der groß genug für ihn war. Einen Moment lang ruhte er sich schwer atmend aus. Obwohl der Tag kalt und feucht war, war der Junge inzwischen vollkommen verschwitzt. Es war anstrengend gewesen, die zum Teil ziemlich großen und schweren Steine zu bewegen. Hinzu kam die Aufregung. Er zitterte am ganzen Körper.
Dann kroch er in die Öffnung hinein.
Kaum hatte er den Eingang hinter sich gelassen, konnte er sich zu seiner vollen Größe aufrichten. Ein erwachsener Mensch würde hier womöglich nur mit eingezogenem Kopf stehen können, aber für einen Jungen seines Alters gab es sogar noch Platz. Er folgte einem kurzen Gang, der sich bald darauf zu einer Art Höhle verbreiterte. Das Tageslicht reichte hier nur noch schwach hin, der Junge konnte kaum etwas erkennen. Was er undeutlich wahrnahm, waren Wände, teils felsig, teils aus Erde, Wurzeln, die von der niedrigen Decke hingen, dünne Rinnsale von Wasser, die zu Boden tropften und dort zwischen Geröll und Lehm versickerten. Er wagte kaum zu atmen vor Spannung, vor Entzücken. Er hatte eine Höhle entdeckt. Eine Höhle in einem Felsen, zugänglich durch einen Geheimgang, den offenbar niemand vorher je gefunden hatte.
Er drehte sich um und zwängte sich zwischen den engen Wänden hindurch wieder zurück zum Eingang. Von dem Fuchs hatte er keine Spur mehr gesehen, aber vielleicht hatte er ihn in der Dunkelheit auch einfach nicht entdecken können. Er musste jetzt unbedingt sofort nach Hause radeln und eine Taschenlampe holen, dann würde er zurückkommen und die Höhle ganz genau erforschen. Er würde auch ein paar Sachen mitbringen - Buntstifte, Briefmarken, einen Plastikbecher - und sie im Inneren der Höhle deponieren. Das würde sein Test sein. Er würde jeden Tag kommen und die Sachen kontrollieren. Wenn alles unverändert blieb, hatte er irgendwann den Beweis, dass wirklich nur er von der Existenz dieses geheimen Ortes wusste.
Draußen angekommen wäre er am liebsten sofort zu seinem Fahrrad gerannt, aber er beherrschte sich und machte sich zunächst die Mühe, alle Steine wieder aufeinanderzuschichten und den Eingang sorgfältig zu verschließen. Er holte sogar feuchte Erde von weiter her und schmierte sie in die Ritzen, damit niemand sehen konnte, dass hier Geröll nur locker übereinanderlag. So gut er konnte, richtete er den niedergetretenen Farn auf. In Zukunft musste er besser aufpassen, er musste sich vorsichtig und geschmeidig bewegen, damit er nicht einen deutlich sichtbaren Trampelpfad hinterließ, der direkt zum Eingang führte. Die Höhle sollte sein Geheimnis bleiben, niemand sonst durfte sie entdecken. Er würde niemanden einweihen, seine Mutter und seinen Stiefvater schon gar nicht, aber auch nicht seine Freunde in der Schule. Er hatte auch nie jemandem etwas von diesem Platz erzählt, zu dem er so gerne kam, und nun hatte der Ort eine viel größere Bedeutung bekommen.
Mein Tal, dachte er, meine Höhle.
Der Fuchs hatte ihm den Weg gezeigt, und so schoss ihm der Name durch den Kopf, den er diesem Flecken Erde, der nur ihm gehörte, geben wollte:
Fox Valley.
Das Tal des Fuchses.
Das hörte sich geheimnisvoll an, fand er, und irgendwie besonders.
Das Tal des Fuchses.
Zufrieden betrachtete er seine Arbeit. Niemand konnte erkennen, dass es hier eine Öffnung im Felsen gab. Niemand würde sein Versteck jemals finden. Und er würde viel Zeit hier verbringen und den Gang vielleicht noch etwas vergrößern und die Höhle befestigen und sich einen wunderbaren Zufluchtsort für alle Zeiten schaffen.
Er lief zu seinem Fahrrad.
»Ich bin bald wieder da«, flüsterte er.
August 2009
1
Auf der ganzen Fahrt aus dem Norden von Wales hinunter in den Süden hatten sie wieder die lange, entnervende und fruchtlose Diskussion geführt, in die sie sich während der vergangenen Wochen ständig verstrickten. Als sie den Pembrokeshire Coast National Park verließen und Fishguard erreichten, stritten sie sogar richtig. Vielleicht wäre sonst alles ganz anders gekommen. Hätten sie bloß das Thema friedlich zu klären versucht, wäre nur einer von ihnen auf die Idee gekommen zu sagen: »Jetzt lass uns den schönen Tag nicht verderben. Reden wir über etwas anderes. Heute Abend setzen wir uns in Ruhe zusammen, trinken ein Glas Wein und besprechen das alles.«
Aber sie waren aus der Spirale, in der sie sich verfangen hatten, nicht herausgekommen, und alles mündete in eine Tragödie, aber das hatte niemand voraussehen können. Der Streit schwelte seit Langem und ging, wie Vanessa fand, im Grunde um ... gar nichts. Matthew, ihr Mann, arbeitete in einer Firma in Swansea, die Computersoftware entwickelte und über viele Jahre extrem erfolgreich gewesen war. In der jüngsten Zeit hatte sich die Situation verschlechtert, die Konkurrenz war stärker geworden, der Markt härter und schneller, und in der Firma wurden Umstrukturierungsmaßnahmen diskutiert, die im Kern darauf hinausliefen, dass man erwog, jüngere Mitarbeiter an anderen Stellen abzuwerben und gegen die eigenen Leute, die sich als nicht mehr wirklich konkurrenzfähig erwiesen, einzutauschen. Matthew war überzeugt - Vanessa bezeichnete es als fixe Idee -, dass man ihn entlassen würde. Zumindest sah er die Möglichkeit. Und da er ein Angebot aus London bekommen hatte, dort in einer anderen Firma einzusteigen, sah er nicht ein, weshalb er der drohenden Gefahr nicht zuvorkommen, kündigen und nach London gehen sollte.
»Weil du dann zum Beispiel keine Abfindung bekommst«, hatte Vanessa entgegengehalten.
»Okay. Aber was nützt mir die Abfindung, wenn die Stelle in London dann besetzt ist und ich arbeitslos bin?«
»Dann findest du etwas anderes!«
»Und wenn nicht?«
Das Problem war natürlich ein anderes, das Problem war London. Vanessa arbeitete als Dozentin für Literatur an der Universität Swansea. Sie sah nicht ein, dass sie ihre Stelle, ihre Studenten, ihr gesamtes Umfeld aufgeben und ihrem Mann nach London folgen sollte, nur weil dieser einer Kündigung zuvorkommen wollte, die bislang ausschließlich in seiner Phantasie existierte.
»Du verhältst dich wie ein Pascha aus dem vorletzten Jahrhundert«, sagte sie wütend. »Du bestimmst, und ich gehe brav mit dir, wo immer du hinmöchtest. Aber so funktionieren Partnerschaften heutzutage nicht mehr. Ich gehe nicht nach London, Matthew. Und wenn du dich auf den Kopf stellst!«
Er seufzte.
»Nach fünfzehn Jahren Swansea«, sagte er, »wäre da eine Veränderung so schlecht?«
»Nein. Aber nicht ausgerechnet jetzt. Und nicht nur, weil es dir gerade in den Kram passt!«
Max, der große, langhaarige Schäferhund, der auf dem Rücksitz lag, hob den Kopf und winselte. Matthew warf einen Blick in den Rückspiegel. »Ich fürchte, Max muss raus. Bis wir daheim sind, hält er nicht durch.«
Vanessa erwiderte nichts. Sie presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie zu einem weißen Strich wurden. Kurz entschlossen bog Matthew bei der nächsten Gelegenheit von der Hauptstraße ab und folgte der Landstraße, die sie wieder zum Coast Park hinführte. Der Abend brach herein, die Sonne stand schon tief. Ein warmer, klarer, wunderbarer Augustabend. Rotgoldenes Licht lag über den Feldern ringsum. Sie bemerkten einen einsamen Wanderer, der gerade über ein Weidengatter kletterte, aber ansonsten war keine Menschenseele zu sehen. Der Nationalpark, der sich über viele Meilen direkt am Meer entlangzog, sich aber auch tief ins Landesinnere erstreckte, war ein Touristenmagnet. Im Sommer waren hier ständig Menschen unterwegs, zu Fuß, zu Pferd oder auf dem Mountainbike, dies jedoch vor allem in der Gegend direkt an der Küste. Abseits vom Meer hingegen konnte man stundenlang wandern, manchmal ohne einem anderen Menschen zu begegnen.
Sie kamen an einem kleinen Parkplatz vorbei, der ein Stück unterhalb der Straße lag und einen schönen Ausblick über die Landschaft bot. Es gab einen Picknicktisch mit zwei Bänken und einen Abfallkorb aus Metall. Der Abfallkorb war völlig leer, offenbar kamen selten Menschen hierher.
Matthew hielt an. »Komm«, sagte er, »lass uns ein Stück mit Max laufen. Das wird uns guttun.«
Vanessa schüttelte den Kopf. »Geh du allein. Ich brauche ein bisschen Abstand. Ich möchte nachdenken. Ich warte hier.«
»Sicher?«
»Ja. Sicher.«
Sie stiegen aus. Warme Luft schlug ihnen entgegen. Die Klimaanlage im Wagen hatten sie auf zwanzig Grad gestellt, draußen mussten es noch an die vierundzwanzig Grad sein. Es gab keine einzige Wolke am lichtblauen Himmel. Es war einer jener Sommertage, von denen man den ganzen Winter über träumen konnte.
Weißt du noch, dieser herrliche Augustsonntag? Dieser einsame Rastplatz am Ende der Welt ... Nichts als Ruhe und Wärme ...
Nein, so würden sie nicht sprechen, dachte Vanessa. Jenen Sonntag würden sie wohl stets nur mit ihrem Streit in Verbindung bringen. Wie auch immer sich die Dinge am Ende entschieden, sie würden sich an eine lange Fahrt von Holyhead hinunter nach Swansea erinnern und daran, dass sie die meiste Zeit über debattiert hatten. Und dass Matthew schließlich allein eine Runde mit Max gedreht hatte, während sie, Vanessa, am Auto blieb, weil sie so zornig auf ihn war, dass sie nicht mitgehen mochte.
Es gab einen Trampelpfad, der zunächst ein kleines Stück in ein Tal hinunterführte, dann jedoch einen scharfen Bogen nach links um den Hügel herum schlug und von dort an vom Parkplatz aus nicht mehr zu sehen war. Vanessa blickte Matthew und Max nach, wie sie um die Ecke verschwanden; Max, der sich noch ein paar Mal unruhig nach seinem Frauchen umgesehen hatte, schließlich in großen Sprüngen vorneweg, Matthew langsamer hinterher. An Matthews sehr geraden Schultern konnte sie ablesen, wie verärgert auch er noch war. Klar, er fühlte sich unverstanden. Brachte aber selbst keinerlei Verständnis auf. Wahrscheinlich würde er nun ziemlich lange mit dem Hund unterwegs sein. Matthew brauchte immer Bewegung, wenn er Stress hatte, meistens kam er dann aber viel gelöster und ausgeglichener zurück.
Sie schlenderte langsam vom Auto zu dem Picknicktisch hinüber, setzte sich auf die Bank, deren Holz warm war von der Sonne. Das Abendlicht war so sanft, dass es nicht mehr blendete. Sie blickte über das flache Tal, das weit war, wellig und sehr grün. Eine Steinmauer zog sich an seiner Nordseite entlang, dann schloss sich eine kleine Baumgruppe an. Ansonsten gab es nur flache Ginsterbüsche, die jetzt von einem etwas verstaubten Grün waren. Im April, wenn sie blühten, musste die Gegend wie überschwemmt sein von gelben Farbklecksen.
Wie schön es hier war! Vanessa überlegte, dass sie viel öfter hierherkommen sollten. Die einzelnen Gebiete des Nationalparks lagen gar nicht so weit von Swansea entfernt, aber sie konnte es an einer Hand abzählen, wie oft sie und Matthew in den vergangenen fünfzehn Jahren den Weg dorthin gefunden hatten. Und dann hatte es sie immer an die Küste zum Schwimmen gezogen. Vielleicht sollten sie für den Herbst ein Wanderwochenende planen. Auch Max würde sich freuen, er ging so gerne spazieren. Na ja, vielleicht bereiteten sie da auch schon ihren Umzug nach London vor.
London.
Ich will nicht weg von allem, was ich kenne, dachte sie, und ich will auch keine Wochenendbeziehung, Matthew in London und ich in Swansea ... Das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe ...
Gleichzeitig fragte sie sich, ob dieses Festhalten am Vertrauten die richtige Einstellung war für eine siebenunddreißigjährige Frau. Musste man in ihrem Alter nicht noch beweglicher sein? Flexibler? Erlebnishungriger?
Neugieriger?
Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie kaum merkte, wie die Zeit verstrich. Zwei- oder dreimal hörte sie ein Auto oben auf der Landstraße vorbeifahren, sonst blieb alles ruhig. Gerade als sie endlich auf die Uhr schaute und feststellte, dass Matthew und Max nun schon seit fast zwanzig Minuten fort waren, hörte sie erneut ein Auto kommen. Es wurde langsamer, als es die Höhe des Rastplatzes erreicht hatte, beschleunigte dann, bremste jedoch ein Stück weiter schon wieder ab. Vanessa wandte sich um, sah aber nichts. Eine mit Hecken bewachsene kleine Anhöhe trennte den Rastplatz von der Straße, erst wenn ein Auto um eine weitere Biegung gefahren war, konnte man es von hier aus sehen. In diesem Moment tauchte es auf. Ein weißer Kastenwagen mit irgendeiner Aufschrift an der Seite, die sie aber auf diese Entfernung nicht lesen konnte. Vanessa erkannte, dass der Wagen sehr langsam fuhr. Jetzt wendete der Fahrer mitten auf der Straße und kam wieder zurück. Er verließ Vanessas Sichtfeld, aber sie hörte ihn noch immer. Der Wagen schien am Rastplatz geradezu vorüberzuschleichen, beschleunigte dann. Bremste wieder. Vanessa runzelte die Stirn. Wendete er erneut? Wieso fuhr dieses Auto dort oben ständig auf und ab? Und handelte es sich um dasselbe Fahrzeug, das sie schon vorher einige Male gehört, aber nicht weiter beachtet hatte? Sie hörte es schon wieder näher kommen, langsamer werden. Diesmal jedoch bog es offenbar auf den Parkplatz ein. Vanessa drehte sich wieder um, konnte aber nichts sehen. Sie hörte, dass eine Autotür schlug. Anscheinend hatte das Auto in der Auffahrt geparkt, war nicht bis auf den eigentlichen Rastplatz gefahren. Vielleicht jemand, der nur rasch pinkeln wollte und gesehen hatte, dass eine Frau auf der Picknickbank saß.
Sie versuchte die Unruhe, die sich ihrer bemächtigen wollte, zu ignorieren und schaute über das Tal.
Matthew könnte wirklich langsam zurückkommen, dachte sie.
Sie wünschte, Max würde bellend um die Ecke schießen. Sie hätte den großen Hund jetzt gerne an ihrer Seite gehabt. Gleichzeitig nannte sie sich hysterisch. Nur weil ein Auto ein paarmal hin und her fuhr ... Nur weil sie sich hier mit einem Mal so mutterseelenallein vorkam ...
Obwohl sie keinen Laut vernommen hatte, zwang sie eine plötzliche Nervosität, sich ruckartig umzuwenden. Es war ein unerklärbares Gefühl von Bedrohung gewesen, es hatte ihre Härchen am Körper aufgestellt und ihr trotz der Wärme ein Frösteln über beide Arme gejagt.
Ein Mann stand direkt hinter ihr.
Keine zwei Schritte von ihr entfernt. Er war geräuschlos herangekommen.
Sie sprang auf. Sie war nicht ganz sicher, ob sie dabei auch einen Schrei ausstieß, aber sie hielt es für möglich.
Der Typ war absolut unheimlich.
Es ging ihm anscheinend darum, sein Gesicht zu verbergen, denn trotz des noch sehr warmen Abends trug er eine schwarze Baseballkappe, die er sich tief in die Stirn gezogen hatte, eine völlig undurchsichtige kohlschwarze Sonnenbrille, ein schwarzes Halstuch, das er so hochgeschoben hatte, dass es fast den Mund bedeckte. Vanessa konnte eigentlich nur seine Nase sehen. Sein Körper steckte in einer schwarzen Jogginghose und einem schwarzen Rollkragenpullover. Er hatte Handschuhe an.
Sie schluckte trocken.
»Was ...?«, begann sie.
In der nächsten Sekunde hatte der Mann eine blitzschnelle Bewegung auf sie zugemacht. So unvermittelt, dass Vanessa keine Chance zur Gegenwehr oder gar zum Ausweichen blieb. Etwas Nasses wurde gegen ihr Gesicht gepresst, ein stechender Geruch umfing sie, reizte ihre Bronchien zu heftigem Husten. Der Geruch verursachte ihr Schmerzen und Übelkeit und raubte ihr dann von einem Moment zum nächsten die Sinne. Sie fuchtelte kraftlos mit den Armen wie eine schlaffe Gummipuppe, die an Fäden aufgehängt ist, und dann verlor sie auch schon das Bewusstsein.
Sie stürzte in völlige Finsternis.
In eine endlose Nacht.
2
Er war schweißgebadet. Obwohl er sich längst des dicken Pullovers, der Mütze, des Halstuches und der Handschuhe entledigt und die Sachen irgendwo nach hinten in den Wagen geworfen hatte. Er trug nur noch die Jogginghose, dazu ein weißes Muskelshirt. Seine ausgelatschten Turnschuhe.
Aber er schwitzte so, dass er spürte, wie ihm das Wasser den Rücken hinunterrann.
Er merkte, dass er zu schnell fuhr, und nahm hastig den Fuß vom Gas. Es hätte ihm noch gefehlt, ausgerechnet jetzt einer Polizeistreife aufzufallen. Zwar war er nicht alkoholisiert, aber vielleicht hätte man ihn gefragt, weshalb er an diesem Abend zwischen der Westküste und Swansea unterwegs war. Obwohl dies an sich nicht verdächtig war. Und nicht verboten.
Entspann dich, Ryan, sagte er zu sich selbst. Du hast den Sonntag am Meer verbracht und bist nun auf dem Heimweg. Daran ist nichts Seltsames.
Trotzdem fuhr er langsamer. Und trotz der eigenen beschwichtigenden Gedanken hörte er nicht auf zu schwitzen, und auch sein schneller, harter Herzschlag beruhigte sich nicht.
Seit Tagen versuchte er, seine mahnende, warnende innere Stimme zu überhören, die Stimme, die ihm unaufhörlich zuraunte, dass er sich mit seinem Vorhaben vollkommen übernahm. Dass Entführung und Erpressung nicht nur eine Nummer, sondern mindestens zehn Nummern zu groß für ihn waren. Ryan Lee war bei Gott kein unbeschriebenes Blatt, bestens polizeibekannt und zweifach vorbestraft wegen Einbruch und Körperverletzung. Er hatte zwar immer wieder probiert, seinen Lebensunterhalt durch redliche Arbeit zu verdienen, war aber jedes Mal auf irgendeine Art gescheitert; meist daran, dass es ihm nicht gelang, dauerhaft pünktlich morgens aus dem Bett und an seinen Arbeitsplatz zu kommen. Dann folgte die Kündigung, und er geriet wieder einmal auf die schiefe Bahn. Insofern war ihm ein Leben außerhalb oder höchstens am Rande der Legalität nur zu bekannt.
Aber es gab schiefe Bahnen und schiefe Bahnen.
Es war eine Sache, ein paar Computer aus einem Elektrofachgeschäft zu klauen, ein Auto zu knacken, einer alten Dame die Handtasche zu entwenden oder eine deftige Schlägerei vom Zaun zu brechen.
Eine andere Sache war es, eine Frau zu überfallen, zu betäuben, zu verschleppen und zu verstecken, um von ihrem Ehemann hunderttausend Pfund Lösegeld zu verlangen. Dabei konnte so vieles danebengehen, dass ihm, wenn er sich seinen Ängsten auch nur eine Sekunde lang hingab, ganz schwindelig wurde. Zum Beispiel würde er den Ehemann natürlich als Erstes warnen: Keine Polizei! Aber vieles sprach dafür, dass dieser sich dennoch sofort mit den Bullen in Verbindung setzte. Dann hatte er, Ryan, nicht einen einzelnen Mann gegen sich, der noch dazu geschockt und verstört war, sondern den ganzen Polizeiapparat der Region. Die Geldübergabe würde unter diesen Umständen der gefährlichste Moment sein, denn es war klar, dass sie genau dabei versuchen würden, ihn zu schnappen. Sein einziger Trumpf war die Geisel. Diese würde man nicht gefährden wollen.
Er merkte, dass er inzwischen zu langsam fuhr, auffallend langsam, und steigerte das Tempo wieder. Seine Hände waren so nass, dass sie am Lenkrad abzurutschen drohten. Er musste an die Frau denken. Vanessa hieß sie. Dr. Vanessa Willard. Dozentin an der Universität Swansea. Sie hatte ihm bereitwillig ihren Namen und ihren Beruf genannt, den Namen ihres Mannes, die gemeinsame Wohnadresse in Mumbles, einem Vorort von Swansea. Die Telefonnummer. Alles, was er wissen wollte. Ihr war noch übel gewesen vom Chloroform, das er ihr mithilfe eines Tuches ins Gesicht gepresst und das dafür gesorgt hatte, dass sie eine ganze Stunde fest schlief. Er hatte sie einigermaßen problemlos in sein Auto schleifen und etliche Meilen weit in eine andere Gegend transportieren können, einigermaßen nur deshalb, weil er drei Tage zuvor, am Donnerstagabend, in eine sehr heftige Kneipenschlägerei verwickelt gewesen war, von der ihm noch immer der rechte Arm höllisch wehtat. Trotzdem hatte er die Frau das letzte Stück bis zu der Höhle getragen. Der schwierigste Part war dann gewesen, sie durch den flachen Gang in das Innere des Felsens zu schaffen. Er konnte sich nur geduckt vorwärtsbewegen, und zudem war es inzwischen auch draußen dämmrig geworden, sodass fast kein Schimmer Tageslicht mehr ins Innere drang. Er hatte zwar eine Taschenlampe dabei, aber er hatte keine Hand frei, sie zu halten. Erster Fehler. Ein Stirnband mit Glühbirne zu besorgen, wie es Bergarbeiter verwendeten, hätte unbedingt zu seinen Vorbereitungen gehören müssen.
Er hatte schnell erkannt, dass die Sache mit der Beleuchtung bei Weitem nicht der einzige Fehler gewesen war. Denn schließlich war die Frau aufgewacht, und nachdem sie sich übergeben hatte - was vom Chloroform herrührte -, hatte sie nach ihrem Mann gerufen, und er hatte herausgefunden, dass der Mann vorhin ganz in der Nähe des Rastplatzes gewesen war. Er hatte nur den Hund, einen Schäferhund, ausgeführt, sie hatte ihn jeden Moment zurückerwartet. Ihm war ganz kalt und gleich darauf heiß vor Entsetzen geworden. Nachdem er bei seinem ziellosen Herumfahren die einsame Frau auf dem Rastplatz entdeckt hatte, war er mehrfach die Landstraße auf und ab gefahren und hatte überprüft, dass sich sonst niemand in der Gegend aufhielt. Außerdem hatte er gecheckt, ob sie tatsächlich das geeignete Objekt für seinen Plan darstellte. Der große teure BMW hatte ihn überzeugt, zudem die Art, wie die Frau gekleidet war: lässig zwar in Jeans und T-Shirt, aber es schien sich um jene gekonnte Schlichtheit zu handeln, für die man eine ordentliche Stange Geld hinlegen musste. Er brauchte keine Millionäre, nicht bei hunderttausend Pfund, aber an Sozialhilfeempfänger durfte er auch nicht aus Versehen geraten.
Sie war perfekt, absolut perfekt, hatte er entschieden.
Um dann zu erfahren, dass er fast von einem Mann und einem Schäferhund überrascht worden wäre. Wenn er genau überlegte, hatte es in diesem Moment mit den Schweißausbrüchen angefangen, die bis jetzt nicht aufhören wollten.
Du hättest vorsichtiger sein müssen, sagte er sich ständig, viel aufmerksamer. Viel misstrauischer. Viel sorgfältiger. Vanessa hatte in dem Felsenloch gekauert, immer noch mit ihrem Brechreiz kämpfend und völlig unter Schock stehend, sodass er es gewagt hatte, sie loszulassen und die Taschenlampe einzuschalten. Sein Halstuch hatte er vor Mund und Nase gezogen. Vanessa sah sich um, erkannte, dass sie sich unter der Erde befand, sah die längliche Holzkiste mit dem aufgeklappten Deckel und drehte durch. Auf allen vieren versuchte sie, den Gang nach draußen zu erreichen, während sie mörderisch schrie und wie eine Raubkatze um sich schlug, als er sie an ihrem rechten Bein zu packen bekam. Er wusste, dass sich hier weit und breit kein Mensch aufhielt und daher niemand sie hören konnte, trotzdem machte ihn ihr Gebrüll nervös. Er war sehr stark dank des Muskeltrainings, das er regelmäßig betrieb, daher hatte die Frau, die zudem noch unter den Nachwirkungen der Betäubung litt, keine Chance. Dennoch lieferte sie ihm einen beachtlichen Kampf. Sie wehrte sich wie eine Rasende, kratzte, biss und schlug, und er war nur froh über seine Maskerade, die es verhinderte, dass man später Blutspuren an ihm finden konnte. Mit einem gezielten Faustschlag hätte er sie sofort außer Gefecht setzen können, aber zu diesem Zeitpunkt kannte er ihren Namen und ihre Adresse noch nicht; er brauchte diese Informationen und hätte sie von einer Bewusstlosen nicht bekommen. Auch mochte er ihr nicht wehtun. Sie tat ihm leid, und für sie wie für sich hoffte er, die ganze Geschichte werde schnell und reibungslos über die Bühne gehen.
Es war ihm gelungen, ihre Handgelenke zu umklammern und sie dadurch ruhigzustellen. Im selben Moment fiel sie wie ein Häufchen Elend in sich zusammen. In ihren weit aufgerissenen, flackernden Augen stand namenloses Entsetzen.
»Ich will Geld«, sagte er zu ihr. Seine Stimme klang für ihn selbst dumpf und ungewohnt unter dem dicken Tuch. »Nur das. Wenn deine Angehörigen gezahlt haben, hole ich dich sofort hier raus. Gehört das Auto, mit dem du unterwegs warst, dir?«
Sie konnte nur leise krächzen. »Meinem Mann und mir.«
Es war wirklich ein Glück, dass es diesen Ehemann gab. Ryan hätte sich sonst mit Eltern oder Geschwistern, die womöglich über ganz Großbritannien verstreut lebten, auseinandersetzen müssen. Mit der Existenz eines Ehemanns war zumindest die Zuständigkeit geklärt. Und auf jeden Fall war nicht die schlimmste Variante eingetreten: dass sie nämlich völlig allein war und es niemanden gab, den man erpressen konnte. Diese Möglichkeit hatte Ryan am meisten gefürchtet.
»Wie heißt dein Mann?«, fragte er.
Sie machte zwei vergebliche Anläufe, ehe ihre Stimme ihr erneut gehorchte. Sie hatte so sehr geschrien, dass sie völlig heiser war.
»Matthew«, brachte sie schließlich hervor, »Matthew Willard.«
»Und du bist?«
»Vanessa. Dr. Vanessa Willard. Ich bin Dozentin an der Universität Swansea. Ich verdiene nicht besonders viel Geld.«
»Wo wohnt ihr?«
Sie nannte ihm die Adresse und die Telefonnummer. Er speicherte das alles in seinem Gedächtnis. Aufschreiben erschien ihm zu gefährlich.
»Wir ... sind wirklich keine Millionäre«, sagte sie. »Sie ... müssen mich verwechseln.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich will hunderttausend Pfund. Die wird dein Mann beschaffen können.«
Sie schien verwirrt. Sicher hatte sie mit einer Millionenforderung gerechnet. Aber woher sollte sie auch alle Hintergründe und Umstände kennen?
Der schwierigste Moment kam, als er ihr klarmachte, dass sie sich in die Kiste legen musste und er den Deckel verschließen würde. Diesmal versuchte sie nicht zu fliehen, aber sie begann zu hyperventilieren, und zwar so heftig, dass er im ersten Moment glaubte, sie habe einen Asthmaanfall.
»Bitte«, stieß sie schließlich hervor. »Bitte nicht! Bitte, tun Sie mir das nicht an, bitte! Bitte!«
Er versicherte ihr, dass sie es gut haben würde. »Es gibt genug Luftlöcher. Du hast eine Taschenlampe. Ich habe Zeitschriften dort hineingelegt. Genügend Wasser und Essen. Und vielleicht zahlt dein Mann schon morgen. Dann bist du sofort draußen.«
»Ich bin doch hier in einer Höhle unter der Erde. Warum reicht das nicht? Warum ...?«
Er erklärte ihr, dass er die Höhle mit Steinen verschließen würde, dass sie aber durchaus in der Lage wäre, diese Steine in geduldiger Arbeit beiseitezuschaffen, und dass er das nicht geschehen lassen konnte. »Ich werde jeden Tag nach dir sehen«, versprach er. Das war eine Lüge. Die Strecke war von Swansea aus zu weit, und er würde das Risiko aufzufallen nicht eingehen. Da konnte er ja gleich die Polizei zu dem Versteck führen. Aber für den Moment war es ratsam gewesen, ihr irgendetwas Tröstliches zu erzählen.
Sie hatte geweint, als sie sich in die Kiste legte, und dabei gezittert wie Espenlaub. Er hatte sie schluchzen gehört, als er den Deckel an sechs Stellen mit Schrauben, deren Gewinde er vorgebohrt hatte, verschloss. Zum Glück hatte sie nicht mehr sehen können, dass auch er dabei zitterte. Es hätte sie noch mehr beunruhigt zu erkennen, dass er sich selbst der ganzen Geschichte keineswegs nervlich gewachsen fühlte.
Er erreichte jetzt die ersten Ausläufer von Swansea und schaltete einen Gang zurück. Der Wagen gehörte zu einer Wäschereikette, für die er seit einem halben Jahr arbeitete. Endlich wieder einmal ein Job, aber einer, der anstrengend war und wenig einbrachte. Seine Aufgabe war es, die Wäsche in verschiedenen Hotels und Restaurants in Swansea und der weiteren Umgebung einzusammeln und später gewaschen und gebügelt wieder auszuteilen. Dafür hatte man ihm den weißen Kastenwagen mit der Aufschrift Clean! zur Verfügung gestellt. Das war der einzige Vorteil, den diese Arbeit ihm brachte: ein Auto in seinem Besitz zu haben. Zwar durfte er es eigentlich nicht für private Fahrten nutzen - und die Entführung und Verschleppung einer Frau zählten ganz klar zur privaten Nutzung -, aber bis jetzt hatte es noch niemand kontrolliert, und er füllte immer wieder den Tank nach seinen Spitztouren auf und hoffte, dass er nicht erwischt werden würde.
In Swansea herrschte an diesem Sonntagabend um kurz vor halb zehn wenig Verkehr, und Ryan gelangte ohne Probleme in die Stadt. Wie so oft in seinem Leben hatte er gerade keine eigene Wohnung, lebte mal hier, mal dort, zurzeit bei Debbie, einer Freundin, mit der er einige Jahre lang eine Beziehung gehabt hatte, ehe sie sich wegen seiner permanenten Kollisionen mit dem Gesetz von ihm getrennt hatte. Dennoch standen sie einander nahe, daher hatte sie ihn aufgenommen, als er keine Bleibe fand. Debbie arbeitete im Schichtdienst für ein Gebäudereinigungsunternehmen und war selten zu Hause.
Ryan wusste, dass Debbie auch jetzt nicht daheim sein würde, weil sie an diesem Wochenende für die Arbeit in einem größeren Gebäudekomplex eingeteilt war, der vor allem Kinos und Fast-Food-Läden beherbergte. Er würde schnell duschen und ein Bier trinken, und hoffentlich würde der Alkohol seine Anspannung, seine auf der Lauer liegende Panik auflösen. Sodann würde er eine Telefonzelle aufsuchen und Matthew Willard anrufen. Natürlich musste er damit rechnen, dass Willard bereits die Polizei verständigt hatte, als er Vanessa nicht mehr auf dem Parkplatz angetroffen hatte, aber er vermutete, dass die Beamten nach so kurzer Zeit noch nicht wirklich in die Gänge gekommen waren. Ging man Vermisstenmeldungen bei Erwachsenen nicht erst vierundzwanzig Stunden später nach? Oder sogar achtundvierzig? Oder war das nur ein Gerücht, das sich hartnäckig hielt?
Sein Herzschlag, der gerade dabei gewesen war, sich ein klein wenig zu beruhigen, begann schon wieder in einem wirren und unregelmäßigen Rhythmus zu galoppieren. Er hatte so viele Dinge nicht bedacht, er war absolut dilettantisch an die Umsetzung seines Planes herangegangen. Wenn die Polizei nun doch schon bei Willard daheim war? Wenn eine Fangschaltung installiert worden war?
Er musste unbedingt daran denken, das Gespräch so kurz wie möglich zu halten. Die durften die Telefonzelle, aus der er anrief, keinesfalls identifizieren.
Ihm wurde schwindelig, als ihm aufging, in welchen Wahnsinn er sich gestürzt hatte.
Aber er hatte geglaubt, keine andere Wahl zu haben. Genau genommen hatte er auch keine, nachdem ihm Damon zweimal die Nachricht hatte zukommen lassen, er wolle sofort die zwanzigtausend Pfund zurückhaben, die Ryan ihm schuldete. Danach hatte er ein paar Schlägertypen geschickt, die Ryan noch auf andere Art erinnern sollten - nach diesem Besuch hatte er sich für zehn Tage krankmelden müssen, weil er sich kaum mehr hatte bewegen können. Er kannte Damon: Er würde nicht lockerlassen. Und irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft würde Ryan mit dem Gesicht nach unten im Hafenbecken von Swansea treiben, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Er war realistisch genug zu wissen, dass er Damon nicht entkommen konnte. Er würde ihn aufspüren, überall auf der Welt. Damon war mächtig, skrupellos und gerissen. Er kannte keine Moral, kein Mitleid. Er war unfähig, eine Niederlage hinzunehmen.
Damon war hochgradig gefährlich, und Ryan hatte begriffen: Er musste zwanzigtausend Pfund auftreiben, darin bestand seine einzige Chance.
Genauso gut hätte er eine Million Pfund anstreben können. Der eine wie der andere Betrag war völlig abwegig für ihn.
So war der Plan der Entführung entstanden. Er hatte sich der Höhle im Fox Valley entsonnen, die er als Kind entdeckt, seit fast zwanzig Jahren aber nicht mehr aufgesucht hatte. Als er nun wieder dort hinkam, stellte er fest, dass offenbar tatsächlich niemand außer ihm von ihrer Existenz wusste. Es gab nicht die geringsten Spuren anderer Menschen. Mit zusätzlichen Steinen, die er mühsam heranschleppte, hatte er damals den Eingang absolut perfekt getarnt - natürlich nicht in der Absicht, dort einmal ein Versteck für ein Entführungsopfer einzurichten. Es war eher so gewesen, dass ihm der Gedanke gefiel, einen Ort auf der Welt zu haben, den niemand kannte, der ihm allein gehörte.
Aus alldem war jetzt eine Situation entstanden, die mit seiner einst kindlichen Freude an einem Geheimnis nichts mehr zu tun hatte. Wenn etwas schiefging, saß er für viele Jahre im Knast, so viel stand fest. Ryan hatte es bislang stets geschafft, mit Bewährungsstrafen davonzukommen. Er hatte eine höllische Angst vor dem Gefängnis. Aber ihm war klar, dass seine spezielle Lebensweise ihn irgendwann genau dorthin bringen würde, und daher hatte er auch beschlossen, nicht nur zwanzigtausend Pfund zu erpressen, sondern hunderttausend. Zwanzig, um sich Damon, den Kredithai, mit dem er sich leichtsinnigerweise eingelassen hatte, ein für alle Mal vom Hals zu schaffen. Und achtzig, um damit fortzugehen und sich irgendwo ein neues Leben aufzubauen. Eines, in dem es keine Schlägereien, keine Diebstähle, keine Betrügereien mehr gab. Was genau er machen wollte, wusste er noch nicht. Aber die wahnsinnige Vorstellung, achtzigtausend Pfund sein Eigenzu nennen, verlieh ihm ein überwältigendes Gefühl völliger Unangreifbarkeit. Mit so viel Geld war man sicher. Da stellte man etwas auf die Beine, irgendetwas. Darüber brauchte er sich im Vorfeld nicht den Kopf zu zerbrechen. Im Moment gab es Wichtigeres, worauf er sich konzentrieren musste.
Direkt vor Debbies Wohnung fand man selten einen Parkplatz, daher stellte Ryan das Auto in der Glanmorgan Street ab und machte sich auf den Weg die Paxton Street hinunter. Er mochte die Gegend, in der Debbie wohnte, nicht besonders, manchmal fand er es dort richtig trostlos. Aber es war ohnehin klar, dass er in der Wohnung seiner ehemaligen Lebensgefährtin nicht ewig würde bleiben können. Sosehr er Debbie noch immer mochte.
Er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte, aber da es nicht einen einzigen konkreten Anhaltspunkt für sein ungutes Gefühl gab, sagte er sich, dass er an einer Einbildung litt. Seine Nerven waren ziemlich angespannt, kein Wunder, nach allem, was an diesem Tag geschehen war. Vermutlich würde jeder in seiner Situation die Flöhe husten hören.
Dennoch war es merkwürdig. Dunkel und verlassen lag die Straße vor ihm. In einigen der Häuser ringsum brannte noch Licht. Aber kein Mensch ließ sich blicken, alles war friedlich, wie ausgestorben, absolut ruhig. Zu ruhig für einen so warmen Abend? Er hob den Kopf, als nehme er Witterung auf wie ein Tier auf der Jagd.
Verdammt, Ryan, bleib cool, sagte er zu sich, du hast ein paar teuflisch anstrengende Tage vor dir, und wenn du dabei andauernd durchdrehst, kannst du die ganze Nummer am besten gleich vergessen!
Er zwang sich, näher auf das Haus, in dem Debbie wohnte, zuzugehen.
In all den Jahren, in denen er sich nun schon stets am Rande des Gesetzes - und oft genug sogar jenseits des Gesetzes - bewegte, hatte er ein Gespür für Bullen entwickelt. Er roch es förmlich, wenn sie in der Nähe waren. Ganz selten einmal hatte er sich in diesem Punkt getäuscht. Er sagte sich jedoch, dass es diesmal ganz sicher nicht sein konnte. Er hatte etwas Schlimmes getan, aber es war einfach unmöglich, dass die Polizei ihm auf der Spur war. Selbst wenn Willard seine Frau schon als vermisst gemeldet und ein riesiges Theater veranstaltet hatte, war es unwahrscheinlich, dass man dort bereits von einer Entführung ausging. Würde man nicht eher glauben, Vanessa Willard habe ihren Mann verlassen? Sich vielleicht mit einem Liebhaber auf und davon gemacht?
Er blieb jäh stehen, als ihm eine erschreckende Möglichkeit durch den Kopf schoss: Was, wenn er gesehen worden war? Wenn irgendjemand ihn beobachtet hatte, wie er die bewusstlose Frau in sein Auto schleifte?
Unmöglich, dachte er. Er hatte sich immer wieder umgeblickt, die Straße, die Landschaft zu jeder Sekunde im Visier gehabt. Da war weit und breit niemand gewesen. Andererseits hatte er sich auch eingebildet, im Vorfeld der Entführung alles genauestens abgecheckt zu haben, und ihm war glatt entgangen, dass Matthew Willard und sein Hund in der Nähe herumstreiften.
Trotzdem. Es war ein abwegiger Gedanke, dass sie an ihm dran sein sollten. Es war seine Nervosität, die ihm gerade einen Streich spielte.
Er ging weiter. Er hatte das Auto, das gegenüber dem Haus parkte, in dem sich eine Obdachlosenunterkunft befand, nicht beachtet, obwohl es im Halteverbot stand, aber nun plötzlich befiel ihn genau deshalb eine seltsame Unruhe. Er wandte sich noch einmal um und sah, dass das Auto nicht leer war wie die vielen anderen Wagen, die entlang der Straße auf den regulären Parkplätzen standen. Da saßen zwei Typen drin, und in dieser Sekunde wusste Ryan, dass ihn das Gefühl einer lauernden Gefahr nicht getrogen hatte.
Er drehte auf dem Absatz um und rannte die Straße hinunter. Er konnte eine Autotür knallen hören und dann den Ruf: »Halt! Stehen bleiben! Polizei!«
Er scherte sich nicht darum. Er rannte weiter, vernahm Schritte hinter sich. Sie folgten ihm. Mal sehen, wer sich besser in der Gegend auskannte.
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg Copyright der Originalausgabe © 2012 by Blanvalet Verlag, München
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Autoren-Porträt von Charlotte Link
Charlotte Link, geboren 1963, gehört zu den erfolgreichen deutschen Autorinnen der Gegenwart. Veröffentlichung großer Gesellschaftsromane (mit z. T. TV-Verfilmungen) sowie psychologischer Spannungsromane in bester englischer Erzähltradition. Die Autorin, seit vielen Jahren aktive Tierschützerin, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main. 2007 wurde sie für ihr literarisches Werk mit der "Goldenen Feder" ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Charlotte Link
- 2013, 1, 576 Seiten, Masse: 13,5 x 21,5 cm, Hochw. Broschur mit Klappeinb.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3955690024
- ISBN-13: 9783955690021
Rezension zu „Im Tal des Fuchses “
"Charlotte Link hat die fast unheimliche Menschenkenntnis, die psychologische Spannungsautoren auszeichnet. Während die meisten von uns ihre Nachbarn beobachten und nichts als gewöhnliche Menschen sehen, entdecken sie etwas Dunkles und Bedrohliches unter der Oberfläche."The New York Times über Das andere Kind
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